Serien-Besprechung: „Supernatural“ Season 11

Vor vier Jahren oder so beschloss ich: das war’s mit mir und Supernatural. Ab jetzt lese ich nur noch die Zusammenfassung und schaue mir aus der Ferne an wie das ganze Ding ausgeht, wenn es denn jemals endet. Und das obwohl ich als Teenager und Studentin die Serie recht gern geschaut habe. Meine Besprechung zu Staffel 10 klingt sogar etwas sackig. 🙂 Lustig, das nach einer Weile nochmal zu betrachten. Nachdem aber einer meiner Lieblingscharaktere offenbar doch noch einige Aufmerksamkeit in späteren Staffeln und v.A. dem Serienende bekommt und das sogar im Fandom riiiieeesige Diskussionen auslöste, wurde ich wieder neugierig. Und da alle Staffeln auf Amazon in Prime inkludiert sind, war das irgendwie eine low hanging fruit … und plötzlich schaue ich doch wieder Supernatural. Oh my! Besprechung ist spoilerfrei für Staffel 11, nicht für vorherige.

Nachdem Sam (Jared Padalecki) seinen Bruder Dean (Jensen Ackles) zwar von dem Mark of Cain befreit hat, wurde damit aber auch eine uralte Kraft geweckt, die sich wie ein schwarzer Schleier über die Umgebung legt. Die ausgetretene Dunkelheit befällt Menschen und macht sie zu willenlosen, brutalen Zombies. Die Brüder müssen sich mit dem Gedanken abfinden, dass sie es dieses Mal richtig verkackt haben und es Zeit wird ihr Handeln zu überdenken. Nicht nur, dass sie aufhören müssen sich mit Kräften zu messen, die sie nicht verstehen, sondern v.A. müssen sie zurückkehren zum Retten der Menschen. Während sie für die Befallenen eine Heilung finden, wird aber die entfesselte Dunkelheit wiedergeboren und wandelt schon bald auf der Erde in Form von Amara (Emily Swallow) und will diejenigen, die sie einst Äonen lang weggesperrt haben, zur Rechenschaft ziehen – nämlich niemand geringeren als Gott.


„Supernatural – Season 11 Promo #2: Oh Death (HD)“, via Leïla Salvatore (Youtube)

Damit wiederholt sich ein bekanntes Muster, in dem die Winchesters ein Übel beseitigen und damit ein noch größeres entfesseln. Das Gefühl sich storytechnisch im Kreis zu drehen ist immer noch einer der Hauptkritikpunkte an der Serie und stimmt auch hier anfangs wenig zuversichtlich. Leider hat auch die Identität Amaras einen leicht trashig-sülzigen Beigeschmack. Sie ist die Wiedergeburt der Dunkelheit und damit Konterpart zum Licht, d.h. Gott. In der Serie wird sie damit als seine Schwester bezeichnet und Gottes einzige Verwandte. Das ist so banal betitelt, dass es schon keinen Spaß mehr macht.

Die erste Hälfte der Staffel leidet unter diesem soapy, slow-burner von einem Start. Alle sammeln sich, die wiedergeborene Amara schleppt sich zuerst als Säugling, dann Kind, dann Teenager durch die Welt, während die Winchesters cases of the week lösen und Castiel (Misha Collins) versucht sich von einem Flucht mit dem er Ende der zehnten Staffel belegt wurde, zu lösen. Später erholt er sich dann netflix-binge-watchend im Bunker der Winchesters, was zumindest comic relief birgt. Seine Erlösung resultiert nicht nur aus den Folgen des Fluchs, sondern auch ansatzweise Angst vor den eigenen Taten und ein bisschen Weltschmerz. Leider hat man dem Handlungsfaden aber wenig Raum gegeben.

