Filmbesprechung „Gon, the Little Fox“ & „The Girl From the Other Side: Siúil, a Rún“ (JFF Plus 2021)

Seit 2016 bewirbt das Japanese Film Festival (JFF) die ganze Bandbreite des japanischen Films. Zuerst in Südostasien und Australien, dann in immer weiteren Ländern wie beispielsweise auch Teilen Europas. Zwischen November 2020 und März 2021 waren die Film nun auch in Deutschland im Zuge eines Online-Filmfestivals verfügbar, dessen Beiträge nach Anmeldung auf der Webseite von JFF zum kostenfreien Streamen zur Verfügung standen. Und weil ich den japanischen Film liebe, konnte ich nicht widerstehen und bespreche heute zwei Animationskurzfilme. Die Reviews sind selbstverständlich spoilerfrei.

Gon, the Little Fox

Der Stop-Motion-Animationsfilm basiert auf dem beliebten japanischen Kinderbuch Gongitsune des bekannten japanischen Autors Niimi Nankichi. Gon ist daran ein Fuchs, der sich alleine durch das Leben schlagen muss, weil seine Mutter Jägern in die Falle gegangen ist. Er spielt gern Streiche oder stiehlt. Als er aber den jungen Mann Hyoju bestiehlt und kurz darauf dessen Mutter stirbt und er wie Gon eine Waise ist, bekommt der Fuchs Schuldgefühle und versucht es wieder gut zu machen. Bevor alle vor Niedlichkeit und „Awwww“s überlaufen, sei eine Warnung ausgesprochen:  der Film ist sehr tragisch. Seid dafür gewappnet. Regisseur Takeshi Yashiro arbeitete für „Gon“ mit dem Studio TECARAT zusammen und hat einen wunderbar rustikal anmutenden Stop-Motion-Film geschaffen. Die Charaktere sind grob geschnitzte Figuren, die das umso mehr hervorheben, was auch gut zum abrupten Ende des Films passt. Gon wird stellenweise vermenschlicht dargestellt, d.h. mit einem Kindergesicht, stellenweise als Fuchs wie man ihn kennt. Zwar bin ich kein großer Fan des Kind-Fuchs-Gons, aber es ist sicherlich zur Immersion angedacht. So oder so trifft die Aussage von Mitgefühl, Freundlichkeit und dem Hinterfragen vor dem Handeln mitten ins Herz. Der Trailer gibt einen Einblick in die zweijährige(!) Produktion und den liebevollen Detailgrad.

Gon, the Little Fox (OT: 劇場版 ごん); Japan, 2019, Takeshi Yashiro, 28 min, (8/10)

Sternchen-8


„STOP MOTION ANIMATION „GON , THE LITTLE FOX“ Trailer“, via 「 TECARAT 」 Contents Craft Team “テカラ” from TAIYO KIKAKU co.,ltd. (Youtube)

The Girl From the Other Side: Siúil, a Rún

Die von Wit Studio (Ausgründung von Production I.G) produzierte OVA basiert auf dem gleichnamigen Manga von Nagabe, den ich glücklicherweise gerade lese und daher sagen kann, dass er ungefähr die Handlung von Band 1 bis 3 zusammenfasst. Manga und Kurzfilm handeln von einem kleinen Mädchen, das mit einer dunklen, gehörnten Kreatur zusammenlebt. Beide kümmern sich umeinander und fühlen füreinander – vielleicht wie eine Wahlfamilie? Aber die Berührung beider ist gefährlich für das Mädchen und es schafft eine unterschwellig melancholisch-traurige Atmosphäre und Hinweis auf konstante Gefahr, die das Leben beider empfindlich beeinflusst. Man will mehr wissen, mehr sehen, damit dürfte der Zweck einer OVA allemal erfüllt sein. Aber auch als eigenständiger Film ist Siúil, a Rún schön. Die OVA mag zwar weniger Details als der Manga preisgeben, fängt aber die Stimmung wunderbar ein und kommt ohne Worte aus. Somit ist der Kurzfilm grenz- und sprachübergreifend verständlich. Nagabes visueller Stil wurde quasi 1:1 adaptiert und auch in nur in dezenten, ungesättigten Farben eingefangen – mit Ausnahme der roten Beeren, die das Mädchen und die Kreatur sammeln und die einen schönen warmen Kontrast und Metapher auf das darstellt, was beiden fehlt: die wärme zwischenmenschlicher Berührung und Gesten, sei es eine Umarmung, ein ermutigendes Schulterklopfen und die Hand von jemandem zu halten, wenn man Angst hat. In Japan erschien die OVA zusammen mit einem der Mangabände und jüngst wurde angekündigt, dass es eine Fortsetzung als Direct-to-DVD-Release geben wird. (Quelle: ANN)

The Girl From the Other Side: Siúil, a Rún (OT: とつくにの少女); Japan, 2019, Yūtarō Kubo/Satomi Maiya, 10 min, (9/10)

Sternchen-9


„The Girl from the Other Side official trailer“, via Production I.G Official Channel (Youtube)

Header image uses a photo by Carolina Garcia Tavizon on Unsplash

Kennt ihr zufällig die beiden Kurzfilme, habt sie eventuell auch beim JFF Plus gesehen? Oder die ihnen zugrunde liegenden Geschichten? Wie haben sie euch gefallen? Wo überrascht?

3 Antworten

  1. Hach, ich habe diese beiden Filme so sehr gemocht. Gon könnte ich wieder und wieder schauen und ich werde definitiv die Augen nach der Vorlage offen halten.

    Um den Manga „Siúil, a Rún“ bin ich in den vergangenen Jahren immer mal wieder herum geschlichen. Aber ich konnte mich doch nie zum Kauf durchringen – aus Angst enttäuscht zu werden. Die filmische Umsetzung war daher ein guter Appetizer und irgendwann wird der Manga garantiert hier einziehen.

    Danke fürs Zurückbringen zu diesen schönen Filmmomenten. 🙂

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Sehr gern, danke dir für deinen Kommentar.

      Ja der Manga „Siúil, a Rún“ ist halt schon echt sehr schön atmosphärisch. Genau dieselbe Stimmung wie es auch die OVA einfängt. Aber ich hatte schon so um Band 3 das Gefühl, dass da sehr wenige Antworten dazukommen und habe befürchtet, dass es den Leser eher lange an der Nase herumführt oder Fragen zu beantworten aufschiebt. Aber bisher hält er mich noch ganz gut bei Laune. Weiß nicht wie sich solche Reihen für dich anfühlen und wie lange du Lust hast die weiterzuverfolgen? Bei mir sehr unterschiedlich.

      1. Hm, du meinst, dass es sich irgendwann anfühlt, als würde man auf der Stelle treten? Puh, manchmal komm ich mit sowas gut klar, wenn der Rest stimmt. Ein anderes Mal nervt mich sowas aber. Vielleicht warte ich erst mal ab, wie dein Fazit nach noch mehr Bänden bzw. dem Ende der Reihe ausfällt. 😉

        Demnächst will ich sowieso erstmal mit den 20th Century Boys weitermachen (endlich <3 ),

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