Eigentlich bin ich nun mit Phase IV fertig. Nur mit den Reviews nicht. 🙂 Kürzlich habe ich in meinem #MCUAufholen etwas mit den Serien vorgegriffen und „Hawkeye“ und „Moon Knight“ besprochen. Heute soll es mit den Filmen weitergehen. Dass ich mir mit der Besprechung soviel Zeit gelassen habe, liegt v.A. daran, dass ich immer weniger Lust habe schlechte Filme zu besprechen. Denn ja, es ist leider so. Besonders gut fand ich den nächsten Ausflug mit „Doctor Strange“ und „Thor“ leider nicht. Und das obwohl ich sie echt gut finden wollte. Die Besprechungen sind spoilerfrei.
Doctor Strange in the Multiverse of Madness
Während Dr. Stephen Strange (Benedict Cumberbatch) an der Hochzeit seiner früheren Verlobten Christine Palmer (Rachel McAdams) teilnimmt, taucht plötzlich ein Monster auf und nimmt New York auseinander. Doctor Strange greift ein und bemerkt, dass das Monster eigentlich hinter einem Mädchen her ist, dass sich später als America Chavez (Xochitl Gomez) vorstellt. Was sie zur Zielscheibe macht ist ihre Fähigkeit Tore zwischen Multiversen öffnen zu können. Sie gibt auch preis, dass sie es nicht kontrollieren kann und dass bereits Stephen Stranges anderer Dimensionen versucht haben ihr zu helfen – und scheiterten. Auch dieser Doctor Strange will sich aber ihrer annehmen und sucht dafür Unterstützung bei der nach jüngsten Ereignissen inzwischen zurückgezogen lebenden Wanda Maximoff alias Scarlet Witch (Elizabeth Olsen).
Letzten Endes reisen Doctor Strange und America doch gewollt oder ungewollt durch alle möglichen Multiversen, stets auf der Flucht vor Americas scheinbar overpowerten Verfolgern. Dass die Bedrohung aber aus einer anderen Quelle kommt als erwartet, merken sie dankbarerweise relativ früh im Film. Die verschiedenen Versionen seiner selbst konfrontieren Doctor Strange mit dem „Was wäre wenn“, das schon mit Christines Heirat zu Anfang des Films begann. Anders als früher fragt er sich, was seine Rolle sein soll und was er in seinem Leben für vertane Chancen gesammelt hat. Dabei werden einige spannende Ideen und alternative Welten aufgeschlüsselt. Multiversen waren ja in 2022 das Thema – und in Filmen wie Everything Everywhere All at Once haben wir das schon konsequenter erlebt. Doctor Strange in the Multiverse of Madness ist zwar in dem Punkt nicht schlecht, aber versucht auch einfach zu viele Dinge abzufrühstücken, nur weil Multiversen es möglich machen. So verliert das schlussendliche Produkt seine Figuren aus den Augen und das eigentliche Drama Stephen Stranges hat nicht die Wirkung, die es haben könnte. Klar macht es Spaß auch mal außerhalb von What if …? Varianten anderer Avengers zu sehen, oder gar neue. Aber hätte ich das hier gebraucht? Und ist das nicht sowieso doppelt, wortwörtlich redundant?
Marvel Studios‘ Doctor Strange in the Multiverse of Madness | Official Trailer, Marvel Entertainment, Youtube
Momente die mehr überzeugen als die Multiversen sind dann die visuellen, stimmungsvollen. Eine Treppe, die im Sanctum sanctorum ins Nichts führt ist eins meiner liebsten Visuals. Momente wie diese lassen auch den Horror-Charakter vermuten, der unter Sam Raimis Regie vielleicht angedacht war, aber nur in wenigen Momenten zu Tage gefördert wird. Letzten Endes ist der Film mit so vielen Motiven und Eindrücken zugepflastert, dass er kein Genre genügend bedient. Man neigt dazu in solchen Momenten alles in einen Topf zu werfen und es Fantasy zu nennen. Zu sehr hallen Momente wie die mit den Avengers und anderen Marvel-Figuren nach als dass man diese noch gänzlich würdigen könnte. Und wo Multiversen und Avengers wie auch overpowerte Gegenspieler:innen das Fass noch nicht zum überlaufen bringen, fängt Doctor Strange plötzlich an mit Musiknoten zu kämpfen. Ausgerechnet gegen Ende in einer Offenbarung, die uns wohl zum Staunen bringen soll (Mid-Credits-Szene), ist dann auch noch das CGI hoffnungslos schlecht und fast ulkig. Ach, es ist ein Trauerspiel. Man kann gute Zutaten haben, ok. Aber es macht selten etwas besser, wenn man die bis zur Besinnungslosigkeit in einen Film stopft. So ist Doctor Strange in the Multiverse of Madness zwar unterhaltsam und schließt die Lücke, die der erste Film über Doctor Stranges Privatleben hinterließ, verpasst aber die Chancen das alles wirklich rund zu machen. Und anstatt America Chavez Rolle mehr auszubauen, wurde Wandas Storyline doppelt erzählt. Multiverse of Madness stimmt in der Hinsicht.
