Serien-Besprechung: „Star Trek: The Next Generation“ Season 7

Dass wir hier mal ankommen. Ich bin selber etwas überrascht. 🙂 Die sieben Staffeln TNG vergingen wie im Flug verglichen zu drei Staffeln TOS. Und ja, ich habe ein bisschen den Blues mich von der Enterprise nun vorerst verabschieden zu müssen. Wobei mir ja die Filme bleiben. Und irgendwann kommen Picard und die Enterprise ja wieder. Wie war sie dann aber – die siebte und letzte Staffel von TNG? Die Besprechung ist spoilerfrei.

Mit Descent Teil 2 kehrt die Serie aus einer Doppelfolge zurück, die sich über die Staffeln erschreckte. Die Tradition gewordenen Doppelfolgen findet man wie auch schon in der sechsten Staffeln nun aber auch zwischendurch, beispielsweise mit Gambit, Teil 1 und 2 (7×04-05). Ganz so spektakulär wie frühere Doppelfolgen fand ich die nicht. Immerhin kommt nochmal der Borg Hugh zurück, der eine Art Kehrwende markiert. Zum Finale der letzten Staffel zogen die Serienschaffenden aber nochmal alle Register mit All Good Things… Teil 1 und 2 (7×25-26). Aber das hebe ich mir für einige Absätze weiter unten auf. In der letzten Staffel spart die Serie nicht mit Überraschungen und einigen sogar sehr großen Themen.

In gewöhnt guter Dosis widmen sich die Episoden sowohl Cases of the Week als auch der persönlichen Weiterentwicklung der Crew. Zu den bemerkenswerteren Episoden zählen für mich 7×15 Lower Decks, wo Junior Officers kurz vor ihrer Beförderung stehen und sich entweder in Versuche verstricken nochmal den Seniors positiv aufzufallen, als auch vor besonders empfindlichen Aufgaben stehen. Es ist erfrischend, dass mal ein Kapitel nicht aus Sicht der bekannten Officers wie Captain Picard (Patrick Stewart), Deanna Troi (Marina Sirtis), etc. erzählt wird. Zudem gibt es einen Einblick hinter die Kulissen der „actual work“ an Bord der Enterprise wie auch eine spannende und bittere Lehre in Führungthemen. Dafür war die Serie sowieso ein Glanzbeispiel. Verheerend ist hingegen die Episode 7×16 Thine Own Self, in der Data (Brent Spiner) mit Gedächtnisverlust und ein radioaktives Artefakt tragisch enden, aber immerhin schlauer machen.

Die persönlich-gefärbteren Episoden widmen sich u.a. Deannas Familie in 7×07 Dark Page, als Lwaxana Troi (Majel Barrett, übrigens Witwe Gene Roddenberrys) ein Trauma der Vergangenheit einholt. Die Reihe wird direkt fortgesetzt als sich in 7×08 Attached Picard und Dr. Beverly Crusher (Gates McFadden) auf einem fremden Planeten auf der Flucht vor Verfolgern befinden. Zuvor wurde ihnen eine Sonde implantiert, die dafür sorgt, dass sie die Gedanken des jeweils anderen lesen, sich aber auch nicht voneinander entfernen können. Dieser „honest mind talk“ führt zu der von mir lang ersehnten Auseinadersetzung mit ihren Gefühlen füreinander. Das will they won’t they bekommt trotzdem keinen ganz klaren Abschluss. Zumindest ist es da dem echten Leben sehr ähnlich, wo Beziehungen leider auch nicht so einfach sind wie man sich das schönreden kann. Wo ich mir das auch gewünscht hätte, wäre in der Beziehung zwischen Deanna Troi und Riker (Jonathan Frakes). Stattdessen bringt „Worfs Lebensgeschichte im Multiverse“ aka Folge 7×11 Parallels die Möglichkeit ins Spiel, dass sich zwischen ihm (Michael Dorn) und Deanna etwas entwickelt. Was doch so der Blick in das „Was wäre wenn“ verursachen kann. Hier scheint das letzte Wort aber noch nicht gesprochen zu sein. Wo wir gerade bei Riker waren: dessen moralischer Kompass wie auch Verpflichtungen werden in der spannenden Episode 7×12 The Pegasus Thema.


Star Trek: The Next Generation, Season 7 – Gag Reel, CBS Home Entertainment, Youtube

Ganz ohne schräge Episoden ging es aber nicht. In 7×19 Genesis wird die Crew durch ein Malheur plötzlich zu Tieren. Leider war es uns dann doch nicht vergönnt Picard als flauschigen Lemur zu sehen, dabei hatte ich mich darauf schon gefreut. Solche Episoden sind zumindest guter Comic Relief mit einem Hauch Dramaturgie, aber sie gehören nicht zu den witzigen Episoden, die ich schätze. Es eskalierte eben alles recht schnell. Besonders wenig Liebe habe ich für die unheimlich kitschige Quatsch-Episode 7×14 Sub Rosa, in der sich Dr. Crusher nach einer Erbschaft ihrer Großmutter in einer Mischung aus Gothic Horror Tale und erotischem Groschenroman wiederfindet. Episoden wie diese, die weibliche Sehnsüchte verklären sind mir ein Rätsel und passen für mich nur schwer zum ansonsten fortschrittlichen The Next Generation.

