Aufgrund der Hitze sind die meisten Leute momentan relativ genervt – auch ich funktioniere bereits ab 25° nicht mehr so besonders gut. ^^“ Dabei haben wir so lange auf den Sommer gewartet! Doch wir haben die Gewissheit: bald neigt sich der Sommer dem Ende entgegen. Bevor es soweit ist, lasse ich es mir nicht nehmen die Jahreszeit nochmal mit ein paar Filmen zu feiern. Diese spielen u.a. im Sommer oder malen Bilder vom Urlaub und rufen nur allzu gut bekanntes Sommergefühl hervor. Das Zirpen der Heuschrecken, die fiebrige schwüle Luft und fast fühlt man sich, als ob man die Wärmewand spüren könnte oder im Urlaub in fremden Gefilden umherstreift. In dem einen oder anderen Film erleben die selbstverständlich ganz andere Abenteuer, als ich so bisher im Urlaub …
Summer Wars
Summer Wars spielt in der nahen Zukunft. Die Menschen leben einen Teil ihres sozialen Lebens online im social network OZ. Dort bewegen sich die User als kunterbunte Avatare durch eine virtuelle Welt. Einer dieser User ist das schüchterne Mathegenie Kenji. Der weiß gar nicht wie ihm geschieht: die bildhübsche Natsuki bittet ihn sie zum 90. Geburtstag ihrer Oma als ihr Freund zu begleiten. Leicht überrumpelt muss er auch noch feststellen, dass die Familie nicht einfach ein Haus hat. Sondern ein Anwesen. Die Familie ist schwer reich, altehrwürdig und einflussreich – und groß! Daher beäugen alle den Teenager besonders kritisch. In der Nacht bekommt er auch noch eine seltsame Mail mit einem mathematischen Code, den er fix löst. Nur um am nächsten Tag festzustellen, dass er damit einem Virus Tür und Tor für die ‚fantastische Welt von Oz‘ geöffnet hat und nun als Sündenbock dasteht. Das Problem: das soziale Netzwerk ist auch mit allen wichtigen Einrichtungen verbunden wie Banken, dem Militär und Behörden. Anfangs als harmlos abgetan, frisst sich der Virus immer weiter in die Untiefen des WWW. Plötzlich werden sogar Menschenleben bedroht. Natsukis Familie und Kenji müssen nun zusammenhaltem und wollen etwas gegen den Virus tun. Sie rufen auf zum: Summer War!
Die Geschichte des japanischen Animationsfilms Summer Wars entführt uns in ein sehr vertraues Setting. Die Menschen sind nicht anders als wir und genauso wie der eine oder andere da draußen sind sie Teil eines großen sozialen Netzwerks, das omnipräsent im Hintergrund existiert. Das sympathischste sind aber die bunten Charaktere, die leicht an den einen oder anderen Familiengeburtstag erinnern. Der streitlustige Onkel, die lauten Kids, die schnatternden Frauen, das Familienoberhaupt (hier die Oma). Und mittendrin der tollpatschige Kenji. Das Gefühl der Vertrautheit versetzt einen zurück und wird erschüttert durch die Ernsthaftigkeit, die die Story plötzlich entwickelt und bei der alle an einem Strang ziehen müssen. Summer Wars ist zwar ein Animationsfilm, aber wirklich einer der auch noch die Großen begeistern kann, man darf sich nicht von der virtuellen Welt von Oz fehlleiten lassen, die ungefähr so bunt ist wie ein Murakami-Bild. Stattdessen erwartet einen mit Summer Wars ein echter Sommer-Feelgood-Movie mit authentischer Animationstechnik.
(10/10)
Der talentierte Mr. Ripley
Tom Ripley (Matt Damon) lebt kein einfaches Leben und ist alles andere als reich. Schließlich bekommt er den Auftrag nach Italien zu reisen und den betuchten Lebemann Dickie (Jude Law) dazu zu bewegen nach Hause zu reisen. Dickie und seine Freundin Marge (Gwyneth Paltrow) gehen schon bald wie mit einem Freund mit ihm um, sie feiern gemeinsam und Tom sagt seinem alten Leben schon gedanklich lebewohl. Er fühlt sich von dem sorgenlosen und ungezwungenen Leben angezogen, Dickie wird für ihn zu einer Symbolfigur. Er eifert ihm nach und vergisst schon bald die Grenzen, als er beginnt ihn komplett einzunehmen und in seiner Abwesenheit nachzuspielen oder seine Sachen anzuziehen. Es wird zu einer Obzession und als Dickie ihm zu entgleiten scheint, trifft Tom eine folgenschwere Entscheidung, die in einer Hetzjagd gipfeln wird.
