Es ist ja so: zu manchen Serien gibt es vielleicht nicht soviel zu sagen oder zu analysieren wie bei anderen. Oder manchmal ist es eine schöne Übung sich kurz zu fassen. Es heißt also auch heute wieder „challenge accepted“. 😀 Ziel ist es die gesehenen Serienstaffeln in nicht mehr als fünf Sätzen zu besprechen. Schachtelsätze sind dabei verboten. Die Besprechungen sind weitestgehend spoilerfrei. In fünf Sätzen auch ich ja auch gar keine Zeit viel zu spoilern!
„Die Professorin“
Als Ji-Yoon Kim (Sandra Oh) Vorsitzende des Lehrstuhls für Englische Literatur der (fiktiven) amerikanischen Pembroke University wird, zeigt sich erschreckend schnell, dass nur weil eine Stelle neu und divers besetzt wird, sich noch lange nicht das altbackene und rückschrittige System ändert. Ji-Yoon versucht händeringend, sich für Veränderungen an ihrem Lehrstuhl einzusetzen wie der jungen, smarten, schwarzen Juniorprofessorin Yaz (Nana Mensah) die verdiente Festanstellung zu verrschaffen und alle Interessen feinfühlig zu berücksichtigen. Sie sieht sich aber derselben weiß-männlichen und/oder alt-vergeistigten Weltanschauung des elitären Sektors entgegen gestellt, die schon immer „gemacht haben was sie für richtig halten“. Dass Die Professorin so immens viel Spaß macht, liegt an dem scharfzüngigem Humor, dem Zeitgeist und der Aktualität der Serie wie auch dem Umstand, dass sie für alle Charaktere Empathie beweist angefangen bei Professor Elliot Rentz (Bob Balaban), der mal eine Größe auf seinem Fachgebiet war, aber nun von den frischen Ideen seiner Kolleg*innen überholt wird bis hin zu Ji-Yoons Adoptivtochter Juju (Everly Carganilla), die hin- und hergerissen zwischen ihrem kulturellem Hintergrund, ihrer leiblichen Mutter und Ji-Yoon ist. Das Problem der wirklich witzigen Serie ist nur, dass es so unglaublich frustrierend ist, dass sie so realistisch ist, dass sie wie im echten Leben keine Lösung findet.
„The Chair | Official Trailer | Netflix“, via Netflix (Youtube)
„The Promised Neverland Trailer 1“, via Aniplex USA (Youtube)
„The Promised Neverland“ Season 1
Die 2019 in Japan erstausgestrahlte Animserie fand im Sommer 2021 ihren Weg ins deutsche Free-TV, wo ich sie genossen habe und mich freue, dass sie mindestens so spannend ist wie ihre Manga-Vorlage. The Promised Neverland handelt von den Waisenkindern Emma, Norman und Ray, die im Waisenhaus Grace Field House unter der Leitung ihrer „Mama Isabella“ glücklich und umsorgt aufwachsen, bis sie hinter ein schreckliches Geheimnis kommen. Offenbar ist alles nur eine große Show und die Kinder verlassen das Waisenhaus nicht, weil für sie eine Pflegefamilie gefunden wurde, sondern sie werden heimtückisch an menschenfressende Monster ausgeliefert. Da ihre „Mama Isabella“ offenbar mit den Monstern unter einer Decke steckt, müssen Emma, Norman und Ray besonders vorsichtig handeln um auszuloten wie sie und ihre Geschwister aus dem Waisenhaus entkommen können. Durch den flüssigen, dynamischen Zeichenstil ohne billig-Midframes und sonstige Einsparmaßnahmen hat die Serie eine hohe Qualität und das wohl im Vergleich zum Manga beste: sie rafft die Story auch nochmal zeitlich, statt sie zu erzwungen zu dehnen wie der Manga, was auch Twists und Turns weniger unnatürlich wirken lässt. (8/10)
„Staged“ Season 1
Die Pandemie wird sicherlich in Zukunft noch einige mediale Aufarbeitungen nach sich ziehen und hat das bereits in der britischen Serie Staged getan. Die handelt von den Schauspielern David Tennant und Michael Sheen, die in ihren vier Wänden während der Lockdowns versuchen zumindest digital via Webconferencing ein Theaterstück einzustudieren. Dabei stehen ihnen manchmal ihre Egos oder auch mal das Home Office an sich im Weg. Allerdings stets zugunsten der Zuschauer*innen, die zum Einen sehen, dass ihre Stars im Lockdown so wie du und ich sind und zum Anderen dank der Running Gags (Stichwort: Title Sequenz), der kleinen Ränkespiele, des Meta-Humors und der Gastars überzeugen. Staged ist mit seinen 6 Episoden à jeweils ca. 20 Minuten herrlich kurzweilig, meta, kritisch, zeitgeistig und lustig, selbst wenn man es nicht Pflichtprogramm eines David Tennant Fans guckt 😉 . (9/10)
„David Tennant and Michael Sheen on Home Cooking | Staged (2020)“, via DWhoUnreleased (Youtube)
