Irgendwie schade, dass der Oktober und Horrorctober schon vorbei ist. ich hätte noch eine Weile weitermachen können mit den schaurigen Filmen. 🤔 Das gute ist – das kann ich ja auch tun! Zuvor gibt es aber die Reviews der verbliebenen drei Filme, womit ich geschafft habe alle zu schauen, die ich mir vorgenommen habe. Ein kleines Fazit gibt es oben drauf. 🎃
Der denkwürdige Fall des Mr Poe
Ganz unbeabsichtigt habe ich in aufeinanderfolgenden Horrorctobers Filme des Regisseurs Scott Cooper geschaut. Letztes Jahr war es Antlers, der mir gut gefallen hat und dieses Jahr eben The Pale Blue Eye. Ich bevorzuge den englischen Titel wegen der Kürze. Der Film basiert auf einem Roman von Louis Bayard und erzählt davon wie der verwitwete, ehemalige Ermittler Augustus Landor (Christian Bale) im Zeitraum kurz vor dem Amerikanischen Bürgerkrieg zur Militärakademie West Point gerufen wird. Dort hat sich ein skurriler Mord ereignet und man hofft auf seine Hilfe. Landors scharfes Auge bemerkt tatsächlich einiges an dem Tatort. Er erhält außerdem Unterstützung von jemandem mit ähnlicher scharfer Beobachtungsgabe, der bald für seine Schauer- und Detektivgeschichten berühmt werden wird: Edgar Allan Poe (Harry Melling).
Und den muss man gleich vorweg schon mal loben. Harry Melling spielt Poe als charismatischen Sonderling. Einen, der vielleicht nie komplett zu der Gruppe cooler Jungs in der Militärakademie gehören wird, aber durch seinen Intellekt den meisten einiges Voraus hat. Er wirft sich mit Eifer in den Fall und bildet mit Landor ein ziemlich gutes Gespann. Der Kriminalfall an sich ist leider nur recht spannungsarm inszeniert. Da braucht es auch den Ruhepol Christian Bale als Landor und den eloquent-aufgedrehten Melling als Poe, um irgendwie Reibung zu erzeugen. Auch das sehr schöne und atmosphärische Gothic-Szenenbild der verschneiten Landschaften tut einiges – aber eben leider nicht alles. Das Ende rückt nochmal alle Geschehnisse in ein etwas anderes Licht, das aber auch mehr an der emotionalen Tiefe arbeitet. Von der der Film vielleicht auch so schon mehr als genug hatte.
Der denkwürdige Fall des Mr Poe (OT: The Pale Blue Eye), USA, 2022, Scott Cooper, 128 min, (6/10)
The House at Night
Warum ausgerechnet dieser Titel im Deutschen? Der Originaltitel The Night House gefällt zumindest mir viel besser. Auf ihre eigene Weise funktionieren natürlich beide. Denn im Haus von Beth gehen nachts seltsame Dinge vor sich, die man als klassischen Spuk bezeichnen könnte, wäre da nicht ein Alleinstellungsmerkmal (auch unter Horrorfilmen). Eine Silhouette taucht optischen Täuschungen gleich in den Winkeln des Hauses auf. Ist es Beths Mann Owen (Evan Jonigkeit), der vor Kurzem Selbstmord begangen hat? Hat sie vielleicht doch noch eine Chance auf die quälende Frage eine Antwort zu erhalten, warum er es getan hat?
Inzwischen bin ich ein echtes David Bruckner Fangirl. Ich mochte sein The Ritual und auch seinen 2022er Hellraiser. The House at Night nach einem Drehbuch von Ben Collins und Luke Piotrowski ist wohl mein liebster Film des diesjährigen Horrorctobers. Das Drehbuch ist ein smartes Konstrukt aus Trauerverarbeitung und Spurensuche. Beth ist abwechselnd traurig, sehnt sich nach ihrem Mann und ist wütend, dass er mit ihr nicht geteilt hat, was in ihm vorging. Das Haus, in dem sie wohnen und in dem es nun scheinbar spukt, hat darin eine besondere Aufgabe – fast die eines Spiegelbilds. Sie findet innerhalb (und außerhalb) Spuren, die darauf schließen lassen, dass Owen mit der Konstruktion des Hauses noch eine bestimmte, andere Aufgabe verfolgt hat. Diese führen in Owens und überraschenderweise auch ihre eigene Vergangenheit. Das alles ist einfach sehr gut ineinander verzahnt. Und als Fan von Spielereien wie optischen Täuschungen habe ich gern besonders genau hingeschaut, was dort in den Dielen, Regalen und Giebeln noch neben Beth zu sehen ist. Ein bisschen Gemecker gibt es, weil der Film an einigen Stellen gern etwas hätte kürzen können, während einige Details der Spurensuche und am Ende zu kurz geraten sind und es Zuschauer:innen überlassen sich die letzten Fragen selbst zu beantworten. Zuletzt muss ich noch erwähnen wie großartig ich die Freundinnenschaft in dem Film finde (Sarah Goldberg spielt Claire – Beths Freundin und Kollegin).
The House at Night (OT: The Night House), UK/USA, 2020, David Bruckner, 110 min, (8/10)
Poltergeist
Die Familie Fielding lebt in der noch relativ neuen kalifornischen Fertigbausiedlung Cuesta Verde das US-80er-Jahre-Idyll. Mutter Dianes (JoBeth Williams) und Vater Stevens (Craig T. Nelson) größtes Problem ist bis dahin, dass sie einen Pool bauen wollen. Da beginnt ihr jüngstes der drei Kinder, die fünfjährige Carol Ann (Heather O’Rourke), davon zu sprechen, dass sie im weißen Rauschen des Fernsehers Stimmen hört. Danach häufen sich seltsame Vorfälle im Haus, die sie anfangs mit sense of wonder beobachten, die aber schnell eskalieren. Als Carol Ann verschwindet und die Familie vor lauter Spuk kaum noch zur Ruhe kommt, holen sie sich Hilfe.
Wow. Poltergeist. Ich finde die Produktionsgeschichte eigentlich spannender als den Film. Mit dem hatte ich allgemein das Problem, dass ich mich nicht entscheiden konnte, ob ich ihn witzig oder gruselig finden soll. Er hat seine Momente, die Schauer verursachen und sicherlich den Grundstein für viele Tropes des Horrorfilmgenres gelegt. Dann aber wiederum ist er auch ein Familienfilm, der eine Menge harmlos erscheinende Tricks enthält und anderes weniger atmosphärisch darstellt. Zusätzlich atmet er so viel 80er-Zeitgeist und USA-Pathos, dass er satirisch wirkt. Die Effekte waren sicherlich bahnbrechend für die 80er Jahre – man kann über einzelne von ihnen ausführlichst nachlesen wie sie umgesetzt wurden und das Level an Handwerk und Findungsreichtum ist beeindruckend. Das Ergebnis hält heutigen Sehgewohnheiten trotzdem zu 90% nicht Stand. Und dann ist da noch der Fluch, von dem gemunkelt wurde. Denn im Zuge der Poltergeist-Filmreihe starb fast nach jeder Verfilmung eine involvierte Person. U.a. die Darstellerin Carol Anns! Und dann ist da noch die Frage, inwieweit Steven Spielberg den Film an sich gerissen oder zu Recht seinen Stempel in der Post-Produktion aufgedrückt hat? Echt wild. Also ja. Ich komme nochmal wieder, wenn es die Poltergeist-Doku gibt und bin da vielleicht mehr involviert.
Poltergeist, USA, 1982, Tobe Hooper, 110 min, (6/10)
Wie kann das Fazit lauten?
Was für ein toller Horrorctober! Ich habe meine Liste dieses Jahr ja mehr mit klassischem Mystery und Grusel gefüllt, nachdem ich letztes Jahr gemerkt habe, dass ich Slasher bedingt und Torture Porn immer noch nicht mag. Meine Lieblingsfilme waren dieses Jahr The House at Night, Die Körperfresser kommen und Speak No Evil. Viel Potential hatte auch Dark Harvest und The Substance, während Poltgereist (1982) eine kleine Enttäuschung für mich war. Ca. die Hälfte der Filme habe ich übrigens Blogs und Podcasts zu verdanken. 😊 Danke! Der Austausch über den Horrorctober fand hier im Blog und in Social Media mit deutlich(!) weniger Leuten als in Vorjahren statt, war aber dafür reger als in den letzten Jahren. Was bleibt mir da anderes zu sagen als: gerne wieder. 🎃 Für das letzte Update in punkto „Was habe ich noch so gesehen (Serien) und gelesen?“ verweise ich auf den Monatsrückblick.
Zu den bisherigen Artikeln
Filmbesprechung zu „The Substance“
Horrorctober 2024 – Woche 1-2 („No One Will Save You“, „The Other Lamb“, „Dark Harvest“ & „Smile“)
So! Das war’s! Ein sehr gelungener Horrorctober. Habt ihr auch teilgenommen und wie lief es mit eurer Filmauswahl? Kennt ihr die oben besprochenen Filme zufällig auch? Und … ist es eigentlich noch zu früh, um Weihnachtsfilme zu schauen? 🤔
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