Neulich im Heimkino … Filmbesprechung zu „Eternals“ & „Spider-Man: No Way Home“

Meine letzte Besprechung des Projekts #MCUAufholen ist schon etwas her. Die späte Review liegt an einer überraschenden Hürde. Ich war mir sicher, dass ich beim Schauen der MCU-Filme überrascht werde – positiv wie negativ. Dass von all diesen Filmen aber nun einer NICHT auf Disney im Stream verfügbar ist, kam unerwartet. Gemeint ist „Spider-Man: No Way Home“. Stellt euch mich augenrollend vor. Dann habe ich zumindest irgendwann weiter geschaut, nur nicht weiter geschrieben. Letzten Endes hat aber die mehrmalige Nominierung von „Wakanda Forever“ dafür gesorgt, dass ich mal wieder einen Zahn zulege. Reviews sind spoilerfrei. Es empfiehlt sich aber, dass ihr die vorangegangenen Filme des MCU kennt.

Eternals

Seit Jahrhunderten leben zwischen den Menschen zehn Eternals. Sie wurden auf die Erde geschickt, um die Menschheit vor den sogenannten Deviants zu beschützen. Deviants sind schwer zu umreißen und am ehesten als brutale Kreaturen zu interpretieren, für die Gnade kein Konzept ist. Die Eternals haben sehr unterschiedliche Fähigkeiten und Charaktere. Sersi (Gemma Chan) kann Elemente beeinflussen, Sprite (Lia McHugh) Illusionen erzeugen, Thena (Angelina Jolie) ist eine begnadete Kämpferin usw. Zwischenzeitlich schienen die Deviants im Laufe der Jahrhunderte besiegt und die Eternals haben sich in alle Himmelsrichtungen verstreut, leben ihr Leben. Da wird plötzlich eine von ihnen tot aufgefunden und die Deviants tauchen mitten in London auf. Noch dazu scheinen die Deviants intelligenter, bewusster und damit gefährlicher geworden zu sein. Sersi und Sprite kontaktieren die anderen Eternals um die Menschheit zu beschützen.


ETERNALS Trailer German Deutsch (2021), KinoCheck, Youtube

Die Hoffnung war groß, dass die mit Nomadland gerade international bekannter gewordene Regisseurin Chloé Zhao alles anders macht. Dass sie bei ihrer anspruchsvollen Filmografie das MCU entert erscheint wie eine abstruse, aber geniale Wahl. Tatsächlich brachte sich Zhao selber ins Gespräch und arbeitete auch an dem Drehbuch mit. Frischer Wind für das MCU? Ja und nein. Eternals fühlt sich durch diverse Merkmale tatsächlich erstmal anders an. Beispielsweise durch die Prämisse, dass sie die Menschen seit Jahrtausenden begleiten. Schlossen sie ins Herz und beobachteten ihre Fortschritte, wie auch ihre demoralisierenden Rückschritte in Form von Krieg, Diskriminierung, Zerstörung. Manche der Eternals verkrafteten das besser als andere. Ihre Kostüme, Fähigkeiten und stark reglementierte Beobachterrolle macht die Eternals zu einer anderen Instanz innerhalb dieser Welt voller gottgleicher Superhelden und Genies. Sie wirken bewusster, empathischer, aber auch unerwartet diplomatisch und neutral. In den Kampf gegen Thanos mischten sie sich nicht ein, da es zu ihren Grundsätzen gehört die Konflikte der Menschen nicht zu beeinflussen. Das erinnert etwas an die Prime Directive aus Star Trek. Wie man das mit dem pushen des Fortschritts vereinbaren kann – dafür findet der Film eine Lösung.

Bis dahin beschäftigt das Konzept der Eternals, lenkt aber nicht von der etwas länglichen Reiserei ab, um alle Eternals zu vereinen. Mit Fortschreiten der Handlung dann gipfelt alles in einen unvermeidbaren Twist, der auch den Nachteil dieser Neutralität offenlegt. Danach schreitet die Handlung in sehr gewohnten Bahnen weiter und lässt leider Innovationen vermissen. Ab hier sind sie eben wieder eine weitere Gruppe gespaltener Helden, die sich aber für einen höheren Zweck zusammenraufen. Sie haben coole Fähigkeiten und Kostüme. Avengers assemble! Moment – falscher Film. Leider fühlt es sich aber so an. Die Überlänge tut also nicht zwingend gut und Knackpunkt ist, dass der Anfang „neuer“ und „frischer“ wirkt als die zweite Hälfte. Je nach Erwartungshaltung wäre andersrum besser gewesen, um das Spannungspotential zu halten.

Letzten Endes sind es die kleinen Dinge, die Eternals interessant machen. Die vielen Charaktere mit sehr eigener Agenda und Persönlichkeiten und das diversity-sensitive Casting gehören dazu. Die Eternal Makkari mag von der Vorstellung der Comicfans abweichen, aber ich finde Lauren Ridloff in der Rolle unheimlich cool. Es ist außerdem eine fantastische Botschaft, dass eine Heldin eine Heldin ist, auch wenn sie taub ist. Brian Tyree Henry spielt wiederum den Eternal Phastos, der mit einem Mann eine Liebesbeziehung führt, sich ihm als Eternal anvertraut hat und die zusammen ein Kind großziehen. Das Thema mentale Gesundheit wird wiederum an Thena adressiert. Während ich die Diversität der Held:innen absolut charmant finde, höre ich aber auch die Kritikerstimmen. Es stimmt, es fühlt sich an, als ob sie eine Checkliste durchgegangen wären. Für mich selber beantworte ich das aber mit: was ist daran schlecht? Warum sollen sich Menschen aller façon nicht in den Held:innen wiederfinden? Es gibt einige Gründe, warum Eternals nicht bahnbrechend ist, Diversität gehört nicht dazu. Auch das grundlegende Motiv des höheren Zwecks und der Ansatz von Neutralität und Beobachterrollen ist eine Diskussion wert. Eternals tut weniger als ich erwartete, hat mich aber letzten Endes trotz der Längen und gleichförmigen Avengers-assemble-Formel ganz gut unterhalten. Gegen Ende gibt es außerdem ein paar Schauwerte, bei denen ich das erste Mal seit langem im MCU von Schauwerten sprechen möchte. (Stichwort: „aus dem Meer auftauchen“)

Eternals, USA, 2021, Chloé Zhao, 157 min, (8/10)

Sternchen-8

Spider-Man: No Way Home (Extended Cut)

Für Tony Stark ging das Outing als Iron Man besser aus, vielleicht auch weil selbst gewählt und Rampenlicht gewöhnt. Obwohl Peter Parker (Tom Holland) nicht selten mit seinem Mentor verglichen wird, wirbelt das aber seinen Alltag ordentlich durcheinander. Verwehrt ihm, MJ (Zendaya) und seinem Freund Ned Leeds (Jacob Batalon) letzten Endes sogar die College-Wahl. Als er Hilfe bei Dr. Strange (Benedict Cumberbatch) sucht, sieht der das (irgendwie auch zu Recht) als First World Problems. Trotzdem versucht er ihm zu helfen und fummelt mit den Multiversen. Oh ups, ist mir doch die Hand ausgerutscht – Dr. Strange und Peter denken, dass der Ausrutscher keine Auswirkungen hatte. Dass sie sich täuschen, merken sie spätestens als u.a. Norman Osborn alias The Green Goblin (Willem Dafoe), Electro (Jamie Foxx) und Dr. Otto Octavius alias Dr. Octopus (Alfred Molina) vor ihnen stehen und Peter Parker suchen. Aber einen anderen Peter Parker.


SPIDER-MAN: No Way Home Trailer 2 German Deutsch (2021), KinoCheck, Youtube

Als man die aus früheren Spiderman-Verfilmungen bekannten Bösewichte im Trailer sah, wurde schnell diskutiert: bringt das auch die anderen Spideys auf den Plan? Und was bringt uns das Multiverse eventuell noch an Crossovers oder Gastauftritten allgemein? Zwar wurde ich gespoilert, werde aber natürlich stillschweigen. Nur soviel: es gab vier Gastauftritte neben den Bösewichten, die mich sehr gefreut haben. Und einer davon tangiert eine Serie, die nicht zur Phase vier gehört. 😉 Davon mal abgesehen – tja, das Multiversum gibt und nimmt.

Vielleicht erstmal zum positiven. In allen Spiderman-Filmen mit Tom Holland wurde sehr gut verstanden herauszuarbeiten, was die Charaktere antreibt und was sie ausmacht. Am stärksten kommt das wohl in No Way Home zur Geltung und dort noch nicht mal nur an Peter, MJ & Co., sondern an den zahlreichen Gaststars, die ihre früheren Rollen wieder aufnehmen. So zeigt beispielsweise Willem Dafoe die zwei Facetten und Persönlichkeiten seines Charakters meisterlich. Osborn will wieder er selbst sein, der Goblin will das Chaos. Dadurch wächst in Peter ein Gedanke: warum nicht versuchen ihnen zu helfen und das Problem an der eigentlichen Wurzel packen, anstatt auf sie einzuprügeln oder zurück in den Tod zu schicken? Absolut stark. Ob das aber für sie alle Sinn macht und die richtige Lösung ist? Neben all dem wächst auch der Humor mit den Charakteren und ihren Sorgen und holt auch mich inzwischen deutlich besser ab. In früheren Filmen war ich vielleicht nicht die Zielgruppe des Highschool-Humors.

Letzten Endes lässt der Film aber vieles offen, was er anfangs meisterlich konstruiert. Beispielsweise nur mal laut gedacht: was würde denn passieren mit den Bösewichten, falls man sie „heilen“ könnte und zurückschickt? Würde das nicht im Multiverse viel mehr einen weiteren Zweig öffnen, statt sie zu töten? Solche Aspekte werden nicht so richtig zu Ende gedacht, obwohl die Zweifel früh auch durch Stephen Strange formuliert werden. So entsteht nach der Überraschung all dieser Ideen und Gastauftritte das ungute Gefühl, dass sich No Way Home letzten Endes trotz der fancy Gastauftritte, des Humors, der teenage love story, der innovativen Idee die Bösewichte zu retten eben doch zu sehr auf das altbekannte verlässt. Und dass die Löcher im Auge des Betrachters eben nicht schon irgendwie gekittet und gestopft werden. Er verlässt sich zur sehr auf die beliebten Figuren, die lange MCU-Timeline und den Hype der Kinogänger:innen und Fans, die wieder und wieder eine Karte lösen um ein Teil dieser Familie zu sein. Die Octavius mit ihren Kinobesuchen aus der Teenagerzeit oder Kindheit verbinden. Nostalgie. Und hier sitze ich und sage: ja war schon schön am Anfang der Film. Aber was will ich mit einem Film, der letzten Endes das Problem nicht adressiert: Tinkere nicht mit Dingen rum, die größer sind als du selbst. Wurde das verstanden, wenn es nicht ausgesprochen wurde?

Spider-Man: No Way Home, USA, 2021, Jon Watts, 156 min (Extended Cut), (7/10)

Sternchen-7

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Vor Allem „Eternals“ hat ja die Gemüter sehr gespalten. Wo seht ihr euch da? Hate? Love? Love to hate? Hate to love? Mit dem Spidey-Film wurde ich ja leider hoffnungslos gespoilert, das tat dem Spaß allerdings dann letzten Endes keinen Abbruch. Und: Ich verrate nicht in welchem der Filme, aber in einem wird Harry Styles in einer künftigen Rolle innerhalb des MCU angeteasert. Ich muss gestehen, dass ich davon nicht übermäßig begeistert bin. Zwar finde ich die Rolle, die er verkörpert interessant, Styles selber kann als Darsteller aber noch reifen, sagen wir mal so.

5 Antworten

  1. Avatar von donpozuelo
    donpozuelo

    Hach… ich freue mich immer wieder über weitere Menschen, die dem „Eternals“-Fanclub beitreten. Ich kann den ganzen Hass auf diesen Film zwar so gar ein bisschen nachvollziehen, aber es ist trotzdem schade, dass der so viel auf den Deckel bekommt.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Jaaa, also ob ich dem Fanclub beitrete, weiß ich nicht , aber ich habe den schon sehr viel lieber gesehen als einige andere Phase 4 Filme.
      Was ist denn Gegenstand des Hasses? Ich habe mich damit noch nicht so tief auseinandergesetzt und am Rande nur mitbekommen, dass viele die Änderungen der Figuren nicht mochten. Als Hardcore-Fan kann ich mir da schon die Frustration denken. Aber es ist halt schon angenehm divers geworden. Irgendwo muss man ja die Statistik anfangen zu korrigieren, anaonsten bleibt alles weiß, männlich und muskelbepackt…

      1. Avatar von donpozuelo
        donpozuelo

        Hass ist vielleicht zu viel gesagt, aber viele konnten mit dem Film ja gar nichts anfangen. Zu lang, zu langweilig, zu viele Charaktere, keine richtige Story… so was in die Richtung.

        1. Avatar von BoomHoschi
          BoomHoschi

          Es war das einzige was mich gestört hat-die Länge.
          Man hätte das ganze etwas knackiger verpacken können, aber insgesamt ein guter Phase 4 Film und ich mag es sehr, wenn ein Film viele Charaktere hat, diese dann auch noch (einigermaßen) gut ausgearbeitet sind.

          Kurz zu Spider-Man: Eigentlich war der Film nur der Auftakt zu Doctor Strange in the Multiverse of Madness.
          Ich hatte trotzdem viel Spaß bei „Now Way Home“!

  2. […] meine letzte Besprechung zum #MCUAufholen ist schon etwas her. Aber ich bin noch dran und mich trennt inzwischen eigentlich nur noch „Ms. Marvel“ […]

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