Serien-Review: „11.22.63“ & Vergleich zur Literaturvorlage (Stephen Kings „Der Anschlag“)

Ich kann mir nicht helfen. Zwar ist ‚11.22.63‘ (sprich ‚Eleven Twentytwo Sixtythree‘) der Originaltitel des Stephen King Romans, aber er sieht in geschriebener Form so kryptisch aus, dass ich immer den deutschen Titel des Romans schreiben möchte. Denn in Deutschland erschien er unter „Der Anschlag“. Das Buch hat mich so etwa jetzt um die Zeit vor einem Jahr schwer beschäftigt. Wortwörtlich schwer, denn es ist ein 1000-Seiten-Wälzer. Das Buch war grandios, auch wenn ich kein Fan des langatmigen, amerika-feiernden Mittelteils war. Nichtsdestotrotz ein tolles Werk. Als es hieß, dass es verfilmt wird, war ich umso gespannter. Auf den Cast, auf erste Bilder, auf … alles. Jetzt ist es soweit, die Serie wurde gesichtet und die Review ist spoilerfrei. Aber Achtung: nicht der Vergleich zur Literaturvorlage.

https://www.youtube.com/watch?v=NXUx__qQGew

„11.22.63“ Review

Jake Epping (James Franco) ist ein normaler Typ. Engagierter Lehrer, gerade frisch geschieden, scheitert manchmal an der Ignoranz seiner Umwelt. Da begegnet er seinem Kumpel und Diner-Besitzer Al (Chris Cooper), der von der einen Minute zur anderen um etliche Jahre gealtert zu sein scheint. Es ist nicht nur das, Al scheint auch plötzlich schwer krank zu sein. Während Jake die Welt nicht mehr versteht, weiht Al ihn ein. In der Vorratskammer seines Diners gibt es eine unsichtbare Tür, einen Kaninchenbau. Durch diesen gelangt man in die Vergangenheit, genauer in das Jahr 1960. Al hatte nichts geringeres vor als die Ermordung John F. Kennedys am 22. November 1963 zu verhindern. Aber die Vergangenheit arbeitete gegen ihn. Denn die Vergangenheit möchte nicht geändert werden. So wurde er krank und bittet nun Jake an seiner Stelle das unmögliche möglich zu machen: die Geschichte zu ändern.

Die meiste Zeit über fühlt sich die Serie wie ein Spionage-Thriller-Format an und hält es ähnlich wie das Buch und verzichtet auf zuviel Mystery. Die Elemente entstehen vor Allem durch den Gelbe-Karte-Mann oder die Vergangenheit selbst. Der Gelbe-Karte-Mann ist eine Gestalt, die zu wissen scheint, dass Jake aus der Gegenwart kommt. Wohingegen die Vergangenheit als unsichtbare Kraft in Erscheinung tritt, die versucht sich des Störenfrieds zu entledigen, der die geebneten Bahnen des bereits niedergeschriebenen Schicksals durcheinanderbringen möchte. So kann es durchaus mal vorkommen, dass das Auto nicht startet oder eine Pistole Ladehemmungen hat, aber auch, dass die Vergangenheit sich lebensbedrohlich zeigt. Diese Mystery-Einlagen sind aber etwas ungeschickt realisiert und vor Allem sehr ungleichmäßig. Man fragt sich über weite Strecken beispielsweise warum die Vergangenheit nicht öfter zuschlägt. Und manche Situationen entbehren reichlich jeglicher Logik, ein Spagat, den das Buch besser schafft. Die Spionage-Momente sind stark verwässert durch Vermutungen, Hörensagen, sich nebulös gebende FBI-Männer, die per se zu Drecksäcken stereotypisiert werden. Da man Jakes Detektivarbeit von 1960 bis 1963 nur in Auszügen serviert bekommt, leuchtet einem nicht so richtig ein, woher er weiß, was er weiß und das ganze wirkt ein bisschen wie ein Hobby-Sherlock-Holmes. Aber dann sind da auch die anderen Momente. Es gibt Szenen, die treiben mir die Tränen in die Augen. Beispielsweise, wenn Harry Dunning (Leon Rippy) seinen Aufsatz vorliest oder die Begegnung in der letzten Folge, in der die bewegende Frage gestellt wird Hattest du ein schönes Leben? Solche Momente sind golden in der Serie wie auch im Buch.

Die Kritik klanger aber vielleicht negativer als sie ist. Denn man muss der Serie zugute halten, dass sie sehr konsequent eine abwechslungsreiche Handlung in eine immerhin nur achtteilige Serie presst und einen zu keinem Zeitpunkt spüren lässt, dass es eigentlich Stoff genug für eine doppelt solange Inszenierung gegeben hätte. Die Serie ist rund und stimmig von Anfang bis Ende – lediglich Buchkenner werden Phantomschmerzen durch fehlende Passagen und Nebenhandlungen haben. Ein großen Teil tragen dazu natürlich auch die Charaktere bei – sowohl in positiven als auch negativen Belangen. Lustigerweise ist gerade der bekannteste Name, der der mich nicht sonderlich überzeugt hat: James Franco. Hin und wieder erscheint mir seine Darstellung von Jake etwas zu weich, manchmal etwas over-acted. Aber Sarah Gadon als Sadie, Leon Rippy als Harry und Josh Duhamel als Frank Dunning haben mich sehr überzeugt. Duhamel war zum fürchten, wie ein Raubtier, das gleich ein Lamm reißen will. Sarah Gadons Sadie war vielleicht etwas zu wenig kantig, aber andererseits genau das Sweetheart, das man erwartet. Ich kann mich gar nicht mehr erinnern wie ich mir Sadie beim Lesen vorgestellt habe. Gadon hat die Rolle anektiert. Wenn ich an Harry/Leon Rippy denke, wird mir gleich wieder schwer ums Herz. T. R. Knight als Johnny Clayton fand ich wiederum im einen Moment genial, im nächsten … nicht. Außerdem gab es in den Nebenrollen für mich einige Totalausfälle, wie die-Super-Christin, bei der Jake anfangs wohnt. George MacKays Darstellung von Bill Turcotte leidet unter dem Problem, dass Bill als Figur in die Serie geschrieben wurde, um alle möglichen durch Kürzungen entstehenden Logiklücken auszubalancieren. Deswegen nervt er gelinde gesagt anfangs, später schockiert seine Rolle. Die für mich größte Überraschung war aber Daniel Webber als Lee Harvey Oswald. Nicht nur das. Als Lee Harvey Oswald-Lookalike. Seine fieberige, geradlinige, militärische Verkörperung lässt perfekt den Eindruck entstehen, dass er ein guter Kerl sein könnte, wenn irgendwas in seinem Leben anders gelaufen wäre. Aber auch, dass er eine tickende Zeitbombe ist. Es war durchwachsen, aber die Darsteller, die gut waren, waren wirklich gut.

Außerdem macht die Serie einen Kritikpunkt vieler am Buch wieder ein bisschen wett. Viele kritisieren das etwas sehr Sci-Fi-anmutende Ende des Buches, das es angeblich etwas gegen Ende zerstören würde. Das löst die Serie weitaus subtiler. Generell steigert sich die Serie von einem etwas schlecht durchmischten Genre-Wust gegen Ende zu einer wirklich spannenden Miniserie. Im Prinzip ist 11.22.63 damit eine in sich schlüssige Serie, die dann deutlich mehr begeistert, wenn man das Buch nicht kennt. Warum das so ist und was der Leser unter Umständen in der Serie vermissen wird, versuche ich mal in den folgenden Absätzen zu erläutern.

(7/10)

Sternchen-7

Unterschiede zum Buch

ab hier sind Spoiler zu erwarten

Übung macht den Meister. Oder nicht?

Bei Adaptionen aus Stephen-King-Romanen wird oft ein großer Fehler begangen. Immer wieder. Liest man die Bücher, dann schafft es King absolut überzeugend den Wahnsinn logisch und realistisch zu erzählen. Man glaubt ihm einfach. In den Filmen wird da oft der Rotstift angesetzt und das alles weggekürzt. Im Buch sieht man über die Abstrusität der Zeitreise durch den Kaninchenbau hinweg, weil King Jake und Al vieles ausprobieren lässt. Heißt, dass Jake noch einige Testläufe unternimmt, bevor er für länger in die Vergangenheit reist. Schließlich lebt er dort dann drei Jahre und sollte die Mechaniken kennen, nach denen sich die Vergangenheit rächt und zurückschlägt. In der Serie fehlen diese Testläufe, was sehr schade ist. Denn im Buch scheitert Jake auch mal – und es ist trotzdem extrem spannend zu lesen. Und macht das Geschehen glaubhafter. Man fragt sich in der Serie nur: warum sollte er nicht erstmal üben?

Manchmal sind es die kleinen Dinge, die zählen

Was ich sehr schmerzlich vermisst habe, sind die kleinen Dinge, die mir lebhaft aus dem Buch in Erinnerung geblieben sind. Beispielsweise, dass der Gelbe-Karte-Mann nicht der Gelbe-Karte-Mann bleibt. Oder auch, dass Jake Wegpassage zahlen muss und sich an einige Umstände gewöhnen muss. Dass viele Begriffe die er benutzt für die damalige Zeit ungewöhnlich sind, dass er sein Handy nicht benutzen darf, etc. etc. Und obwohl ich den Mittelteil des Buches weniger mochte, haben mir da einige Dinge gefehlt. Beispielsweise das JIMLA. Oder auch die Geschichten von Jake und seinen Schülern. Und wie sie alle versuchen Geld für eine Operation zusammenzukratzen und diese Aufführung veranstalten. Awww. Die Szenen habe ich sehr vermisst. Obwohl ich den langen Mittelteil über Jakes Leben in Jodie auch manchmal etwas ermüdend während des Lesens empfunden habe, erscheint es mir etwas zu krass, dass im Buch während eines einzigen Gangs durch den Flur alle Jahre zusammengestrichen und weggekürzt wurden. Das ist eine etwas billige Lösung.

Background please …

Es tut etwas weh wie die Geschichten der Charaktere einerseits gekürzten wurden, aber beispielsweise die von Bill künstlich aufgebläht wurde. Wieviel Potential hatte beispielsweise der Konflikt mit Sadie und ihrem Ex-Mann? Ein schönes Beispiel für die schlechte sexuelle Aufklärung in dem Jahrzehnt, wo noch vieles tabuisiert wurde und es um die Selbstbestimmung der Frau noch schlecht stand. Es hätte sowohl Sadie als auch ihrem Ex in der Serie mehr Profil gegeben. Stattdessen wurde das mit einem müden „hier mag man geschiedene Frauen nicht“ abgetan. Ähnlich erging es anderen Charakteren wie Frank Dunning oder Al. Auch Lee Harvey Oswalds Familie oder generell die verschiedenen sozialen Brennpunkte wurden großzügig ausgelassen. Und so begreift man wahrscheinlich nie wie mancher so geworden ist wie er ist.

Andere Erklärungen

Viele Dinge werden in der Serie anders gelöst und aufgeklärt. So beispielsweise die Herkunft des Gelbe-Karte-Manns. In der Serie ist er quasi Jake bzw. eine weitere arme Seele, die versucht die Geschichte zu verändern, aber aus viel persönlicheren Gründen. Er tut es, weil er den Tod seiner Tochter rückgängig machen will. Dass er es scheinbar nicht aufhalten kann, hat ihn offensichtlich tief zermürbt und verrückt gemacht. Zu einer Art Schatten gemacht. Das ist eigentlich eine smarte und bedrückende Lösung, die eine interessante Parallele zu Jake schlägt. Aber wie das so mit solchen Änderungen ist, wirkt sie auch etwas inkonsistent. Was bemächtigt ihn dann überall aufzutauchen wie er beliebt?

Fazit – und: was die Serie besser macht

Wie so oft im Leben: es ist nicht alles schlecht, es ist nicht alles gut. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Ziemlich gut ist beispielsweise, wie sich die Serie bemüht Hinweise auf Dinge einzubauen, die im Buch wichtig waren, aber für das Screenplay dem Rotstift zum Opfer gefallen sind. Oder auch, dass sie das Dilemma der King-Adaptionen versteht. So sagt Sadie an einer Stelle „The books always better“. Oder auch das Aufgreifen des Rassenkonflikts. Im Buch so wie in der Serie wird Jake oftmals mit rassistischen Weißen konfrontiert und der Unterdrückung der Schwarzen, die tatsächlich mitunter wie Menschen zweiter Klasse behandelt werden. Es tut mir zwar sehr weh, dass Miss Mimi in der Serie so zu leiden hat, aber es war prinzipiell nicht die schlechteste Idee die Rolle zu der einer schwarzen Frau umzuschreiben und sie mit der sehr sympathischen Tonya Pinkins zu besetzen. Das gibt der Rolle noch Konfliktpotential und Tiefe. Ein anderer schöner Zusatz ist das erneute Aufeinandertreffen von Sadie und Jake, als er das erste Mal ’scheiterte‘. Da beschließt er sie ihr Leben leben zu lassen und nicht nochmal in die Geschichte einzugreifen. Eine bittersüße Botschaft, die allerdings auch im Buch mitschwang: lieben heißt manchmal gehen lassen.

Und so kann ich nur wiederholen, was ich bereits oben geschrieben habe: die Serie ist gut. Und sie wird dem Zuschauer umso besser gefallen, wenn er oder sie das Buch nicht kennt und nichts vermissen muss, dass herausgestrichen wurde. Buch gut. Serie gut. Punkt. Apropos Punkt: ein großer Pluspunkt ist definitiv das atmosphärische Opening, das übrigens nicht bei allen Folgen gleich ist. Achtet mal drauf.

Kennt ihr die Serie bereits? Wie hat sie euch gefallen? Was habt ihr vermisst? Oder ging es euch ganz anders? Habt ihr gar nichts vermisst und findet die Umsetzung durch und durch gelungen?

15 Antworten

  1. Vielen Dank für Deine ausführliche Review. Fluffig geschrieben und jetzt habe ich richtig Bock, mir die Serie zu geben. Denn dass Beste ist: Ich kenne weder Buch noch Serie aber ziehe mir im Moment viele Stephen King Verfilmungen rein und freue mich wie Bolle, dass es da was Neues gibt. Also, danke schön.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Gern geschehen! Wie kommts, dass du so Lust auf Stephen King Verfilmungen hast? Viele ziehen ja sehr über die Filme her. Als ich KInd war, waren die in meiner Umgebung sogar irgendwie total verschrien und alle hatten die Meinung, dass Stephen King Schund schreibt und die Filme noch schlimmer sind. Irgendwann habe ich angefangen die zu lesen und habe mich immer gefragt, was das Problem der Leute ist – ich fand die Bücher ehrlich gut! Die Verfilmungen waren aber wirklich sehr durchwachsen. Manche sind arg trashig geworden. Andere sind supertoll, aber es redet kaum einer darüber, dass es von Stephen King ist. Zum Beispiel bei The Green Mile, Die Verurteilten, Stand By Me, Misery, „Es“ fand ich auch gut etc.
      Mich würde mal echt interessieren wie 11.22.63 ankommt, wenn man das Buch nicht kennt 😉 ich bin also gespannt auf deine Mutter – tue sie bitte kund 😉

      1. Sorry, fürs Warten.
        Bin grad erst mit der Serie fertig geworden. Wie schon geschrieben, hatte ich keinen Plan von der Romanvorlage und bin einfach rein in die Serie. nach knapp drei und einer halben Folge hatte ich den Kaffee erst mal auf. Der Grund ist zum einen Jake, der mir mit seinem ständigem Gegrinse und beknackten Verhalten ziemlich auf den Senkel ging. Zum anderen die lahmarschige Inszenierung. Die Liebesgeschichte mit Sadie empfand ich dröge. Erst mit Ihrem Ex Mann kam Spannung auf aber auch hier wollte ich dem Regisseur am liebsten nen Klaps auf den Hinterkopf geben. Jake benimmt sich wie der letzte Trottel und im spannendsten Moment gibt es einen Schnitt in den Flur bei Oswald. Uncool, weil ständig das Tempo verschleppt wurde.

        Ich habe dann vorgestern Abend wieder reingesehen, eben grad beendet und finde die Idee, das Setting, einen Großteil der Schauspieler, richtig gut. Jedoch breche ich, wegen der Serie, nicht in Jubel Falara aus. Einen Stephen King Wälzer, von knapp 1000 Seiten, runterzubrechen auf eine achtteilige Miniserie, ist eine Mammutaufgabe. Die “kostbare” Zeit dann so langsam, träge und spannungslos zu servieren, hat mich kräftig genervt.