Doctor Strange in the Multiverse of Madness, USA, 2022, Sam Raimi, 126 min, (7/10)
Thor: Love and Thunder
Thor (Chris Hemsworth) ist auf Sinnsuche. Seit den Geschehnissen mit Thanos cruist er mit den Guardians of the Galaxy durch das All. Er will Teil eines Teams sein, zieht aber eine One-Man-Show ab. Die Walküre (Tessa Thompson) hat New Asgard im Griff, also hat er auch dort nichts zu suchen. Als ein Hilferuf von Lady Sif (Jaimie Alexander) eintrifft, fühlt er, dass seine Zeit endlich (wieder) gekommen ist und er gebraucht wird. Und vielleicht sogar das Ziel der Bedrohung. Denn der „Götterschlächter“ Gorr (Christian Bale) tut genau das, was sein Beiname besagt. Und er will seinen blutigen Pfad als Götterschlächter in New Asgard fortsetzen. Während Thor im auflauert, taucht dort aber noch ein weiterer Gott auf: „Mighty Thor“ offenbart sich allerdings als niemand geringeres als Jane Foster (Natalie Portman).
Marvel Studios‘ Thor: Love and Thunder | Official Trailer, Marvel Entertainment, Youtube
Mit Thor: Tag der Entscheidung hat Taika Waititi gezeigt wie es funktionieren kann. Eine relevante Storyline erzählen, Humor in das MCU einführen und trotzdem für phänomenal coole Charaktermomente und Action sorgen. Manchmal dient es eben der Sache die Helden und Götter gar etwas menschlicher zu machen, mehr „relatable“. Der Wunsch war sicherlich da diesen Trend fortzusetzen, geklappt hat es leider nicht. Gemäß des Spruchs „viel hilft viel“ wurde Thor hier nun zur Witzfigur, dessen Fremd- und Selbstbild sehr weit auseinanderklaffen. Klar, die geballte space viking rock ballad energy, die der Film verbreitet, macht anfangs Spaß. Das witzige Intro mit den Guardians of the Galaxy hätte da schon gereicht, aber nein. Wir erleben dann auch noch den relativ lapidaren Führungsstil der Walküre und bekommen seltsame Vibes, dass sie nur da ist, damit queere Charaktere vertreten sind. Wir erleben andere Götter, bei denen Thor & Co. Hilfe suchen um gegen Gorr ankommen zu können. Das birgt wiederum Satire. Wieder lustig. Ok, cool. Jane Fosters Storyline hingegen hat eigentlich eine Menge Dramatik und keinen Platz für Komik. Durch das geballte Gag-Feuerwerk, einen nackten Chris Hemsworth und Easter Eggs und zig Subplots kommt leider all das wenig zum Tragen. Also ok, ich mag einen witzigen Thor-Film. Aber das heißt nicht, dass ich einen albernen Film wollte.
Noch schlimmer ist das Flickwerk von einem Drehbuch, dass zahlreiche Logiklücken pflanzt. So wird später eine Entität namens Eternity wichtig, die offenbar so mächtig ist, dass man mit ihrer Hilfe alles erreichen kann. An die hat niemand gedacht als es um Thanos ging, hm? Auch wird die On-Off-Beziehung zwischen Thor und Jane um ein paar Kapitel ergänzt, bei denen man sich fragt, wann im MCU-Kanon das stattgefunden haben soll? Das Einführen der (anderen) Götter in das MCU scheint zudem die Eternals redundant wirken zu lassen. In punkto Schauwerten wird ebenso auf Übertreibung und space viking vibes gesetzt. Am besten hat für mich noch der Showdown in Schwarzweiß funktioniert, weil es all die reingestopften Eindrücke mal runterregelt. Das Team hinter dem Film wäre gut beraten gewesen die Gags und Satire runterzuschrauben und mehr den Abgesang auf Götter zu thematisieren und zu dramatisieren. Was bedeuten Götter für die Menschen? Wo liegt deren Relevanz? Ich hätte Christian Bale als Gorr nicht erkannt, wenn ich nicht gewusst hätte, dass er es ist. Und er macht einen fabelhaften Job als Supervillain, der eine tragische Backstory hat. Auch die wurde zu Beginn des Films eingeführt. Alles Gute an dem Film ist der Anfang. Der Rest ist für die Tonne, sorry. Und was mich daran am meisten ärgert ist, dass er bei Jane Fosters Geschichte doch bei Weitem zu viel Fokus auf die Beziehung setzt, statt auf all die anderen Aspekte, die sie zu bieten hat. Wissenschaft, das Weitermachen, das Steben, das nicht aufgeben, das sich neu erfinden, das Suchen, den Umgang mit Macht und das Annehmen einer neuen Rolle.
Thor: Love and Thunder, USA, 2022, Taika Waititi, 119 min, (5/10)
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Ja, so richtig bin ich mit den Filmen nicht zufrieden zu kriegen. Vielleicht auch einfach, weil die Zutaten soviel besser sind als das Endergebnis. Eine der größten Probleme der Phase IV des MCU ist für mich bis jetzt, dass jeder Film einfach zu zugeknallt ist mit Inhalten, die händeringend passend gemacht werden müssen. Gags? Check! Cameos? Check! Gleich ganz viele Cameos!! Check check!! Persönliche Weiterentwicklung und Versäumnisse der Vergangenheit adressieren? Check! Möglichst tolle Kampfszenen? Check! Vielleicht ist Kritik ein Teil des Problems wie auch der Druck sich neu zu erfinden, aber auch Erfolgsformeln beizubehalten. Aber hey … „Love and Thunder“ ist der immerhin 29. Film des MCU. Wieviel Neues kann man da noch einfließen lassen? Und wie lange kann man mit diesen Formeln weitermachen?
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