Serien-Besprechung: „Supernatural“ Season 9 (Rewatch)

Es ist Dezember! Und ich versuche mich dieses Jahr wieder an einem Blog-Adventskalender, nennen wir ihn „Booleantskalender“. ^^ Im ersten Türchen versuche ich nun endlich mal den Sack zuzuziehen und verbliebene Besprechungen zu veröffentlichen. Offensichtlich hat meine Ausdauer nachgelassen. Während wir uns gerade durch Staffel 13 schauen, habe ich hier zuletzt im April über Supernatural Season 8 geschrieben. Ups. Dabei fehlen mir nur noch die Besprechungen zu Seasons 9 und 10 und dann bin ich hier durch und habe alle im Blog besprochen. Warum geht’s so langsam? Weil wie soweit bekannt alles nach der fünften bis zu elften Staffel erstmal ziemlich blöde ist. Die elfte und zwölfte hat nochmal ein paar ganz okaye Ansätze und die fünfzehnte profitiert von dem „Mein Gott, es endet!“-Gefühl. Aber das hier ist das tiefe, dunkle Tal. Komm. Nochmal aufraffen. Was uns erwartet? Ein neuer big bad, eine erschreckend gute Brüderparallele und viele schwer erklärbare Allianzen. Die Besprechung ist weitestgehend spoilerfrei für die neunte, nicht aber für frühere Staffeln.

It’s raining men angels

Nachdem Castiel auf Metatrons (Curtis Armstrong) Plan hereingefallen ist, sind die Tore zum Himmel verschlossen, Metatron etabliert sich als neuer Gott und die Engel sind gefallen. In einem visuell ziemlich atemberaubenden und mit Meteoritenschauer verwechselten Regen, landeten sie in einem brutalen Fall auf der Erde. Aufgrund des neuen Machtverhältnisses sehen die Dämonen ihre Zeit gekommen. V.A. unter der Führung Abaddons (Alaina Huffman), die Crowley (Mark A. Sheppard) stürzen will. Mittendrin Dean (Jensen Ackles), der gerade so verhindern konnten, dass sich Sam (Jared Padalecki) opfert um die Tore der Hölle zu schließen. Dummerweise war das Ritual so weit fortgeschritten, dass Sam dem Tode nah ist. Alles für Nichts? Dean betet und zumindest ein Engel erhört seine Gebete.

Ezekiel (Tahmoh Penikett) will Sam helfen. Aber alleine durch heilen wird das nichts. Er gibt an ihn von innen heilen zu müssen und daher zu besetzen. Dean willigt ein und mit einem Trick bringen sie Sam dazu ja zu sagen. Der hat von nun an unwissentlich einen blinden Passagier. Und Ezekiel hat eine eigene Agenda und legt Sam schlafen, wann immer es ihm passt. Dean macht sich währenddessen auf um Abaddon zu stoppen und alte Rechnungen zu begleichen, vielleicht auch den Fall der Engel rückgängig zu machen und Castiel (Misha Collins) zu helfen. Der wurde seiner „Gnade“ beraubt und ist nun menschlich und ergo sterblich. Hinter ihm her ist eine Horde wütender Engel, die ihm für den Fall die Schuld gibt.


Supernatural Season 9 Extended Promo – „Hellraiser“, MiraclePromos, Youtube

The Father of Murder

Dean hat eine Menge Arbeit. Schließlich will er gleich mehrere Schlamassel fixen, die er und seine Crew selber verbockt haben. Die große Le(e)(h)re der vergangenen achten Staffel ist: arbeitet ihr nicht zusammen, geht alles schief. Leider brauchen sie noch die neunte Staffel um das zu kapieren. Was Ezekiel in Sams Fassade für Schaden anrichtet, wird verheerend und zu spät von Dean und allen anderen bemerkt. Castiel hätte dabei hilfreich sein können, aber er überredet Dean Castiel sich selbst zu überlassen. Was tragisch ist wegen der Beziehung Deans und Castiels und v.A. auch weil es uns mehr Szenen von „Human Castiel“ beraubt, die schon echt einige der besten Szenen der Staffel ausmachen. Castiel macht einen Höllenritt durch, hinterfragt seine Rolle und findet letzten Endes sogar ohne Hilfe durch das Menschsein. Er hat in der ganzen Serie bisher die krasseste Entwicklung hingelegt. Sam und Dean hingegen müssen eine Variation desselben Leids der vergangenen Staffeln durchmachen. Sich wie ein Flickwerk von Tragödie zu Tragödie schleppen und dabei noch mehr Mist anhäufen. Vor Allem, weil sie einander nicht loslassen können.


Castiel singing nursing song and his monologue from 906, saralusaly, Youtube

Leider muss ich gestehen, dass ich kein großer Fan der ganzen Ezekiel-Storyline bin, weil sie von der ersten Minute an nach so einer unfassbar schlechten Idee aussieht. Dean müsste schlauer sein. Sam müsste seine Blackouts bemerken. Auch die Art und Weise wie Jared Padalecki zwischen Sam und Ezekiel umschaltet, ist für meinen Geschmack unglücklich geraten, unfreiwillig komisch. Durch Deans Willkür kommt Sam früher oder später zu dem Schluss, dass sie beide Brüder sein können oder Hunter, aber nicht beides zusammen, weil sie (folgerichtig) um sich gegenseitig zu retten nur Scheiße bauen. Leider wird das noch sechs weitere Staffeln beide nicht davon abhalten. Kurzzeitig trennen sie sich und das Gefüge aus Allianzen wird neu gemischt. Castiel und Sam machen ihr Ding, Dean und Crowley ihres. Die Gründe erschließen sich dafür seitens Dean und Crowley anfangs eher nicht. Aber hey – wie sagt Crowley in 9×11 doch so schön? „I do love a good buddy comedy.“

Was aber v.A. in diesem zweiten und stärkeren Teil der Staffel ein spannendes, wenn auch nicht neues, Motiv liefert, ist die Brüderparallele. Während Dean und Crowley eine Möglichkeit suchen Abaddon zur Strecke zu bringen, stoßen sie auf Cain (Timothy Omundson). Der hat die angeblich einzige Waffe, die Abaddon töten kann. Und er ist der Cain. So wie in Kain und Abel aus der Bibel. Crowley scheint Angst vor ihm zu haben und nennt ihn ehrfurchtsvoll The Father of Murder. In der Beständigkeit mit der sich Dean erneut für die Gewalt entscheidet, seiner Parallele zu Cain (beide „The First Born“), plus dem Entzweien mit Sam, scheint hier die Brüderparallele zu Kain und Abel fast perfekt. Da ist nur eine Frage: warum macht Dean das alles nochmal?

Drehbücher geschrieben für oder von notgeilen Teenagern?

Father of Murder, First Blade, First Born – das sind alles starke Namen. Aber ein halb so guter Aufbau. Der Verrat zwischen Dean und Sam schleppt sich lähmend lange dahin. Und es wird trotz der Langatmigkeit erzählerisch viel zu wenig geleistet, um zu erklären, warum Dean so versessen darauf ist Crowley zu helfen und Abaddons Erstarken als Queen of Hell zu unterbinden. Ich musste mich wortwörtlich mal hinsetzen und nachdenken, warum Dean so versessen auf ihr Ende ist, denn die Serie hat es mir nicht erklärt. Offenbar liegen die Gründe in der Vergangenheit. Abaddon war es einst, die ihren Großvater getötet hat. Das ist wiederum die Ursache, warum Sam und Deans Vater ohne Vater aufwuchs und vielleicht so verbissen wurde wie er eben war. Dean gibt sich dafür die Schuld, vermute ich. Und hat das Gefühl die Rechnung begleichen zu müssen. Auch hier werden ihm wieder Konsequenzen aufgezeigt. Aber die ignoriert er. Und das nächste Unheil kündigt sich an. Warum aber schafft die Serie das nicht zu erklären, wo sie uns an anderer Stelle zig Episoden mit dem Sam und Ezekiel Quatsch bis ins kleinste Detail vorkaut? Es ist schwer sich das zu erklären. Und es ist eigentlich sehr einseitig und zu einfach es allein auf das Drehbuch zu schieben.

Aber ich bleibe bei meiner Überschrift. Die Drehbuchautor:innen sind entweder notgeile Teenager oder wurden dahingehend instruiert, dass die Staffel den Humor haben muss, der notgeilen Teenagern gefallen könnte. Oder das was irgendwelche Showrunner, Produzenten oder Marktanalysten für „die Zielgruppe“ halten. Denn neben der (trotz guter Motive und markiger Begriffe) schwachsinnigen und zum Scheitern verurteilten Dean-Cain-Aktion, gibt es natürlich auch noch eine Menge Begleitepisoden, die mal abgesehen von „Human Castiel“-Momenten dieses Mal relativ unspektakulär sind und sogar ein bisschen debil. In Episode 9×08 „Rock and a Hard Place“ verfolgen Sam und Dean einen Fall rund um eine Gruppe, die sich Keuschheit verschreibt. Die Brüder treten bei und es wird Gag um Gag rund um Keuschheit und Jungfräulichkeit gerissen. Notgeile Teenagerscheiße. In 9×16 „Blade Runners“ wollen gleich 3 Männer oder Frauen was von Dean. Mit billigen Flirts und platten Dialogen, so als ob die Serienschöpfer zu viele schlechte Pornos geschaut hätten. Was auch in dieser Staffel endet: bedeutungsvolle Storylines für Sam mit der Ezekiel-Geschichte. Danach ist Sam mehr ein Bystander und wirkt wie der passive Teil eines Brüder-Comedy-Duos. Tragisch!

Am schlimmsten ist aber wohl, dass die Serienschöpfer hier nicht mehr ihre Hausaufgaben machen und sich die Serien-Lore auflöst. Zwei Beispiele, für Dinge, die nach bisheriger Serienlogik nicht möglich wären. Erstens: Ein Shapeshifter verwandelt sich in Episode 9×16 ohne die Haut abzustreifen. Zweitens: Abaddon wurde mitsamt Meatsuit wieder zum Leben erweckt. Mit inzwischen nur noch 5 statt wie früher 7 Sternchen schneidet die Staffel sogar jetzt noch schlechter bei mir ab als beim ersten Schauen. Warum bekommt sie aber überhaupt noch soviele Punkte? Es sind die kleinen Dinge. Die spannenden Motive rund um Cain und das First Blade, Timothy Omundson kraftvolle Darstellung Cains, Human Castiel und Jodie Mills wird weiter ausgebaut und wow ist sie tough! Was die schon alles durch hat. Der Rest der Staffel? Nun ja. Ich denke alles weitere ist gesagt. (5/10)

Sternchen-5

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Leider weiß ich ja nun schon, dass uns einiges von dem Bullshit erhalten bleiben wird. Beispielsweise der etwas debile Humor. Was mich inzwischen übrigens massiv stört ist das vermittelte Männerbild. Markige Typen in Flanellhemden, die mit einem Muscle Car rumfahren und wann immer das Leben hart zuschlägt zu Bier und Schnaps greifen. Okay, das ist hauptsächlich Dean, aber nicht nur. Und Dean ist wegen seines Humors trotzdem noch eher einer meiner Lieblingscharaktere… das sind wohl die Auswirkungen dessen, dass ich „Supernatural“ schon als Teenager geschaut habe und sowas eben hängen bleibt, bevor man beginnt es zu hinterfragen. Irgendwann wurde Sam als Gegenstück entwickelt, der sich gesund ernährt, joggen geht und Wissenschafts-Podcasts hört. Was einem erst mal so auffällt, wenn man zehn Jahre später nochmal eine ehemalige Lieblingsserie schaut. Bitte sagt mir, dass euch ähnliche Dinge bei anderen Serien sauer aufstoßen? 🙂

4 Antworten

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