Es wäre übertrieben zu sagen, dass ich der größte Harry-Potter-Fan bin. (Das ist meine Arbeitskollegin. :3) Aber ich hab das Franchise sehr sehr gern – tatsächlich die Filme mehr als die Bücher. Einer der besten Tage meines Lebens war wohl der Besuch der Warner Bros Harry Potter Studio Tour London. Womit ich allerdings nie so recht warm geworden bin, sind die „Phantastische Tierwesen“-Filme. Trotzdem hat ein jeder weitere Ableger des Franchise dieses unwiderstehliche Versprechen auf „mehr“ aus der Welt, die ich so mag. Also konnte ich ja doch nicht widerstehen. Und dann hat der Film auch noch Mads Mikkelsen! Die Besprechung ist spoilerfrei. Im Blog findet ihr natürlich auch Reviews zu Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind (Teil 1) und Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen (Teil 2).
In seiner Funktion als Magizoologe wohnt Newt Scamander (Eddie Redmayne) in den 30er Jahren der Geburt eines Qilin-Babys bei. Den Tieren wird nachgesagt in die Seelen der Menschen blicken und die Zukunft vorhersagen zu können. Kaum ist das Qilin-Junges aber geboren, treten Grindelwalds Verbündete um Credence (Ezra Miller) auf den Plan und entführen es. Das und die bevorstehende Wahl des oder der neuen Vorsitzenden der Internationalen Vereinigung von Zauberern erweckt den Eindruck, dass Grindelwald (Mads Mikkelsen) etwas plant. Albus Dumbledore (Jude Law) trommelt daher Newt und einige seiner Freunde wie die toughe Professorin Eulalie Hicks (Jessica Williams), den Bäcker Jacob Kowalski (Dan Fogler) und Newts Bruder Theseus (Callum Turner) zusammen, um Grindelwalds Pläne zu vereiteln. Vor Allem, weil er es selbst nicht kann. Bald schon wird klar, dass Grindelwald die Gefahr für die magische und nicht-magische Welt ist, die alle befürchtet haben.
„PHANTASTISCHE TIERWESEN 3: Dumbledores Geheimnisse Trailer 2 German Deutsch (2022)“, via KinoCheck (Youtube)
Die Filme und Bücher der Wizarding World (um mal einen anderen Begriff ohne „Harry Potter“ zu wählen) waren nie nur Sonnenschein und Eiscreme, aber der dritte Teil der Phantastische Tierwesen ist stimmungsmäßig besonders düster. Nicht nur, dass man eine Triggerwarnung für Gewalt gegen Mensch wie Tier aussprechen muss, auch die Symbolik der Verfolgung, von Holocaust und Machtergreifung der Nazis wird in dem Film metaphorisch wiedergespiegelt anhand von Grindelwald, seinen Schergen und Unterstützer:innen. Mal ist es Gewaltandrohung, mal perfides Spiel, mal sind es wie an Queenie Goldstein (Alison Sudol) demonstriert diejenigen, denen falsche Hoffnungen gemacht wurden und die den Absprung verpasst haben und nun um ihr Leben fürchten. Mittendrin in allem ist Mads Mikkelsen als bereits fünfte(?), visuelle Inkarnation Grindelwalds – wenn man auch seine jüngeren und älteren Darsteller außerhalb der „Phantastische Tierwesen“-Reihe mitzählt.
Und Mads Mikkelsen macht das unfassbar gut. So gut, dass ich mir gewünscht hätte, dass er schon bei den vorherigen Filmen mit von der Partie gewesen wäre. Der künstliche Look Johnny Depps in den vorherigen Filmen wirkte zu weit ab vom Rest der Charaktere. Durch nunanciertes Schauspiel aufzufallen ist definitiv die bessere Entscheidung. Wie Mikkelsens Grindelwald auf Muggel herabblickt und seine Abneigung formuliert, jagte einem tatsächlich Gänsehaut ein. Was ebenfalls um Längen besser gelingt als in den Vorgängerfilmen ist wie die Beziehung Grindelwalds und Dumbledores dargestellt wird oder viel mehr: dass sie dargestellt wird. Keine Bange, es bleibt alles wie aus dem Filmuniversum gewohnt ganz prüde. Das Aussparen von Dumbledores Sexualität und ihrer beider Beziehung wirkte wie ein Tanz um ein „heikles Thema“, das längst keines mehr sein sollte. Jetzt lassen sie endlich mal die Katze aus dem Sack und nennen es beim Namen – sie liebten einander. Ohne besonders viel Pathos findet der Film sowohl Formulierungen als auch kurze Momente herzzerreißender Symbolik für die Liebe der beiden wie auch das Entzweien. Vielleicht ist das für andere Fans und Zuschauer:innen anders, aber mir erklärt der Film dadurch auch ganz nebenbei wie schwierig Machtverhältnisse für Albus Dumbledore sind. Er hat den Mist halt schon einmal durch – Macht verändert.