„One Punch Man“ Season 1
One Punch Man ist in vielerlei Hinsicht ein Phänomen, dass vor der Marvelschen Superheldenschwemme das Superhelden-Genre in Animeform persifliert hat als auch eine ganz eigene verblüffende Entstehungsgeschichte als Manga vorzuweisen hat. In der ersten Staffel des Anime lernen wir unseren Helden Saitama kennen, der in steter Arbeitslosigkeit beschließt ein Superheld zu werden und das durch ein konsequentes Trainingsprogramm erreicht(!). Saitama lebt in einer Welt, die von Superhelden bevölkert ist, die aber leider nicht nur alle idealistisch sind, sondern manchmal auch medienverliebte Kotzbrocken, die sich gar nicht so sehr für die Super-Monster und Super-Bösewichte interessieren, die die Erde stetig bedrohen und die Saitama manchmal sehr zur Überraschung seiner Kolleg*innen einen nach dem anderen niedermäht. Man könnte denken, dass es langweilig ist sich die steten Erfolge Saitamas anzuschauen, stattdessen ist es der genau umgekehrte Fall. Einerseits bangt man mit Saitama, ob er auch mal an einen Gegner gerät, dem er nicht das Wasser reichen kann, andererseits ist es einfach zu komisch und satirisch wie Saitama als regelrechter Running Gag stets Ruhm und Ehre versagt bleibt und er manchmal sogar an ganz alltäglichen Dingen scheitert. (9/10)
„ONE PUNCH MAN Trailer German Deutsch (2017)“, via Moviepilot Trailer (Youtube) … immer wieder lustig, wenn man im OmU geschaut hat und mal in die Synchro-Fassung reinschaut.
„Locke & Key“ Season 1
Nach dem Tod ihres Ehemanns zieht Nina Locke (Darby Stanchfield) zusammen mit ihren Kindern Tyler (Connor Jessup), Kinsey (Emilia Jones) und Bode (Jackson Robert Scott) in das Haus, in dem ihr Mann einst aufwuchs. Keyhouse wirkt wie eine Eminenz zwischen den anderen Häusern in der Umgebung: alt, klassisch, legendenumwoben und geheimnisvoll. Tatsächlich entdecken die Kinder bald in dem Haus Schlüssel, die ihnen Türen zu albtraumhaften Welten und Fähigkeiten öffnen und leider auch etwas wecken, das sie lieber schlafen gelassen hätten. Netflix adaptiert mit der Serie den gleichnamigen Comic von Joe Hill (Stephen Kings Sohn) and Zeichner Gabriel Rodríguez, allerdings signifikant familienfreundlicher und leichter bekömmlich. Während die Comics abgründig, düster und gewalttätig sind, schaut sich die Serie wie eine eher leichtgewichtige Fantasy-Familiensaga mit Abenteueraspekten, die nur eine Empfehlung zulässt: kneift es euch, wenn ihr die Comics kennt, ihr werdet die in der Serie nicht wiederfinden; wollt ihr lediglich leicht düstere Fantasy-Kost: nur zu. (5/10)
„Locke & Key | Official Trailer | Netflix“, via Netflix (Youtube)
Das ist ja mal eine (finde ich zumindest) schöne Sammlung mit ganz schönen Bewertungen. Bis auf die letzte. „Locke & Key“ hat mich wirklich sehr stark vor den Kopf gestoßen. Vielleicht aber auch gerade deswegen umso mehr, weil ich die Comics mal gelesen habe. Wie hat die Serie (und alle anderen) auf euch gewirkt, falls ihr sie gesehen habt? Übrigens habe ich zwei der Serien („One Punch Man“ & „Locke & Key“) eigentlich schon 2020 geschaut. Bisher hatte ich einfach keine Lust „Locke & Key“ zu besprechen. Nun läuft aber bereits Staffel 2, das hat die Motivation geweckt. „One Punch Man“ schien mir jeder bereits zu kennen und ich die Einzige zu sein, die so spät dran ist. ^^ Was ich oben wegen meiner mir selbst auferlegten Begrenzung von 5 Sätzen nicht schreiben konnte ist wie faszinierend ich die Entstehungsgeschichte des Manga und Anime finde. Veröffentlicht als ein grafisch bewusst eher rudimentärer und künstlerisch nicht gerade ausgefeilter Webcomic, bekam „One Punch Man“ sowohl ein Manga-Remake mit typischerem Mangalook als auch eine Animeserie, die sehr erfolgreich war. 2020 habe ich den auf den Anime auf Netflix geschaut, heute scheint er auf Crunchyroll und Anime on Demand verfügbar zu sein. „The Promised Neverland“ könnt ihr übrigens seit Kurzem auch bei Netflix schauen.
Immer zwischen dem 5. und 10. eines jeden Monats mache ich einen kleinen Ausflug in die Serienlandschaft. Ob aktuelle Serien, all-time-favorites, irgendeine TOP-5 oder einfach ein paar zerstreute Gedanken: es ist alles dabei :).
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