Wilde Mischung. Heute gibt es in „angelesen“ eine Reihe, die ich zu Ende gelesen habe, eine die ich angefangen habe und definitiv weiterlesen möchte und eine, die ich angefangen habe und mir unschlüssig bin, ob ich weitermache. Übrigens lag „Chainsaw Man“ monatelang auf meinem Sub bzw. meinem SuC (Stapel ungelesener Comics). Da musste erst der Anime in den Startlöchern stehen, damit ich endlich bemerke „oh da war ja was“. Und was nun? Manga lesen? Anime schauen? Da bin ich wieder bei der alten, leidigen Frage!
„Chainsaw Man“ Bd. 1, Tatsuki Fujimoto, Egmont Manga
Denji hat einen riesigen Berg Schulden von seinem Vater geerbt. Er zahlt sie stückweise der Mafia ab, viel zum Leben bleibt nicht. Das Geld ist seine Gage aus Aufträgen zur Beseitigung von Teufeln, die in verschiedenster Couleur Menschen malträtieren. Denji selber hat keine besonderen Fähigkeiten, aber erlegt sie mithilfe des zutraulichen Teufels Pochita, der ihm wie ein treues Haustier folgt. Pochita selber könnte man am besten als irgendwas zwischen Hund und Kettensäge bezeichnen. Als Denji eines Tages selber zum Ziel von Teufeln wird und fast draufgeht, beschließt Pochita mit ihm eine Symbiose einzugehen. Denji kann von nun an zum Chainsaw Man werden und sprengt die Grenzen zwischen Mensch und Teufel. Damit wird er auch interessant für eine Regierungsbehörde, die Agenten zur Beseitigung von Teufeln in den Außendienst schickt. Denji soll einer davon werden.
Freud, Leid und Gore liegen in dem Manga von Anfang an nah beieinander. Denjis Leben ist entbehrungsreich und gelinde gesagt ziemlich scheiße, weil er immer von irgendwem benutzt wird. Als er von der Behörde instrumentalisiert wird, ist er sich dessen bewusst. Trotzdem ist sein Leben ein Stück weit besser und er geht erstmal mit. Gerät natürlich vom Regen in die Traufe, ständig in neue, seltsame Zwangslagen, aus denen er sich relativ blutig freischnetzeln muss. Der lakonische bis absurde Humor dazwischen heitert den Manga enorm auf. Besonders auffällig ist aber auch die mühelose Geschwindigkeit des Mangas. Was ich oben schildere sind vielleicht gerade mal die ersten zwanzig Seiten. Chainsaw Man ist damit rasant, aber reduziert genug, sodass man nicht überwältigt oder abgehängt wird. Brutal ist der Manga, keine Frage. Alle Charaktere haben Sichtweisen oder eine geheime Agenda, die nicht gefällt, aber bringen genug Potential mit, dass man sehen will, was aus ihnen wird. Oder genug Trauma, dass man mit ihnen trotzdem mitfiebern möchte. Ich hatte ehrlich nicht erwartet, dass ich so am Haken wäre.
„Time Paradox Ghostwriter“ Bd. 2, Tsunehiro Date, Kenji Ichima (Carlsen Manga)
Die Geschichte um den Mangaka Teppei Sasaki, der Shounen Jump Ausgaben aus der Zukunft geschickt bekommt und eine Reihe daraus plagiiert endet bereits mit dem zweiten Band. Großer Aufhänger des ersten war, dass die ursprüngliche Mangazeichnerin der Reihe bei ihm als Assistentin anfängt und natürlich erkennt: hey, das ist doch der Manga, an dem ich schon seit Jahren im Geheimen arbeite. Teppei erfährt außerdem, dass sie in naher Zukunft sterben wird und erhält vom Schicksal quasi den Auftrag sie zu retten. Und will das auch, schon alleine aus dem Schuldgefühl heraus ihre Reihe plagiiert zu haben.
