Sage ich nicht seit Monaten, dass ich mal endlich über die Serien schreiben möchte, die ich zuletzt zu Ende geschaut habe? Jetzt aber! Es gilt – wie immer – spoilerfrei für die Staffel, die ich reviewe. Nicht spoilerfrei für vorangegangene Staffeln.
‚Black Books‘ Season 1
Black Books ist eine drei Staffeln umfassende Serie, die mir vor Urzeiten Andrea empfohlen hat. Und das war ein wirklich guter Tipp, der viel zu lange auf meiner Watchliste stand. Black Books – das ist der Name der Buchhandlung von Bernard Black (Dylan Moran). Der kann eigentlich seine Kunden nicht leiden und Buchhaltung auch nicht. Bücher bestellen findet er auch furchtbar. Und eigentlich alles andere auch. Dafür mag er seine Bücher und trinkt gerne. Widerwillig stellt er eines Tages Manny Bianco (Bill Bailey) ein, der sogar mal Kunden bedient und Bücher verkauft und dem es sichtlich Spaß macht. Er ist quasi das Gegenstück zu Bernard. Das Trio wird komplettiert durch Fran Katzenjammer (Tamsin Greig), die nebenan einen Geschenkartikelladen führt, aber meistens bei den beiden rumhockt.
Die Comedy-Serie besteht pro Staffel aus nur sechs Folgen mit ca. 25 Minuten Spieldauer. In der ersten Staffel geht es u.a. darum wie Manny seinen Weg in Black Books findet, wie Bernard mehrmals versucht ihn zu feuern, Fran sich einen Mann angeln will und sich Bernard selbst aus der Buchhandlung aussperrt. Das klingt anfangs nach Banalitäten, aber die drei sind so irre und schwarzhumorig, dass jede noch so einfach Handlung in einem fulminanten Chaos endet, das unendlich witzig und manchmal sehr derb ist. Gespickt wird das ganze durch Gastauftritte bekannter Schauspieler wie Nick Frost und durch Erlebnisse und Charaktere, die ganz nah dran sind am Wahnsinn. Absoluter Trumpf ist dabei der britische, böse, dunkelschwarze Humor – und die Gagdichte ist wirklich groß, skurril und manchmal Slapstick. Durch die Kürze der Folgen und das auf Witz ausgelegte, unaufgeregte Konzept der Serie, kommt man leicht mit. Man könnte sogar zwischendurch einsteigen und würde der Handlung mühelos folgen können. Wahrscheinlich ist es sogar das Beispiel für eine Serie mit einem schmalen Konzept, dass aus der Komik der Situationen und der grantigen Charaktere mehr rausholt als so manche zehn Staffeln andauernde Sitcom. Es gibt nichts, was nicht gut ist … halt: das Opening könnte besser sein oder im Zweifelsfall weggelassen werden. Da die Serie auch noch auf Youtube verfügbar ist (scheinbar sogar offiziell und legal?), wird es sogar noch einfacher Black Books zu folgen. Große Empfehlung!
(9/10)
Steins;Gate
Eine Information eilt Steins;Gate voraus: es geht in dem Anime um Zeitreisen. Wer aber einen strikten, wissenschaftlichen Anime erwartet, liegt etwas daneben. Denn vor Allem geht es um die Nerd- und Moe-kultur, der die liebenswert-verschrobenen Charaktere huldigen. