Im Oktober widme ich mich immer einem Motiv, das gut zu Halloween passt. Nachdem Hexen und Aliens und allerlei anderes dran waren, ja sogar Halloween selber, schienen mir langsam die klassischen Horrormotive auszugehen. Aber es gibt eines, womit ich mich sehr wenig beschäftigt habe – Mumien im Film. 😳 Dabei mochte ich „Die Mumie“ von 1999 als Kind sehr. Und wie mir Social Media in die Timeline spülte feiert der 25-jähriges Jubiläum. Na wenn das kein Wink mit dem Zaunspfahl ist!? Auf geht’s – sieben Filme mit Mumien.
Die Mumie (1932)
Das ist er! Der Film, der Startschuss für ein ganzes Subgenre von Filmen war. Egal wer danach kam – die großen Populären Mumienfilme sind entweder Fortsetzungen oder Remakes von dem hier. War mir auch so nicht bekannt. Alles beginnt mit einer Gruppe Archäologen, die die Grabstätte Imhoteps finden und darin eine mysteriöse Schriftrolle. Der mumifizierte Imhotep verschwindet, auch die Schriftrolle. Jahre später findet erneut eine Ausgrabung statt, die fruchtlos endet bis der mysteriöse Ardath Bey (Boris Karloff) dem Team einen entscheidenden Hinweis gibt. Nicht ganz ohne Hintergedanken.
Tatsächlich hat „Ardath Bey“ eine geheime Agenda, die bald schon Opfer fordert. Im Umkreis der Ausgrabungsstätten sterben Menschen auf mysteriöse Weise oder verlieren ihren Verstand. Besonders der jungen Frau Helen Grosvenor (Zita Johann) wird das zum Verhängnis. Regisseur Karl Freund war v.A. als Kameramann in der Stummfilmzeit bekannt, inszenierte aber für Universal diesen als Tonfilm. Ursprünglich sollte er sich um einen Spiritisten drehen. Das Motiv der Reinkarnation bzw. des ewigen Lebens blieb aber genauso wie der Wunsch einen geliebten Menschen wiederauferstehen lassen zu können. Man gibt sich alle Mühe einen Hauch von Ägypten ebenso auferstehen zu lassen, was sicherlich relativ stereotyp geschah, aber beachtlich für 1932 ebenso wie die Maske, die es Karloff nicht einfach gemacht hat. Zwar hat der Film seine Längen und typische Naivitäten der früheren Filmära, aber man versteht die Faszination, die Die Mumie auslöste.
Die Mumie, USA, 1932, Karl Freund, 73 min, (7/10)
Die Rache der Pharaonen
Oh ein Remake von Die Mumie aus 1932! Spoiler: es wird nicht das letzte Remake in dieser Liste sein. 😉 Geködert hat mich, dass Christopher Lee Teil des Casts ist. Meine Moral sank als ich im Vorspann las, dass es eine Hammer Film Produktion ist. Für die muss man ein Faible haben. Ich habe das nicht. Dass Terence Fisher Regie führte, machte mir schon wieder Hoffnung. In dem Film sind es das Ägyptologen-Vater-Sohn-Gespann John (Peter Cushing) und Stephen Banning (Felix Aylmer) die das Grabmal der Prinzessin Ananka finden und trotz der Warnungen der Einheimischen betreten. Allen voran Mehemet Bey (George Pastell) ist erzürnt über die Grenzüberschreitung der Forscher. Da Stephen sich ein Bein gebrochen hat, geht sein Vater John alleine in das Grab. Und verfällt nach der Entdeckung in Apathie. Ist was dran am Fluch der Mumie?
Tatsächlich ist es dann Christopher Lee als (natürlich wieder durch eine Schriftrolle) wiedererweckter Hohepriester Kharis, der hier „Die Mumie“ darstellt und sich an allen rächt, die es wagten Anankas Grab zu entweihen. Damit folgt der Film in Grundzügen tatsächlich seiner Vorlage – nur mit einer deutlicheren Note von Kritik am Vorgehen der Forscher. Wie rücksichtslos sie sind und wie sehr sich selbst darüber im Unklaren, soll wohl auch der Umgang mit ihrer eigenen Gesundheit zeigen. Stilistisch sieht Die Rache der Pharaonen nicht so cheesy aus wie andere Hammer Film Produktionen, aber in punkto Darstellung ägyptischer Stätten auch nur ein bisschen besser als seine über zwanzig Jahre alte Vorlage. Was weder ein Christopher Lee, noch ein Peter Cushing rausholen können ist, dass das Mumiendesign auf jeden Fall unspektakulärer aussieht als im 30er Jahre Film, es wenige filmisch oder visuell denkwürdig inszenierten Momente gibt und sich der Film unheimlich zieht. Wenn ihr aber schon immer mal eine Mumie im Showdown in einem Sumpf sehen wolltet, dann ist das euer Film! Ja und ich muss zugeben, das hatte was.
Die Rache der Pharaonen (OT: The Mummy), UK, 1959, Terence Fisher, 88 min, (5/10)
Die Mumie (1999)
Der beliebte Actionfilm mit Brendan Fraser als Legionär Richard „Rick“ O’Connell und der „stolzen Bibliothekarin“ 😊 und Ägyptologin Evelyn Carnahan (Rachel Weisz) ist als Remake des 1932er Films Die Mumie inhaltlich sehr dicht an der Vorlage dran. Auch hier ersteht der als Strafe gewaltsam und bei lebendigem Leib mumifizierte Imhotep (Arnold Vosloo) auf und will seine Geliebte Anck-Su-Namun von den Toten zurückholen. Als ein bunt zusammengewürfelter Haufen von Glücksrittern, Schatzjägern und Archäologen wider allen Warnungen Imhoteps Grab öffnet, ahnen sie aber nicht was für eine Gewalt und welchen Horror sie entfesselt haben. Hier wird der Fluch der Mumie viele Opfer fordern.
Anders als das Original setzt der Film deutlich mehr auf eine einfache Erzählstruktur. Imhoteps Geschichte wird im Intro des Films auserzählt. Zudem ist die Figurenzeichnung selbst nach nun 25 Jahren noch verschmerzbar und etwas zeitgemäßer – das liegt in der Natur der Sache. Rachel Weisz‘ Evelyn schlägt natürlich reihenweise Sexismus entgegen. Der Film spielt 1923. Aber sie ist wehrhaft und v.A. beharrt sie darauf in Forscherkreise aufzusteigen, auch wenn man sie nicht lässt. Darüber hinaus setzt der Film auf Grusel und Action – und das gelingt. Imhotep muss sich von Lebenden „Fleisch borgen“, um sein Aussehen wiederherzustellen. Etwas, was im Original nie adressiert wird. Alleine schon diese Szenen sind moderat gruselig. Die Effekte sind, dafür dass der Film 25 Jahre auf dem Buckel hat, wirklich gut und das CGI stößt einem nur dann wirklich unangenehm auf, wenn CGI im Hintergrund der Filmaufnahmen verwendet wird.
Natürlich steckt der Film trotz vieler Bemühungen (Anheuern von Spezialisten für ägyptische Sprache usw.) voller Ungenauigkeiten zum Zwecke von Shock Value. Ein Beispiel: Skarabäen kommen in Mumienfilmen immer gut als Fleischfresser – sind aber keine. Wovon der Film wohl aber wirklich etwas zu oft Gebrauch macht sind Wiederholungen. Die unter die Haut krabbelnden Skarabäen beispielsweise – wann haben sie es kapiert, dass man die Dinger in Ruhe lässt? Oder auch die immer wieder überraschend auftauchenden Medjai um Ardeth Bay (Oded Fehr). Trotz kleinem Gemecker auf hohem Niveau – immer noch eine bessere Modernisierung des Stoffs als die 2017er Version mit Tom Cruise, siehe unten.
Die Mumie (OT: The Mummy), USA, 1999, Stephen Sommers, 124 min, (8/10)
Bubba Ho-Tep
Das ist einer der Fälle, in denen es erschreckend einfach ist die Filmhandlung zusammenzufassen. Zwei Bewohner eines Altersheims, einer gibt vor Elvis (Bruce Campbell) zu sein, der andere er wäre Präsident John F. Kennedy (Ossie Davis), müssen eine Mumie aufhalten, die nach und nach die anderen Heimbewohner umbringt. Der Pun drängt sich auf: eine (echte) Mumie wandelt zwischen den „Mumien“ im Altenheim umher!? Fies, aber wie kam sonst wohl der Plot zustande? Und das erklärt auch schon mit welcher Art Humor man in dem Film rechnen muss. 😉 Anderes Beispiel: „Jack“, der sagt er wäre JFK, ist schwarz. Auf die Frage, wie das sein könne, JFK war doch gar nicht schwarz, antwortet er, dass er gefärbt wurde.
Trotz des Klamauks aus Trailerpark-Satire und Horrorfilmparodie hat der Film zudem eine unterschwellige bittere Ironie. Niemand außer ihnen scheint das Ableben der Altersheimbewohner:innen zu hinterfragen. „Elvis“ und „JFK“ reflektieren zudem mit Agonie ihr Älterwerden und den Verlust ihrer Mobilität. Obwohl Bubba Ho-Tep nicht das dickste Budget hat, ist der Film kurz und gut. Für eine Horrorkomödie hätte es aber gern etwas mehr Horror sein können. Die Mumie sieht wirklich überraschend gut aus, hat aber zu wenige Auftritte, wohingegen etwas viel Zeit auf die Introspektion von Elvis verwendet wird. Plot Devices und kurze Röcke haben ihre Auftritte. Wenn man auf den Humor steht, hat man mit dem Film (wenig überraschend) mehr Spaß. Wer übrigens in den Genuss der DVD kommt, darf dort einen Audiokommentar von Evil-Dead-Star Bruce Campbell genießen. Es lebe der DVD-Verleih.
Bubba Ho-Tep, USA, 2002, Don Coscarelli, 92 min, (5/10)
Nachts im Museum
Das erste Mal als ich Nachts im Museum sah, war das zum Geburtstag einer Freundin. Wir waren in einem Alter, in dem uns eigentlich Filme mit einer anderen FSK-Freigabe lockten, Horror oder irgendwas spektakuläres. Aber doch kein „Kinderfilm“! Letzten Endes wurden wir sehr gut unterhalten. Dass ich das auch heute hatte, nicht ganz zwanzig Jahre später, sagt was über den Film aus. Darin sucht Larry (Ben Stiller) händeringend einen Job. Er will allen beweisen, dass er sein Leben in den Griff kriegt – seiner Ex, seinem Sohn. Da kommt ihm die Stelle als Nachtwächter in einem Naturkundemuseum gelegen. Was man vergessen hat zu erwähnen: nachts werden alle Exponate lebendig. 😳 Egal, ob das große T-Rex-Skelett, die lebensgroßen Figuren von u.a. Attila, dem Hunnen, oder freche kleine Kapuziner-Äffchen. Und schon hat Larry eine Menge zutun.
Zumindest bekommt Larry ein bisschen Hilfe von u.a. einer lebendig werdenden Figur Theodore Roosevelts (Robin Williams), der ganz in Manier eines ehemaligen Präsidenten einiges an Lebensweisheiten zu bieten hat. Natürlich war’s das noch nicht, denn Larry geht der Ursache auf den Grund, warum hier nachts alles lebendig wird. Hier kommt übrigens unsere Mumie ins Spiel. Zum Cast gehören übrigens auch Dick Van Dyke, Carla Gugino, Owen Wilson, Rami Malek und Ricky Gervais, um nur ein paar Namen zu nennen, die dafür sorgen, dass der Film umso mehr Spaß macht. Natürlich zündet nicht jeder Gag. Der Film hat eben die Aufgabe als familienfreundliche Unterhaltung verschiedene Altersgruppen zu bedienen. Als nun inzwischen erwachsenere Zuschauerin nervt es schon anfangs etwas, das Larry nicht das verdammte Handbuch liest, in dem er gewarnt worden wäre. Aber er ist kreativ genug, um die Meute in den Griff zu bekommen. Die Effekte funktionieren noch ziemlich gut und der Film macht den Gedanken an einen Museumsbesuch wieder cool. Auch wenn T-Rex dort nicht lebendig wird.
Nachts im Museum (OT: Night at the Museum), UK/USA/Kanada, 2006, Shawn Levy, 105 min, (7/10)
Adèle und das Geheimnis des Pharaos
Adèle Blanc-Sec (Louise Bourgoin) ist Journalistin, Abenteurerin und nicht auf den Mund gefallen. Zwar soll sie, wenn es nach ihrem Verleger geht, eigentlich nach Peru reisen, doch sie hat ihren eigenen Plan und sucht stattdessen eine Mumie in Ägypten. Die findet sie auch und bringt sie nach Paris, denn sie hat bestimmte Pläne damit. Die werden aber immer wieder vereitelt und verkompliziert durch einen in Paris für Chaos sorgenden Pterodaktylus, einen aufgeblasenen Jäger und das Gesetz. Luc Besson verfilmt damit die gleichnamigen Comics von Jacques Tardi aus den 70er Jahren, der allerlei Genrekonventionen verulkt, uns sehr fortschrittlich eine resolute Heldin bescherte und mühelos historische Ereignisse einwebt.
Louise Bourgoin spielt Adèle mit einer großartigen Nonchalance, die so ziemlich alle Männer in dem Film mühelos in den Schatten stellt. Es macht die Figur der Adèle dann menschlicher und sympathischer als man die (morbiden und schrecklichen) Beweggründe für ihren Mumienraub erfährt. Apropos Frauen und fortschrittlich für die 70er … habe ich mich etwas gesträubt einen Luc Besson Film hier in die Reihe aufzunehmen? Ja. Denn der Male Gaze ist auch in diesem Film wieder stark. Davon abgesehen begeistert der Film nicht unbedingt durch seine Effekte. Zwar finde ich den „Aufstand der Mumien“ gelungen, aber anderer Einsatz von CGI ist durchaus auch zwischendurch echt Grütze (Stichwort Pterodaktylus zähmen). Letzten Endes hätte der Film gut und gern etwas kürzer sein können, aber er ist ein gekonnter Mix aus Fantasy gepaart mit Historienfilm.
Adèle und das Geheimnis des Pharaos (OT: Les Aventures extraordinaires d’Adèle Blanc-Sec), Frankreich, 2010, Luc Besson, 107 min, (7/10)
Die Mumie (2017)
Um 2017 herum war es Universal Pictures erklärtes Ziel die klassische Monsterfilme als Dark Universe zu rebooten und einem neuen Publikum den Charme dieser Horrormotive näher zu bringen. Für den Auftakt setzte man auf Die Mumie und vielleicht dachte man sich: holen wir einen großen Namen ins Boot – Tom Cruise. Was kann schief gehen? Mit einem schwachen Skript und einer überheblichen und altbackenen Figurenzeichnung so ziemlich alles. Darin stoßen Nick Morton (Tom Cruise), Sergeant der U.S. Army, und Corporal Chris Vail (Jake Johnson) zusammen mit der Archäologin Jenny Halsey (Annabelle Wallis) auf ein antikes Grab. Jenny warnt. Es scheint mehr wie ein Gefängnis. Aber Nick will nicht hören. Der Rest ist Geschichte.
Das große Problem des Films ist die Abwesenheit von Charakteren mit denen man mitfiebern möchte und der Überhang zu Effekten statt zu einer runden Story. Nick soll eigentlich ein Soldat sein, sogar ein erfahrener, ist aber mehr eine Art rücksichtsloser Glücksritter. Trotzdem liegen ihm alle Frauen des Films zu Füßen. Die Mumie eingeschlossen. Sofia Boutella spielt hier die Prinzessin Ahmanet, die einst einen Pakt einging, um an übermenschliche Kräfte zu gelangen. Anders als im „Original“ ist es nun die Prinzessin, die nach Macht griff.
Man hätte Ahmanets Geschichte empathischer erzählen können. Nicht als rachsüchtige Frau, die sich zurück holen will, was ihr zusteht, sondern als gehörnte, verzweifelte. Man entschied sich dagegen. Genauso einseitig ist Annabelle Wallis Charakter skizziert, die irgendwann eben auch eher Bystander ist. Es gibt nur Schwarz und Weiß, keine Entwicklung in den Charakteren. Die Effekte sind in der Tat sehenswert, aber inflationär eingesetzt. Man merkt dem Film die Involvierung des Kontrollfreaks Tom Cruise und Christopher McQuarrie an, da man einige Szenen fast 1:1 auf welche in Mission Impossible mappen kann. Ich muss jetzt nicht mehr sehen wie Tom Cruise vor Sandstürmen wegrennt, danke. Sehr schade, dass das Dark Universe scheiterte. Am interessantesten an dem Film war der kurze Blick, den man auf Russell Crowes Jekyll und Hyde werfen konnte.
Die Mumie (OT: The Mummy), USA, 2017, Alex Kurtzman, 111 min, (4/10)
Mumien sind schon faszinierend. Sie erinnern an den modernen Prometheus, Frankensteins Kreatur, oder Zombies. Und doch haben sie genug Alleinstellungsmerkmale, das sie ihr eigenes kleines Subgenre einnehmen. Der sehr spezielle Prozess der Mumifizierung trägt sicherlich dazu bei. Ohne Körper könne die Seele nicht zurückkehren. Auch der Umstand fasziniert, dass es hier ein Überbleibsel der Geschichte gibt, das doch plötzlich sehr konkret und zum Greifen nah ist. Realer (und konservierter) als „herkömmliche“ Zombies!? Dabei scheinen (fast) alle Mumienfilme ein Remake des 1932er Films zu sein und der „Fluch der Mumie“ spielt häufig eine Rolle als Reminiszenz tatsächlichen Aberglaubens. Was mir etwas fehlt ist ein gruseliger Mumienfilm, der mit dem Muster des 1932er Films mal bricht. Welche Mumienfilme kennt ihr?
„7ème art“ (Sprich: septième art) heißt „siebte Kunst“. Gemäß der Klassifikation der Künste handelt es sich hierbei um das Kino. In dieser Kategorie meines Blogs widme ich mich also Filmen – evtl. dehne ich den Begriff dabei etwas. Regulär stelle ich zwischen dem 1. und 5. jeden Monats jeweils 7 Filme in kurzen Reviews vor.
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