7ème art: Ferien im Film

Es ist Sommer! Nicht, dass wir das nicht schon mitbekommen hätten bei der Hitze im einen Teil Deutschlands und Unwettern in anderen Teilen Deutschlands. Aber ich feiere hier in den Werkschauen auch gerne mal die Jahreszeiten oder irgendwelche Ereignisse. Da ich für ein EM-Special eindeutig nicht genug Fußball-Filme kenne (und im Moment auch nicht kennenlernen möchte), zieht mich die Sommer- und Ferienzeit irgendwie an. Ein Sommer-Special gab es hier schon Mal, also schwelgen wir diesmal in Erinnerungen an Ferien. Packt die Badehose ein, heute ist der gemeinsame Nenner der sieben Filme, dass sie in den Ferien bzw. im Urlaub spielen. Ja gut … nicht alle spielen im Sommer. Aber seht selbst. 🙂

Die Ferien des Monsieur Hulot

Monsieur Hulot ist Jacques Tatis Paraderolle und Alter Ego so wie es der Tramp für Charlie Chaplin war. Tati hat seinen Monsieur Hulot in mehreren Filmen an den Hürden des Alltags scheitern lassen, u.A. auch im Film Trafic. Die Ferien des Monsieur Hulot sind aber der erste Spielfilm-Auftritt des kauzigen Hulot, den Jacques Tati sowohl spielte, als auch Regie führte. Monsieur Hulot fährt darin in einen französischen Badeort, in ein nettes Hotel am Strand, macht Urlaub und tappt von der ersten bis zur letzten Sekunde von einem Fettnäpfchen ins nächste. Egal ob die Schwingtüren des Restaurants, die Feuerwerksraketen, Pferde oder sein Auto – Hulot hat’s nicht leicht.

Tatis Humor ist ein visueller: der Film ist quasi ein Stummfilm. Es wird wenig geredet und wenn, dann in den verschiedenen Sprachen der Urlauber. Hulot selber sagt nur ein einziges Wort – seinen Namen. 🙂 Und der Film funktioniert bestens auf diese Weise. Der Slapstick, den Tati an den Tag legt ist seicht, leicht verständlich und irgendwie universal. Dadurch, dass der Film als Stummfilm angelegt ist. Hier und da erkennt man eine leichte unterschwellige Gesellschaftskritik, die meiste Zeit ist der Film aber einfach kurzweilig und witzig. Hulots Kampf gegen die Windmühlen des Alltags ist nicht immer so pointiert und fegt uns heute nicht mehr vor Lachen von der Couch, ist aber für Freunde des Slapsticks ein Gewinn und lädt zum schmunzeln ein. Zählt mal mit wie oft er das Hotel nachts aufweckt und überall die Lichter wegen seiner Eskapaden angehen. Hulot ist ein wunderbar menschliches Wesen und der Film kommt scheinbar ohne das Böse in der Welt aus – eine schöne Abwechslung. Tatsächlich ist der Badeort an dem gedreht wurde Saint-Marc-sur-Mer in Saint-Nazaire, das heute La Plage de Monsieur Hulot heißt (in etwa: der Strand von Herrn Hulot). Dort findet man eine Statue Monsieur Hulots, der an einer Promenade steht und auf den Strand schaut. Das Hotel in dem gedreht wurde, gibt es immer noch.

Die Ferien des Monsieur Hulot (OT: Les Vacances de Monsieur Hulot), Frankreich, 1953, Jacques Tati, 110 min, (7/10)

Sternchen-7

Tod auf dem Nil

Hercule Poirot (Peter Ustinov) kennt keine Ferien. Während eines Spaziergangs beobachtet er wie zwei andere Reisende seiner Nildampferfahrt an einer Tempelanlage nur knapp einem Steinschlag entgehen. Das hätte tödlich enden können und Poirot glaubt nicht an einen Zufall. Die wohlhabende Linnet Ridgeway (Lois Chiles) war gerade mit ihrem frisch angetrauten Mann Simon (Simon MacCorkindale) unterwegs, die Ägyptenreise sind ihre Flitterwochen. Der Fall scheint klar zu sein, denn Jacqueline De Bellefort (Mia Farrow) war Simons Ex-Verlobte und ist ebenfalls an Bord des Dampfers. Aber Poirot erfährt nach und nach, dass noch mehr Leute ein Problem mit der frisch vermählten Mrs. Doyle haben. Die illustre Runde zieht mehr und mehr Zweifel auf sich bis es passiert: Linnet wurde umgebracht. Aber wer ist der Täter?

Tod auf dem Nil ist ein klassisches Whodunit-Movie aus der Feder der einzig wahren Agatha Christie. Die Verfilmung aus dem Jahr 1978 lässt keine Wünsche offen was das Kriminalfilm-Feeling betrifft. Poirot ist so charmant wie eh und je, die Charaktere sind mitunter schön schrullig (Angela Lansbury als Salome Otterbourne – eine sehr ‚lebenslustige‘, abgehalfterte Schritstellerin – ich sage nur murder she wrote!), die Kostüme versetzen uns aufs angenehmste einige Jahrzehnte zurück und gedreht wurde an Originalschauplätzen. Was will man mehr? Das Problem mit den Kriminalfilmen die auf bekannten Detektivgeschichten beruhen ist, dass sie für heutige Sehgewohnheiten etwas zu vorhersehbar sein können. So auch bei Tod auf dem Nil. Für einen kurzweiligen Fernsehabend und v.A. für Fans von Krimis in historischem Kontext aber trotzdem ein schönes Filmerlebnis.

Tod auf dem Nil (OT: Death on the Nile), UK, 1978, John Guillermin, 134 min, (7/10)

Sternchen-7

Dirty Dancing

„Ich habe Melonen getragen“. Manche Filmzitate gehen in die Geschichte ein. 🙂 Oder besser: „Mein Baby gehört zu mir“. Gibt es irgendjemanden, der diesen Film nicht gesehen hat? Die Songs laufen heute noch im Radio. Angefangen hat 1987 alles mit Frances Houseman (Jennifer Grey), genannt Baby, die zusammen mit ihrer Familie in einem Resort Urlaub macht. Zwischen den netten Häuschen verschlägt es die Doktorentochter aus ihrer Komfortzone zwischen Drinks mit Schirmchen und standesgemäßen, adretten Männern aber auf eine Party der Hotelangestellten und Resortmitarbeiter. Dort lernt sie den Tanzlehrer Johnny (Patrick Swayze) kennen. Der ist ein bisschen mehr Mann als die Oberschichtler-Jungs die im Ferienresort Urlaub machen. Als Baby dann erfährt, dass Johnnys Tanzpartnerin ausfällt, aber ein wichtiger Auftritt bevorsteht, bietet sie sich als Ersatz an. Johnny nimmt sie anfangs nicht für voll, aber nimmt ihr Angebot an. Während er ihr das Tanzen beibringt, verlieben sich beide ineinander. Ist es aber nicht eine Beziehung ohne Zukunft, wenn man betrachtet wo sie herkommen?

Dirty Dancing zeichnet ein ziemlich biederes und oberflächliches Bild einer Zweiklassengesellschaft. Auf der einen Seite sind die Szenen manchmal zum Fremdschämen wegen ihrer naiven Darstellung der reichen Leutchen. Auf der anderen Seite erfüllen sie irgendwo ihre Wirkung, wenn Johnny und seine Tanzparnerin Penny (Cynthia Rhodes) wie Abschaum behandelt werden, nur weil sie am anderen Ende stehen und die gut situierten Herrschaften bedienen oder bespaßen. Die Zitate bis hin zu den Namen wirken manchmal unfreiwillig komisch (Baby, Hallo!?). Dirty Dancing hat tatsächlich versucht mehr zu sein, ist aber eben doch ein Liebes- und Tanzfilm. Und da funktioniert er ziemlich gut. Selbst Liebesfilm-verdrossene müssen gestehen, dass es was hat wie sich zwischen Johnny und Baby etwas anbahnt. Und jetzt alle: I’ve had the time of my life, No I never felt like this before, Yes I swear it’s the truth, And I owe it all to you.

Dirty Dancing, USA, 1987, Emile Ardolino, 96 min, (7/10)

Sternchen-7

Ganz weit hinten

Ganz weit hinten – das ist der Platz von Duncan (Liam James). Nicht nur im Auto von Trent (Steve Carell), dem neuen Freund seiner Mutter (Toni Collette), sondern irgendwie auch im Leben. Er wird von Trent und dessen Tochter (Zoe Levin) als Loser abgestempelt und gibt sich mit dieser Rolle zufrieden. Die vier fahren nach Cape Code und machen in Trents Ferienhaus Urlaub, wo sie auch alle anderen wissen lassen, dass Duncan ein Nichtsnutz ist. Seine Mutter tut wenig dagegen. Dann fährt er rum, um den liebevollen Menschen in seiner Umgebung zu entgehen und lernt zufällig den Leiter des Water Wizz kennen, eines Wasser-Freizeitparks. Der heißt Owen (Sam Rockwell), ist viel cooler als man sich den Leiter von irgendwas vorstellt und nimmt Duncan kurzerhand mit, der von da an im Water Wizz arbeitet, viel fürs Leben dazulernt und dessen Familienleben bald kollidiert.

Die vorher v.A. als Schauspieler bekannten Nat Faxon und Jim Rash steuerten das Drehbuch zu The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten bei und kamen 2013 mit diesem Coming-of-Age-Feelgood-Movie zurück. Die Geschichte ist eine, die in leichten Komödien über missverstandene Jugendliche immer wieder in genau derselben Bauart auftritt. Junge oder Mädchen hat Probleme, fühlt sich missverstanden, wird vernachlässigt und hat quasi kein vorhandenes Selbstbewusstsein. Die Familie lässt ihn/sie im Stich und er/sie hat keine Ahnung wo der Platz in der Welt für ihn/sie ist. Dann kommt ein love interest ins Spiel – und ist vielleicht sogar angetan, aber irgendwie traut sich unser kleiner Antiheld nicht. Dann tritt aber jemand in sein Leben und das Blatt wendet sich. Und zum Schluss wird alles gut und er/sie hat zu sich selbst gefunden. Und das Mädchen bzw. den Jungen abbekommen. Ist das so? Naja, um rauszubekommen, ob das wirklich so ist, muss man wohl den Film schauen. 🙂 Aber das Grundgerüst ist sehr ähnlich. Ganz weit hinten handelt von Selbstvertrauen, aber auch von Anerkennung und Freundschaft, von Familie und Beziehungen und wie sich Menschen zueinander verhalten. Es ist schon fast tragisch wie sehr Duncans Mutter an einer ätzenden und ungesunden Beziehung festhält, um nicht alleine sein zu müssen. Die Situation eskaliert, als Duncan seine Stimme wieder findet und nicht mehr „ganz ganz weit hinten“ sein will. Der Film funktioniert deswegen so außergewöhnlich gut und setzt sich von anderen ab, weil Leichtigkeit dominiert. Die Handlung fühlt sich natürlicher an, weil die großen tränenreichen Momente ausbleiben und der Film eher etwas am Boden bleibt. Und die großartigen Angestellten des Water Wizz sind so schön skurril oder schrullig, dass es einfach Spaß macht. Sam Rockwell und Maya Rudolph tragen dazu einiges bei und feuern mehrere Salven an so witzigen Sprüchen ab, dass ich aus jeder dritten Szene ein Gif machen möchte. Große Empfehlung.

Ganz weit hinten (OT: The Way, Way Back), USA, 2013; Nat Faxon, Jim Rash; 104 min, (9/10)

Sternchen-9

Die zwei Gesichter des Januars

Der Monat Januar wurde nach dem doppelgesichtigen Gott Janus benannt. Obwohl er für Ende und Anfang, sowie Vergangenheit und Zukunft steht, bedeutet das Wort janus-gesichtig, dass man etwas verbirgt. Oder auch, dass man eine zweite Seite oder ein Geheimnis hat. Auch, dass man sich zwiegespalten verhält. Im Januar 1962 treffen sich in Griechenland mehrere Personen auf die das augenscheinlich zutrifft. Der Fremdenführer Rydal (Oscar Isaac) erleichtert seine Schützlinge gern um einige Drachmen. Als er Chester (Viggo Mortensen) und seiner Frau Colette (Kirsten Dunst) begegnet, kann er den Blick von dem mondänen Paar kaum abwenden. Er führt auch sie herum und erleichtert sie um Geld. Durch einen Zufall wird er aber Zeuge wie sich Chester eines Verbrechens strafbar macht – er hat Dreck am Stecken. Rydal stimmt zu, ihm aus dem Schlamassel zu helfen. Ein Abwärtsstrudel nimmt seinen Lauf, in dem es kein Zurück mehr gibt.

Die zwei Gesichter des Januars basiert auf dem gleichnamigen Buch von Patricia Highsmith, aus deren Feder auch Der talentierte Mr Ripley stammt. Beide Bücher haben einige Dinge gemein: Menschen, die einen mondänen, erschwindelten Lebensstil pflegen; südliche und exotische Schauplätze; Mord und Verbrechen und ausweglose Situationen, in der sich die Menschen in Abhängigkeiten begeben, die nur mit Tod oder Verrat enden können. Man erlebt also durchaus ein kleines Déjà-Vu, wenn man Mr Ripley bereits kennt. Dabei ist Hossein Aminis Umsetzung des Stoffs aber leider sehr bieder ausgefallen. Schade, denn es handelt sich dabei um Aminis erste Regiearbeit. Man kennt ihn allerdings als Drehbuchautor, der beispielsweise an Die Vier Federn und Winding Refns Drive mitgewirkt hat. Amini hat einige Veränderungen am Stoff vorgenommen, beispielsweise die Handlung gegen Ende des Films von Paris nach Istanbul verlegt. Davon mal abgesehen hat er aber auch einige Motive gestrichen, die dem Film eventuell mehr Tiefgang verliehen hätten. So beispielsweise Rydals komplette Vergangenheit und Liebe zu seiner Cousine, der wiederum Colette sehr ähnlich sieht. Damit gehen einige spannende Vergleiche und Details flöten. Und das merkt man der Geschichte an. Trotz der atmosphärischen Schauplätze, der Kostüme, Maske, den großartigen Schauspielern und dem Flair, wirkt die Geschichte platt, eindimensional und bieder. Wie eine Beziehung, die die Erotik auslässt und direkt zum Streit übergeht. Schade.

Die zwei Gesichter des Januars (OT: The Two Faces of January), USA/UK/Frankreich, 2014, Hossein Amini, 96 min, (6/10)

Sternchen-6

The Visit

Die Geschwister Rebecca (Olivia DeJonge) und Tyler (Ed Oxenbould) besuchen in den Winterferien das allererste Mal ihre Großeltern. Sie haben die Beiden noch nie gesehen, da ihre Mutter (Kathryn Hahn) damals mit ihnen im Streit auseinanderging und den Kontakt abgebrochen hat. Nach vielen Jahren haben ihre Eltern sie nun aufgespürt und gefragt, ob sie ihre Enkel kennenlernen dürfen. Und die Kinder möchten das. Rebecca will daraus eine Doku drehen und erhofft sich davon, dass Gefühle hochkochen und ihre Mutter und die Großeltern wieder zueinanderfinden. Auf den ersten Blick sind die Beiden auch Großeltern wie man sie sich eben vorstellt. Oma (Deanna Dunagan) bäckt viel, Opa (Peter McRobbie) macht viel in Haus und Hof, sie werden verwöhnt … aber halb 10 abends fangen sie an sich merkwürdig zu verhalten. Es sind eben alte Leute, sagt ihre Mutter. Aber die beiden sind ernsthaft gruselig …

Nicht wundern – der Zuschauer wird viel lachen, denn der Film ist ganz klar eine Horrorkomödie. Und die kommt ohne viel Kulisse und Darsteller aus. Man folgt tatsächlich hauptsächlich Rebecca und Tyler im Haus ihrer Großeltern und sieht durch ihre Kameras das Geschehen. Für Found-Footage gibt es aber verhältnismäßig wenige Shaky-Cam-Momente. Stattdessen wird sehr sympathisch mit dem Medium gespielt, wenn beispielsweise der Hobbyrapper Tyler alias T. Diamond Stylus (!) wieder einen zum Besten gibt und die Filmerei nicht mal halb so ernst nimmt wie seine Schwester, die über Mise en Scène philosophiert. Die Kommentare der Beiden sind kindisch, aber auf eine noch sehr sympathische Weise und manchmal zum Wegschmeißen. Ich habe mich selten in einem Film gleichzeitig erschrocken (jump scare, hellooo) und gelacht. Sagen wir’s mal so: für eine Oma ist Oma echt schnell. Der Film schwankt angenehm zwischen Drama, groteskem Mystery und Komödie. Alles wird klein dosiert und in kurzer Frequenz hintereinander abgefeuert – es ist nie langweilig. Denkt man darüber nach, merkt man, dass es Shymalans Film mit dem bisher geringsten Budget sein muss. Aber man sieht es nicht. Er hat den Film mit seiner Gage von After Earth selbst finanziert. The Visit weist auch dieses kleine bisschen „Mehr“ auf, was Shyamalan in seinen Filmen verbaut. Die Kinder suchen für ihre Mutter das Elixier. Nein, wir sind jetzt nicht plötzlich in einem Fantasyfilm. Mit Das Elixier ist Versöhnung und Vergebung gemeint. Die Kinder sehen, dass ihre Mutter unter dem leidet was passiert ist. Und auch die Kinder haben ihr Päckchen zu tragen. Die Szenen können auch wirklich berühren – trotz der großen Gag-Frequenz des Films. Da ich den Twist habe kommen sehen, fällt meine zahlenmäßige Bewertung deswegen nicht ganz so euphorisch aus und ich denke auch nicht, dass der Film beim zweiten Schauen noch so gut funktioniert wie beim ersten Mal. Aber es ist ein kurzweiliger, guter Film.

The Visit, USA, 2015, M. Night Shyamalan, 94 min, (7/10)

Sternchen-7

Der Vater meiner besten Freundin

Die Freunde Antoine (François Cluzet) und Laurent (Vincent Cassel) machen zusammen mit ihren Töchtern auf Korsika Urlaub. Passt perfekt, denn ihre Töchter sind auch beste Freundinnen. Der cholerische und etwas engstirnige Antoine muss sich damit abfinden, dass seine Frau ihn wahrscheinlich verlassen wird. Alles in der Schwebe – nur seine Tochter Louna (Lola Le Lann) scheint das schon verstanden zu haben. Der lockere Laurent hingegen ist schon länger alleinerziehender Vater und redet offen über alles mit seiner Tochter Marie (Alice Isaaz). Seine entspannte Art kommt aber auch gut bei Louna an. Die Jungs von der Insel sind plötzlich nicht mehr interessant. Sie ist ernsthaft verliebt und lässt das Laurent auch wissen. Die Zwickmühle ist perfekt.

Der Film ist etwas schwer einzuordnen. Zum Einen hat er etwas tragikomisches, manchmal ist er einfach witzig. Stellenweise wirkt er wie ein Liebesfilm und ist ziemlich sexy, wenn Louna anfängt Laurent zu verführen. Später tut der Film ein bisschen weh, als Louna Laurent erpresst und so richtig klammert und nervt. Vielleicht ist das Label Sommerkomödie genau richtig für den Film? Man schaut ihn nicht, weil man lange im Nachhinein darüber diskutieren möchte. Obwohl das Thema Altersunterschied vielleicht schon diskutierungswürdig ist. Man schaut ihn, weil François Cluzet wieder einmal so herrlich cholerisch ist (wie schon in Kleine, wahre Lügen) und weil Vincent Cassel wirklich ein ziemlich cooler Typ ist und hier mal keinen Fiesling spielt. Und weil der Film sexy ist und die Zwickmühlen zumindest anfangs sehr witzig, bevor Louna es einfach übertreibt und der Film etwas albern wird. Dabei ist Un moment d’égarement (so der französische Originaltitel) ein Remake des gleichnamigen französischen Films von Claude Berri aus dem Jahr 1977, der unter dem Titel Schuld daran ist Rio 1984 bereits ein US-Remake erhielt. Das Remake wäre vielleicht ein besserer Film geworden, wenn die Charaktere (v.A. die Mädchen) nicht eindimensional geraten wären. Ein bisschen angedeuteter Tiefgang hätte nicht geschadet. Dafür, dass der Regiesseur Jean-François Richet v.A. für sein mehrteiliges Gangster-Portrait Public Enemy No. 1 bekannt ist, geht ihm der locker-leichte Sommerstoff aber gut von der Hand. Wie die Mädels ihre Väter (und anderer Mädchen Väter) in der Hand haben, kommt gut. Als Sommerkomödie mit einem kühlen Glas Wein ist er aber genau richtig und fängt das Urlaubsfeeling so gut ein, dass man direkt ins Ferienhaus auf Korsika möchte (aber vielleicht lieber ohne tote Ratte).

Der Vater meiner besten Freundin (OT: Un moment d’égarement), Frankreich, 2015, Jean-François Richet, 105 min, (7/10)

Sternchen-7

Na? Haben jetzt auch alle Leser Fernweh? 🙂 Welche klassischen Urlaubsfilme kennt ihr? Was für ein Film kommt euch zum Thema Urlaub sofort in den Sinn? Kennt ihr die Monsieur-Hulot-Filme? Und was meint ihr: müssen Sommerkomödien und Urlaubsfilme immer platt sein und dürfen den Kopf nicht anstrengen? Habt ihr eine Sommer-Tradition was Filme betrifft?

„7ème art“ (Sprich: septième art) heißt „siebte Kunst“. Gemäß der Klassifikation der Künste handelt es sich hierbei um das Kino. In dieser Kategorie meines Blogs widme ich mich also Filmen – evtl. dehne ich den Begriff dabei etwas. Regulär stelle ich zwischen dem 1. und 5. jeden Monats jeweils 7 Filme in kurzen Reviews vor.

9 Antworten

  1. Hach ja, „Dirty Dancing“ ist und bleibt ein Klassiker (im englischsprachigen Original sagt Johnny übrigens „No one puts Baby in the corner“ oder so ähnlich – passt wörtlich und symbolisch zur Stelle).

    Was ich in deiner Liste vermisse: „My Girl“ – die wohl traurigste Sommerferien-Geschichte aller Zeiten. Was war Macaulay Culkin doch toll in diesem Film. Und Vada mit ihrer außergewöhnlichen Familie, die in den Ferien aus reinem Spaß „Krieg und Frieden“ liest (mit 11 Jahren) …

    Ansonsten habe ich – erstaunlicherweise – kaum Filme mit Ferienbezug gesehen bzw.nie darauf geachtet. Mir fallen höchstens noch ein: „Stand by me“ nach Vorlage einer Stephen-King-Story, „Now and then“ mit Christina Ricci und dieser eine Addams Family-Film, in dem die Kinder im Ferienlager sind und Wednesday sich tatsächlich verliebt. Apropos Ferienlager: Da wären natürlich noch unzählige Verfilmungen des Doppelten Lottchens, wobei ich da keine wirklich überragende kenne. So viel also zum Thema Ferienfilme… Ganz schön mau meine Filmerfahrungen zu diesem Thema 😉

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      „No one puts Baby in the corner“ – ok, das Zitat gefällt mir besser. Bei so manchen ‚Klassikern‘ aus meiner Jugend überlege ich immer, ob ich den mal auf Englisch nachhole, das geht bei denen immer total an mir vorbei, weil ich auch so wenig rewatche. Kann man eigentlich mal machen … ob das dann aber Dirty Dancing ist … muss ich mir noch überlegen.

      „My Girl“ habe ich nie gesehen! Deinem Kommentar entnehme ich mal, dass ich da was verpasst habe!!?? Aus Spaß „Krieg und Frieden“ lesen als Elfjährige … klingt nach einem Pro-Argument. XD

      An alle die Filme, die du aufgezählt hast, habe ich aber auch gedacht 😉 Stand By Me war schon in einer anderen Werkschau bzw. dem Sommer-Themen-Artikel. Stand By Me fand ich auch sehr toll. Und der Addams-Family-Film mit dem Ferienlager war auch klasse.
      Na was denn – das waren doch aber einige Filme zum Thema Ferien, die dir eingefallen sind ;D

  2. „Ganz weit hinten“ möchte ich auch unbedingt noch sehen. Du bestärkst mich dabei. Ferienfilme – da fallen mir wohl auch hauptsächlich „Stand by Me“ oder „The Goonies“ ein. Eben weil sie so ein wunderbares Feriengefühl transportieren. Vielleicht auch „Dazed and Confused“?

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Jaaaaa „Ganz weit hinten“ musst du unbedingt sehen 😉 Passt auch sehr gut in die Jahreszeit, wenn du mich fragst …
      „Stand By Me“ finde ich auch sehr passend zu dem Thema und fiel mir auch ein, aber den hatte ich schon bei den Sommer-Filmen und wie das eben so mit Regeln ist, verbieten die es mir den doppelt in der Kategorie zu bringen … seufz. An die Goonies kann ich mich kaum noch erinnern, den muss ich nochmal schauen. Und Dazed & Confused kenne ich noch gar nicht. Muss ich nachholen? Was sagst du?

      1. Yep, „Dazed & Confused“ (von Linklater) ist super! 🙂

  3. Hah. Jetzt weiß ich endlich, warum „Die zwei Gesichter des Januars“ so heißt, wie er heißt. Und mir fällt beim Thema Urlaubsfilme immer zuerst „National Lampoon’s Vacation“ ein. 😀

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Oha – da konnte ich dir wohl tatsächlich noch was neues erzählen? Finde ich gut 🙂 Klopfe mir auf die Schulter.
      „Die schrillen Vier auf Achse“ ist der deutsche Titel? Habe ich tatsächlich noch nicht gesehen, vielleicht hole ich das mal nach.

      1. Wenn du den Film nachholst, schonmal Vorsicht: Das Niveau könnte leicht sinken. 🙂
        Und ja, ich weiß auch nicht alles. Ich habe damals beim Schauen von „Die zwei Gesichter des Januars“ die ganze Zeit darauf gewartet, wann es endlich erklärt wird. Aber der Moment kam nie…

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