Das war dann nun der dritte Teil der dritten Star-Wars-Trilogie. Episode IX. Und obwohl (oder gerade weil) ich mich mehr als Star-Wars-Fan als als Trekkie sehe, sage ich: so möge es bitte der letzte und die Macht mit euch gewesen sein. Besprechung ist spoilerfrei für Episode IX, aber dringend nicht spoilerfrei für Episoden I-VIII.
„STAR WARS 9: Der Aufstieg Skywalkers Trailer 3 German Deutsch (2019)“, via KinoCheck (Youtube)
Tot geglaubte leben länger: Imperator Palpatine (Ian McDiarmid) lebt noch. Er war es, der bereits hinter Darth Vader stand, dann hinter Snoke und nun seine Klauen nach Kylo Ren (Adam Driver) ausfährt. Der ist sich dessen aber bewusst. Er führt die erste Ordnung an, aber nicht mehr zwingend um die Ziele der Sith zu verfolgen. Bis ihm Palpatine ein Angebot macht, dass er nicht ablehnen kann. Palpatine hat im Verborgenen, in der letzten Zuflucht der Sith, an einer Flotte gearbeitet, die alles bisher da gewesene in den Schatten stellt. Sie kann Kylo Ren gehören, wenn er einwilligt Rey (Daisy Ridley) umzubringen. Diese trainierte bisher unter der Führung von Leia Organa (Carrie Fisher) und wird von Zweifeln geplagt. Die Stimmen der Jedi wollen nicht zu ihr sprechen, weshalb sie an sich selber zweifelt. Ist sie es nicht „wert“? Ist sie kein „würdiger“ Jedi? Währenddessen erfährt der Widerstand durch einen Maulwurf, der in der ersten Ordnung platziert wurde, dass Palpatine noch lebt. Und solange er lebt, werden die Sith existieren und ihr Einfluss Kriege schüren. Rey, Poe Dameron (Oscar Isaac), Finn (John Boyega) und die anderen üblichen Verdächtigen ziehen los um Palpatines Standort ausfindig zu machen. Klar, das am Ende der Reise nichts geringeres steht als der alles entscheidende Kampf zwischen Sith, Jedi und der Frage, ob in der Galaxis endlich Frieden einkehren wird.
Und das ist nicht das erste Mal, dass der alles entscheidende Kampf gekämpft wird! Diese Note ist wohl für eine Fraktion der Fans der Hauptantrieb um erneut mitzufiebern. Das so geliebte Franchise setzt sich fort. Für die andere Fraktion, wie mich, hat es einen bitteren Beigeschmack und die nächste Trilogie und der immer wieder nächste alles entscheidende Kampf steht bestimmt schon in den Köpfen irgendwelcher Produzenten in den Startlöchern. Andererseits war es auch sehr spannend mal die Star-Wars-Trilogie so live im Kino mitzuerleben. Wie vieles bei der dritten Trilogie hat es seine zwei Seiten. Einen Teil der cool ist, den man sehr feiern kann und einen, der einen wegtreibt. Der unschöne Beigeschmack entsteht beispielsweise seit Episode VII dadurch, dass sich die Handlung in der Grundstruktur sehr der von Episode IV bis VI ähnelt. Todessterne, Jedi-Training; ein junger Sith, der das Instrument von Palpatine ist; ein junger Jedi, der das Blatt wendet und scheinbar aus dem Nichts kommt … . So weit so bekannt. Mit der Wiederkehr Palpatines und der Planetenzerstörer/Todessterne scheint das nun der Gipfel der Wiederholung zu sein. Wer die ganzen Querverweise erkennt und sich darüber freut, sieht das sicherlich anders. Und das Ganze aber in einem moderneren und tricktechnisch ausgereifteren Gewand zu sehen, alleine die Kämpfe, haben wiederum durchaus ihren Reiz.
Video enthält Spoiler!
„15 Things You Missed In Star Wars Rise Of Skywalker“, via Screen Rant (Youtube)
J.J. Abrams und seine insgesamt drei (Chris Terrio, Colin Trevorrow, Derek Connolly) weiteren Drehuchautoren haben sich auch alle Mühe gegeben Episode IX eine andere Note als den vorherigen Teilen zu geben. So sind es nicht einzig und alleine schockierende Tode, die hier die Stimmung gestalten, sondern auch beispielsweise der Verlust der Erinnerung an Freunde, an ein Leben, an überstandene Abenteuer. Wen das Schicksal trifft, verschweige ich mal. Außerdem relativiert es den Anschein, dass es nur bekannte männliche Jedi gibt und zeigt auch zumindest ein wenig, was aus Luke Skywalkers Lehrtätigkeit wurde, die ja in Episode VIII wiederum aus dem Nichts erschien. Aber zweifelhafte Elemente der Narrative werden auch fortgesetzt. So bleibt sehr viel offen. Wer war der Maulwurf? Der, der vorgibt es zu sein? Ungesagte, aber offensichtliche Dinge bleiben ungesagt. Sollen wir uns damit zufrieden geben, dass wir als Zuschauer es wissen? Ungesagtes kann einen Reiz ausüben. Oder hören wir weitere Filme trapsen? Das wohl schlimmste ist aber, dass der Film einen Rückzieher macht was eine wie ich finde wichtige Botschaft von Episode VIII betrifft und die Fehler der Vergangenheit wiederholt.
