Horrorctober 2023 – Woche 4 („Symptoms“, „Die Schlangengrube und das Pendel“ & „The Sadness“)

Es ist ein Auf und Ab hier im Horrorctober. Nach den Enttäuschungen von Woche 3 geht es straff auf das Ende des Oktobers und der Challenge entgegen. Wie so oft habe ich mir die Filme für das Ende aufgehoben, die ich für die vielversprechendsten halte. Zumindest einige davon … . Die Besprechungen sind spoilerfrei.

Symptoms

Im Film des spanischen Exploitation Regisseurs José Ramón Larraz fahren die Freundinnen Anne (Lorna Heilbron) und Helen (Angela Pleasence) aufs Anwesen von Helens Familie in einer ländlichen Gegend. Nachdem Helen lange Zeit im Ausland war, haben beide den Kontakt verloren und nun einiges aufzuholen. Nachts hören sie seltsame Geräusche auf dem Dachboden und Helens Gesundheit gibt Anlass zur Sorge. So kokelt der Slow-Burner vor sich hin. Als Zuschauer:innen spüren wir, dass irgendwas passiert ist oder passieren wird. Und bis es Antworten gibt, schauen wir Anne und Helen dabei zu wie sie in wunderbarer herbstlaubgefärbter Landschaft rumspazieren und eine zwiespältige Anziehung zwischen ihnen beiden leugnen. Oder eher: leugnen? Und dann kommt es zur Katastrophe.

Symptoms ist atmosphärisch, langsam, herrlich ungesättigt von der Farbpalette und weichgezeichnet mysteriös. Sieht man zu wie die Freundinnen über das zugewucherte Anwesen spazieren, dann channelt das erstmal Herbstgefühle, später Vorahnungen. Symptoms ist ein guter Titel, denn es sind kleine Anzeichen und Brotkrumen, die sich zur Lösung der Rätsel verdichten. Bis dahin nimmt sich der Film jede Menge Zeit, nur um dann in den letzten Zügen richtig aufzufahren. Der Wahnsinn befällt das Anwesen. Zu den Motiven zählt Einsamkeit, nicht ausgelebte Sexualität und Sehnsüchte. Er ist Atmosphäre pur und ich staune nicht schlecht, dass Darstellerin Angela Pleasence scheinbar während der Dreharbeiten ein Scheinwerfer auf den Kopf fiel. Gefährlich, in vielerlei Hinsicht.

Symptoms, UK, 1974, José Ramón Larraz, 91 min, (8/10)

Sternchen-8
Symptoms (1974 – extract) | BFI DVD, Youtube

Die Schlangengrube und das Pendel

Ah. Fantastisch. Einer der Titel im internationalen Verleih ist The Torture Chamber of Dr. Sadism. Ich weiß nicht, ob das die Versprechen hält die da mitschwingen. (Pun intended. 😉) Harald Reinls Film basiert jedenfalls (sehr sehr lose) auf Edgar Allan Poes Kurzgeschichte Grube und Pendel und dreht sich eigentlich um den irren Grafen Regula (Christopher Lee), der 13 Jungfrauen foltern und töten will, um aus ihrem Blut ein Elixier für das ewige Leben zu gewinnen. Er wird erwischt als ihm die 13. entkommt und hingerichtet. Jahre später aber kehrt er zurück und trachtet den Nachfahren seiner Richter und Opfer nach dem Leben.

Die Schlangengrube und das Pendel (1967) | Teaser 2020 (deutsch) ᴴᴰ, UCM.ONE #film, Youtube

Gut verstehen kann ich den Kutscher, der von Anfang an sagt „Ich will da nicht hinfahren“. Trotzdem halten es aber Baroness Lilian von Brabant (Karin Dor) und Roger Mont Elise (Lex Barker) für eine super Idee (!!) der Einladung eines Fremden ins alte Schloss des vor 30 Jahren verurteilten und getöteten Graf Regula zu folgen (!!!!). Ehrlich, ich habe keine Ahnung, ob der Film für 1967 ein Meisterwerk ist. Ich vermute nicht, denn er wirkt v.A. wie ein Trashfest, das aber eben auch als solches zelebriert werden kann. Der Kutscher ist der einzige, der ganz bei Sinnen ist. Alle anderen laufen freudestrahlend in ihr Verderben. Die Fallen und Folteranlagen sind so schräg und karikaturesk, dass man sie kaum ernst nehmen kann. Die Figuren sind naiv und alles ist sehr überhöht. Es gibt einen Hauch Exploitation und ansonsten wirkt es eher wie eine romantic comedy. Soviel steht fest: man kann mit dem Film Spaß haben. Nur war das sicher nicht die Intention, aber was soll’s, oder?

Die Schlangengrube und das Pendel, BRD, 1967, Harald Reinl, 80 min, (4/10)

Sternchen-4

The Sadness

Der in Taiwan gedrehte Film des Kanadiers Rob Jabbaz eilte sein Ruf aus Richtung Fantasy Filmfest voraus als einer der brutalsten Filme der letzten Jahre. Und wenn man über den Film recherchiert, liest man das quasi in jedem ersten Absatz. The Sadness handelt von dem Paar Jim (Berant Zhu) und Kat (Regina Lei), das in Taiwan lebt und einem relativ normalen Alltag nachgeht bis sie Zeuge des Ausbruchs einer Pandemie werden, die Menschen in brutale Raserei verfallen lässt. Auf den Straßen werden plötzlich Menschen zum Spaß abgeschlachtet und vergewaltigt. In diesem Ausnahmezustand, in dem jeder ein potentieller Feind ist, versucht Jim zu Kat durchzudringend. Ein vielleicht unmögliches oder lebensgefährliches Vorhaben.

The Sadness erschien 2021 und kam damit zum passenden Zeitpunkt, um sich die allgemeine Verunsicherung über Corona zunutze zu machen. Der Virus hier ist aber eher mit Tollwut verwandt. Liest man nur die Inhaltsangabe, könnte man den Ausbruch mit Kollegen des Horror-Subgenres Zombiefilm verwechseln. Aber The Walking Dead und Konsorten sind ein mildes Sahnebonbon dagegen. Was The Sadness auf eine rohe und grobe Weise anziehend macht, ist der Umstand, dass die Infizierten hier barbarisch und vulgär werden, aber im Vollbesitz ihrer Fähigkeiten sind. D.h. sie agieren anders als Zombies smart, was das Szenario nochmal bedrohlicher macht. Es ist als ob der Virus das schlimmste aus den Menschen herauskristallisiert und wenn man den Gedanken zu Ende denkt, macht das sehr nachdenklich. Rob Jabbaz vermeidet außerdem massig Convenience-Schocker, indem er sowohl Kat als auch Jim nicht in ausgelutschte Pseudo-Fallen schickt, was ihn jetzt schon für mein Empfinden zu einem interessanteren Gore-Streifen macht als die letzten, die ich gesehen habe. Was trotzdem bestürzt ist mit was für vulgären Szenen und überdimensionierten Blutfontänen The Sadness aufwartet. Ein touch weniger hätte es auch getan.

The Sadness (OT: 哭悲), Taiwan, 2021, Rob Jabbaz, 99 min, (7/10)

Sternchen-7

Und sonst so?

Abgesehen davon habe ich Der Untergang des Hauses Usher zu Ende geschaut, wozu morgen die Besprechung online geht. Inzwischen schaue ich Interview mit einem Vampir (2022, die Serie) und das gefällt mir soweit sehr gut. 😀 Schauerlektüre wird auch fleißig weitergelesen … namentlich Die stillen Gefährten.

Zu den bisherigen Artikeln

Ankündigung

Woche 1 („The Hills Have Eyes“, „Hypnotic“ & „Piggy“)

Woche 2 („The Hills Have Eyes“ (2006), „Antlers“ & „Fright Night (2011)“)

Woche 3 („Terrifier“, „Terrifier 2“)

Der Horrorctober war also recht gut in Woche 4, wobei ich mit dem Harald Reinl-Film eher Spaß hatte, so als ob ich eine Horrorfilmsatire gucken würde. 😉 Wie läuft euer Horrorctober?

3 Antworten

  1. Interview mit einem Vampire, die Serie, ist gut? Da bin ich ja jetzt baff.

    The Sadness habe ich gesehen. Der war wirklich ziemlich heftig.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Hattest du was anderes über die Serie gehört oder vermutet?
      Ich habe da allerdings auch lange einen Bogen drum gemacht, weil ich der Meinung war, dass es da nicht wirklich ein Remake braucht. Aber es macht schon einige Zugeständnisse an bspw. homosexuelle Charaktere, die sich der Film mit Pitt und Cruise nicht getraut hat oder nur sehr andeutungsweise.

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