Auch nicht das erste Mal bemerkt: die zweite Staffelhälfte wird deutlich interessanter als die rapide erwachsen gewordene Amara einerseits Gott sucht und herausfordert und zweitens Dean nachstellt. Sie behauptet durch das Mark of Cain verbunden und wie für einander geschaffen zu sein. Um das von Amara gestiftete Chaos einzudämmen, suchen Dean und Sam nach einer Möglichkeit sie wieder wegzusperren. Und durch das von Amara gestiftete Chaos gibt es ein Wiedersehen mit alten Bekannten und es werden Bündnisse geschlossen, die so wohl vor noch ein paar Staffeln keiner hat kommen sehen. Hier fängt der richtige Spaß an! Man muss nur eine halbe Staffel durchhalten. 🙂 Die Cases of the Week werden weniger und wir erleben zum Einen wieder einmal Mark Pellegrino als Luzifer und Überraschung: später bietet sich jemand anderes als Vessel an, der hier mal andere Facetten zeigen darf. Stichwort: „Casifer“. Sehr lustig anzuschauen. Birgt einige meiner Highlight-Momente der Staffel.

Das nachfolgende Video enthält Spoiler für Season 11, macht aber leider extrem viel Spaß 😉


„casifer being a little shit for 8 minutes and 15 seconds“, via Wayward One (Youtube)

Mal abgesehen von Casifer und unerwarteten Allianzen hat die Staffel keine denkwürdigen komödiantischen Episoden, die aus dem Üblichen ausbrechen außer der in dem Sams unsichtbarer Kindheitsfreund ihn bittet in einer Reihe an Mordfällen an unsichtbaren Kindheitsfreunden(!) zu ermitteln. Einer heißt Sparkle und erinnert schwer an HAPPY! . Optisch sehr ansprechend ist die Folge Baby, die aus der Sicht des Impala gefilmt ist. Keine Angst, der Impala bekommt keine Stimme aus dem Off oder sowas, sondern die Kameraeinstellungen sind hauptsächlich aus dem Impala heraus und sorgen für einen schönen cineastisch abwechslungsreichen Touch. Die Zeitreisefolge Das Boot ist bisschen over the top und trashig. Das wohl größte Plus ist aber, dass ein seit fünf Staffeln ruhender Handlungsfaden um den Verbleib von Gott jetzt endlich aufgelöst wird. Und das gleich noch mit Midlife-Crisis, Familientherapie, Fragestellungen fast philosophischen Ausmaßes, vielen Parallelen zum Geschichtenschreiben und herrlichen Meta-Gags („Greatest DAD on earth“). Damit wird die zweite Staffelhälfte deutlich interessanter und macht Spaß.

(7/10)

Sternchen-7

Aus gegebenem Anlass – Noteworthy Destiel-Moments, ausklappen auf eigene Gefahr

Man erkennt nun nach sovielen Staffel schon ganz gut wie sich die Beziehung Deans und Castiels vertieft hat, gemessen an der Sorge, die Dean für Castiels Entscheidung Luzifer Passage zu gewähren investiert. Während Sam der Meinung ist, dass es Cas‘ freie Entscheidung war Luzifer reinzulassen und man ihn deswegen „einfach machen lassen soll“, ist Dean besorgt, dass Cas und Cas‘ Vessel durch den Kampf verletzt werden oder er gar stirbt. Herzzerreißend ist ja schon wie Cas zu Beginn der Staffel damit konfrontiert wird, dass er „nutzlos“ wäre und deswegen überhaupt erst den Eindruck bekommt, dass er Luzifers Vessel werden müsse, weil er so mehr vollbringen kann. Das bekommen die Winchesters nicht mal mit, schon traurig. Aber das ist ja leider seit vielen Staffel das Muster. Es war noch nie ihre Stärke neben den gebündelten Sorgen der Welt auch ein bisschen genauer auf ihr direktes Umfeld zu schauen … .

