Im Sommer nehme ich mir gern etwas jahreszeitspezifisches vor. Und ob wir es uns dieses Jahr inflationsbedingt leisten und mit unserem Umweltbewusstsein vereinbaren können oder nicht; es ist Urlaubssaison und da wird viel geflogen. Streng genommen wird immer viel geflogen, befürchte ich … . Ich selber fliege nicht gern, aber ich tue es, wenn ich irgendwo wirklich gern hin möchte. Und es gibt tonnenweise Filme, die sich ein Flugzeug als Schauplatz ausgesucht haben. Verständlich warum: du kannst nirgends hin im Flugzeug. Es ist ein abgeschlossener Raum und so für Thriller geradezu prädestiniert. Wenn ihr herauslest, dass ich heute nicht nur happy Flugzeug-Filme in der Liste habe, lest ihr richtig. 🙂 Aber versprochen: es ist von allem etwas dabei. Also heute: sieben Filme, deren Schauplatz ein Flugzeug ist. Fasten your seatbelt, please.
Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug
Der Originaltitel Airplane! passt viel besser zu dem Humor und dazu, was Airplane! ist. Einige Jahre vor Die nackte Kanone nutzte das Trio aus Jim Abrahams, David und Jerry Zucker Slapstick, gepaart mit zeitgeistigen Gassenhauern und flachen Humor um nicht nur Leslie Nielsen (hier als Arzt Dr. Rumack) einen zweiten Durchbruch als Darsteller von Komödien zu verschaffen, sondern auch den Grundstein für ein ganzes Subgenre aus Filmparodien zu legen. An Bord eines Flugs zwischen Los Angeles und Chicago setzt eine Lebensmittelvergiftung nicht nur die Passagiere, sondern leider auch die Piloten außer Gefecht. Die einzige Chance das Flugzeug doch noch sicher zu landen ist der ehemalige Air-Force-Pilot Ted Striker (Robert Hays), der nicht so ganz zufällig an Bord ist. Er will das Herz seiner Freundin Elaine (Julie Hagerty) zurückgewinnen. Und sicherlich würde er gern das Flugzeug landen, wenn er könnte – hat er doch aus seiner Zeit beim Militär ein Trauma davongetragen. Dazwischen gibt es reichlich Szenen von übergriffigen „Autopiloten“, semi-erfolgreichen Versuchen zu beruhigen („Bewahren sie Ruhe! Ist übrigens jemand an Bord, der weiß wie man ein Flugzeug landet?“) und gewalttätigen Gesangseinlagen. Keine Frage – nicht alle Witze funktionieren noch gleichermaßen. Aber wenn man mal einen Tag hat, an dem ein nicht so anspruchsvolles Traktat von einem Film angebracht ist, hat man immer noch viel Spaß mit Airplane!
Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug (OT: Airplane!), USA, 1980, Jim Abrahams/David Zucker/Jerry Zucker, 87 min, (7/10)
„Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug ≣ 1980 ≣ Trailer“, via TrailerTracker (Youtube)
Red Eye
Als Red Eye Flights werden oftmals Nachtflüge bezeichnet, weil die Passagiere wegen des Schlafmangels oftmals mit rot geäderten Augen aussteigen. Der Schlafmangel von Lisa (Rachel McAdams) ist wohl eher auf Panik, Anspannung und Angst zurückzuführen. Der nette Passagier an Bord des Flugzeugs neben ihr hat bald nicht mehr viel für Smalltalk übrig. „Jackson“ (Cillian Murphy) erpresst sie. Tut sie nicht, was er will, dann stirbt ihr Vater. Und Jackson hat seinen Plan gut durchdacht. Lisa weiß bald kaum mehr wohin mit sich, obwohl sie einige smarte Versuche unternimmt, um Hilfe zu rufen.
Bei der ersten Sichtung zu Erscheinen des Films wie auch beim Rewatch neulich, war mir nicht bewusst, dass es ein Wes Craven ist. Aber im Nachhinein betrachtet erkennt man das Handwerk. Vor Allem an der geradlinigen Spannungskurve, dem Thrill und dem Wechsel von Lisa als Damsel in Distress hin zu wehrhafter Rächerin, die sich nichts mehr gefallen lässt. Red Eye nimmt sich am Anfang etwas zu viel Zeit und wirkt etwas an den Haaren herbeigezogen. Wäre nicht auch alles mit Menschenverstand managebar gewesen, wenn Lisa einfach aufgestanden wäre und aufsehenerregend um Hilfe gerufen hätte? Oder bin ich einfach so optimistisch? So oder so ist der Film lohnenswert, spannend, fängt die Enge eines Flugzeugs mit „schwierigem“ Sitznachbarn (Untertreibung!) sehr gut ein und ist erfrischend kurz. Red Eye müsste keine Minute länger sein.
Red Eye, USA, 2005, Wes Craven, 81 min, (7/10)
„Red Eye – Trailer Deutsch 1080p HD“, via Moviedinho (Youtube)
Flightplan – Ohne jede Spur
Nach dem Tod ihres Mannes fliegt Kyle (Jodie Foster) mit ihrer Tochter Julia (Marlene Lawston) von Berlin zurück in die Staaten. Sensible Fracht: der Sarg mit ihrem Mann. Sowohl Mutter als auch Tochter sind vom Verlust traumatisiert und erschöpft. Als Kyle nach ein paar Stunden Schlaf die Augen öffnet, ist Julia verschwunden. Anfangs denkt sie noch „Ein kleines Mädchen kann wohl kaum in einem Flugzeug verschwinden“, dann kommt die Panik. Schlimmer noch: dann behaupten Passagiere, dass sie nie ein kleines Mädchen neben Kyle gesehen hätten.
Bald schon steht Aussage gegen Aussage. Ist Kyle traumatisiert und hat nur deswegen ihre Tochter dort gesehen? Oder zieht jemand ein mieses Spiel mit ihr ab? Natürlich werden alle Plattitüden ausgepackt, die man sich ausmalen kann. Ob sie unter Drogen steht, ob sie Medikamente zu sich nimmt, in Behandlung ist etc. Die Panik trägt seltsame Blüten und steckt andere Passagiere an, lässt andere wiederum kalt und ihr gegenüber unempathisch auftreten. Man kann sich gut in Jodie Fosters exzellent gespielte Kyle hineinversetzen, die nie daran zweifelt, dass ihr Kind irgendwo an Bord der Maschine sein muss. Leider verliert der Film aber die wichtigsten Mittel aus den Augen, die einen Flugzeug-Thriller zu einem eben solchen machen. Es lebt von der besonderen Situation und von der Enge und Ausweglosigkeit. Das Flugzeug hier ist aber eine irre groß wirkende Maschine. Dass Kyle an dessen Entwicklung mitgewirkt hat und in alle Winkel kriecht, macht es erstaunlicherweise nicht besser, sondern schlimmer. Und so geht das interessanteste am Flugzeug als Schauplatz eines Thrillers verloren, obwohl das sicherlich ganz anders beabsichtigt war. Auch wirkt Sean Bean in seiner Rolle als Kapitän etwas verschenkt.
Flightplan – Ohne jede Spur, USA/Deutschland, 2005, Robert Schwentke, 94 min, (6/10)
Snakes on a Plane
Der Surfer-Dude Sean (Nathan Phillips) ist ein wichtiger Augenzeuge um einen hawaiianischen Gangsterbosses dranzukriegen und hat schon ein Attentat dank des FBI-Agenten Neville Flynn (Samuel L. Jackson) überlebt. Nun soll er für die Verhandlung von Honolulu nach Los Angeles fliegen. Flynn steht ihm als Personenschutz zur Seite. Der Gangster hat aber die geniale Idee Sean und Flynn während des Fluges mit einer totsicheren Methode zu erledigen. Snakes on a plane! Was kann schief gehen?
Pheromone putschen die Massen an Giftschlangen so auf, dass die fast alles beißen und angreifen, das sich bewegt. So auch alle anderen Passagiere und das Bordpersonal, dass sehr kreativ werden muss um sich gegen die Tiere zu wehren. Wer Gewalt an Tieren nicht aushält, selbst wenn diese größtenteils digital sind, sollte den Film meiden. Wer alles in Filmen auf die sprichwörtliche, rationale Goldwaage legt, wird auch keine Freude haben. Dafür ist Snakes on a Plane viel zu sehr mit Bullshit vollgepumpt, der sich ähnlich wie die digitalen Schlangen kaum aufzählen lässt. (Trotzdem hat’s wer probiert, siehe unten 🙂 .) Die Sterne, die sich der Film nach einer Idee und einem Drehbuch von David Dalessandro (mit Nacharbeit von John Heffernan und Sebastian Gutierrez) verdient, bekommt er wegen seines offensichtlichen Fanservices. Ich denke da besonders an Samuel L. Jacksons Oneliner („Brother of another mother“, „All praises to PlayStation“) oder an die Erwähnung, dass Julianna Margulies Rolle ihren Stewardessen-Job an den Nagel hängt und danach Rechtsanwältin wird (na, na? Mögliche Anspielung auf? Richtig, The Good Wife). Außerdem ist es schon wieder ein Film, in dem der Satz fällt „Ist hier jemand, der weiß wie man ein Flugzeug fliegt?“ So hat sich halt Snakes on a Plane den Hype verdient. Sicherlich nicht mit der kruden Idee und der formelhaften Zusammensetzung aus Passagieren (Pärchen, super nervöser Flieger, zwei Kinder alleine unterwegs, eine junge Mutter, ein Rap-Star samt Bodyguards, eine verwöhnte junge Frau, etc).
Snakes on a Plane, USA, 2006, David R. Ellis, 101 min, (4/10)
„Everything Wrong With Snakes On A Plane in 18 Minutes or Less“, via CinemaSins (Youtube)
Happy Flight
Regisseur Shinobu Yaguchi ist bekannt für seine Feelgood Filme wie Swing Girls und Can’t Stop the Dancing, die ich beide sehr empfehlen kann. Happy Flight spiegelt die Arbeit mehrerer Personen in und um den Flughafenbetrieb wider und versprüht eine ähnliche Atmosphäre wie Yaguchis vorherige Werke mit bewährter Formel. Viele Menschen, die sich mit Ehrgeiz und Pflichtbewusstsein einer Sache verschreiben und ja, vielleicht auch mal damit zu kämpfen haben. Da wäre beispielsweise das Bodenpersonal und der Umgang mit schwieriger Kundschaft wie auch die Flugbegleiter:innen, die dann den Konflikt an Bord weiter austragen. Copilot Kazuhiro Suzuki (Seiichi Tanabe) hat währenddessen damit zu kämpfen, dass er gerade im Simulator eine schwierige Situation alles andere als ideal gelöst hat und nun unter der Beobachtung eines besonders strengen Piloten steht. Auf seinen Schultern lastet nun besonders stark für wie viele Menschenleben er verantwortlich ist, als es zu einer Krisensituation kommt.
Das alles kann nur schwerlich über die Formelhaftigkeit des Films hinwegtäuschen. Es ist fast schon zu simpel wie allen unseren Held:innen strenge Vorgesetzte zur Seite gestellt werden, die es zu beeindrucken oder zumindest nicht zu enttäuschen gilt. Natürlich stellt der im Flug dargestellte Flug zwischen Japan und Honolulu für alle eine immense Geduldsprobe dar und ja, es wird auch gefährlich. Wenn ich schon von Formelhaftigkeit und japanischem, mustergültigem Pflichtbewusstsein spreche, muss ich wahrscheinlich auch niemandem mehr erzählen wie der Film ausgeht. Natürlich ist es trotzdem faszinierend den Blick hinter die Kulissen des Flugbetriebs mitzubekommen und vielleicht sogar das interessanteste an dem Film. Dann aber wiederum ist es schon wieder etwas wunderlich zu sehen wie stark ANA (All Nippon Airways) in den Film involviert ist. Es fühlt sich wie ein Werbefilm an. Und ich befürchte es ist auch einer, selbst wenn die Recherche sagt, dass ANA den Film „nur“ unterstützt hat und Giveaways gesponsort hat. Naja.
Happy Flight (OT: ハッピーフライト „Happī Furaito“), Japan, 2008, Shinobu Yaguchi, 102 min, (5/10)
„FLIEGENDE LIEBENDE Trailer German Deutsch HD 2013“, via KinoCheck (Youtube)
Fliegende Liebende
An Bord der Peninsula Airline schmeißen die drei Flugbegleiter Joserra (Javier Cámara), Fajas (Carlos Areces) und Ulloa (Raúl Arévalo) den Laden alleine. Mit ein bisschen bewusstseinserweiternden Substanzen und reichlich Alkohol. Die restlichen Flugbegleitenden sowie die ganze Economy Class sind mit Beruhigungsmittel in Schlaf versetzt. Die Maschine kreist in der Luft bis eine Notfalllandung eingeleitet werden kann. Als das die (nicht schlafen gelegten) Passagiere der Business Class mitbekommen bricht Panik aus. Kein Wunder – die Mischung ist explosiv: unter ihnen ist u.a. ein Medium (Lola Dueñas), eine legendäre Hostess (Cecilia Roth) und ein Auftragskiller (José María Yazpik). Großen Gefühle werden in Verabschiedungen am Bord-Telefon freien Lauf gelassen, oder noch so einige andere Dinge getan. Sagen wir mal so: der Ko-Pilot merkt während des Flugs, dass er nicht so hetero ist wie er dachte. Zwischendurch tanzen die Stewards zu I’m so excited der Pointer Sisters. Was will der Autor und Regisseur Pedro Almodóvar uns damit sagen? Da er wohl unter Flugangst leidet ist die Vorstellung, dass ein Flug so ablaufen könnte erheiternd. Erschreckt aber auch stellenweise. ^^
Fliegende Liebende (OT: Los amantes pasajeros), Spanien, 2013, Pedro Almodóvar, 90 min, (5/10)
Blood Red Sky
Die ersten Minuten von Blood Red Sky haben mir bewiesen, dass es am besten ist so wenig wie möglich über den Film zu wissen und dass der Überraschungsmoment durchaus ein paar Punkte auf der Bewertungsskala ausmachen kann. Je nachdem wie gern Zuschauende Überraschungen mögen jedenfalls. Durch die Filmbubble, Social Media, den Trailer(!), den Filmtitel(!) und sogar das Promo-Plakat(!!) halte ich es aber leider für sehr wahrscheinlich, dass irgendwer noch nicht ahnt, worum es in Blood Red Sky geht. Aber weil ich versuche eine Gute zu sein, halte ich mich mal bedeckt. Blood Red Sky handelt von der Mutter Nadja (Peri Baumeister) und ihrem Sohn Elias (Carl Anton Koch), die einen Flug in die USA antreten. Anlass ist Nadjas Aussicht auf eine medizinische Behandlung, die sie in Deutschland nicht antreten kann. Das Flugzeug wird allerdings gekidnappt und umgeleitet. Angst und Panik beeinflussen alle an Bord, besonders aber Nadja. Deren Zustand ist nämlich etwas komplizierter und lebensgefährlich für sie und alle an Bord und sollte idealerweise unentdeckt bleiben. Idealerweise jedenfalls..
Blood Red Sky wäre durch seine Motive durchaus prädestiniert an der Grenze zwischen Horrorfilm und Actionthriller zu tanzen. Letzten Endes ist es eher ein Slasher- und Actionfilm, der gar nicht so doof ist wie die Prämisse klingen mag. Nadja tut das unvermeidliche und viele der Handlungen sind gar nicht so unlogisch. Dann sind da aber wieder die überspannten, psychopathischen Charaktere unter den Flugzeug-Entführern wie der von Alexander Scheer gespielte Eightball (ich gebe dem Drehbuch die Schuld, sorry), die ominöse medizinische Prozedur in den USA, die verklärten und stark vereinfachten Rahmenbedingungen wie das Elias sich und seine abwesende Mutter am Flughafen eincheckt (das geht doch gar nicht, oder täusche ich mich da?) oder auch einfach nur der an den Haaren herbeigezogene Grund für die Flugzeugentführung. Sehr angenehm finde ich hingegen, dass die Entführer dieses Mal nicht irgendwelche diskriminierenden Abziehbilder von Menschen mit arabischer Abstammung, Aussehen oder Namen abgeben. Im Gegenteil ist mit u.a. Kais Setti als Farid eine Person an Bord, die als Sündenbock fungieren soll. Unter dem Strich ist Blood Red Sky unterhaltsam und spannend und ich finde ihn tatsächlich besser als seinen Ruf. Er ist Netflix erfolgreichster deutscher Film und soviel ist fair zu sagen: er ist halt auch unterhaltsam.
Blood Red Sky, Deutschland, 2021, Peter Thorwarth, 123 min, (6/10)
Da war nun hoffentlich alles dabei: Komödie, Liebesfilm (naja..so mehr oder weniger 🙂 ), Slice of Life und reichlich Thriller. Horror … darüber kann man sich streiten. Verzichtet habe ich sicherlich auf viele Klassiker. „Con Air“ ist eher mal was für eine Nic Cage Werkschau, oder? „Air Force One“ reizt mich so gar nicht. Übrigens: Als geheimes zweites Label der Werkschau habe ich es mir zur Aufgabe gemacht nur Filme zu besprechen, die zu einem signifikanten Teil in der Luft spielen. Dadurch musste ich leider auf Misha Collins fabelhafte Kurzfilmreihe „TSA America“ verzichten, in der der aus „Supernatural“ bekannte Schauspieler Regisseur wird und die Sicherheitskontrolle an Flughäfen gehörig aufs Korn nimmt. Seit TSA America: Just Relax kann ich durch keine Sicherheitskontrolle mehr gehen ohne mich zu fragen, wo der Raum für den Private Pat-Down wohl ist. ^^ Welche Filme kennt ihr, die an Bord eines Flugzeugs spielen? Und ist das eher förderlich oder lindernd für eure Flugängste, falls ihr welche habt?
„7ème art“ (Sprich: septième art) heißt „siebte Kunst“. Gemäß der Klassifikation der Künste handelt es sich hierbei um das Kino. In dieser Kategorie meines Blogs widme ich mich also Filmen – evtl. dehne ich den Begriff dabei etwas. Regulär stelle ich zwischen dem 1. und 5. jeden Monats jeweils 7 Filme in kurzen Reviews vor.
Schreibe einen Kommentar