Der Manga fühlt sich weiterhin nach einer Mischung aus Steins;Gate und Bakuman an, aber auch so als ob jemand die ganze Zeit die Fast Forward Taste gedrückt halten würde. Wie auch schon in Band 1 spielt sich die Handlung extrem verknappt ab. Obwohl Sasakis Mangareihe (aus der Zukunft) als „der beste Manga aller Zeiten“ angepriesen wird, wissen wir im Grund nichts darüber. Wenn ich sagen müsste, wem die Reihe gefallen könnte, würde ich sagen: allen denjenigen, denen Bakuman zu gemächlich war und die sich kein bisschen für die Inhalte der Mangareihen dort interessiert haben. So springt der Funke auch dieses Mal bei mir nicht über und ich habe es nur aus Neugier gelesen, um zu sehen, wo die Reise hingeht. Was man dem Manga lassen muss: es werden wieder einige spannende Konzepte aneinandergereiht. Aber die eben auch so schnell abgespult, dass man gar keine Zeit hat mit Teppei oder seiner Freundin mitzuleiden. Die Science-Fiction-Szenen wirken dann doch einerseits beliebig und andererseits doch zu stark bei Steins;Gate abgeschaut. Und es gibt mindestens eine große Logiklücke, die ich nicht so einfach verzeihen kann. Spoilerfreier Hinweis: wie Teppei seinen „Marathon“ unter den Bedingungen überlebt hat, ist mir schleierhaft. Aber es ist bei der Geschwindigkeit eben auch alles so vage, dass es vielleicht nicht mal eine große Rolle spielt hier mit Logik anzukommen. Schade, ich wünschte man hätte dem Manga das doppelte bis dreifache an Zeit gegeben, dann hätte es mir bestimmt besser gefallen.
„BL Forever vs. No More BL“ Bd. 1, Konkichi, Egmont Manga
Einer Sache ist sich der Protagonist dieses Manga 100%ig sicher: er befindet sich in einem Boys Love (BL) Manga. Was danach folgt ist eine sehr gründliche Beweisführung in vielen Kapiteln auf jeweils nur 4 Seiten, die ein um’s andere Mal zeigen, dass es sich hierbei um eine Welt handelt, in der nach und nach Kerle zusammenfinden. Und zwar ausschließlich die. Aber unser Protagonist lehnt sich dagegen auf und hat nicht vor mitzumachen. Guter erster Schritt, dass er die typischen Anzeichen kennt. Beispielsweise, wenn sich ein „guter Freund“ um einen anderen „guten Freund“ kümmert, als dieser erkältet ist und Pflege braucht. Und danach sind sie eben etwas mehr als „gute Freunde“. Zwinker zwinker. Außerdem sind da diese überwiegend gut gebauten und gut aussehenden Typen um ihn herum, während die Mädchen sogar regelrecht verschwommene Gesichter haben und irgendwie immer nur am Rand auftauchen. Hmmm. Muss wohl ein Boys Love Manga sein. ( 😉 ) All dem geht er gekonnt aus dem Weg. Oder kriegt BL ihn doch!?
Naja, letzten Endes liest man den Manga ja eben doch, weil man wissen will, wann BL ihn kriegt. Mit den 128 Seiten ist BL Forever vs. No More BL ein echtes Leichtgewicht. Für den früher mal üblichen Tankobon/Taschenbuch-Preis von 8€ bekommt man hier etwa die Hälfte der Manga-Dicke, die man sonst geboten bekam. Allerdings liest man einigermaßen viel an dem relativ dünnen Band und die Kapiteln sind dickt mit Text bepackt. In 19 Kapiteln + Omake erleben wir die einzelnen Fallstudien, in die unser namenloser Protagonist uns beweist, dass er von BL umgeben ist. Wie er den Situationen entkommt ist manchmal ziemlich kalt und pragmatisch und gerade deswegen mitunter sehr witzig. Anstrengend ist aber die gepresste Darstellung. Auf nur so ca 4-8 Seiten präsentiert sich jedes Kapitel. Und nahezu jedes Kapitel(!) hat ein anderes Paar, das zusammen findet. So verschwimmen bald die Charaktere und sind auch schnell wieder vergessen. Es ist vielleicht nicht so witzig, wäre aber effektiver, wenn man wenigstens einige von ihnen ein paar Seiten länger kennen würde. Mal abgesehen von dem zwischenzeitlichen Deadpan Humor kommt bei mir zumindest nicht so richtig Stimmung auf und ich bin mir eher unschlüssig, ob ich die Reihe weiterlese. Vielleicht kennt ihr die Reihe und könnt mir einen Tipp geben, ob es sich lohnt weiterzulesen? Egal ob für den Humor oder ob BL doch näherrückt!?
In „angelesen“ sammle ich die Eindrücke von Buchreihen, die ich lese. D.h. insbesondere von Manga und Comics, die ich noch nicht abgeschlossen habe und deswegen nur als Teil eines Ganzen betrachten kann. Wer andere Literatur sucht und die Meinung zu abgeschlossenen Reihen, findet die in ausgelesen, einer weiteren Rubrik hier im Blog. 🙂
Schreibe einen Kommentar