Serien-Besprechung: „Supernatural“ Season 3 (Rewatch)

Was „Supernatural“ durchweg sehr gut beherrscht sind Cliffhanger. Auch Staffel 2 endete mit nicht nur einem großen Knall, sondern mit einer ich möchte sagen hoffnungslosen Lage. Und dann kam auch noch Pech dazu. Soviel darf ich schon mal verraten: Staffel 3 hat einige meiner absoluten Lieblingsszenen der ganzen Serie, etabliert deutlich Gag-Episoden und ist vom Ton her erwartungsgemäß düster. Die Besprechung ist spoilerfrei für die dritte Staffel, nicht aber vorherige.

Nachdem Dean (Jensen Ackles) am Ende der zweiten Staffel keinen anderen Ausweg sah als einen Deal mit einem Crossroads Demon einzugehen um Sam zu retten, hat er nur noch ein Jahr zu leben. Bisher steckt er das offenbar verhältnismäßig leicht weg. Macht was er will, isst was er will, schläft mit wem er will, spielt die „Nur noch 1 Jahr zu leben“-Karte in allen Punkten aus. Und das sehr zu Sams (Jared Padalecki) Leidwesen. Der versucht über die Staffel hinweg immer mal wieder zusammen mit Bobby (Jim Beaver) eine Möglichkeit zu finden Dean aus dem Pakt herauszulösen. Ihr Leben wird außerdem nicht einfacher durch die Schar an Dämonen, die beim Öffnen des Höllentores (Ende der zweiten Staffel) entkommen sind. Als mit Ruby (Katie Cassidy) eine Dämonin auftaucht, die angeblich eine Lösung für Deans Problem kennt, haben die Brüder einen wachechten Glaubenskonflikt vor sich: kann man Dämonen trauen?

Neben Katie Cassidy als Ruby wird auch noch eine zweite, wiederkehrende, weibliche Nebencharakterin eingeführt: Bela Talbot (Lauren Cohan) ist eine gewiefte Antiquitätenjägerin, die sich auf Okkultes spezialisiert hat und den Brüdern das eine oder andere Mal ein wichtiges Item wegschnappt, um es an Meistbietende zu verkaufen. Einerseits ist es ein offenbar ernst gemeinter Versuch neben den Brüdern weibliche Charaktere zu etablieren, die nicht mal zwingend Love Interests sind (aber sicherlich mit der Option darauf), andererseits ist die Tonalität schlecht gewählt. Bis zu einem bestimmten Grad sind beide relativ durchtrieben. Ihre emotionalen Beweggründe sind da, aber werden sehr schwach herausgearbeitet. So werden die eigentlich recht spannenden und moralisch verzwickten Charaktere irgendwann zu den Beispielen für eine ab dann fortgesetzte, lange Reihe unglücklich angesetzter weiblicher Charaktere in Supernatural. Immerhin sorgt die Konfrontation mit Ruby dafür, dass Dean sich bewusst wird wie seine Zukunft aussehen könnte. Dass Ruby offenbart, dass sie selber mal ein Mensch war und ein Dämon zu werden eine Konsequenz aus der Fahrt in die Hölle ist, erschüttert die Brüder und gibt der Serie und ihrer „Lore“, d.h. ihrer Sagenwelt, nochmal umso mehr und dramatischeres Gewicht.

Selbstredend, dass viele der Episoden die Themen Aufopferung, Verlust und Familie adressieren, daher das bevorstehende Ende Deans ansprechen und das eine oder andere Mal für klärende Gespräche sorgen („no chich flick moments“, eh?). Und das gelingt richtig gut! Aufgelockert wird die Stimmung mit Gag-Episoden, die schon in der zweiten Staffel langsam Einzug hielten und hier auch mit zwei meiner liebsten Episoden anklopfen. In 3×03 „Bad Day at Black Rock“ jagen sie einer Hasenpfote hinterher, die dafür sorgt, dass Dean nur noch Glück hat („I’m Batman!“ – legendär!) und Sam nur noch Pech („I lost my shoe.“ – ebenso legendär!). Hingegen in 3×11 „Mystery Spot“ erlebt Sam einen Tag im Stile von „Und täglich grüßt das Murmeltier“ mehrmals und wird aufs immer wieder neue mit einem echten Albtraum konfrontiert.


