Was 7ème art betrifft, gibt es eben doch ein paar Traditionen. 🙂 In der Dezember-Ausgabe muss es (meistens) etwas jahreszeitgemäßes geben. Als Weihnachtsfan habe ich im Dezember mit Abstand am meisten Weihnachtsfilme besprochen … Weihnachten I (2013) und Weihnachten II (2015) war eher klassikerlastig. In Weihnachten III (2017) stattdessen gab es einige etwas andere Weihnachtsfilme – Kitschbomben, neben solchen wie „Schöne Bescherung“, die einen auch kritisch-lustigen Blick auf den üblichen Weihnachtstrubel werfen. Letztes Jahr in Weihnachten IV gab es einerseits ein paar neuere Weihnachtsfilme, andererseits ein paar düstere. Und heute? Heute gibt es etwas für mich untypisches. Die Kitsch-RomCom-Offensive in sieben Weihnachts-RomComs. 🙂 Warum? Weil ich denke, dass wir ein bisschen Kitsch und Heile-Heile-Welt dieses Weihnachten gebrauchen können, denn 2021 hatte es ziemlich in sich.
The Knight Before Christmas
Dass Netflix‘ 2019er Weihnachts-Romcom The Knight Before Christmas hier in Punkten nicht übermäßig gut abschneidet, liegt weder an Ausstattung noch Cast oder Chemie des Hauptdarsteller*innen-Duos. Die Qualität ist sogar konstant wirklich gut. Der Film handelt von der Lehrerin Brooke (Vanessa Hudgens), die nach ihrer jüngsten Trennung nicht gut auf märchenhafte Vorstellungen von Liebe und schicksalhaften Begegnungen zu sprechen ist. Da steht eines Tages „Sir Cole“ (Josh Whitehouse) vor ihr und behauptet ein echter Ritter zu sein. Anfangs denken alle noch, dass er sich mächtig den Kopf geschlagen haben muss, aber seine hohen Moralvorstellungen, sein Gerechtigkeitsstreben, Mut und seine höflichen Umgangsformen erwecken den Eindruck, dass er doch tatsächlich … ziemlich … ritterlich ist.
„The Knight Before Christmas mit Vanessa Hudgens | Offizieller Trailer | Netflix“, via Netflix Deutschland, Österreich und Schweiz (Youtube)
Für die hoffnungslosen Realisten liegt hier auch das Problem. Sir Cole nimmt nach seinem magischen Sprung aus dem 14. ins 21. Jahrhundert einiges zu gelassen hin. Nach dem „fish out of water“-Prinzip ist es natürlich auch ganz witzig wie er mit „Lady Alexa“ redet (Product Placement Hallooo), die Freuden des Kühlschranks entdeckt oder die „magic box that makes merry“ (den Fernseher). Aber es ist alles erschreckend einfach. Er könnte Brooke auch für eine Hexe halten oder eher raue Umgangsformen hegen, aber der Film geht eindeutig in die Richtung Ritter vom Typus „in der schimmernden Richtung“ und zeichnet ein etwas überholtes, verklärt-kitschiges Bild. Versteht mich nicht falsch. Nicht nur von Rittern. 🙂 Sondern auch von Beziehungen. Wer’s mag … . Der Weihnachtsgedanke kommt ganz schön rüber anhand der Taten und des Miteinanders in der Bilderbuchgemeinde. Auch ansonsten ist alles wirklich schön weihnachtlich. Kann man sich mal geben, wenn die Woche sauer war und man das visuelle Zuckerlevel wieder herstellen will. Auch die Chemie zwischen Vanessa Hudgens und Josh Whitehouse stimmt.
The Knight Before Christmas, USA, 2019, Monika Mitchell, 92 min, (4/10)
The Holiday Calendar
Abby (Kat Graham) könnte beruflich in die Anwaltskanzlei ihres Vaters einsteigen, bleibt aber ihrer Leidenschaft der Fotografie treu. Sie schlägt sich mit niedrigem Lohn in einem Fotostudio beim schießen von Pass- und Familienfotos durch. Für ihre eigenen Fotoprojekte fehlt ihr nach Feierabend aber Zeit und Motivation – es ist ein Teufelskreis. Als anlässlich der Feiertage ihr langjähriger Kumpel Josh (Quincy Brown) nach Work-and-Travel zurück in die Heimat kommt, merkst sie, dass ihr das Freiheitsgefühl fehlt. Selbstverwirklung, die eigenen Träume verfolgen, Liebe – alles scheint auf der Strecke geblieben zu sein, verdrängt durch Alltag. Als sie gerade besonders frustriert ist, bekommt sie einen antiken Adventskalender geschenkt, der wie sie nach ein paar Tagen des Türchens öffnen merkt, scheinbar die Zukunft vorhersagen kann. Wenn sie die Zeichen des Kalenders richtig zu deuten weiß, könnte sie alles finden, was sie vermisst.
The Holiday Calendar hat insbesondere zu Beginn einen erfrischend anderen Ton. Hier geht es nicht nur um’s Schmachten und Liebe hinterherrennen. Die von Kat Graham gespielte Abby fiel mir besonders positiv dadurch auf, dass sie zu Beginn v.A. über ihre Wünsche für ihr Leben und ihre Selbstverwirklichung nachdenkt. Das Thema wird auch relativ konstant durchgezogen. Liebe spielt dann doch noch eine größere Rolle – per se nicht schlimm oder schlecht. Sehr gut: Abby hinterfragt den Angebeteten recht schnell kritisch. Hört, hört! So ganz immun ist der Film aber leider nicht gegen die Kitsch-Offensive. Es wäre auch ok gewesen, wenn Abby vielleicht wirklich einfach bei ihren Träumen geblieben wäre. Wie auch bei anderen hier vorgestellten Filmen stelle ich die Frage: muss es denn unbedingt immer gleich alles sein, was die Protagonisten zum glücklich werden brauchen? Gegen Ende übertreibt der Film etwas und zieht das Magische des Kalenders für meinen Geschmack etwas ins Lächerliche.
The Holiday Calendar, USA, 2019, Bradley Walsh, 94 min, (6/10)
Happiest Season
Abby (Kristen Stewart) und Harper (Mackenzie Davis) sind seit ca. einem Jahr ein Paar, aber das große Kennenlernen mit den Schwiegereltern fand bisher nicht statt. Gehyped und überwältigt von der beginnenden Weihnachtszeit lädt Harper Abby ein die Feiertage mit ihr bei ihren Eltern zu verbringen. Abby hat ihre Eltern leider bereits verloren und würde das Fest ansonsten alleine verbringen. Sie ist kein großer Weihnachtsfan, lässt sich aber von dem Gedanken hinreißen – mit Harper zusammen am Weihnachtsmorgen aufwachen, tausendmal besser als die andere Aussicht. Da war Harper aber wohl etwas vorschnell. Kurz bevor sie bei Schwiegermama und -papa eintrudeln, gesteht sie Abby, dass sie nie ein Coming-Out vor ihren Eltern hatte und sie Abby kurzerhand als eine, aber nicht die Freundin vorgestellt hat. Ups. Abby ist nicht begeistert aber sagt „It’s just five days. How bad can it be?“
„Happiest Season – Trailer (Official) • A Hulu Original“, via Hulu (Youtube)
Tatsächlich kann es ganz schön krass werden, denn Harpers Familie engagiert sich politisch. Ihr Vater will als Bürgermeister kandidieren und alles ist so halbwegs Teil einer Kampagne. Für die sozialen Netze müssen lustige gestellte Fotos gemacht werden. Ganz nebenbei ist die Beziehung Harpers zu ihren Schwestern schwierig. Die Atmosphäre ist unterschwellig toxisch, getrübt vom Stress, dass alles perfekt sein muss. Für den Comic Relief sorgt nebenbei auch noch Daniel Levy als Abby und Harpers schwuler Freund John.
Aber irgendwann kippt die Stimmung. Dass Abby für die Familie quasi unsichtbar ist, nagt an ihr. Statt als integraler und wichtiger Bestandteil von Harpers Leben wird sie als die aus Nettigkeit aufgenommen Fremde betrachtet. Harper selber verfällt in alte Muster und Abby erkennt sie kaum wieder. Ab dann ist der Film nicht mehr lustig, sondern eine tragische Abwärtsspirale, die die Beziehung der Beiden bedroht und zwischenzeitlich Panik weckt. Aber es wäre kein Weihnachtsfilm, wenn sich da nicht noch irgendwas tun würde, oder!? 😉 Gegen Ende schafft er es mit allseits wunderbar weihnachtlichem Anstrich daran zu erinnern, worauf es innerhalb einer Familie ankommt und was die Werte sind, nach denen diese zusammen leben sollten. Dann entwickelt sich Happiest Season dankbarerweise wieder zu einem echt schönen Feelgood-Movie. Die Gags rund um „Zurück in den Schrank“ sind allerdings etwas überzählig. Und tatsächlich ist Happiest Season der erste Weihnachtsfilm, der mehrere Protagonist*innen hat, die sich als queer identifizieren. Mehr davon!
Happiest Season, USA, 2020, Clea DuVall, 102 min, (9/10)
Holidate
Seit der Trennung von ihrem Ex hasst Sloane (Emma Roberts) die Feiertage und Familienfeste mehr denn je. Jeder fragt, ob man denn schon wieder alleine da ist? Man bekommt ungebetene Kuppelversuche aufgedrückt und tolle Selbsthilfetipps bis man eigentlich nur noch seine Ruhe will. Durch Zufall lernst sie im Einkaufszentrum den Australier Jackson (Luke Bracey) kennen, der noch mehr vom Weihnachtsfeeling entfernt ist als sie, da seine Familie nicht mal im Land ist. Sie beschließen sich künftig vor ätzend-gezwungenen Dates und Fragen der Familie zu bewahren, indem sie sich gegenseitig als „Holidate“ dienen – ein Date nur für die Feiertage. Bis sich irgendwann die Frage stellt … warum eigentlich nur für die Feiertage?
Obwohl ich den Gedanken absolut abstrus finde, hat das Holidate-Konzept zwischen Sloane und Jackson den überraschenden Vorteil, dass sie sich nicht voreinander verstellen. Sie erleben sich bei einigen Eskapaden, sehen von Anfang an auch mal die weniger schönen Seiten des anderen und haben trotzdem ziemlich viel Spaß. Dabei werden hier sogar Feiertage abgegrast, die ich überhaupt nicht kannte. 4th of July, klar. Weihnachten, Ostern, Halloween, St Patricks Day, okay. Cinco de Mayo? Hat wohl eine Wissenslücke bei mir behoben. Wir durchlaufen mit Sloane und Jackson ein Jahr und da kommt zugegebenermaßen ziemlich viel Stimmung auf. Allerdings ist Holidate hier in der Liste wohl auch der für die Fans von derberem Humor, der nicht weit weg vom Pipi-Kaka-Penis-Vagina-Gag-Spektrum ist. Stellenweise witzig, stellenweise aber auch sehr flach bis vulgär. Am schlimmsten ist aber wohl, wenn man realisiert, dass die zu der Fraktion gehören, die soviel Spaß mit Böllern an 4th of July haben, dass später jemand einen Finger verliert. Naja. Zumindest gibt es wenigstens eine Lehre? Schätze ich?
Holidate, USA, 2020, John Whitesell, 104 min, (5/10)
Love Hard
Natalie (Nina Dobrev) hat mit den gängigen Dating-Apps und den anschließenden Dates schon einiges mitgemacht. Plötzlich stellt sich heraus, dass er verheiratet ist oder der Angebetete erscheint gar nicht erst zum Date. Als Natalie den Umkreis ihres Tinder-App-Abklatschs erweitert, lernt sie am anderen Ende der USA Josh kennen. Asian-American, gutaussehend, verständnisvoll, witzig – er ist alles, was sie sich erträumt hat und nicht mehr damit rechnete anzutreffen. Als der Wunsch ihm zu begegnen kurz vor Weihnachten zu groß ist, reist sie ins verschneite Lake Placid und trifft Josh – den echten Josh (Jimmy O. Yang). Natalie wurde „catfished“. Josh ist zwar auch Asian-American, sieht aber anders aus als der Typ, den Natalie dachte anzutreffen. Bald stellt sich heraus, dass Josh Fotos des ortsansässigen Outdoor-Freaks Tag (Darren Barnet) benutzt hat. Die stinksaure Natalie verlangt von Josh, dass er ihr hilft Tag kennenzulernen. Josh will im Gegenzug, dass Natalie bsi zu den Feiertagen so tut als wären sie wirklich zusammen. Sie lässt sich drauf ein und Zuschauende wissen sofort, dass das nicht lange gut geht.
„Love Hard | Official Trailer | Netflix“, via Netflix (Youtube)
Tatsächlich dachte ich, dass Love Hard nur furchtbar werden kann. Eine RomCom, die mit einer fabelhaft aussehenden Frau beginnt, die den Eindruck erweckt, dass Dating ja ach so hart ist und der alle sagen, dass ihr Liebesleben eine Katastrophe ist. Wirkt vorhersehbar? Ist es. (Und natürlich ist es unfair gutaussehenden Menschen zu unterstellen, dass Dating für sie nicht hart ist. Letzten Endes wird jeder mit unkomfortablen Situationen konfrontiert, klar. Es geht mehr um das Muster.) Noch schlimmer: Natalie arbeitet für eine Medienagentur und schreibt eine Kolumne, in der sie über ihre Dating-Fails berichtet. Willkommen im hundertsten „Sex and the City“-Abklatsch. Tatsächlich kann aber Love Hard neben der oberflächlichen und unkreativen Prämisse mit einigem Punkten. Zum Einen werden auf humorvolle Weise die typischen Muster des Online-Datings thematisiert. Von Dick-Pics bis hin zu furchtbar gestelzten Profilen.
Auch wenn die Schmierenkomödie Natalies und Joshs manchmal sehr schwer anzuschauen ist und man fragt, warum sich die Charaktere das antun, sind Natalie und Josh selber sehr sympathisch. Man erwartet, dass es so oberflächlich bleibt wie anfangs und dass Natalie sich bestimmt in Josh verliebt, aber natürlich erst nachdem sie ein Umstyling mit ihm gemacht hat und er so cool aussieht wie Tag. Ganz so kommt es nicht, was mich überrascht hat. Davon mal abgesehen ist der Film sehr weihnachtlich, obwohl er schräge Weihnachtstropen aufs Korn nimmt. So singen Natalie und Josh beispielsweise eine umgedichtete Variante von Baby It’s Cold Outside, die weniger nach Vergewaltiger und Opfer klingt und stattdessen „Baby just go outside“ heißt. 🙂 I LOL’ed. Über den Film hinweg wird auch immer mal wieder diskutiert, ob eher Love Actually (alias Tatsächlich … Liebe) der beste Weihnachtsfilm (Joshs Meinung) ist oder Die Hard (Stirb Langsam) (Natalies Meinung). Aus beiden Filmen ist dann offenbar der Filmtitel Love Hard zusammengesetzt. Es mag kein gutes Label sein, wenn der Film „besser als meine niedrigen Erwartungen ist“, aber er hat tatsächlich seine Momente und hat trotz der Musterhaftigkeit Spaß gemacht.
Love Hard, USA, 2021, Hernán Jiménez, 105, (6/10)
A Castle For Christmas
Sich pünktlich zu Weihnachten glücklich verlieben, viele neue Freunde und wieder zu sich selbst finden und beruflich durchstarten? Ein Traum. Und Gegenstand so mancher verkitschter RomComs. A Castle For Christmas legt zumindest was die Versprechen betrifft noch eins oben drauf: nämlich nichts geringeres als ein Schloss. XD Die Autorin Sophie (Brooke Shields) ist frisch geschieden und wird sehr von der Öffentlichkeit für den letzten Band ihrer Romanreihe gescholten. Nachdem sie auch noch einen Ausraster in einer Talkshow hatte, flieht sie in die Heimat ihres Vaters nach Schottland. Überraschenderweise steht das Schloss in dem er als Sohn Bediensteter aufwuchs zum Kauf. Sophie möchte zuschlagen, kriegt sich aber mit dem vorherigen Besitzer Myles (Cary Elwes) ordentlich in die Haare. Nach ihrer ersten Begegnung will der auf keinen Fall an Sophie verkaufen.
Klingt nach ziemlichen First World Problems? Sind es. Aber niemandem darf man seine Probleme abstreitig machen, sonst können wir auch alle gleich aufgeben. Sophie und Myles erschwischen sich natürlich gewaltig auf dem falschen Fuß. Leider scheitert der Film daran ihre Beziehung und Annäherung plausibel zu gestalten. Insbesondere in der zweiten Hälfte scheinen Versöhnungen und Konflikte wie aus dem Nichts zu kommen, während die erste Hälfte noch ein ganz ansehnliches, augenzwinkerndes Gezanke ist. Was A Castle For Christmas gut macht ist Weihnachtsspirit zu versprühen. Dass tatsächlich in der Nähe von Edinburgh gedreht wurde hilft bei der Authentizität. Auch das Gefühl von Zusammenhalt und Freundschaft funktioniert besser als die eigentliche Liebesgeschichte, zumal Sophie sehr freundlich vom lokalen „Knitters Club“ aufgenommen wird – die sind echt Gold wert. 🙂 Der Rest des Films ist leider voller nicht relevant wirkender gedroppter Fakten, die versuchen sollen die dünne Story zu unterfüttern. Bspw. Myles Dilemma der Schuldenrückzahlung oder warum ist eigentlich der einzige queere Charakter dazu verdammt wortwörtlich stumm zu sein? Die Autorinnen-Plattitüden und der Auftritt Drew Barrymores wirken recht bemüht bis hin zu grotesk. Wer schon immer ein Schloss wollte, Schottland mag und die Liebesgeschichte großzügig übersehen kann, hat hier vielleicht mehr Freude.
A Castle For Christmas, USA, 2021, Mary Lambert, 98 min, (4/10)
Single All the Way
Peter (Michael Urie) fährt über die Feiertage zu seiner Familie nach New Hampshire. Er freut sich auf die Traditionen und darauf all seine Lieben wiederzusehen. Weniger jedoch auf die leidige Frage, warum er niemanden mit nach Hause gebracht hat. Er bittet seinen Freund Nick (Philemon Chambers) ihn zu begleiten und über die Feiertage so zu tun als ob sie zusammen wären. Nick weigert sich jedoch bei der Scharade mitzumachen, Nichtsdestotrotz entsteht bei Peters Familie Gemunkel, ob nicht doch was zwischen den beiden geht. Als Peters Mutter (Kathy Najimy) ihn und den ortsansässigen Fitnesstrainer James (Luke Macfarlane) zusammenbringen will, entsteht zwischen den diversen Kuppler*innen ein (immerhin liebevoller) Kleinkrieg um die Frage mit wem Peter zusammenkommen soll.
Und das Hauptproblem des Films ist, dass es wirklich nur darum geht. Leider ist der Film tatsächlich sehr Peter-zentriert und dreht sich fast ausschließlich um das Thema Liebesleben, wenigstens ein bisschem um Familie. Das wirkt v.A. deswegen so einseitig, weil es wirklich eine Menge Charaktere gibt, die einzig und allein in dieses Thema involviert sind und ansonsten keine Hintergrundgeschichte haben. Wenigstens zu Nick wird kurz angedeutet, dass er keine Familie mehr hat und das sehr schwer nimmt. Ansonsten nichts! Zwar sind alle Charaktere sehr sympathisch aber beispielsweise Jennifer Coolidge in einer ihrer immer gleichen Rollen wird etwas zu oft vorgeschickt, um für mäßige Gags zu sorgen. Dabei hätte es das alles gar nicht gebraucht. Der Film hat im Grunde seine Themen. Eins wurde etwas unzeitgemäß aufgelöst. Das Fest der Liebe hat nicht unbedingt damit etwas zutun, dass jeder die Liebe seines*ihres Lebens neben sich sitzen hat und jemand zum zuhause vorführen. Es geht doch eigentlich um Nächstenliebe. Aber okay, ich verstehe auch das Gefühl.
