Neulich im Kino … Reviews zu „Mr. Morgans Last Love“, „Prakti.com“, „The Worlds End“ und „Sein letztes Rennen“

Im Sommer versucht man das Publikum ja gerne mit Blockbustern in die Kinosäle zu locken. Im Herbst und Winter kann man so schlecht grillen und baden gehen, da ist das Kino die beliebtere Option und dementsprechend läuft da eine ganz anders ausgestaltete Bandbreite an Filmen. Endlich! Bei der ganzen Auswahl haben mich insbesondere folgende Filme angezogen.

Mr. Morgans Last Love

Der Amerikaner Matthew Morgan (Michael Caine) lebt alleine in Paris. Seine Frau wollte einst unbedingt in diese Stadt – und da er sie liebt, ging er mit ihr. Die Stadt und das Land liebt er allerdings nicht. Nicht einmal nach dem Tod seiner Frau hat er die Sprache gelernt. Er läßt sich gehen und führt ein tristes Leben. Seine Kinder melden sich praktisch kaum bei ihm und sein einziger Kontakt ist seine Sprach-Tandem-Partnerin mit der er sich ab und zu trifft. Eines Tages begegnet ihm die Französin Pauline (Clémence Poésy), hilft ihm aus der Patsche, ist nett zu ihm und erinnert ihn so schmerzhaft an seine Frau. Auch Pauline hat auf ihre Art mit Einsamkeit zu kämpfen und beide finden in dem jeweils anderen einen Hoffnungsschimmer. Nicht jeder kann aber die platonische Beziehung verstehen. Und als mit dem Auftreten von Matthews Kindern, Pauline bewusst wird, dass er eigentlich noch eine Familie hat, eskaliert die Situation.

Mr Morgans Last Love ist ein sehr melancholischer und trauriger Film, der nicht versucht krampfhaft ein Hollywood-Happy-End herzuzaubern. Stattdessen wirken die Figuren so lebensnah, dass man sich vorstellen könnte sie im Bus oder der Bahn zu treffen. Michael Caine spielt einen Charakter, den ich nicht jederzeit sympathisch finden konnte. Wie er ganz unverblümt das Englisch der anderen korrigiert, sich aber nicht mal ansatzweise bemüht Französisch zu sprechen, ist schon eine Nummer für sich. Insgesamt ist der Film relativ schwermütig, weiß aber die Situationen durch gekonnt platzierte trockene Komik zu entspannen. Was dem Film etwas an Stimmigkeit nimmt, ist das ständige hin und her der Situationen und gegen Ende auch der Schauplätze. Das ganze wirkt auf mich nicht besonders geschickt und umständlich. Ansonsten geht mir bei den Paris-Bildern das Herz auf und auch die Beziehung zwischen Matthew und Pauline läßt einen mit dem guten Gefühl zurück, dass es da draußen noch Anteilnahme, Mitfühlen und ein bischen Liebe gibt.

(7/10)

Sternchen-7

Prakti.com

Billy (Vince Caughn) und Nick (Owen Wilson) haben ihre Jobs als Vertreter verloren und realisieren, dass sie eigentlich nichts anderes können, ihre Branche aber tot ist. Billy fragt sich noch, nach welchem Job er bloß googeln soll, als ihn das Logo der Suchmaschine anstarrt und er die fixe Idee bekommt, dass man doch ein Praktikum bei Google machen könnte. Dass er und Nick kaum eine Ahnung vom Internet, Programmierung und irgendwas rings um Informatik haben, versuchen die beiden zu vertuschen.

Ich habe erwartet, dass dieser Film ein Muss für InformatikstudentInnen ist. Nein. Es war der schlechteste Film, den ich seit langem gesehen habe. Der Humor ist so platt, den kann man unter der Tür durchschieben. Einfallslos vergeuden die Filmemacher die ganzen schönen Spleens und den Geekhumor mit zum Fremdschämen peinlichen Einlagen und Altmänner-Pathos, der so gar nicht zu Vaughn und Wilson passen will. Leider blieben die Informatik-Anspielungen aus. Der einzige Witz der Programmierer kurz zum Grinsen bringt, ist die Anspielung auf die Programmiersprache C++ und das wars dann auch. Manche Dinge wie den goldenen Schnatz hätte ich mir gewünscht nicht sehen zu müssen. Ein Totalausfall.

