Neulich im Kino … Filmbesprechung zu „Marie Curie – Elemente des Lebens“

Nach vier Monaten zog es mich endlich wieder ins Kino. Vermisst habe ich es. Mit Freunden und Atemschutzmasken standen wir da, wo sonst lange Schlangen an der Kinokasse und beim Popcorn sind. Jetzt (fast) gähnende Leere, die einen daran erinnert, dass noch nicht alles wieder normal ist. Aber normal genug, um die örtlichen Kinos zu unterstützen und wieder Filme auf der großen Leinwand zu sehen. 🙂 Besprechung ist spoilerfrei.

Als die stolze Marie Skłodowska (Rosamund Pike) einwilligt in Pierre Curies (Sam Riley) Labor zu arbeiten, betont sie von Anfang an, dass ihre Theorien und Forschungserfolge ihre bleiben sollen. Später stimmte sie einer Zusammenarbeit zu, verliebte sich in Pierre und sie heirateten. Ihre dunkle Vermutung bewahrheitet sich aber, als Jahre später nur Pierre der Nobelpreis für die Entdeckung der Radioaktivität verliehen werden soll. Marjane Satrapis Film zeigt wie Marie und Pierre die Radioaktivität entdecken und die Erfindung beginnt an ihrer Gesundheit zu nagen. Satrapi ist dafür bekannt, dass sie u.a. mit Persepolis gerne mal ihre eigenen Comics verfilmt. Nun war es der einer anderen Künstlerin – Radioactive: Marie & Pierre Curie: A Tale of Love and Fallout von Lauren Redniss. Redniss wie auch Satrapi stellen darin einerseits die Biografie der Wissenschaftlerin und den Prozess der Entdeckung neben die Auswirkungen auf die Menschheit. Neben Marie Curies Werdegang, den Tod ihres Mannes und wie sich die öffentliche Meinung über sie ändert, wird so auch gezeigt, was nach der Entdeckung folgte. Stichworte: Röntgen, Hiroshima, Tschernobyl.


„MARIE CURIE: Elemente des Lebens Trailer German Deutsch (2020)“, via KinoCheck (Youtube)

Die Idee ist genial, die Ausführung hinkt. Einerseits gelingt es Satrapi zu zeigen, dass Marie und Pierre nicht an Tschernobyl oder Hiroshima „schuld“ sind, sondern dass der Mensch ihre Entdeckung zu fragwürdigen Zwecken eingesetzt hat oder die Gefahren verkannt hat. Andererseits sind die Szenen oftmals als eine Art Vision oder Wachtraum in Marie Curies Leben eingeflochten, was im Gegensatz zu ihrem sehr rationalen Charakter und der sonstigen Erzählweise steht und deswegen dissonant wirkt. Begleitet wird das ganze von CGI-Montagen von Atomen und Erzen, die wohl Geschmackssache sind genauso wie der Soundtrack mit teilweise elektronischer Musik, die irgendwie mehr nach Hackerfilm klingen und in der Kostümfilm-Optik verloren wirken. Hier soll wohl Wissenschaft und Zukunft durchklingen. Letzten Endes wirkt es eher befremdlich.

Die biografischen Anteile verblüffen aber und verfehlen nicht ihre Wirkung. An der Stelle lege ich allen Lesern die Ausgabe über Marie Curie in Sabines Reihe Women in Science nahe aus der ich auch im Vorfeld schon das eine oder andere über Marie Curie erfahren habe. 🙂 Dass Curie selber mit einem Krankenwagen und mobiler Röntgenstation 30km hinter der Frontlinie Soldaten behandelte, habe ich im Kinosaal gar nicht glauben können. Wie abschätzig sie teilweise behandelt wurde und die öffentliche Schlammschlacht, nachdem sie eine Affäre mit einem verheirateten Mann einging, hat mich bestürzt. Aber bei all den interessanten autobiografischen Details hat der Film doch gefühlt Überlänge und wirkt etwas behäbig. Für andere Zuschauer ist stattdessen Marie Curies resoluter Charakter eine Herausforderung. Es ist schwer sie in dem Film zu mögen, aber das muss man auch nicht. Sie war eine Wissenschaftlerin, eine der ersten Frauen, die sich Anerkennung hart erkämpfen musste, wo sie für Männer zu dieser Zeit selbstverständlich war. Das würde wohl jeden Charakter scharfkantig werden lassen. Nebenbei zeigt der Film sie aber auch als fühlendes Wesen und als eine Frau, die die große Lebe ihres Lebens verloren hat und den möglichen Missbrauch ihrer Entdeckung vorhersah.

Marie Curie – Elemente des Lebens (OT: Radioactive), UK, 2019, Marjane Satrapi, 110 min, (5/10)

Sternchen-5

Nun hat mich der erste Film nach so langer Zeit ohne Kino nicht vom Hocker gehauen. Dabei ging ich relativ ohne Erwartungen und Vorwissen in den Film – ich habe erst im Abspann erfahren, dass mit Satrapi auch eine mir bekannte Regisseurin und vor Allem Frau auf dem Regiestuhl saß. Soviele gute Zutaten, aber der Funke sprang nicht über. Wart ihr seit des Lockdowns inzwischen mal wieder im Kino? Und welcher Film war der erste, der euch lockte?

2 Antworten

  1. „mein“ erster Film war: Porträt einer jungen Frau in Flammen.
    Der hat mir richtig gut gefallen.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Oh das glaube ich – der liegt hier auch schon bei mir auf BluRay, obwohl er inzwischen glaube ich auch bei diversen Streaminganbietern rumschwirrt.

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