Der talentierte Mr. Ripley ist die bereits zweite aber aktuellere Verfilmung des gleichnamigen Romans von Patricia Highsmith. Die Verfilmung weicht zwar hier und da von der Vorlage ab, illustriert aber grandios wie Tom Ripley sich nach und nach auflöst und zu Dickie Greenleaf wird. Spannender als mancher Action-Blockbuster spielt der Film zudem vor atemberaubender italienischer Kulisse und man kann sich kaum entscheiden, ob der talentierte Mr. Ripley eine tragische Figur oder ein wahrer Teufel ist. Hier und da finde ich die Geschehnisse aus dem Buch packender, manchmal die offenen Fragen des Films interessanter – sehenswert ist der Film allemal. Und trotz der Ereignisse macht der Film irgendwie tatsächlich Lust auf Urlaub.
(9/10)
Das Fenster zum Sommer
Manchmal scheint es so, als ob nie alles Gute beisammen wäre. Juliane (Nina Hoss) ist im Urlaub in Finnland mit August (Mark Waschke) und mit jedem Atemzug spürt sie, dass sie endlich den Mann ihres Lebens gefunden hat. Bei all der fiebrigen Leidenschaft muss sie aber immer an ihre Freundin Emily (Fritzi Haberlandt) zurückdenken, die bei einem Unfall ums Leben kam, als sie gerade auf dem Weg zu Juliana war. Könnte nicht alles perfekt sein? Warum kann man nicht die Zeit einfach zurück drehen? Als Juliane das nächste Mal die Augen aufschlägt, ist es Winter. Der vergangene Winter, in dem sie noch mit ihrem Ex zusammen war, August noch nicht einmal kannte aber Emily noch lebte. Doch Juliane muss sich fragen, ob sie gleichzeitig ihre Freundin retten kann und mit August zusammen finden kann? Wenn sie die Zukunft ändert, was riskiert sie eventuell? Im Hinterkopf schaut sie stets zurück durch ein Fenster zum Sommer, den sie eventuell aufgeben muss.
Zeitreise war wahrscheinlich noch nie so romantisch und melancholisch. Julianes allgegenwärtiges sehnsuchtsvolles Bild vom Sommer ist stets zum Greifen nah und doch erscheint ihr alles zu entgleiten, desto mehr sie versucht gleichzeitig August für sich zu gewinnen und Emily zu retten. Das moralische Dilemma vor der unerhörten Begebenheit des Zeitsprungs ist sehr spannend und man leidet mir Juliane mit, die auch ihr Liebesglück nicht aufgeben will. Dennoch wirkt die Figur der Juliane auf mich nicht immer sympathisch und Emily überzeichnet und übermäßig überdreht, was zumindest mich ab und zu regelrecht aus der Handlung rauswirft – ansonsten ist Das Fenster zum Sommer ein deutscher Film, auf den man schon ein wenig Stolz sein darf.
(6/10)
Midnight in Paris
Gil (Owen Wilson) ist im tiefsten Herzen ein Romantiker und Träumer. Als Drehbuchautor verdient er gutes Geld in der Filmbranche, sein Herz schlägt aber für einen Roman. Seiner Verlobten Inez und ihren Eltern gefällt das nur mäßig – der sichere Verdienst des Erfolgsdrehbuchautors wäre ihnen lieber. Während einer Parisreise kollidieren die Meinungen nicht nur einmal. Während Inez konsumiert und mit Blendern kokettiert, schwelgt Gil in der Pariser Atmosphäre und sehnt sich zurück nach den goldenen Zwanzigern. Als er sich von der Gruppe absetzt und alleine durch die Straßen von Paris bei Mitternacht promeniert, hält plötzlich ein altmodischer Wagen und die Fahrer laden ihn ein mitzukommen. Sie kommen bei einer Party an, auf der alle wie in den 20ern gekleidet sind. Als Gil F. Scott Fitzgerald (Tom Hiddleston) vorgestellt wird und Ernest Hemmingway (Corey Stoll) trifft, dämmert ihm an der Ernsthaftigkeit und Authentizität, dass es nicht nur ein Scherz ist. Er ist wirklich in den Zwanzigern und verliebt sich dort. Was es nicht einfacher macht, jeden Früh wieder in das Hier und Jetzt und zu seiner Verlobten zurückzukehren, die ihn so wenig zu verstehen scheint.
Woody Allens Film ist eine wunderbare Liebeserklärung an die Stadt Paris, die faszinierenden Personen aus Literatur und Kunst der Zwanziger Jahre und die fantastischen Träumer, die voller Melancholie in vergangenen Zeiten schwelgen. Besonders fantastisch ist es die vielen bekannten Künstler zu entdecken, die hier einen Gastauftritt haben wie Pablo Picasso oder auch Salvador Dalí und wiederum durch den einen oder anderen bekannten Schauspieler portraitiert werden. Gils Dilemma ist ein ganz besonderes und der Film kreiert eine wunderbare melancholische Atmosphäre, die sich nach Spaziergängen im Regen und warmer schwüler Sommerluft anfühlt. Für Woody Allen Filme muss man aber geschaffen sein – die eine oder andere lange ereignislose Passage muss man abkönnen.
(7/10)
Das Mädchen, das durch die Zeit sprang
Makoto ist 17 Jahre alt, burschikos, laut und immer spät dran. Ihr Schulalltag besteht aus nervigen Tests, nervigen Verpflichtungen und ihren beiden besten Freunden Chiaki und Kōsuke, mit denen sie viel rumblödelt oder auch manchmal Baseball spielt. Der Springinsfeld lebt in den Tag hinein ohne an den Morgen zu denken. Zumindest bis sie einen tödlichen Unfall erleidet. Ihre Fahrradbremsen versagen an einem Bahnübergang und sie rast auf die Gleise, als der Zug kommt. Plötzlich scheint die Zeit stehen zu bleiben, sie hat seltsame Visionen und als sie die Augen aufschlägt, ist der Unfall ungeschehen und sie findet sich in der Vergangenheit wieder, kurz bevor der Unfall passiert wäre. Sie weiß nicht wie aber sie hat wohl die Fähigkeit durch die Zeit zu reisen und nutzt das sehr gekonnt aus. Keine schlechten Noten mehr bei Tests, die Karaoke-Partys mit ihren Freunden müssen jetzt kein Ende mehr nehmen bis sie heiser ist und ihr Lieblingsessen greift sie mehrmals hintereinander ab, wenn sie Lust dazu hat. Als sie aber ihre Fähigkeit benutzt, um Dinge zu ändern und Schicksale zu lenken, scheint sie alles nur noch schlimmer zu machen. Insbesondere, dass sie so arglos in den Tag hineinlebt wird zu einer unangenehmen Wahrheit. Nicht ergriffene Chancen bleiben eben solche mit jedem weiteren Sprung durch die Zeit. Sie drückt sich vor Entscheidungen und der japanische Animationsfilm wird zu einem bittersüßen Erlebnis, wenn Makoto vor die Erkenntnis gestellt wird, dass die Zeit auf niemanden wartet. Mich hat der Film das eine oder andere Mal an Schulzeit und Studium erinnert. An die goldenen Stunden die man mit Freunden rumklönt, sich nicht fragt was Morgen sein wird, alles noch offen ist und nur Hitze, Grillenzirpen und Hausaufgaben einen von den nächsten Ferien trennen. Auch die bittere Erkenntnis der verpassten Chancen und Flucht vor der Ernsthaftigkeit des Seins bekommen in einer krassen Wendung eine Plattform, als offenbart wird woher Makotos Fähigkeit kommt. Diese Auflösung und die eine oder andere Begebenheit machen nicht immer Sinn und stoßen vielleicht den einen oder anderen Zuschauer vor den Kopf. Ansonsten würde der Anime von mir fast eine 10 bekommen, weil er mich so schön melancholisch zurückläßt.
(8/10)
Stand By Me – Das Geheimnis eines Sommers
Gordon Lachance ist Schriftsteller und denkt zurück an das Geheimnis eines Sommers zu einer Zeit als er noch „Gordie“ (Wil Wheaton) genannt wurde. Als er zwölf war, erfuhren er und seine Freunde von der Leiche eines Jungen im Wald und machten sich auf ihn zu entdecken und als Helden gefeiert zu werden. Neben den Abenteuern die sie auf der Suche erleben, stehen sie sich auch bei, während ihre Ängste und Traumata sie einholen. Gordie hat damit zu kämpfen, dass sein großer Bruder gestorben ist und seine Eltern ihn vernachlässigen. Chris Chambers (River Phoenix) Eltern sind genauso wenig gut zu ihm wie der Rest der Welt. Teddy Duchamp (Corey Feldman) wird gehänselt, weil sein Vater als Irrer beschimpft wird, während er ihn als Kriegsheld betrachtet und Vern (Jerry O’Connell) leidet unter seinem Gewicht und der wenigen Courage die er aufbringen kann. Was die Jungs nicht ahnen: sie sind nicht die einzigen die den toten Jungen suchen.