(2/10)

Sternchen-2

The Worlds End

The King is back. Gary King (Simon Pegg) will nach 20 Jahren den Pub-Crawl beenden, an dem er mit seinen 4 besten Freunden in der Schulzeit gescheitert ist. Während Gary aber bisher nicht viel aus seinem Leben gemacht hat, ist die Kneipentour so ziemlich das letzte woran die anderen denken. Sie sind Familienväter, Ehemänner und/oder klettern die Karriereleiter eifrig nach oben. Irgendwie schafft er es die anderen davon zu überzeugen sich doch nochmal an der Goldene Meile genannten Tour aus 12 Pubs zu versuchen, die mit der Kneipe The Worlds End abschließt. Dabei bleiben die unausgestandenen Streitfälle der Gruppe nicht das einzige Problem – irgendwas scheint mit den Bewohnern der Stadt nicht zu stimmen … .

Auch hier gilt wieder: lieber nicht zuviel verraten. Dank des Trailers hat mich die Wende im Film nicht wirklich überrascht. Aber ansonsten würde man auch mit einer vollkommen falschen Erwartungshaltung in den Film gehen. Vielleicht hat das die beiden Frauen neben uns bewegt den Film vor dem Ende zu verlassen? Also lange Rede, kurzer Sinn: es geht dann recht schnell in die Richtung Sci-Fi und Action und dass es vor Allem auch noch ein Comedy-Film ist, weiß man prinzipiell sofort bei dem Gespann Pegg-Frost-Wright. Ich habe die bisherigen Filme der Cornetto-Trilogie bzw. Blood-and-Icecream-Trilogie geliebt und wusste, dass ich The Worlds End sehen muss. Leider empfinde ich den Teil als den schwächsten der Reihe. Und das schlimmste ist ja für den Rezensenten/die Rezensentin, wenn man nicht wirklich sagen kann warum das so ist. Hatte ich zu hohe Erwartungen, weil ich das Team so liebe? Ich kann nur mutmaßen, dass es an der einen oder anderen Länge zwischen den Gags liegt, mir Gary nicht so wirklich sympathisch war und mir das Ende ein wenig die Stimmung verhagelt hat. Obwohl es zugegebenermaßen sehr ironisch ist und einige am Ende genau das bekommen, was sie wollen (unglaublich aber wahr). Das vorbeiwehende Cornetto-Papier hat meine Mine aber nochmal aufgehellt. 😉 Alles in allem hat mir aber vor Allem der Cast viel Spaß gemacht. Man – in wievielen Filmen habe ich die alle schon gesehen aber noch nie zusammen XD (Pegg, Frost und Freeman mal ausgenommen): Martin Freeman, Paddy Considine, Pierce Brosnan (!), Simon Pegg, Nick Fost, Eddie Marsan und Rosamund Pike. Den Film am besten mit einem kühlen Blonden oder einem Guiness genießen – Prost!

(7/10)

Sternchen-7

Sein letztes Rennen

Dieter Hallervorden spielt hier den einstigen Marathonläufer und Olympiasieger Paul Averhoff, der sich im Alter mit seiner Frau Margot (Tatja Seibt) durch den Alltag kämpft. Immer öfter kommt es aber zu Unfällen im Haushalt, wenn beispielsweise Margot stürzt und sich den Kopf anschlägt. Birgit (Heike Makatsch:), die Tochter der Beiden, weiß nicht mehr wie sie die Zwischenfälle neben ihrem Job bewältigen soll und veranlasst, dass beide in ein Altersheim umziehen. Das stumpfsinnig anmutende Programm aus Kastanienmännchen bauen und Lieder singen, stinkt Paul aber gewaltig. Vielleicht wäre es ja zu ertragen, wenn die anderen alten Leutchen das beste aus der Sache machen würden und nicht ständig so eine Grabesstimmung herrschen würde. Um sich gegen die Eintönigkeit zu wehren, beschließt er sich wieder auf Vordermann zu bringen und zu trainieren, um dann schließlich beim Berlin-Marathon teilzunehmen. Das wird aber nicht seine schwerste Prüfung in der Folgezeit sein.