„Supernatural: Sam Lost His Shoe“, via What Is Happening Now (Youtube)

Auch nennenswert: die Weihnachtsepisode 3×08 „A Very Supernatural Christmas“, die zu herrlich süßlicher Musik und Weihnachtssetting ziemlich gory daherkommt. Der Einsatz von Musik und Classic-Rock-Motiven (Glaube, Verdammnis, …) ist sowieso enorm gut gelungen und nochmal deutlich stärker als in den Vorgängerstaffeln. Ich denke da nur an Episode 3×09, in der erstmalig (mit einer denkwürdigen Eröffnugsszene) Hexen auftreten inkl. des ikonischen „I put a spell on you“. Eins meiner Highlights ist trotz der relativen Gaga-Prämisse um Traum-Sharing durch Drogen aber wohl 3×10 „Dream a little dream about me“ in der sowohl Bobbys tragische Vergangenheit Thema wird, als auch Deans Gefühle über seinen Vater, sein Leben als Jäger und seinen bevorstehenden Tod. Es ist eben doch nicht alles so easy für Dean wie er stets nach außen trägt. Jensen Ackles liefert eine extrem gute Leistung ab und das Foreshadowing auf einen möglichen „Demon-Dean“ ist ein gelungener Schocker. Außerdem fällt das erste Mal die Zeile „Daddys blunt little instrument“, die sehr gut wiedergibt was das Dilemma von Deans Leben ist.

Bei all dem vergisst die Serie nicht, wo Sam steht, auch wenn er gegenüber Deans Dilemma (schon hier) etwas ins Hintertreffen gerät. So wird v.A. Augenmerk auf den bevorstehenden Verlust seines älteren Bruders gelegt und darauf, was aus seinen Fähigkeiten und dem Preisgeld auf seinen Kopf geworden ist. Man bekommt hier deutlich zu spüren, was auch später Fakt ist: kürzere Staffeln hätte Supernatural (wie den meisten Serien) gut getan. Aufgrund des Autorenstreiks der Writers Guild of America im Jahr 2007 hat die Staffel „nur“ 16 statt wie üblich knapp über 20 Episoden. Und das funktioniert auch bestens. Das einzige, dem man die verkürzte Staffellänge anmerkt ist der oder dem Fall „die Big Bad“ der Staffel. Es braucht mehr als die Hälfte der Staffel bis das erste Mal überhaupt der Name der Gegnerin fällt. Wenn wir dann Lilith in zwei kurzen Auftritten begegnen, dann wirkt das schon fast etwas gehetzt. Es ist schnell klar, was hier passiert ist. Man ging davon aus, dass es ein typisches Mid-Season-Finale geben würde und entsprechend eine zweite Staffelhälfte. Dem war aber nicht so. Die kürzere zweite Hälfte erlebt hier nun eine beschleunigte und deswegen nicht so wirkungsvolle Legendenbildung. Wer das Vergnügen hat einen Rewatch zu machen, bemerkt aber v.A. dass die Lilith-Formel später (Amara in Season 11) leider auch wie so vieles in der Serie wiederholt wird. Nur mit anderer Haarfarbe und Background-Story… .

Trotzdem ist Lilith eine spannende Gegnerin und die dritte Staffel hat einige dramatische Spitzen. Einige Nebenhandlungen werden dankbarerweise abgeschlossen so wie die um die Fahndung nach den Winchesters fürs frühere „Missverständnisse“. Selbstredend, dass nicht alle Episoden gut gelungen sind. Wie einfach Bela die Brüder teilweise überteufelt, die Wendungen in machen Fällen und die Entscheidungen, die die Brüder treffen, sind nicht immer nachvollziehbar. Wenn Dean realisiert, dass ihm sein bevorstehendes Ende doch nicht so egal ist und Sam ihm begreiflich macht, dass er nicht will, dass Dean für ihn stirbt und sie beispielsweise ein letztes Weihnachten feiern, drückt das aber schon sehr aufs emotionale Nervenkostüm. (8/10)

Sternchen-8


„Supernatural – Season 3 Bloopers/Gag Reel (Full)“, via Arwen Evenstar (Youtube)

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Und wieder kann ich nur sagen: „Supernatural“ war so gut von Staffeln 1 bis 5. Krass. Mir macht die Serie echt immer noch oder viel mehr wieder richtig viel Spaß. Wie habt ihr die dritte Staffel empfunden? Was sind eure Lieblingsepisoden? Und wenn wir schon gerade dabei waren, welche sind eure Lieblingsstaffeln!?

6 Antworten

  1. […] weswegen ich mich sehr auf den Teil des Rewatches gefreut habe. Das Ende der dritten Staffel ist ziemlich böse und deutet nicht mal an wie es weitergehen könnte – daran ist der […]

  2. […] man im Laufe der dritten und vierten Staffel so langsam das „Big Picture“ von „Supernatural“ […]

  3. […] Season 1 | Season 2 | Season 3 | Season 4 | Season 5 | Season 6 | Season 7 | Season 8 | Season 9 | Season 10 | Season 11 | Season […]

  4. […] man im Laufe der dritten und vierten Staffel so langsam das „Big Picture“ von „Supernatural“ […]

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