Stand By Me basiert auf der Kurzgeschichte Die Leiche von Stephen King. Während ich die Geschichte als wesentlich düsterer und noch gesellschaftskritischer in Erinnerung habe ist Stand By Me vor Allem eine Ode an die Freundschaft, die uns lehrt wie verletzlich Kinderherzen sind und dass sie später zu Erwachsenen werden, die diese Brüche noch in sich tragen könnten. Der Zusammenhalt trotz aller Widrigkeiten und das gegenseitige Verständnis sowie die Aktionen, die man als Kind abenteuerlustig und gedankenlos gerissen hat, erinnern uns evtl. an den einen oder anderen grandiosen Sommer. Sehr lustig sind außerdem die Kinderstars anzuschauen: beispielsweise der Supernerd Whil Wheaton oder auch Jerry O’Connell, der heute rank und schlank aus mehr als nur einer TV-Serie bekannt ist. Tragischer hingegen ist die Figur des früh verstorbenen River Phoenix (Bruder von Joaquin Phoenix). Ein wenig Punktabzug gibt es von mir für die episodenhafte Handlung die stets auf dem selben Spannungslevel dümpelt.
(6/10)
Life of Pi
Der Film erzählt rückblickend die Geschichte des Jungen Piscine Patel (Suraj Sharma), genannt Pi, und beginnt damit wie er aufgewachsen ist, wie er zu seinem außergewöhnlichen Namen und Spitznamen kam und auch was Glaube in seinem Leben bedeutet. Als Pis Vater beschließt mitsamt des Zoos auszuwandern, bricht für ihn eine Welt zusammen, da er seine erste Liebe zurück lassen muss, nicht zu reden von dem Kraftakt mit so vielen Zootieren umzuziehen. Pi hat keine Ahnung was für Schicksalsschläge noch auf ihn zukommen. Das Schiff mit dem sie reisen gerät in einen verheerenden Sturm und geht unter – Pi hat die furchtbare Gewissheit, dass seine Familie stirbt und die Tiere im Wasser verloren sind. Er gelangt zwar in ein Rettungsboot aber neben dem Verlust wird seine Situation nur noch schlimmer, als er bemekt, dass sich unter der Plane des Rettungsbootes auch noch der Tiger Richard Parker versteckt hat. Er ist mit der gefährlichen Raubkatze dort gefangen und kämpft um Leben und Tod, während der Tiger-Dompteur sein muss und schon bald am Ende seiner Kräfte ist.
Life Of Pi ist bunt und bildgewaltig und überraschend. Die Odyssee des Jungen ist alles zugleich: traurig, spannend, komisch, tragisch und bringt einen zum Lachen. Ang Lees Film basiert auf einem Buch von Yann Martel und schafft was nur wenige Filme schaffen: er liefert ein Komplettpaket, das uns mitreißt und berührt und vielleicht sogar den Glauben wiederfinden läßt, wenn er denn verloren gegangen war. Die Visualisierung lädt zum Träumen ein – noch mehr, wenn man sich ins Bewusstsein ruft, dass Richard Parker am Computer entstanden ist. Ebenfalls sehr tragisch ist, dass die VFX (visual effects) artists die den Film ermöglichten und einen von vier Oscars bescherten nie bezahlt wurden. Umso sprachloser muss ich feststellen, dass dieser Film ein Meisterwerk ist.
(10/10)
Erst beim Schreiben fiel mir auf, dass jeder der hier vorgestellten Filme irgendwie eine Zeitreise ist. Entweder kommen Zeitreisen tatsächlich vor oder wir erleben einen Rückblick in eine andere Zeit oder gar ein anderes Land. Nun – das war nicht beabsichtigt. Bringt mich aber zur der Erkenntnis, dass wir trotz der Hitzewellen und Sommergewitter jeden Moment sehr bewusst leben sollten. Vielleicht ist dieser Sommer einer an den wir noch lange zurück blicken werden.
„7ème art“ (Sprich: septième art) heißt „siebte Kunst“. Gemäß der Klassifikation der Künste handelt es sich hierbei um das Kino. In dieser Kategorie meines Blogs widme ich mich also Filmen – evtl. dehne ich den Begriff dabei etwas. Regulär stelle ich zwischen dem 1. und 5. jeden Monats jeweils 7 Filme in kurzen Reviews vor.
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