Zwei relevantere Themen sind Peters andere Dilemmata. Für die Familie wieder nach Hause ziehen, weil man sie so vermisst – soviel der Traum. Was ist mit der Wirklichkeit und dem Job, dem er dort nicht nachgehen kann? Können sicherlich viele Zuschauer*innen gut nachvollziehen. Das zweite Dilemma ist wohl die Frage danach, ob man es mit dem besten Freund probieren soll, auch wenn das vielleicht die Freundschaft gefährdet. Wie wiegt man Chancen und Risiko auf? Ein definitives Plus des Films ist wie sensibel mit diesen beiden sehr menschlichen Themen umgegangen wird. Der Cast ist großartig, offen, strahlt und macht Spaß. Ein bisschen anstrengend ist, dass es immer gleich das ganze Paket sein muss, wonach (insbesondere) die (Netflix-)Weihnachtsfilme greifen. Klar, niemand schaut Weihnachtsromcoms um enttäuscht zu werden, aber das Happy-End kann auch happy sein, wenn man etwas weniger nach den Sternen greift. Witzigerweise wirkt es anfangs auch ein bisschen so als ob die Filmschaffenden Happiest Season (s.o.) entweder einen Denkzettel verpassen wollten (nehmt das mit eurer „tu so als ob du … bist“-Idee) oder anfangs denselben Weg gehen wollten, sich dann aber kurzfristig umentschieden hätten. ^^; Fun fact: ein weiterer Netflix Weihnachtsfilm in dieser Liste hat das exakt selbe Ende.
Single All the Way, USA, 2021, Michael Mayer, 99 min, (7/10)
„Single All The Way | Official Trailer | Netflix“, via Netflix (Youtube)
Eigentlich war es ja nicht meine Absicht so tief in das Netflix Holiday Cinematic Universe abzutauchen, aber es drängte sich irgendwie auf. Nachdem ich einen gesehen hatte, in dem ein anderer referenziert wurde, fiel mir überhaupt das erste Mal auf, dass Netflix offenbar konstant jedes Weihnachtsfest Eigenproduktionen herausbringt, die an den Feiertagen spielen. Und darunter ist auch stets (mindestens) eine RomCom. Japp. So tief bin ich in diese Weihnachts-RomCom-Sache eingestiegen. Und jetzt ist mein Bedarf an RomComs für mindestens drei Jahre gedeckt. Kennt ihr eine, kennt ihr alle? Das trifft leider schon recht stark auf die Weihnachts-RomComs zu. Ich wurde leider nicht so richtig bekehrt und gehöre trotz Allem zu der Fraktion, die sich ein bisschen mehr Realismus wünscht und Beziehungen, die sich gesund entwickeln. Viele von denen da oben gehören leider nicht dazu.
Aber für einen Filmabend mit einem leicht bekömmlichen Thema und Weihnachtsspirit reicht es allemal. Und hatte ich denn gar keinen Spaß? Doch, ich hatte sogar mehr als ich dachte. Denn eines können sie alle gut: uns an Happy Endings glauben lassen, in Weihnachtsstimmung zu versetzen und das „Kriegen sie sich, kriegen sie sich nicht?“ holt doch jeden früher oder später ab, oder? Sehr schön finde ich, dass sich jetzt auch mal ein, zwei queere Filme, welchen mit Darsteller*innen unterschiedlichen Alters („A Castle for Christmas“) und welche mit Darsteller*innen verschiedener Ethnien wiederfinden. Welche (Weihnachts-) RomComs kennt und mögt ihr?
„7ème art“ (Sprich: septième art) heißt „siebte Kunst“. Gemäß der Klassifikation der Künste handelt es sich hierbei um das Kino. In dieser Kategorie meines Blogs widme ich mich also Filmen – evtl. dehne ich den Begriff dabei etwas. Regulär stelle ich zwischen dem 1. und 5. jeden Monats jeweils 7 Filme in kurzen Reviews vor.
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