Erstens: Es ist offenbar doch nicht egal, wer Reys Eltern war. Das Thema wird erneut aufgerollt und auf eine Weise, die es schwer macht zu glauben, dass alle Träger der Macht das nicht vorhergesehen haben. Auch hier gibt es zwei Stimmen: Jedi (und Sith) stammen von Jedi (oder eben Sith) ab und es ist ein Frevel, wenn das Gesetz gebrochen wird. Und diejenigen, die die Botschaft begrüßen, dass jeder ein Träger der Macht sein kann. Ich persönlich finde einfach die Botschaft schön, dass Abstammung nicht vorgeben muss, wer man ist oder was man tut. Eine Botschaft, für die in der letzten Episode der Grundstein gelegt wurde, mit der aber Episode IX zumindest am Anfang erstmal gehörig Schlitten fährt. Das muss man sagen entwickelt sich aber immerhin. Viel schlimmer ist, dass wie schon in den Episoden zuvor Richtungswechsel oder große Erkenntnisse völlig aus dem Nichts kommen. Schlüsselmomente der Handlung wirken wie Film für Film ausgedacht um Lücken zu schließen, aber nicht wie ein großes Ganzes. Rey hat nun doch plötzlich Erinnerungen oder Ahnungen was aus ihren Eltern wurde und Kylo Ren weiß entgegen dem was in Episode VIII sagt doch nicht so richtig eine Ahnung wer Reys Eltern sind, Palpatine ist plötzlich wieder da, der Maulwurf war überhaupt die ganze Zeit über da und ach richtig, es gibt noch andere Widerständler die Finns Schicksal teilen! Na sowas.
„Das klingt ja furchtbar. Warum gibst du da 7 Sterne, Miss Booleana?“ Weil sie es schon irgendwie passend machen – vielleicht nicht als Filmmeisterwerk, aber zumindest als Sci-Fi-Unterhaltungsfilm mit einigen epischen Momenten. Am Ende ergibt das eine oder andere mehr Sinn als es anfangs klingen mag und greift in einem fulminanten Finale ineinander. Er schafft das Ruder rumzureißen und wieder zu dem Leitthema zurückzukehren, dass man sich über seine Abstammung hinwegsetzen und seinen eigenen Weg gehen kann. Auch wenn ich persönlich Teile dessen nicht gut gelöst finde, andere werden damit sicherlich zufrieden sein, manche werden es hassen! Aber so ist das mit Star Wars. Über vierzig Jahre lang sind Menschen davon begeistert und bilden sich eine Meinung – da ist das unvermeidlich. Der Film hat zudem Schauwerte und wirklich spannende Kampf-Choreos. Camoes! Es gibt wieder eine Menge bekannte Gesichter in Nebenrollen, einer meiner Favoriten dürfte wohl Killing Eve’s Jodi Comer in einer prominenten Rolle sein. Schlüssel-Themen des Soundtracks finden wieder Verwendung und es werden massig Referenzen zu den anderen Filmen gezogen. In der Summe seiner Teile ist es nicht schlecht. Möglich, dass das vielen Fans nicht ausreicht, aber mir reicht aus: es hat mich gut unterhalten. Es ist kein erzählerischer Meilenstein, kann es aber vielleicht auch nie werden bei den hohen Erwartungen von allen und ganz wichtig: es hat ein Ende.
Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers (OT: Star Wars: The Rise of Skywalker), USA, 2019, J. J. Abrams, 142 min, (7/10)
Bei dem Echo, das der Film ausgelöst hat, bin ich doppelt gespannt wie ihr den Film wahrgenommen habt? Hat er euch gefallen? Oder gehört ihr zu denen, die maßlos enttäuscht waren? Wie seht ihr den Umstand, dass Reys Abstammung nochmal so prominent aufgerollt wurde? Und ihre Entscheidung in Richtung Ende? Spoiler bitte vermeiden oder großzügig kennzeichnen. Denkt ihr, dass es die letzte Trilogie war, die wir hierzu gesehen haben?
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