Ist mir doch neulich zu Ohren gekommen, dass noch diesen Monat die vierte und letzte Staffel von Evil rauskommt. 🤯 Das sind große Neuigkeiten, denn „Evil“ ist wohl meine liebste Mysteryserie der vergangenen Jahre. Darüber wie ich die dritte Staffel empfand, musste ich allerdings noch etwas nachdenken. Diese Review enthält potentielle Spoiler für vorhergehende Staffeln. Falls du die erste noch nicht gesehen hast, ist meine Review dazu vielleicht die bessere Wahl.
Die dritte Staffel fällt direkt mit der Tür ins Haus und macht dort weiter, wo wir am Ende der zweiten Staffel an der Klippe hängen gelassen wurden. Dankbarerweise kann David (Mike Colter) so kurz vor seiner Priesterweihe Kristen (Katja Herbers) doch widerstehen. Aber kann er? Zwar lässt er sich zum Priester weihen (und vereitelt damit einige Pläne seiner Widersacher), aber trotzdem wird ihn „eine Kristen“ relativ häufig nachts besuchen. Das Kapitel Versuchung ist somit noch nicht ganz abgeschlossen, aber die dritte Staffel macht große Fortschritte das bis zum Staffelfinale zu erledigen. Währenddessen lässt Kristen ihre Mutter Sheryl (Christine Lahti) wieder in ihr Leben – sehr zu meinem Bedauern. Eine Sorge mehr. Denn so richtig wissen wir immer noch nicht wie und warum Sheryl auf die „dunkle Seite“ übergelaufen ist. Passenderweise geht Kristens Mann Andy (Patrick Brammall) leider doch nochmal auf eine Klettertour (mit einer nachvollziehbaren Begründung) und überlässt damit die Bourchard-Mädchen dem Einfluss Sheryls. Es ist tatsächlich die bedrohlichste Entwicklung der Serie.
Währenddessen geht Kristen weiter auf die Suche nach ihrer verlorenen Eizelle und macht eine schaurige Entdeckung. Es ist ein kräftiges Pingpong zwischen unseren beiden Fronten. Ein Vorteil der „Bösen“ fällt weg, schon gewinnen sie wieder an Einfluss auf dem anderen Ende des Spielbretts. Was zwischen all dem etwas fehlt ist eine übergreifende Storyline für Ben (Aasif Mandvi). Der hat zwar großartige Auftritte und ist weiter die Stimme der Vernunft und des rationalen Denkens, aber für meinen Geschmack hätte seine Vergangenheit oder die seiner Familie deutlich mehr Thema der drei Staffeln sein können.
Was man hier aber schon merkt: die dritte Staffel beendet einige Konflikte, bewegt sich mehr auf die Klärung einiger Umstände zu und wirkt damit kohärenter und stimmiger als die davor. Mit Sheryls Einstieg in eine dubiose Firma demonstriert Evil Season 3 einmal mehr wie mühelos sie relevante und aktuelle Themen aufnimmt. Die Firma offenbart sich als großer, teuflischer Scam, aber eben auch als verblüffend lukrativ. Was sie besonders gut können: Desinformation säen. Uff. Die Fronten von Gut und Böse sind in den Cases of the Week manchmal schwer zu trennen, aber in der übergreifenden Handlung sehr eindeutig verteilt.
Andere zeitgeistige Themen sind die der Zuschreibung von weißen Stereotypen auf Heilige und Erasure von POC in Geschichte und Religion (3×05 „The Angel of Warning“). In 3×06 „The Demon of Algorithms“ wiederum geht es um die abhängig machende Wirkung von Algorithmen gängiger Social Media Plattformen.
Allerdings kehrt die dritte Staffel auch zurück zu guten, wirksamen Pfaden, mit denen sie schon in der ersten Staffel gefällt. Beispielsweise indem sie existenzielle Fragen mit Humor, Gefühl und einer Prise Mystery angeht. In der ersten Episode geht es um nichts geringeres als den Beweis der Existenz der Seele – hört, hört. Und natürlich: Horror und Mystery. Zu den gruseligsten Folgen zählte für mich die um den „Ghost Highway“ (3×04 „Demon of the Road“), während Kristens Suche nach ihrer geraubten, eingefrorenen Eizelle eine Art emotionalen Horror bis gar hin zu Bodyhorror auslöst. Es ist immerhin ein Teil von ihr, der ihr genommen wurde und Willkür ausgesetzt ist. Vielleicht sogar für unlautere Zwecke missbraucht wird? Der Kontrollverlust ist das eine, das Ermessen von Betrug so abartig, so persönlich und nahbar.
Also ist die dritte Staffel gut? Sie ist zumindest weniger disruptiv als die zweite. Gemessen daran, dass wir zumindest die Hauptcharaktere wiedererkennen und die Fronten von Gut und Böse recht eindeutig verteilt sind. Das gibt Sicherheit, wirft weniger Fragen auf. Am Ende der Staffel wird es für mein Empfinden aber dennoch etwas wild. Die Figur der Schwester Andrea (Andrea Martin) erscheint etwas overpowert. Die Antworten, die die Staffel liefert, reichen noch nicht aus, um meine vielen Fragezeichen aus der zweiten Staffel zu beseitigen. Immerhin scheinen die Bande der Familie noch nie so stark gewesen zu sein wie am Ende der dritten Staffel und so wie es aussieht, müssen sie das auch. Denn da kommen wahrscheinlich große Dinge auf sie zu. (8/10)
Übersicht der Reviews: Season 1 | Season 2 | Season 3 | Season 4
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Interessant ist, dass nur ein Episodenname einen Engel in sich trägt – die anderen Dämonen. Zu meiner Lieblingsstoryline zählt wohl die um Andy und seine gestagte Bergtour – irrsinnig spannend. Und v.A. auch wie die Bouchard-Mädchen Leland ein Schnippchen schlagen. Was waren eure Highlights der Staffel? Freut ihr euch auch auf die vierte oder seid ihr eher skeptisch wegen der Absetzung? Immerhin gab es Nachdrehs, damit man die Geschichte zu einem Abschluss bringen kann.
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