Serienlandschaft: Besprechungen in fünf Sätzen (u.a. „The Terror“ S2, „Killing Eve“ S2, „Good Omens“, „Titans“ S1)

Ganz recht. Ich bin immer noch nicht fertig! Deswegen heißt es nochmal „challenge accepted“. 😀 Wie vor so ziemlich genau einem Monat versuche ich den Stapel ungeschriebener Serien-Besprechungen abzuarbeiten, indem ich etwas tue, das mir sehr schwer fällt. Mich kurz zu fassen. Ziel ist es die gesehenen Serienstaffeln in nicht mehr als fünf Sätzen zu besprechen. Schachtelsätze sind dabei verboten. Das ganze funktioniert spoilerfrei für die Staffel, die ich reviewe. Nicht spoilerfrei für vorangegangene Staffeln. In fünf Sätzen auch ich ja auch gar keine Zeit viel zu spoilern!

„The Terror“ Season 2

Die zweite Staffel der Horror-Anthologie-Serie verfolgt ein vollkommen anderes Leitthema als noch die erste und titelgebende, da sie von japanischen Amerikanern handelt, die nach dem Angriff auf Pearl Harbor unter Generalverdacht stehen und interniert werden. Dieses Kapitel der Geschichte, unter dem japanische Einwanderer und amerikanische Staatsbürger mit japanischen Wurzeln schwer leiden mussten, wurde bisher selten erzählt. Zum Grauen der Internierungslager und plötzlich beraubter Grundrechte und Menschenwürde kommt die Verfolgung durch einen sogenannten Yūrei (japanischer Begriff für ruhelose Seelen bzw Geister), der hier für den nötigen Spuk und ein bisschen Gore sorgen darf. Nach einem sehr spannenden, gruseligen und atmosphärischen Auftakt gleitet die Serie aber in viele vorhersehbare Konventionalitäten ab. Was sehr schade ist, denn der zu großen Teilen japanische Cast hat mit George Takei einen Darsteller und Berater, der die Lager selber miterlebt hat und sogar vor Kurzem seine Erlebnisse in dem Comic They Called Us Enemy verarbeitet hat.

(6/10)

Sternchen-6


„The Terror: Infamy Season 2 Comic-Con Trailer | Rotten Tomatoes TV“, via Rotten Tomatoes TV (Youtube)

„Killing Eve“ Season 2

Die zweite Staffel steht der ersten in Nichts und beginnt da, wo die erste uns zurückgelassen hat: Villanelle (Jodie Comer) und Eve (Sandra Oh) sind beide noch geschockt von ihrem letzten folgenschweren Aufeinandertreffen. Während die schwer verletzte Villanelle versucht sich vor ihren Auftraggebern und der Polizei zu verstecken und dabei vom Regen in die Traufe kommt, muss Eve verarbeiten, zu was sie fähig ist und was sie eigentlich fühlt. Zeitweise wird sie dadurch abgelenkt, dass eine neue Killerin in der Stadt ist, die ganz anders vorgeht als Villanelle und in deren Fall sie ebenso ermitteln soll. Eins der Kernthemen der Staffel ist auch Eves Beziehung zu ihrem Mann Niko (Owen McDonnell) und die schwierige Frage, ob sie ihr bisheriges Leben hinter sich lassen will oder alles rund um Villanelle, den Job und Eves Gefühle nur eine Episode ist; ein Intermezzo um kurzzeitig den Blutdruck etwas hochzutreiben, Adrenalin zu kosten? Großartiger Humor, spannend und entlarvend – eine fantastische Serie, deren jüngstes Staffelfinale nun aber den Eindruck erweckt, dass wir uns eventuell beginnen im Kreis zu drehen.

(9/10)

Sternchen-9


„Killing Eve: Series 2 | OFFICIAL TRAILER – BBC“, via BBC (Youtube)

Die sagen alles über „Killing Eve“, was ich wegen der „Fünf Sätze“-Regel nicht sagen darf 😉 :


„Difficult Women: Why We Love KILLING EVE’s Psychopath“, via Skip Intro (Youtube)


„Conversations with a Killer: The Ted Bundy Tapes | Official Trailer [HD] | Netflix“, via Netflix (Youtube)

„Ted Bundy: Selbstporträt eines Serienmörders“

Der Originaltitel der Netflix-Doku-Miniserie ist ursprünglich Conversations with a Killer: The Ted Bundy Tapes und verdient sich seinen Namen dadurch, dass sie mit Originalaufnahmen Bundys gespickt ist. Als er bereits im Gefängnis saß, versuchte an im Zuge mehrer Interviews Details oder gar ein Geständnis aus ihm herauszukitzeln. Natürlich wollte Bundy nicht gestehen und plädierte lange auf unschuldig, war aber auch arrogant genug sich aufzuspielen, indem er die Fälle vom psychologischen und kriminologischen Aspekt durchdachte, seziert und stundenlang minutiös das Verhalten des „Mörders“ beschrieb, was einen Einblick in den Geist Bundys gewährt. Der psychologische Aspekt, der Serienmörder zu ihren Taten treibt interessiert mich schon ewig und ich habe viele Medien zu dem Thema verschlungen – aus dem Grund eben auch diese Miniserie. Die Narrative hat durch Bundy, der seine eigenen Taten aus der Third-Person-Perspektive beschreibt, eine spannende Prämisse und wie lange er davonkam und mit welchen Mitteln er versuchte sich herauszuwinden ist spannend. Aber leider verfolgt die Serie das eigens aufgestellte Format aber nur sporadisch und lässt stattdessen zahlreiche andere Leute zu Wort kommen, sodass es sich wie ein Aufschieben, Rennen in Kreisen und letztendlich vergessen der Idee „Conversations with a Killer“ anfühlt – schade!

(6/10)

Sternchen-6

„Good Omens“

Good Omens ist eine Adaption des gleichnamigen Romans der zwei Fantasy-Größen Terry Pratchett und Neil Gaiman, auf die ich sehr sehr fiebrig gewartet habe, nicht zuletzt weil ich das Buch sehr cool fand. Serie und Buch handeln von dem Engel Aziraphale und dem Dämon Crawley/Crowley, die mitbekommen, dass der Antichrist geboren wurde und somit das jüngste Gericht inklusive der Zerstörung allen Lebens und Kampf zwischen Himmel und Hölle bevorsteht. Da beide das Leben auf der Erde mit Sushi, guter Musik, schicken Autos und Wein aber eigentlich sehr nett finden, setzen sie alles daran, dass der finale Endk(r)ampf verhindert wird – inklusive Babys vertauschen, in Erziehungsmaßnahmen eingreifen und allerlei (un)freiwillig komischen Situationen. Der Cast ist fantastisch und lebt seine Rollen wirklich großartig: Michael Sheen als Aziraphale und David Tennant als Crowley zelebrieren regelrecht Bromance, Jon Hamm ist ein wunderbarer arroganter Gabriel und Ausstattung und Effekte können sich sehen lassen. Narrativ wirkt die Handlung aber gehetzt und lässt sich sehr wenig Zeit für spannende Elemente wie Adam und die apokalyptischen Reiter, wobei ich an der Stelle sicherlich als Kennerin des Buchs vorbelastet bin.

(7/10)

Sternchen-7


„Good Omens – Official Trailer | Prime Video“, via Amazon Prime Video (Youtube)

„Titans“ Season 1

Titans basiert lose auf den Teen Titans des DC Universe und damit entsprechenden DC Comics und bringt gleich mehrere Antihelden zusammen: Brenton Thwaites spielt Dick Grayson, ehemals „Robin“ und sobald er sich selbst gefunden hat „Nightwing“; Anna Diop die anfangs unter Gedächtnisverlust leidende „Starfire“; Teagan Croft spielt Rachel bzw „Raven“ und Ryan Potter Garfield „Gar“ Logan, der die Fähigkeit hat sich in einen Tiger zu verwandeln(!) In der ungleichen Truppe hat jeder so sein eigenes Päckchen zu tragen, was definitiv eine der Stärken der Serie ist, denn die Narrative ist es nicht. Kernthemen sind u.a. die Aufarbeitung von Dick Grayson mit seiner Vergangenheit und Batman; Rachels Kampf mit ihren scheinbaren unkontrollierbaren dämonischen Kräften und ihrer Herkunft, Starfires Gedächtnisverlust will man als Zuschauer unbedingt entschlüsselt sehen und „Beast Boy“ Gar sorgt einfach für Eyecandy Comic Relief und ist die verständnisvolle Seele und der Kit, der die Gruppe zusammenhält. Das ist zwar spannend und sympathisch, aber nicht neu und das Gefühlschaos, die irrationalen und gefährlichen Aktionen scheinen direkt vom Drehbuch-Reißbrett zu kommen, sodass sie sich nur dank der ungewöhnlichen Mischung der Antihelden, dem Hauch Comic-Trash und den DC-Easter-Eggs aushalten lassen, sodass es letzten Endes erstaunlich viel Spaß macht Titans zu schauen.

(8/10)

Sternchen-8


„Titans | Official Trailer | Netflix“, via Netflix UK & Ireland (Youtube)

Ich gestehe, ich gestehe – ich habe dank einigen Bindestrichen und Doppelpunkten versucht das meiste aus den fünf Sätzen rauszuholen … verzeiht mir 😉 Manchmal ist es erstaunlich schwierig auszudrücken, warum eine Serie wie „Titans“, die eigentlich voller Plattitüden und „Schon gesehen“ ist, soviel Spaß macht. Guilty Pleasures eben … . Diese vermaledeite Formel wird mich noch dazu bringen „Doom Patrol“ und die zweite Staffel von „Titans“ zu schauen. Bei „Killing Eve“ hingegen ist es sehr einfach zu sagen was daran großartig ist. Der oben erwähnte Humor und andererseits das Spiel mit dem Verbotenen und den eigenen Abgründen. Aber hey: das war auch schon in der ersten Staffel so. Und so bleibt erstaunlich wenig übrig, was gesagt werden muss. Fraglich ist, ob das noch lange funktioniert? Ich hoffe persönlich, dass die dritte die letzte Staffel sein wird. Welche Serien schaut ihr, deren Faszination schwer zu (be)greifen ist? Und welches ist euer jüngstes Guilty Pleasure? Und habt ihr eine ähnliche Meinung zu den oben besprochenen Staffeln oder habt ihr die vielleicht ganz anders erlebt?

Immer zwischen dem 5. und 10. eines jeden Monats mache ich einen kleinen Ausflug in die Serienlandschaft. Ob aktuelle Serien, all-time-favorites, irgendeine TOP-5 oder einfach ein paar zerstreute Gedanken: es ist alles dabei :).

7 Antworten

  1. Obowhl ich die Vorlage von „Good Omens“ nicht kenne, habe ich die Serie ganz ähnlich eingeschätzt: sie war mir sehr sympathisch, aber ich fand sie nicht so gut, wie ich es gerne getan hätte… 😉

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Das fasst es in weniger als fünf Sätzen zusammen 😉

  2. Interessant, dass dir die erste Titans-Staffel so gut gefallen hat. Auf gewisser Ebene kann ich das sogar nachvollziehen, da sie einen gewissen Sog auslöste – als ich einmal damit angefangen hatte, habe ich die Staffel dann auch fast in einem Rutsch durchgeschaut, soweit es möglich war. Als jemand, der mit Titans- bzw. Teen-Titans-Comics aufgewachsen, ist diese Serie allerdings eine Beleidigung dessen, was sie adaptiert und zeigt in meinen Augen, dass die Serienschöpfer ihre Vorlage überhaupt nicht verstanden haben. Ich lass mal ganz frech einen Link da: https://hemator.wordpress.com/2019/01/25/titans-staffel-1/

    Angeblich soll die zweite Staffel allerdings besser sein. Was „Doom Patrol“ angeht – die Figuren wurden zwar in „Titans“ in der Besetzung, in der sie dann auch in ihrer eigenen Serie auftauchen (abzüglich von Niles Caulder, der in „Doom Patrol“ von Timothy Dalton gespielt wird) vorgestellt, aber tonal und inhaltlich unterscheiden sich die beiden massiv. „Doom Patrol“ ist äußerst meta und bizarr, hat zwar durchaus die eine oder andere Gewaltszene, ist aber von der Brutalität und der Grim-Dark-Atmosphäre von Titans weit entfernt. Das ganze hat nur noch bedingt etwas mit dem Superhelden-Genre zu tun.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ja, ich kann mir schon denken, dass das für die Leser der Teen Titans vermutlich null mit der Vorlage zutun hat und eher zu Unmut führt. Deinen Artikel habe ich tatsächlich zum später lesen gespeichert. Das mache ich öfter, wenn ich erstmal meine Gedanken verbloggen will ohne mich „beeinflussen“ zu lassen – einfach um bei meiner Wahrnehmung der Serie zu bleiben.

      Bei der Doom Patrol weiß ich noch nicht so recht was ich davon halten soll. Ich finde auch das System etwas seltsam sie hier einzuführen und gleichzeitig bei einer Amazon-Serie auftreten zu sehen. Wobei das wohl dem Vertriebsmodell allgemein geschuldet ist. Aber da werde ich wahrscheinlich auch mal reinschauen …

      1. „Doom Patrol“ auf Amazon Prime hat mich auch irritiert. Ursprünglich sollte das wohl zuerst wie „Titans“ auf Netflix laufen, dann wurde Netflix von Prime aber überboten. Mit Disney Plus am Horizont versuchen die Streamingdienste alles an sich zu raffen, was sie bekommen können, scheint mir.

        1. Avatar von Miss Booleana
          Miss Booleana

          Ja irgendwie könnte man denken mit Disney Plus geht ein bisschen die Welt untern so wie da alle zittern … bis jetzt reizt mich das tatsächlich so gar nicht. Na mal schauen was Disney noch so alles an sich reißt … u_u

  3. […] Leider lassen sich Spoiler zur ersten Staffel nicht vermeiden. Aber hey … kennst du die […]

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