In den letzten Staffeln hat TNG gelernt lose episodenübergreifende Konflikte zu erzählen und damit nicht auf die nächste Doppelfolge warten zu müssen. Insbesondere die diplomatische Bemühungen um die Cardassianer beschäftigen die Crew. Wegen jüngster Ereignisse erfordert das einiges an Fingerspitzengefühl und Selbstbeherrschung. Wir erinnern uns an die schreckliche Folter Picards in der sechsten Staffel. Aber auch Ro Laren (Michelle Forbes) kehrt zurück und hat aufgrund ihrer Herkunft und der Geschichte ihres Volkes mit den Cardassianern dazu einen anderen Blickwinkel. Das alles hätte ich mir noch stärker und kontinuierlicher gewünscht. Aber immerhin: man wird Zeuge wie die Serie lernt episodenübergreifende Handlungsbögen zu verfolgen. Wo Brücken geschlagen werden, frage ich mich aber auch warum andere abgebrochen wurden. Wo ist Whoopi Goldberg? Ich hatte mir erhofft mehr über sie zu erfahren und habe mit Bedauern festgestellt, dass sie bis zum Ende der Serie nicht zurückkehrt. Das ist schade, aber das sehr spannende Staffelfinale lenkt davon ab.

Darin findet sich Picard in der Situation wieder ungewollt Zeitsprünge zu absolvieren. Er blickt zuück in die Zeit als er das Kommando der Enterprise übernahm, im nächsten Moment ist er wieder in der Gegenwart und ehe er sich versieht auch in der Zukunft. Einer Zeit, in der er dem Kommando längst den Rücken gekehrt hat. Die Sprünge haben das Potential sowohl über der Serie als auch allen ihren Charakteren einen Bogen zu spannend. Es zeigt die Entwicklung von TNG anhand des Wechsels der Kostüme und Charaktere, es bringt einst geliebte Charaktere zurück, es zeigt die Entwicklung von ihnen allen – es ist ein rundum gelungener Abschluss. Das einzige was die letzte Staffel neben Aufklärung von Whoopi Goldberg bis zum Ende schuldig blieb ist eine bessere Auflösung rund um das Q-Kontinuum, das mehr tut als sie zum überheblichen Richter und Deus ex Machina zu erhöhen.

Das mögen starke Worte über fehlende Dinge sein, aber es gibt eben nun Mal Erwartungen an eine letzte Staffel. Das alles trübt aber nicht die Freude über TNG als großartige und nicht altern wollende Science-Fiction-Serie, die sovieles vorlebt, woran es unserer Zivilisation noch mangelt. Ich liebe TNG sehr für seine weitsichtigen Episoden, für seine Science-Fiction, seine vielschichtigen Charaktere und Gedankenanstöße. Muss es denn enden? Naja, es gibt da draußen ja offenbar noch eine Menge zu entdecken. Engage! (8/10)

Sternchen-8

Nun würde es eigentlich weitergehen mit Deep Space Nine (DS9). Aber daran ist für mich noch nicht zu denken, ich hab noch den Blues und will nix anderes als wissen wie es mit Picard & der Crew weitergeht. Da kommt es mir sehr gelegen, dass es noch ein paar Filme zu schauen gibt. Zwar könnte ich auch in Erwägung ziehen nach den Star-Trek-Filmen mit der Serie „Picard“ weiterzumachen, aber ich hätte das Gefühl zuviel der Geschichte zu überspringen und dann eventuell etwas in der Serie nicht zu verstehen. Was sind eure Tipps dazu? Und wie hat euch TNG insgesamt und die letzte Staffel im speziellen gefallen?

3 Antworten

  1. Ich muss endlich mal einen Rewatch starten, kann mich an vieles nicht mehr sehr detailliert erinnern. Ich weiß aber noch, dass ich die 6. und 7. Staffel klasse fand.
    Ich hoffe, dass du den TNG-Blues schnell ablegen kannst, denn DS9 ist für mich spätestens ab der dritten Staffel wirklich das Beste, was Star Trek zu bieten hat. Da wirst du es dann sehr viel mehr mit den Cardassianern und Bajoranern zu tun bekommen. Und mit den genialsten Trek-Nebencharakteren, die hier viel mehr entwickelt werden, weil sie ja wiederkehrend sind und DS9 stationär ist. Gul Dukat etwa, oder mein Favorit Garak. Zwiespältigere Charaktere gibt es kaum 🙂 Liebe auch den Humor von DS9, z. B. in der Figur „Morn“ (näheres dazu, wenn du soweit bist ;-))

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Den Rewatch würde ich sehr genau verfolgen 😉
      Ja, bisher hab ich den noch nicht überwunden. Irgendwie liegt es schon an der Atmosphäre, wenn ich mir Trailer oder Screencaps von DS9 anschaue, die alle so düster und gedrungen wirken. Ist wahrscheinlich nur was visuelles, das mehr mit Produktionsdesign als dem Inhalt zutun hat. Außerdem habe ich das Gefühl jetzt x neuere Serien schauen zu wollen die ich erstmal habe liegen lassen, damit ich TNG schauen kann.
      Aber ich bin zuversichtlich, dass ich wieder Lust bekomme weiterzuschauen. Es wird dann nur 10 Jahre dauern, bis ich bei „Picard“ ankomme…

  2. Oh das geht ja jetzt Schlag auf Schlag! Der Abschlußzweiteiler ist das perfekte Ende der Serie und wirklich eine Sternstunde von Star Trek! Ich muss zugeben, viel mehr als den habe ich mir auch nicht behalten können.

    Und dem hier: „denn DS9 ist für mich spätestens ab der dritten Staffel wirklich das Beste, was Star Trek zu bieten hat.“ kann ich zu 100% zu stimmen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert