Da sind wir, das war es. Der Horrorctober ist vorüber, lange lebe der Horrorctober. Es war ereignisreich. Meinen Horrorctober habe ich geschafft und alle Filme geschaut. Ob die besten wirklich am Ende der Challenge landeten, erfahrt ihr in den Besprechungen und dem Fazit. Spoilerfrei. 🎃
Skinamarink
Es scheint nur zwei Lager zu geben: diejenigen, die Kyle Edward Balls Skinamarink für einen neuen Horrorklassiker halten und diejenigen, die absolut genervt und gelangweilt von dem Film sind. Man ahnt, warum. Skinamarink ist im Look eines grobkörnigen Homevideos gefilmt, das offenbar die beiden Kinder Kevin und Kaylee aufnehmen. Ihre Eltern scheinen eines Nachts unauffindbar zu sein. Es gibt seltsame Geräusche im Haus und es passieren schräge Dinge. Türen und Fenster verschwinden. Und mehr sollte man nicht verraten, um niemandem den Spaß zu vermiesen. Tipp: im Dunkeln den Film schauen. Denn in den grobkörnigen Tiefen der gefilmten Dunkelheit, hat man irgendwann das Gefühl ständig etwas zu erkennen.
So viel zum eigentlich spannenden Konzept Skinamarinks, das wenn man für diese Art Film einigermaßen zugänglich ist, echte Mind Games mit einem spielt. Andererseits verstehe ich auch die ungeduldigen und gelangweilten. Skinamarink hat zwar deutliche Spitzen, sogar ein paar wenige JumpScares, aber die meiste Zeit sieht man das, was Kevin und Kaylee filmen und das sind erschreckend oft die jeweilige Zimmerdecke, Schränke, Nahaufnahmen von Spielzeug. Erwartet man Horror, dann hat man offenbar bestimmte Erwartungen und die können enttäuscht werden. Ich fand Skinamarink schlau gemacht und echt gruselig. Letzten Endes ist er aber für sein Konzept leider trotzdem deutlich zu lang und musste man wirklich so viel Decke filmen? Filmen so Kinder? Ich hätte gedacht eher nicht. Vielleicht läuft die Kamera auch nur zur Selbstberuhigung. Andererseits: wer sagt, dass es überhaupt die Kinder sind, die filmen?
Skinamarink, Kanada, 2022, Kyle Edward Ball, 100 min, (8/10)
Barbarian
Da schaut Tess (Georgina Campbell) nicht schlecht. Das gebuchte Airbnb ist bereits belegt. Ein Mann namens Keith (Bill Skarsgård) hat es auch gemietet. Keith ist ja ganz nett und vorsichtig, aber Tess sieht trotzdem überall red flags, als er ihr anbietet gemeinsam in dem Haus unterzukommen. Dann aber wiederum regnet es in Strömen, es ist keine besonders vertrauenserweckende Gegend und alle Hotels in der Stadt sind ausgebucht. Was folgt ist Horror, der aber anders läuft als man jetzt denken könnte.
Zach Creggers Barbarian spielt mit eben genau diesen red flags bzw. Warnsignalen. Während wir Tess beobachten, stellen wir uns viele Fragen. Ist ihre Vorsicht begründet? Dann aber setzt der Film im zweiten Teil zu einem kompletten Shift um, in dem AJ (Justin Long) eine größere Rolle spielt und auch das Haus betritt. Mit einer ganz anderen Prämisse und einer ganz anderen Reaktion als er dieselben Entdeckungen macht, die auch Tess machen musste.
Es gibt eigentlich wahnsinnig viel über Barbarian zu sagen, aber ähnlich wie bei Skinamarink würde es den Spaß vermiesen. So viel ist denke ich erlaubt: es wird nicht nur einen Twist geben und den einen oder anderen Hint auf Geschlechterrollen, wie man mit diesen aufwächst und ja auch auf #MeToo. Barbarian erzählt davon wie wir durch unsere Sozialisierung und unsere Erfahrungen Risiken und unsere Rolle in der Welt ganz anders einschätzen. Gemessen an Tess und AJs Reaktion auf das Haus, gemessen an AJs sehr selbstverständlichen Flüchen a la „fucking bitch“ und auch an ihrem Verhalten in Gefahrensituationen und gegenüber Warnsignalen. Es kritisiert die Selbstverständlichkeit mit der die weibliche Vorsicht als übertriebene Reaktion abgetan wird – das mag ich sehr an dem Film. Barbarian weiß zu überraschen, enttäuscht nicht in punkto Horror und gibt uns einige Denkanstöße. Nicht besonders viel Sinn machen manche Plot Devices und so manch hilfreicher Charakter, der deus ex machine ähnlich auftaucht.
Barbarian, USA, 2022, Zach Cregger, 102 min, (8/10)
Fazit/Rückblick
Während des diesjährigen Horrorctobers habe ich mich daran erinnert, dass ich Geister- bzw. Schauerfilme und den sogenannten „elevated Horror“ deutlich lieber mag als Torture Porn und Slasher. Soweit war ich eigentlich schon mal, aber scheinbar muss ich das immer mal wieder lernen, dass ich Hypes wie um Terrifier gar nicht nachgebe. Dabei ist es nicht so, dass ich die Gewalteskalation da nicht aushalte. Viel mehr verstehe ich den Appeal oder die Anziehung solcher Slasher nicht. Ich suche da immer eine Botschaft und erwische mich bei dem Gedanken mich zu fragen, wer an solchen Filmen Spaß hat. Mir ist selber klar, dass das eine Gedankenfalle ist. Sicherlich guckt ein Prozentteil das wegen des „Boah krass“-Effekts, aber ein Teil eben auch als Mutprobe. Andere Gore-Streifen wie The Sadness fand ich eigentlich recht gut.
Richtig gut fand ich allerdings Skinamarink, Barbarian, Symptoms und Antlers (mit Abstrichen). Fright Night (2011) könnte auch einer meiner Lieblingsfilme sein, wenn die (digitalen) Effekte nicht so furchtbar altern würden. Müsste ich eine Top 5 bestimmen, dann sind das die eben genannten. 🤩 Piggy und die alte wie auch der neue The Hills Have Eyes haben mir nicht so viel gegeben. Die Schlangengrube und das Pendel war ungewollt der witzigste Horrorctober-Film, während Hypnotic mir einfach nur furchtbar auf die Nerven ging trotz toller Darsteller:innen.
Abgesehen von den Filmen habe ich noch die eine oder andere Schauerliteratur, Comics, Hörbücher, Serien konsumiert. Der Rückblick weiß welche. 👻
Zu den bisherigen Artikeln
Woche 1 („The Hills Have Eyes“, „Hypnotic“ & „Piggy“)
Woche 2 („The Hills Have Eyes“ (2006), „Antlers“ & „Fright Night (2011)“)
Woche 3 („Terrifier“, „Terrifier 2“)
Woche 4 („Symptoms“, „Die Schlangengrube und das Pendel“ & „The Sadness“)
Wenn ihr euch beim Schauen von „Skinamarink“ aufmuntern wollt, dann müsst ihr euch nur daran erinnern, dass es auch die Horrorversion von „Home Alone“ bzw. „Kevin allein zuhaus“ sein könnte. 😉 (Der Junge in dem Film heißt Kevin.)
Was habe ich für meinen nächsten Horrorctober gelernt? Dass ich weniger auf Hypes gebe und auch nicht zwingend jeden Klassiker gesehen haben muss, nur um den „gesehen zu haben“. Ich spiele auf „The Hills have Eyes“ an. Memo für Zukunfts-Miss-Booleana: guck einfach, worauf du Bock hast! Wie war euer Horrorctober?
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