Ja, die letzte Edition mit Weihnachtsfilmen ist etwas her. Aber hey … seitdem habe ich doch mal wieder ein paar gesehen. 🙂 Sowohl sehr alte Weihnachtsfilme, als auch sehr neue, als auch welche, die nicht nur den typischen kuscheligen Weihnachtsspirit verbreiten. Für eine ganze Ausgabe voller Weihnachtsslasher hat es dann aber doch nicht gereicht 😉 Heute dabei: sieben Filme rund um Weihnachten und das Fest der Liebe.
Eine Weihnachtsgeschichte
Die Geschichte nach der Vorlage von Charles Dickens ist bekannt. George C. Scott spielt hier Ebenezer Scrooge, einen kaltherzigen Geizkragen, der Weihnachten für Humbug hält, kein Mitleid mit den Armen oder Kranken hat und seinen Angestellten Bob Cratchit (David Warner) in einem kalten Büro und bis zur letzten Minute vor Weihnachten schuften lässt. Dafür bekommt er die Quittung in Form von drei Geistern, die ihm vergangene Weihnachten, gegenwärtige und künftige zeigen. Und was Scrooge da zu sehen bekommt, taut ihn vielleicht auf.
Der Film aus dem Jahr 1984 taucht seit einigen Jahren wieder vermehrt in den DVD-Regalen auf – dabei verspricht das digital auf hochglanzpolierte Cover etwas, was der Film aufgrund seines Alters selbst in restaurierter Fassung nicht halten kann. Er ist eben nicht in HD gefilmt, also erwarten wir kein Hexenwerk. Dafür ist der Film stimmungstechnisch wunderbar gelungen. Fans von Vorlagentreue werden lediglich vermissen, dass Scrooge während der Reise nicht sein Nachthemd trägt, sondern vollständig in Alltagsklamotte der Zeit zu der der Film spielt angezogen ist. George C. Scott ist auch, wenn er nein zum Nachthemd sagte (so munkelt man jedenfalls) ein wunderbarer Scrooge-Darsteller, dessen Mimik und Gestik einen voll mitreißt, warm oder kalt wirkt – je nach aktueller Gemütslage und mitten aus dem Herzen zu kommen scheint. Wie er sich freut als er den Besuch des dritten Geistes überstanden hat und auf dem Bett rumspringt ist ein wahrer Quell der Freude und wirkt herrlich ausgelassen. Vielleicht ein bisschen wahnsinnig. Aber das kann man nach der Begegnung mit drei Geistern ruhig sein. Ein schöner Nebeneffekt ist, dass Regisseur Clive Donner wohl mal der Cutter der „Christmas Carol“-Verfilmung aus dem Jahr 1951 ist.
Eine Weihnachtsgeschichte (OT: A Christmas Carol), UK/USA, 1984, Clive Donner, 101 min, (8/10)
„A Christmas Carol – Trailer (HD) (1984)“, via Tue Nguyen (Youtube)
Krampus
Der kleine Max (Emjay Anthony) ist schwer enttäuscht von Weihnachten. Normalerweise fiebert er dem Fest mit Freude entgegen, aber die eingeladene und wenig besinnlich gestimmte Verwandtschaft ruiniert ihm die Freude an dem Fest. Warum seine Mutter Sarah (Toni Collette) und sein Vater Tom (Adam Scott) das Jahr für Jahr mitmachen ist ihm schleierhaft. Als der Höhepunkt der Streitereien gekommen ist und die Nerven aller blank liegen, wird das Haus von der Umwelt durch einen Blizzard abgeschnitten und unheimliche Dinge geschehen. Max‘ Omi (Krista Stadler) hat da so eine Idee, woran das liegen könnte – sie ist dem Übel schon mal begegnet.
Immer wenn ein Kind ausgerechnet zu Weihnachten die Hoffnung verliert, erscheint der Krampus und seine Gefolgsleute um dem Kind zu zeigen was wirklich schlimm ist. Und das glaubt man gerne, wenn der Krampus so richtig in fahrt kommt und v.A. selber in Erscheinung tritt. Da ist nichts mehr mit besinnlich. Wobei das vorher auch nicht so war. Max‘ Eltern, Schwester und Omi hätten es sich sicherlich nett machen können, aber als die Verwandtschaft anrückt, erinnert das auf hier eher unangenehme Weise an Eine schöne Bescherung. Danach kommt angenehmes „Who’s next?“-Survival-Horror-Feeling auf. Nur die zuckrigen Helferlein vom Krampus hätte man irgendwie nicht gebraucht. Lebkuchenmänner, die auf die Familie losgehen. Zumindest das war leider nicht so unheimlich. Der Rest dagegen hat echt Flair.
Krampus, USA/Neuseeland, 2015, Michael Dougherty, 98 min, (6/10)
„Krampus – Trailer deutsch / german HD“, via Universal Pictures Germany (Youtube)
The Christmas Chronicles
Für die Geschwister Teddy (Judah Lewis) und Kate (Darby Camp) wird Weihnachten vielleicht nie wieder dasselbe, seit ihr Vater verstorben ist. Während Teddy anfängt sich zweifelhafte Freunde anzulachen und droht in eine Karriere als jugendlicher Autodieb abzurutschen, glaubt Kate noch an den Weihnachtsmann. Zumindest seitdem sie überzeugt davon ist, dass er auf ihrem letzten Video von Weihnachten zu sehen ist. Sie wagt den Versuch erneut. Als Teddy und Kate Santa (Kurt Russell) aber überraschen, wird dabei sein Schlitten zerstört und die Rentiere hauen auch ab. Fällt Weihnachten ins Wasser?
Während die Kinder in die Pflicht genommen werden Weihnachten gefälligst zu retten und gerade zu biegen, was sie angerichtet haben, sind sie mit einem sehr toughen Santa unterwegs. Kurt Russell mit Rauschebart und wallender weißer Mähne verbreitet ein ziemliches kerniges, aber auch weihnachtliches Santa-Flair. Sagen wir mal so: er wird zwischendurch im Knast landen und dort mit einer mehr oder weniger improvisierten Band ein paar Liedchen anstimmen. Kurt Russell ist ein erstaunlich guter Santa – man vergisst sofort irgendwelche Klapperschlangenwitze … . Spätestens wenn aber irgendwelche CGI-Elfen auftreten ist das so schön aufgebaute Flair etwas am hinken. The Christmas Chronicles wird aber wohl kein Weihnachtsklassiker, weil es zuviel bereits gesehenes bietet und das spritzige, neue nicht ganz voll auslebt. Und „neu“ ist sowieso immer schwierig bei Weihnachtsfilmen. Vielleicht wäre es aber mal eine Idee gewesen, wenn die kreativen Köpfe hinter The Christmas Chronicles die anfängliche Idee doch umgesetzt und es zu einem durchweg als Found Footage inszenierten Film gemacht hätten.
The Christmas Chronicles, USA, 2018, Clay Kaytis, 94 min, (7/10)
Charles Dickens: Der Mann, der Weihnachten erfand
Dan Stevens spielt in diesem Film Charles Dickens, der für seine letzten drei „Flops“ viel gescholten ist und zudem dringend wieder ein bisschen Kohle braucht. Die Schreibblockade ist bei dem Lösen diverser Probleme und Bezahlen der Rechnungen wenig zuträglich. Nach und nach begegnen ihm in seinem Alltag Details, Personen und Situationen, die sich später zu einem großen Ganzen form. Kaum, dass er den Namen des Griesgrams ausgewählt hat, steht auch schon der erdachte Ebenizer Scrooge vor ihm. Denn Dickens erlebt die Begegnungen mit seinen Figuren – sie werden in seinem Arbeitszimmer lebendig. Susan Coyne adaptierte die gleichnamige Geschichte von Les Standiford und Bharat Nalluri führte Regie. Wie sich der eine oder andere vorstellen kann wird hier Dickens Christmas Carol in die Entstehungsgeschichte eingebettet.
Es ist auch sehr einfallsreich wie der kreative Prozess Dickens dargestellt wird. Aber wie sich sicherlich auch die meisten vorstellen können ist es nichts Halbes und nichts Ganzes. Fans der Weihnachtsgeschichte werden zig Szenen vermissen, die hier schlichtweg nicht vorkommen. Christopher Plummer spielt den Ebenizer so nuanciert, dass man sich gewünscht hätte stattdessen eine Spielfilm-Christmas-Carol mit ihm zu sehen, statt wie hier vereinzelte Szenen. Dickens-Fans hingegen werden aufgrund der einen oder anderen kreativen Freiheiten und des an Sehgewohnheiten angepassten Tempos und komödiantischer Darstellungen wahrscheinlich auch nicht so ganz warm mit der Inszenierung. Fakt ist aber, dass Dickens Weihnachtsgeschichte einst wirklich Weihnachten wieder in „mode“ brachte. Von daher ist der Titel gar nicht mehr ganz so infam – und die Botschaft von Nächstenliebe auch nicht.
Charles Dickens: Der Mann, der Weihnachten erfand (OT: The Man Who Invented Christmas); Irland/Kanada, 2017, Bharat Nalluri, 98 min, (5/10)
Last Christmas
Kate (Emilia Clarke) säuft wie ein Loch, fliegt bei einem Mitbewohner nach dem anderen raus, schläft mit diversen Typen, die sie allesamt noch nie vorher gesehen hat und versucht doch tagsüber so zu wirken, als ob alles ok ist. Da steht sie typischerweise als Weihnachtselfe verkleidet im Laden ihrer Chefin „Santa“ (Michelle Yeoh) und versucht Freude und Besinnlichkeit zu verkaufen, die sie innen drin so gar nicht empfindet. Seitdem Kate schwer krank war, ist nichts mehr wie es war. Da tritt mit Tom (Henry Golding) ein netter Mann in ihr Leben und will partout nicht gehen, egal wie brüsk sie ihn abweist. Und der macht, dass das Verdrängen ein Ende hat und Kate ihre Entscheidungen hinterfragt.
„Last Christmas – Official Trailer“, via Universal Pictures (Youtube)
Es ist vollkommen egal wie man die Inhaltsangabe formuliert, es ist eh jedem klar, dass zwischen Kate und Tom eine gewisse Chemie herrscht. Und genau dieses „Kriegen sie sich?“-Feeling wollen wir (hin und wieder) zu Weihnachten, oder? Natürlich geht es darum, aber nicht nur. Toms erfrischend andersartigen Sichtweisen, die fast einen Hauch „Zen“ haben, sind ein Vorgeschmack auf einen Twist, der überrascht, aber wahrscheinlich nicht alle Zuschauer glücklich macht. Auch in anderen Belangen als der klassischen Liebesgeschichte weicht Last Christmas von den üblichen Mustern der Weihnachtsklassiker wie Tatsächlich … Liebe ab und setzt andere, sogar sehr weihnachtliche Impulse.
Zum Einen indem es die Musik George Michaels bewusst platziert und zum Aufhänger macht – so auch das titelgebende Last Christmas (aber nicht überstrapaziert). Zum Anderen, indem es anhand von Kates Familie das harte Los von Einwanderer-Familien zeigt. Nicht anerkannte Schulabschlüsse, Niedriglohnjobs, Erinnerungen an Krieg, Anfeindungen, Angst vor dem Brexit. Und in Film gegossen: ein wunderbarer Aufruf zur Empathie. So gelingt es dem Film dann doch überraschend gut daran zu erinnern, worum es bei Weihnachten eigentlich geht. Um das Miteinander und darum etwas zu geben. Und das vor Allem denjenigen, die es wirklich brauchen. Was das betrifft ist der Film eine Punktlandung. Es gibt Dinge an dem Film, die sind vielleicht nicht so toll. Die sind vielleicht etwas kitschig oder zu offensichtlich. Mit dem Ende wird bei Weitem nicht jeder zufrieden sein, der Königsweg der Liebesgeschichte gehofft hat. Aber: wer mal wieder an den Weihnachts-Spirit erinnert werden will, kann ruhig mal Last Christmas schauen.
Last Christmas, UK/USA, 2019, Paul Feig, 103 min, (7/10)
Klaus
Der verwöhnte Postboten-Lehrling Jesper musste in seinem Leben bisher nie schwer arbeiten. Vati ist schließlich der Chef der Post. Dummerweise schaut sich Jespers Vater das Trauerspiel des sich mit Absicht lax anstellenden Sohnemannes nicht mehr an und versetzt ihn kurzerhand in den aktiven Dienst nach Smeerenburg. Eine Gemeinde nördlich des Polarkreises ( 😉 ) in der aufgrund der Feindseligkeit der dort lebenden zwei großen Familienclans keine Freundlichkeit herrscht und schon gar keiner Briefe verschickt. Jesper muss aber 6000 Sendungen vorweisen, um wieder an einen anderen Ort versetzt zu werden. Da trifft er zufällig den zurückgezogen lebenden Holzfäller Mr Klaus, der eine ganze Werkstatt voller selbstgemachtem Kinderspielzeug hat und das kurzerhand einem traurigen Jungen in der Stadt schickt. Jespers erste Sendung. Und er wittert eine Geschäftsidee … was, wenn alle Kinder Mr Klaus einen Brief mit der Bitte um Spielzeug schicken würden?
„KLAUS Trailer German Deutsch (2019) Netflix“, via KinoCheck Familie (Youtube)
Jespers nicht ganz uneigennützige Idee macht unerwarteterweise aber, dass alles in Smeerenburg etwas besser wird. Die Kinder wollen plötzlich schreiben lernen, damit sie Mr Klaus Briefe schicken können. Der einsame Mr Klaus kommt aus seinem Haus raus ( 🙂 ) und Jespers Plan pflanzt den Kindern die Idee in die Köpfe, dass Mr Klaus alles sieht und dass böse Kinder kein Spielzeug bekommen. Ich will nicht zuviel verraten, aber dieser kleine Fakt ruft eine wahre Kettenreaktion in Smeerenburg hervor. Der Grundgedanke des Films „Every act of goodwill sparks another“ geht wunderbar auf! Regisseur Sergio Pablos wirkte zuvor in Animationsfilmen der Disney Studios mit – und das merkt man dem Spirit des Films auch an. Der Film erlaubt sich inhaltlich die einen oder anderen Badass-Momente Jespers mit entsprechender Musik – never mess with the postman die sich komödiantisch und was die Tonart des Humors betrifft vom großen Bruder Disney abheben. 😉 Kurzum: der Film ist ein bisschen frischer und erlaubt sich einen sehr aktuellen zeitgeistigen Humor. Mit Klaus demonstriert Netflix wie es relativ neue Player im Business fördert.
Klaus, Spanien, 2019, Sergio Pablos, 96 min, (9/10)
Black Christmas
Sophia Takals Black Christmas ist bereits das zweite Remake des gleichnamigen kanadischen Slashers aus dem Jahr 1974. Mal abgesehen davon, dass es zu großen Teil in den Räumlichkeiten mehrerer Studierendenverbindungen auf einem Uni-Campus spielt, hat es aber mit dem Original wahrscheinlich nur noch wenig gemein. Auf dem Hawthorne College gibt es gleich mehrere kontroverse Themen die sowohl Lehrstuhl als auch Studierende umtreibt. Zum Einen die Vorwürfe gegen den Namensgeber und Gründer des Colleges frauen- und fremdenfeindlich gewesen zu sein sowie gegen einen der Professoren. Noch mehr als das: Rileys (Imogen Poots) Vorwurf ein Student hätte sie vergewaltigt wird aus Mangel an Beweisen kein Gehör geschenkt. Die Verbindungshäuser rund um die Studentinnen sind alarmiert und insbesondere Rileys Freundeskreis will es den Typen nochmal kurz vor den Weihnachtsferien richtig heimzahlen. Während der Festtage bleiben die Freundinnen dann auf dem Campus und wollen gemeinsam feiern. Leider will sich aber jemand an den aus patriarchalischen Augen betrachtet widerspenstigen Studentinnen rächen.
Sophia Takal und das Team hinter Black Christmas sind nicht um starke Motive verlegen. Die Eröffnungssequenz bleibt definitiv im Gedächtnis haften: eine Studentin wird auf dem Heimweg bewusstlos geschlagen, durch den Schnee weggezogen und hinterlässt dabei eine Spur, die auf grausige Weise an einen Schneeengel erinnert. Viele Weihnachtsmotive werden zweckentfremdet und sind plötzlich so gar nicht mehr besinnlich. Stichwort: erwürgen mit Lichterkette. Auch die sozialen Netze und Cyber-Stalking trägt zur Modernisierung des Stoffes bei und leistet vielleicht sogar einen Beitrag dazu begreiflich zu machen wie enorm viele Gestalten Übergriffigkeit hat. Das Problem des Films ist: das hätte schon gereicht. Sowohl für den Slasher-Aspekt als auch für die Thematisierung sexuellen Missbrauchs und patriarchalischer Machtstrukturen. Wenn Black Christmas dann die Burschenschaften als eine Art Sekte skizziert und gar übernatürliche Elemente mit reinbringt, ist das vorher aufgebaute Flair dann leider hinüber.
Black Christmas, USA, 2019, Sophia Takal, 92 min, (7/10)
Wer bis hierher gelesen hat muss mit einem witzigen Fail meinerseits belohnt werden. 🙂 Die ersten Besprechungen sind letztes Jahr Weihnachten entstanden. Statt des bekannten Remakes Der kleine Lord wollte ich Mal das Schwarzweiß-Original „Little Lord Fauntleroy“ schauen. Das habe ich auch getan. Letztes Weihnachten. Ist auch ein wunderschöner Film. Der aber im Gegensatz zum Remake nicht an Weihnachten spielt, ja nicht mal annähernd im Winter, sondern im Sommer. XD Das war überraschend! Und nein, es kommt kein Weihnachtsfilm-Feeling auf, nur weil die Handlung ähnlich ist. XD Kennt ihr einen ähnlichen Fall bei dem Filme mit rührenden Themen um noch mehr auf die Tränendrüse zu drücken an Weihnachten verlegt wurden? 😉 Welcher Weihnachtsfilm ist bei euch jedes Jahr auf dem Plan? Kennt ihr die heute besprochenen? Und wie haben sie euch gefallen?
„7ème art“ (Sprich: septième art) heißt „siebte Kunst“. Gemäß der Klassifikation der Künste handelt es sich hierbei um das Kino. In dieser Kategorie meines Blogs widme ich mich also Filmen – evtl. dehne ich den Begriff dabei etwas. Regulär stelle ich zwischen dem 1. und 5. jeden Monats jeweils 7 Filme in kurzen Reviews vor.
Schreibe einen Kommentar