Russischer Herbst: Ankündigung

Der Feministische Frühling ist vorbei, Zeit sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Diesmal soll es sich in Filmen, Büchern, evtl auch Serien um Russland und die Ukraine drehen. Warum, wieso, weshalb, was euch erwartet – eine Ankündigung.

Warum „Russischer Herbst“?

„Miss Booleana, bist du jetzt Putin-Sympathisantin? Hat dich die WM mit Russland-Fieber angesteckt? Bist du vielleicht KGB-Spionin? Ist dir dein „The Americans“-Hype zu Kopf gestiegen?“ Hm, nein, nein, nein und The Americans? Vielleicht. 🙂 Tatsächlich ist es viel mehr so, dass ein Mensch, der mir sehr wichtig ist in einem Land geboren wurde, in dem Russisch gesprochen wird und das eng verzahnt mit der russischen Kultur und Geschichte ist. Dann findet man sich bei Partys in Grüppchen wieder, die Russisch sprechen und es ist die Rede von Autoren, die ich noch nicht gelesen und Filmen, die ich noch nicht gesehen habe. Wenn man so nah dran ist und sich doch so fern fühlt … . Ich möchte also in die Kultur eintauchen, all das kennenlernen, was ich noch nicht kenne. Um evtl auch eines Tages mit meinem Schwiegereltern in spe sprechen zu können, habe ich bereits vor vielen Monaten angefangen Russisch zu lernen. Mit durchwachsenem Erfolg. Auch davon berichte ich euch. Spoiler: ich finde es schwieriger als Japanisch. Schon früher habe ich bemerkt, dass ich eine Lücke auf meiner literarischen Landkarte habe. Das einzige Buch eines russischen Autors, dass ich bisher gelesen habe, war Wächter der Nacht von Sergei Lukjanenko. Da gibt es also einiges aufzuholen. Deswegen rufe ich für mich den Russischen Herbst aus. Und wenn ich an meine Erfahrungen mit dem Feministischen Frühling denke, ist anzunehmen, dass es auch ein Russischer Winter wird. (Hoffentlich nicht was das Wetter betrifft.)

Was euch erwartet … und mich

Ähnlich wie beim Feministischen Frühling starte ich mal mit ein bisschen Grundbildung. 🙂 Genauer gesagt mit dem kompakten Buch Russische Geschichte aus dem C.H. Beck-Verlag. Einige Bücher sind geplant, die ich tatsächlich auch alle schon sehr lange lesen wollte. Absoluter Must-Read sind Meister und Margarita von Bulgakow und Der Spieler von Dostojewskij. Auch Anna Karenina wollte ich schon lange lesen, allerdings wird das eine harte Nuss. Ich bin nicht wirklich ein begeisterter Leser von dicken Wälzern. Physisch noch nicht vorhanden aber geplant ist auch Internat vom ukrainischen Autor Serhij Schadan, den ich auf der Leipziger Buchmesse 2017 gesehen habe, bevor ich überhaupt so wirklich wusste wer er ist.

In Hörbüchern widme ich mich evtl mehr der russischen Fantasy-Lektüre, u.a. mit Lukjanenkos Wächter-Reihe. Das Buch hat mich als Teenager nicht abgeholt, ich fand es etwas pathetisch. Aber das Hörbuch macht witzigerweise heute auf mich einen anderen Eindruck. (Spoiler: ich habe schon angefangen es zu hören.) Außerdem mache ich einen gedanklichen Ausflug von der Ukraine bis nach Deutschland mit Natascha Wodins Sie kam aus Mariupol. Auch filmtechnisch wird es keine leichte Kost. Da steht u.a. Leviathan und Stalker auf dem Programm. Andrei Tarkowski scheint sowieso eine große Nummer zu sein. Bei den Filmen brauche ich aber noch etwas Hilfe: welchen russischen Film sollte ich als Filmfan gesehen haben? Welchen Regisseur im Blick haben? Ihr seht, das ist ein sportliches Programm. Ich bin gespannt, was davon ich schaffe. Ob ich vielleicht sogar alles schaffe.

Schattierungen

Es gehört zu meinen Werkschauen oder generell zu den Themen, mit denen ich mich auseinandersetze bestenfalls dazu, über den Tellerrand zu blicken. Deswegen ist der Russische Herbst auch zeitweise immer mal wieder ein Ukrainischer Herbst. Soviel zum Plan. Auf los geht’s los.

Artikel der Beitragsreihe

I: Ankündigung
II: Sachbuch-Besprechung zu „Russische Geschichte“ von Andreas Kappeler
III: Hörbuch-Besprechungen zu Sergei Lukjanenkos Wächter-Reihe Band 1 „Wächter der Nacht“
IV: Fjodor Dostojewskij „Der Spieler“
V: Natascha Wodin „Sie kam aus Mariupol“
VI: Michail Bulgakow „Der Meister und Margarita“
VII: Serhij Zhadan „Internat“
VIII: Serien-Besprechung „The Romanoffs“
IX: Film-Besprechung „Stalker“ (Andrei Tarkowski)
X: Vladimir Sorokin „Der Schneesturm“
XI: Fjodor Dostojewskij „Verbrechen und Strafe“
XII: Film-Besprechung „Panzerkreuzer Potemkin“
XIII: Jewgeni Iwanowitsch Samjatin „Wir“
XIV: 5 Erkenntnisse über das Erlernen der russischen Sprache und Lerntipps
XV: Film-Besprechung „Leviathan“
XVI: Leo Tolstoi „Anna Karenina“
XVII: Fazit

Header image photo credit: Sergei Maslennikov

Wie fit seid ihr was russische oder ukrainische Literatur und Filme betrifft? Was muss man eurer Meinung nach unbedingt gelesen oder gesehen haben? Auf welchen Gebieten habt ihr noch einen blinden Fleck? Oder womit habt ihr euch zuletzt eingängig beschäftigt? Könnt ihr den Header lesen? Und die wichtigste Frage: denkt ihr auch, dass jemand vor Urzeiten die hidden agenda hatte Russisch zur schwierigsten Sprache überhaupt zu machen und sich deswegen die kuriosesten Regeln ausgedacht hat???

20 Antworten

  1. Auf einen interessanten Leseherbst! Ich bin gespannt, was du zu Anna Karenina sagst. Und zu Dostojewski – von dem hab ich nämlich noch immer nichts gelesen. 🙁 Abseits der Klassiker freu ich mich aber auch auf eventuelle Geheimtipps. Russische Autor*innen der Gegenwart sind auf dem deutschen Buchmarkt ja doch eher Mangelware (oder werden einfach zu wenig beworben/ bekannt gemacht).

  2. Gute Idee! Besonders die russische Literatur hatte ja auch ihre kreative Hochphase gehabt – Schuld und Sühne ist einer der eindrucksvollsten Romane, die ich je gelesen habe.

  3. Von Dostojewski habe ich noch „Die Dämonen“ gelesen – fand ich stellenweise etwas langatmig, aber es hat sich trotzdem gelohnt, weil ich es insgesamt sehr interessant fand. Außerdem noch von Tolstoi die Kreutzersonate und die literarische Antwort seiner Frau darauf = Eine Frage der Schuld von Sofja Andrejewna Tolstaja.

    Der einzige russische Film, den ich in einer Sonderaufführung mit Orchesterbegleitung gesehen habe, war Panzerkreuzer Potiemkin

  4. Mit russischer Literatur bzw. Filmen kenne ich mich auch nicht so aus, aber das liegt daran, dass nur sehr wenig, was ich aufgeschnappt habe, mein Interesse wecken konnte.

    Bei Filmen ist mir nur der Film „Loveless“ aufgefallen, den ich tatsächlich gerne einmal sehen möchte.

    Was Literatur angeht: Ich kann höchstens Metro 2033 von Dmitri Gluchowski anbieten – sehr spannend geschriebenes Buch aus dem Bereich Horror. 🙂

    P.S. Ден Хеадер коннте ич лесен. 😉
    P.P.S. Easy Russian kennst du? Da werden oft Leute auf der Straße interviewt. Vielleicht hilft das deinem Hörverständnis. 🙂

  5. Ich lese schon seit Monaten so nebenher an „Anna Karenina“. Gefühlt Millionen Namen tauchen darin auf. 😉
    Bei russischen Filmen bin ich auch nicht wirklich firm. Ich kenne nur (studienbedingt) Eisenstein, der mit „Panzerkreuzer Potemkin“ filmhistorisch/technisch ein Must see darstellt.
    Und: Ja, ich kann den Header lesen. Kyrillisch lesen funktioniert noch, schreiben eher nicht und sprechen hab ich komplett verlernt…

  6. […] vor einer Weile angekündigt, möchte ich mich dieses Jahr mit russischer (und ukrainischer) Literatur auseinandersetzen. Die […]

  7. […] meiner Artikelreihe Feministischer Frühling und derzeit ist es Russische Kultur und Literatur im Russischen Herbst. Nicht zuletzt durch den Buchclub, zu dem ich seit diesem Jahr gehöre, sondern auch durch meinen […]

  8. […] den beiden Tausendseitern von Nino Haratischwili widmen. Miss Booleana hat hingegen für sich den Russischen Herbst eingeläutet und ist zunächst näher in die russische Geschichte […]

  9. […] Ankündigung II: Sachbuch-Besprechung zu „Russische Geschichte“ von Andreas Kappeler III: […]

  10. […] ich mir meine Literaturliste für das Projekt Russischer Herbst aussuchte, war klar, dass ich über den Tellerrand schauen wollte. Es gab vieles, dass ich über […]

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  12. […] Ankündigung II: Sachbuch-Besprechung zu „Russische Geschichte“ von Andreas Kappeler III: […]

  13. […] verstehen. Als ich mir letztes Jahr vornahm mal den Fokus auf russische Literatur zu legen und den Russischen Herbst ankündigte, kam es zu einem ersten Kontakt mit Dostojewski. Sein Der Spieler blieb aber mehr ein […]

  14. […] In der Zwischenzeit haben sich aber einige Bücher dazugeschmuggelt, die nicht in der angekündigten Leseliste standen, aber so gut zum „Russischen Herbst“ passten. So auch Sorokins […]

  15. […] Ankündigung II: Sachbuch-Besprechung zu „Russische Geschichte“ von Andreas Kappeler III: […]

  16. […] mal wieder mehr in Richtung Comics bzw Graphic Novels geschubst und unter meinen Beiträgen zum Russischen Herbst habe ich soviele Lese-Empfehlungen erhalten, dass ich nun schon seit acht Monaten russische […]

  17. […] einige Artikel hier rumliegen, die fertig sind, aber nie online gehen konnten. Eigentlich ist der Russische Herbst längst für mich abgeschlossen und ich wollte nach dem Urlaub direkt Artikel über die Reise und […]

  18. […] Ankündigung II: Sachbuch-Besprechung zu „Russische Geschichte“ von Andreas Kappeler III: […]

  19. […] Ankündigung II: Sachbuch-Besprechung zu „Russische Geschichte“ von Andreas Kappeler III: […]

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