        Meine Gedanken zu 11.22.63 lesen sich wahrscheinlich finsterer als Sie sind. Ich hatte besonders mit den letzten zwei Episoden viel Spaß. Die Geschichte rund um den “Gelbe-Karte-Mann” kam mir verworren und zu kurz vor aber ansonsten war da dann ein bisschen Schmackes drin. Die Dystopie am Ende und der letzte Tanz gefielen mir saugut.

        Fazit:
        Hab mehr erhofft aber unterm Strich nicht Scheiße.

        Warum habe ich grad so einen Bock auf Stephen King Verfilmungen?
        Ganz einfach: Ich habe grad ziemlich Bock auf Stephen King allgemein. Ich habe früher (so die letzten 10 bis 15 Jahre) einen großen (sehr großen) Bogen um den King of Horror gemacht. Das liegt zum einen daran, weil mein Ex-Frau alle seine Romane im Schrank stehen hatte und jedes Wort von ihm gefangirlt hat und zum Anderen, weil seine Romane gleich ein “sechzehn Gänge Menü” darstellen. Mein Lieblingsautor Paul Auster schreibt dreihundert Seiten und klatscht “Ende” drunter. Herr King schreibt einfach weiter.

        Natürlich habe ich einige, seiner Klassiker gelesen aber warm wurde ich mit seinem Schreibstil nicht so wirklich. Das änderte sich mit den Romanen “Das Spiel” und der fantastischen “Dolores”. Ich halte die “Dunkle Turm Reihe” für ein Meisterwerk. (Bin mir fast sicher, Stephen King klatscht sich für den ersten Satz aus “Schwarz” immer noch freudig auf die Schultern.)

        Ich mag Horrorfilme. Und Stephen King Verfilmungen können großes Kino oder grandioser Bullshit werden. Ist immer ein Risiko. Man weiß nie, was man kriegt. Ich habe den Film “ES” mit Freunden, an einem frühen Abend, auf dem Dachboden einer Schulklassen Freundin angeschaut. Blöd war nur: Ich musste im Dunkeln mit dem Fahrrad nach Hause fahren. Ich habe diesen gruseligen Clown an jeder Straßenecke und unter jeder Laterne vermutet. Den Film musste ich also etwas länger verarbeiten. (Clowns sind mir heute noch suspekt.)
        Mit “Carrie”, “Shining” und dem wirklich atemberaubend genialen ….(hier weitere Superlativen reindenken) “Die Verurteilten” gibt es Bomben Filme.

        Ich lese im Moment “Das Leben und das Schreiben” von Stephen King. Die erste Hälfte ist Biografie und die Zweite ist, eher Schreibhilfe für jeden der Bock auf Schreiben hat. Da ich selbst schreibe, ist dieses Buch eine Goldgrube an Inspirationen und Tipps bis Tricks. Nachdem Durchackern des Buches kannst Du zwar nicht schreiben wie Stephen King aber hast eine Ahnung davon, wie es wohl wäre, wenn Du wie Stephen King schreiben könntest.

        Bald ist Halloween und ich bin im Grusel / Horror -Genre unterwegs.
        Hast Du zufällig einen guten Horror Tipp?
        Nochmal Danke für 11.22.63. Die Serie hatte ich nicht auf dem Radar.

        Und ganz nebenbei, zu Buchverfilmungen allgemein: Ich bin großer Fan davon, wenn Drehbuchautoren und Regisseure Ihr eigenes Ding machen und nicht zu sehr an der Vorlage kleben bleiben. Stephen King selbst fand Stanley Kubricks “Shining” zum Kotzen. Beste Voraussetzung für einen gelungenen Film.

        Lieben Gruß, Tom

        1. Avatar von Miss Booleana
          Miss Booleana

          Das spiegelt so in etwa wider wie ich die Serie empfunden habe. Es fehlen viele interessante Storylines und es wurden ein paar Sachen zusammengeschrumpft, die echt schade sind. Zum Beispiel in der Beziehung mit Sadie und was mit ihrem Ex-Mann vorgefallen ist … oh, da gäbe es viel zu erzählen.
          Aber ja, die Inszenierung ist irgendwie an den falschen Stellen spannungsarm. Und James Franco konnte mich als Jake auch nicht so ganz überzeugen. Wie schon gesagt – er war mir irgendwie zu weich. Da haben wir scheinbar dieselbe Wahrnehmung.
          Musste mich auch insbesondere am Anfang der Serie etwas dazu zwingen weiterzuschauen, während die letzten Episoden aber auf den Punkt waren. Die halten sich auch schon stärker an den Roman.

          Prinzipiell halte ich es aber für machbar einen 1000-Seiten-Wälzer als achtteilige Miniserie rauszubringen. Manche Dinge waren es wirklich ‚wert‘ eingeschrumpft zu werden. Dann habe ich das lieber so als zu versuchen alles in einem Film zu erzählen (unmöglich) oder eine Serie draus zu machen, die immer weiter in die Länge gezogen wird wie bei ‚Under the Dome‘ – schlimm. Da ist 11.22.63 schon ganz gut dabei, wenn man mal die gesammelten Werke an schlechten und guten Verfilmungen betrachtet.

          Gern geschehen – freut mich doch, wenn ich weiterhelfen konnte. 🙂

          Aaaaah ja, das erklärt, warum du lieber die Filme schaust. Und ja, da gibt es wirklich alles auf der Palette – total geniale Filme, aber auch mächtigen Trash. Meinst du denn einen guten Horror-Tipp allgemein oder einen Tipp für Stephen-King-Verfilmungen? Da muss ich mal nachdenken 🙂 aber da findet sich bestimmt was.

          Witzigerweise fand ich Stanley Kubricks Shining auch ziemlich scheiße. Stephen King hat es dann auch nochmal als Produzent versucht und es gab so eine weitere direct-to-dvd-Verfilmung, ein Fernseh-Mehrteiler. Ist aber auch nicht toll geworden … . Die perfekte Shining Verfilmung fehlt noch…

          “Das Leben und das Schreiben” wollte ich auch immer mal lesen 😀

  2. Deinem Urteil kann ich trauen – jetzt will ich die Verfilmung sehen. Bin gespannt, wie ich James Francos Jake Epping finden werde. Ich mag James Franco, aber allein schon optisch habe ich mir Jake Epping immer anders vorgestellt.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Na das freut mich ja, dass du sagst, man könne meinem Urteil trauen 😉
      Ist aber in dem Fall auch wirklich sehr sehr schwer. Auf der einen Seite fand ich die Serie in einen Punkten gut, in anderen schlecht …. habe vieles aus dem Buch vermisst … hach. Schwierig. Bin gespannt auf deine Meinung!
      Jake Epping habe ich mir wie einen jungen Jeff Bridges vorgestellt. Tatsächlich habe ich kurz bevor ich angefangen habe zu lesen erfahren, dass James Franco den spielen soll. Da war ich anfangs fast etwas sauer, weil ich dachte, dass mir das jetzt die Gelegenheit nimmt mir ein Bild zu machen. Aber der junge Jeff Bridges hatte sich manifestiert. Und James Franco hat mich nicht wirklich glauben lassen, dass er Jake Epping ist. Weiß nicht. Das wars einfach nicht für mich. Das ist aber auch immer schwierig, sowas!?

  3. Meine Kritik kommt morgen 😉

    Ich muss aber tatsächlich sagen, dass ich Bill erstaunlicherweise sehr mochte, weil er für die Serie (im Vergleich zum Buch) wirklich Sinn gemacht hat. Während Jake im Buch ja alles alleine macht (und ich die Passagen, wenn er Oswald bespitzelt, teilweise etwas zu lang fand), passt es für die Serie, dass er jetzt mit Bill arbeitet, der ihm ein bisschen Arbeit abnimmt.

    Ich mochte Sarah Gadon unfassbar gern in der Rolle und Franco fand ich super. Ich fand auch gut, dass sie das Ende tatsächlich ein bisschen feiner gestaltet haben als Kings „Time Machine“-mäßiges Überende 😉

    Alles in allem mal wieder eine schöne King-Verfilmung. Und ich bin froh, dass sie daraus wirklich nur ein Mini-Serien-Ding draus gemacht haben. Hat genau gepasst.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Habe ich inzwischen auch gelesen, obwohl ich immer etwas hinterherhänge mit dem Blogfeed.

      Nah … bei mir hat Bill nicht so gut funktioniert. Er war mir als Stilmittel einfach ein bisschen zu offensichtlich. Zwar hat er den trägen Mittelteil ganz gut abgefangen und verkürzt (vorrangig aber eben durch den Drehbuch-Zeitraffer), aber er war eben auch der Sündenbock für jede kleine Lücke im Drehbuch. Wenn sie nicht wussten wie sie den Übergang zu Ärger und Spannung kriegen soll, dann haben sie Bill wütend werden lassen. Seine Stimmungs- und Charakterwechsel fand ich auch etwas sehr übertrieben. So unterschiedlich ist die Wahrnehmung und das Empfinden. Aber wer das Buch nicht kennt, den wird wahrscheinlich auch nix an Bill stören.

      Aber ich stimme dir zu, wenn sie in dem Stil Serien machen, dann können sie öfter was Stephen King verfilmen. Muss ja kein drei-Staffel-Trash wie bei Under the Dome draus werden, wenn man nicht zu gierig ist. 😉

  4. Ich kenne weder das Buch noch die Serie. Aber an 1000 Seiten Wälzer habe ich mich auch schon sehr lange nicht mehr ran getraut, weil ich dafür gefühlt wahrscheinlich ein ganzes Jahr brauchen würde. 😉

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ja, mir fällt sowas inzwischen auch sehr schwer! 1000-Seiten-Bücher lese ich nur noch ganz selten. Glaube der war auch der letzte, den ich gelesen habe. Das war Sommer letzten Jahres. Dann ist die Serie vielleicht eher was für dich 😉

  5. Ich hab das Buch gelesen und die Serie geschaut. Ich kann dir in allen Punkten zustimmen, außer vielleicht, dass ich ebenso den Mittelteil spannend fand. 🙂
    Was mir so ziemlich bei allen Stephen King Verfilmungen auffällt, ist, wie ein für mich besonders wichtiger Aspekt immer wieder zu kurz kommt: King hat eine faszinierende Machart den Personen Tiefe zu geben, er zeigt ihre zutiefst menschlichen Züge auf ohne sie zu verurteilen oder zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Es ist dieser Realismus, der in Kombination mit der Mystik tiefgreifend ist. Tatsächlich stabilisieren diese vielfältigen Charaktere und die Liebe fürs Detail, mit denen er ihnen Form und Gestalt gibt, die Handlung. Wie du geschrieben hast, kommt das oft zu kurz, sei es durch fehlende Passagen (da gab es reichlich, auf die ich mich gefreut und dann letztendlich vermisst hab!) oder die Personen, die nicht weiter groß charakterisiert werden.
    Wie bei jeder Verfilmung, konnte ich mich auch mit der Serie nicht groß anfreunden. Für mich sind gerade die zwischenmenschlichen Aspekte in seinen Geschichten der Punkt, der mich süchtig nach seinen Werken werden lässt. Ich wünschte es würde mal jemand mehr Gewicht darauf legen, als auf die Handlung.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Guter Punkt – das mit den Charakteren schaffen wirklich nicht viele so abzubilden wie es die Romane tun. Das muss ja nicht mal zwingend 1:1 sein, aber so, dass es zumindest glaubwürdig ist. Was mich bei Stephen-King-Romanen auch fesselt und was sehr schwer nachzuahmen ist, ist die Authentizität. King schafft es immer alles so niederzuschreiben, dass es total plausibel ist und man als Leser keinen Zweifel an dem bekommt, was die Charaktere machen oder was um sie herum passiert. In den Filmen verkommt das leider manchmal zu ganz seltsamen Szenen und Konstellationen … schade. Naja. Immerhin gibt es eine Menge Stoff, wenn man sich mit Stephen King beschäftigen will. 🙂
      Danke für deinen Kommentar!

      1. Dem habe ich nichts hinzuzufügen. Ich stimm dir vollkommen zu. 🙂

  6. […] weil sie hier nie fehlen darf – noch ein Beitrag der tollen Miss Booleana: Sie hat die TV-Adaption von Stephen Kings Bestseller „11.22.63“ („Der Anschlag“) gesehen und zieht ein detailliertes, aufschlussreiches […]

  7. […] nur hoffen, dass die Umsetzungen mit Sinn, Verstand und Gefühl für die Vorlagen umgesetzt werden. 11.22.63 hat ja vorgemacht wie das geht […]

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