Schaut man sich den Trailer an, kommt man auf den fixen Gedanken, dass es sich hierbei um eine kuschelwarme anspruchslose Komödie für kalte Herbsttage handelt. Dem ist nicht so. Ich habe geheult wie ein Schlosshund. Sein letztes Rennen thematisiert die Problematik des älter werdens, wie furchtbar es ist einen geliebten Menschen zu verlieren, nicht mehr zu wissen zu wem man gehört, Isolation und Bindungsangst (am Beispiel von Birgit). Dabei werden noch nicht mal alle Stränge durchgängig konstant erzählt und ein wenig Potential wurde verschenkt. So verläuft meines Erachtens nach die Entwicklung von Katharina Lorenz‘ Figur der Frau Müller plötzlich im Sand, wobei man da noch soviel hätte machen können. Dieter Hallervorden kannte ich bisher vorwiegend als Komiker und mochte ihn schon immer sehr gerne. So war ich von seiner schnoddrigen, entschlossenen Art begeistert, aber noch mehr von seinem anspruchsvollen Spiel, das mich zu Tränen gerührt hat. Da hat sich der Dieter aber eine ganz schön anstrengende Rolle nach seiner 20jährigen Hauptrollen-Pause ausgesucht. 😉 Der Cast ist insgesamt großartig – von den rüstigen Rentnern bis hin zum sympathisch-mauligen Pfleger Frederick Lau. Ein sehr mitreißender, aber unerwartet trauriger Film, der zeigt was der deutsche Film abseits Schweiger-Schweighöfer-Schmusi-Bla so alles kann. Was ich aber ganz zum Schluss noch los werden muss: so wie das Altersheim dargestellt wurde, wäre es bestimmt nicht eins der schlechtesten.

(8/10)

Sternchen-8

10 Antworten

  1. PRAKTI.COM hat mir gefallen. Aber ich denke es eine Sache des Standpunktes und der Verbindung zur Materie.

  2. Von den 4 Filmen hätte ich mir am ehesten „Sein letztes Rennen“ angeschaut, vor allem weil ich Dieter Hallervorden mag und weil mich der Trailer sehr angesprochen hat. Vielleicht hole ich das bei Gelegenheit mal nach.

    1. Kann dir den Film auf jeden Fall nur wärmstens empfehlen, auch wenn er eben nicht nur lustig ist wie man beim Trailer denken könnte.

  3. Hm, ich kenn tatsächlich einen Pub namens „The World’s End“ in Edinburgh. Weiß aber nicht, ob’s den noch gibt, ist ungefähr 100 Jahre her 😉

    1. Nein!!!!???? Das ist ja sagenhaft!!!! 😀 … jetzt möchte ich nach Edinburgh reisen

      1. Lach, dann guck mal hier: http://www.worldsend-edinburgh.co.uk/. Dabei fällt mir ein, dass die Gasse, an der der Pub liegt, glaube ich sogar „The World’s End Close“ heißt 😉 http://www.royal-mile.com/closes/close-worldsend.html
        Ich habe mein Austauschstudium in Edinburgh verbracht und liebe die Stadt abgöttisch. Solltest du dir unbedingt mal ansehen 🙂

        1. Schottland steht sooo weit oben auf der Liste der Regionen, die ich mal besuchen möchte. Hach … eines Tages. Und den Gag im ‚The Worlds End‘ vorbeizuschauen könnte ich mir dann nur schwer verkneifen … danke für die Links! Zu genial! 😀

          1. Schottland ist das schönste Land der Welt. Dicht gefolgt von England. *räusper* 😉 Wenn du mal hinfahren möchtest, sag Bescheid, dann geb ich dir Tipps 🙂

      2. Haha, „dicht gefolgt von England“ 😉 Ich komme gern darauf zurück 😀

  4. […] fühlt sich so an, als ob Edgar Wright lange weg gewesen wäre. 2013 kam mit The Worlds End seine Blood and Ice Cream Trilogie zum Ende und leider hat die mich nicht so sehr abgeholt wie Hot […]

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