Serien-Besprechung: „Supernatural“ Season 5 (Rewatch)

Wo man im Laufe der dritten und vierten Staffel so langsam das „Big Picture“ von „Supernatural“ erkennen konnte, kumuliert die Serie in der fünften Staffel in einem der wohl besten Serienfinales. Ganz schön hoch gestochen? Ja und ich finde auch zu recht. Staffel 5 ist meine Lieblingsstaffel und nach dem Rewatch weiß ich einmal mehr wieso. Aber trotzdem fiel die Entbewertung nicht so groß aus wie ich erwartet habe. Auch dafür ist ein Rewatch manchmal erhellend. Enthält Spoiler für frühere Staffeln.

Team Free Will

Nachdem Sam (Jared Padalecki) und Dean (Jensen Ackles) sich im Finale der vierten Staffel entzweiten, kommt es zum Unglück. Sams Racheakt an Lillith war das letzte Siegel und öffnet Luzifers Käfig. Satan wandelt nun zwischen den Menschen auf der Erde in Gestalt des trauernden Witwers Nick (Mark Pellegrino), den er als sein „Vessel“ gewinnen konnte. Der Vertrauensverlust zwischen Sam und Dean sitzt aber tief und sie beschließen für einige Zeit getrennte Wege zu gehen. Sam versucht seine Sucht in den Griff zu bekommen, während Dean einen Weg sucht nichts geringeres als die Apokalypse zu verhindern.

Unterstützt wird er dabei von Castiel (Misha Collins), der dem Himmel den Rücken gekehrt hat und natürlich Bobby (Jim Beaver), der gleich zu Beginn der Staffel einen schweren Schlag einstecken muss. Nachdem er von Dämonen besessen und verletzt wird, kann er nicht mehr laufen und ist auf einen Rollstuhl angewiesen. Damit bringt die Staffel gleich mehrere große Konflikte und sehr menschliche Motive ins Spiel wie Depressionen, Sucht, Suizidgedanken. Am Beispiel Bobbys, der plötzlich den Eindruck hat für die Brüder nicht mehr von Nutzen zu sein, stellt sich gar eine Veteranen-Parallele ein. Und wo wir gerade bei Parallele sind: als klar wird, dass Dean das perfekte Gefäß („vessel“, engl.) für den Erzengel Michael im finalen Kampf gegen Luzifer ist, ist auch bald klar, wer das perfekte Gefäß für Luzifer ist. Sam und Dean werden damit zu der ultimativen Parallele des nie enden wollenden Bruder-Zwists. Dass sich die Serie mal zu diesem Gleichnis entwickelt ist der beste Kniff seit Supernaturals Anfängen. Aber auch ein etwas mutiger. Es ist schon ein deutliches Mittel zum Zweck, dass gerade an der Beziehung zwischen den Brüdern gerüttelt wird. Das gelingt aber auch dankbarerweise gut und wurde über mehrere Staffeln hinweg entwickelt. So macht man das.


„Supernatural Season 5 Trailer OFFICIAL“, via Danial Ali (Youtube)

Wieviele Gag-Episoden kannst du mir geben? Danke, ich nehme sie alle.

Und bei all den ernsten Themen bietet uns auch die fünfte Staffel wieder eine Menge denkwürdige Episoden. Ich würde sogar behaupten, dass die Gag-Episoden-Dichte und die von Meta-Episoden in der fünften Staffel am größten sein muss. Kann es aber zuviele Gag-Episoden geben? 🙂 In 5×03 „Free to Be You and Me“ hilft Dean Castiel einen Fall zu lösen. Die beiden ermitteln das erste Mal gemeinsam, was der kränkelnden Sam-Dean-Dynamik ein regelrechtes Comedy-Duo entgegensetzt. Dean muss Castiel das eine oder andere Mal die Welt erklären und es ist einfach nur herrlich anzsuchauen. Ab hier merkt man recht deutlich, dass Castiel sich als Fanfavorit etabliert hat und eine Mini-Storyline bekommt.

In 5×06 „The End“ gibt es einen Ausflug in eine oder etwa die mögliche Zukunft in welcher der Himmel gegen die Hölle verloren hat. In Episode 5×08 „Changing Channels“, einer der wohl besten Gagepisoden der ganzen Serie, werden Sam und Dean vom trickster (Richard Speight Jr.) in eine Fernsehshow nach der anderen teleportiert und müssen mitspielen. Dabei nimmt die Supernatural-Crew etliche andere Formate wie Greys Anatomy oder Knight Rider aufs Korn. Und es gibt noch soviel mehr Folgen der Art … Dean, der seine Jugend beim Poker verspielt und plötzlich ein „alter Knacker“ ist. Kinderspielzeug, das Leute tötet. Auftritte von Göttern und „Cupid“. Und vielleicht gibt es auch eine Folge in der Dean von Paris Hilton verprügelt wird. Ich verrate nicht welche.


„supernatural ● just the end of the world [season5.humor]“, via jυѕтcαllмeмιcнelle (Youtube)

Das wirkt nun soviel, dass man sich fragen muss: was setzt die Serie dem dramatisch noch entgegen? Oder ist die ganze Staffel nur Spaß? Nein, ist sie nicht, aber die beiden Gewichte aus Dramatik und Comic-Relief sind hervorragend ausbalanciert. Tatsächlich ist der Bruderkonflikt schwer zu schlucken. Gruselig und biblisch wird es außerdem mit dem Erscheinen aller möglichen Begleiter der Apokalypse, darunter die personifizierten Vier apokalyptischen Reiter, die schon für einige fiese Episoden und sehr menschlichen Grusel sorgen. Also es ist nicht alles nur Spaß, keinesfalls.

Schlechte Entscheidungen

Und es ist auch keinesfalls alles nur großartig. Leider beweist die Serie aber einmal mehr, dass sie nur Platz für die Brüder hat. Kurzerhand entledigt man sich allen möglichen „Ballasts“. Anna (Julie McNiven) wird kurzerhand aus der Serie geschrieben. In der Kritik zur vierten Staffel ließ ich aber auch schon mal anklingen, dass ihre Storyline von Anfang an Quark war. Was ich der Serie aber schon eher übel nehme ist wie sie mit Charakteren wie Jo (Alona Tal) und Ellen (Samantha Ferris) umgesprungen ist. Zwar wird Samantha Ferris nicht mehr meine Lieblingsschauspielerin wegen der unrühmlichen Äußerungen über die Serie und das Fandom, aber aus den Charakteren hätte man noch mehr machen können. Problem ist aber nicht nur das Herausschreiben der Charaktere, sondern vor Allem auch das wie. Die Konsequenzen menschlicher Verluste fangen an in Supernatural zu verwässern. Erstes Anzeichen einer der größten Armutszeugnisse der Serie. Wie wenig Empathie sie für alles andere als die Brüder aufbringt.

Auch Elemente wie das Cas für Sam und Dean rebelliert kommen verhältnismäßig kurz. Dankenswerterweise kommt aber Sams Storyline und das „Drama seines Lebens“ gut durch – auch wenn’s weh tut. Mit Mark A. Sheppard als Crowley tritt außerdem noch ein charismatischer Charakter auf, der auch nicht in das Raster der Schwarz-weiß-denke passt und zwischen Himmel und Hölle lieber sein eigenes Ding macht. Seine Oneliner sprechen uns oftmals aus der Seele oder bringen die Probleme der Serie auf den Punkt. 😈 (8/10)

Sternchen-8

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Leider leider muss man sagen, was nach der fünften Staffel kommt ist erst einmal schwerer zu verkraften. Ich freue mich nicht besonders auf die sechste und siebte Staffel. oder dort höchstens auf wenige Episoden. Die fünfte Staffel bleibt für mich der Höhepunkt der Serie. Oder … vielleicht lehrt mich der Rewatch was anderes? Daran glaube ich aber noch nicht so richtig. 😉 Aber zurück zur Staffel: wie hat euch die fünfte gefallen?

3 Antworten

  1. […] 2021 geschaut. So wie beim ersten Mal, so auch beim zweiten Mal ist alles nach der ziemlich coolen 5. Staffel erstmal eine Talfahrt. Woran das liegt, verrät die Besprechung. Brace yourselves, stupid things […]

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