Ein weiterer Aspekt, der für mein Empfinden hier das erste Mal wirklich funktioniert ist, dass und wie die Tiere, der Zeitgeist und die Politik innerhalb der Wizarding World ineinadergreifen. Natürlich mal abgesehen vom Unterricht in Pflege magischer Geschöpfe. 🙂 Bisher war das für mich eher so: Newt und viele coole, magische Geschöpfe stolpern irgendwie in eine böse Sache mit Grindelwald. Jetzt aber überschneiden sich bedingt durch den Qilin (ausgesprochen „Tschilin“, sorry liebe Linguist:innen für diese stümperhafte Lautmalerei) diese beiden Erzählebenen mal wirklich. Sind aber auch Beweis für eins von vielen Problemen des zweiten Franchise im Franchise: warum taucht der wirklich süße Qilin aber erst jetzt auf? Genauso inkonsistent wirken viele Dinge. Klar, über den Wechsel von Johnny Depp zu Mads Mikkelsen reden wir nicht mehr und ich finde das auch richtig so. Es ist viel mehr die Kontinuität und der Fokus der übergreifenden Handlung. Zwar hype ich sehr, dass nun das Grindelwald-Dumbledore-Thema mal angegangen wurde, aber der Rest der Handlung war seidenpapierdünn.
Im Trailer wird prominent davon gesprochen, dass sie Grindelwald austricksen wollen, der durch den Qilin die Möglichkeit hat in die Zukunft zu blicken. Wie sie das genau erreichen wird trotz großer Ankündigung nie so wirklich transparent. Wenn es die Mischung aus „Nicht jeder muss alles wissen“ und ein paar Koffer-Tricks sein soll, erklärt das noch lange nicht, warum Grindelwald das nicht dank seiner Mittel hätte vorhersehen können. Auch was die Charaktere betrifft, erlaubt sich Phantastische Tierwesen 3 große Auslassungen. Credences Geschichte wird zum Großteil ohne ihn zu Ende erzählt (was womöglich mit Ezra Miller selbst zutun hat) und die in den Vorgängerfilmen prominent aufgetretene Tina (Katherine Waterston) ist quasi abwesend. Auch hat der dritte Film es erneut nicht geschafft Newt wirklich zu dem Hauptcharakter zu machen, den es gerne versucht anzupreisen. Wobei ich nicht böse bin, dass diese Rolle gefühlt nun eher Jude Laws Dumbledore einnimmt. Letzten Endes kann ich nur aus dem Film gehen mit der Wertung: solide. Alles was gut war, scheint das aufzuheben, was nicht gut war. (Oder andersrum.) Das Problem ist, dass wir für unser Harry-Potter-Universum was besseres als das wollen.
Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse (OT: Fantastic Beasts: The Secrets of Dumbledore), USA/UK, 2022, David Yates, 143 min, (6/10)
Was ich jetzt nicht zu hart in die Wertung einfließen lassen will ist wie sehr mir beim Ende (das einige Fragen offen lässt) bewusst wurde, dass mal noch ein vierter und sogar fünfter Film im Gespräch war. So richtig glaube ich nicht daran, dass die kommen. Mein Eindruck ist, dass der Ableger des Franchises gerade eher floppt und nicht sehr wohlwollend aufgenommen wird. Wenn sie schlau sind, bringen sie was auch immer sie im Großen und Ganzen erzählen wollen in einem vierten Film zum Abschluss und machen den Sack zu. Oder belassen es sogar hierbei. Auch cool, aber nicht in meine Wertung eingegangen: deutsche Darsteller:innen treten auf, namentlich u.a. Peter Simonischek in einer Nebenrolle und Oliver Masucci als Anton Vogel, Vorsitzender der deutschen Zauberervereinigung. Aber ja, es gibt einiges rund um die Filme zu diskutieren. 🙂 Um so gespannter bin ich auf eure Meinung! Wie hat euch der Film gefallen?
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