Neben dem Amara-Problem ist Dean über die Staffel hinweg sichtlich zerknirscht wie man Cas aus dem Dilemma herauslöst. Oder eher wie man Luzifer aus Cas exorziert. Nebenbei gesagt finde ich „Casifer“ ziemlich spannend. 🙂 Dankenswerterweise kann man als Darsteller wohl auf die Weise auch mal andere Facetten zeigen als Castiels zerknirschte, bedachte Attitüde. Beim Kampf gegen den banshee-esquen Geist im Altenheim(!) gibt es mehrere Dialoge zwischen Dean und einer älteren Lady, die ziemlich tough ist und auf Dean steht. Sie bemerkt, dass Dean sich wie jemand verhält, der irgendwo da draußen jemanden hat. Der seine Gefühle nicht sortieren kann. Dean kann in derselben Episode nachts nicht schlafen und hat irgendwelche Momente der Realisierung. Durch den „Big bad“ der Staffel liegt nahe, dass diese Gefühle Amara und nicht Cas adressieren. Als Shipper hat man etwas „Arbeit“ sich das in der Staffel wegzudiskutieren 😉 kurz: das gelingt leider nicht gut. Zumal Dean in einer Folge mit einem dämonischen Wesen konfrontiert wird, dass die Gestalt derer annimmt, die man liebt. Und das ist für Dean dann Amara. Schade, schade. Als Crowley sich in Cas‘ Vessel schleicht, sieht man darin, dass Cas „Safeplace“ oder „Mind Palace“ die Küche der Winchesters im Bunker ist. Das ist schon irgendwie süß.

Nachdem der Drops erstmal gelutscht zu sein scheint und Amara gegen das erweiterte Team Free Will einen fast vernichtenden Schlag ausgeübt hat, scheint die Welt erstmal dem Untergang geweiht weil. Als das Gleichgewicht zwischen Licht (Gott/Chuck) und Dunkelheit (The Darkness/Amara) aus den Fugen gerät, sitzen alle betroffen im Bunker und warten auf das Ende der Welt. Dean macht derweil eine Spazierfahrt mit Cas. Quality Time! Er sagt ihm, dass er für ihn wie ein Bruder und sein bester Freund ist. Das ist doch nett! Und ein bisschen awkward. Falls Cas hier schon realisiert hat, dass er Dean liebt, ist das genau das, was man nicht hören will. Wir verschweigen den Fakt, dass Dean kurz vorher ein Bier gezischt hat. Don’t drink and drive!! Als dann doch noch eine Lösung möglich erscheint und Dean sich Amara stellen muss, gibt es eine recht hübsche und traurige Verabschiedung zwischen Cas und Dean, bei der ein zerknirschter Cas ihm anbietet mitzugehen, was Dean ablehnt. Die Umarmung verdient mindestens Platz 3 der herzzerreißendsten Destiel-Momente der Serie. Das heißt für Shipper: in der Staffel gibt’s was zu beobachten.

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Und welche Guilty Pleasures habt ihr neulich nach vielen Jahren wieder angefangen zu schauen, obwohl ihr dachtet, dass ihr endlich davon weg seid? ^^ Tja, … da sind wir nun wieder. Aber tatsächlich bin ich doch eher positiv überrascht von der Staffel, zumindest vom zweiten Teil. Ich kann mich aber noch erinnern, dass ich die Staffeln meist so empfunden habe. Den Anfang öde, die cases of the week selten besonders interessant für mich, gegen Ende dann insgesamt aber immer ganz spannend. Welche Serie habt ihr wirklich lange verfolgt? Über Jahre? Und habt ihr die Staffel vielleicht sogar gesehen?

5 Antworten

  1. […] Vergnügen hat einen Rewatch zu machen, bemerkt aber v.A. dass die Lilith-Formel später (Amara in Season 11) leider auch wie so vieles in der Serie wiederholt wird. Nur mit anderer Haarfarbe und […]

  2. […] wie soweit bekannt alles nach der fünften bis zu elften Staffel erstmal ziemlich blöde ist. Die elfte und zwölfte hat nochmal ein paar ganz okaye Ansätze und die fünfzehnte profitiert von dem […]

  3. […] Season 2 | Season 3 | Season 4 | Season 5 | Season 6 | Season 7 | Season 8 | Season 9 | Season 10 | Season 11 | Season 12 | Season 13 | Season 14 | Season […]

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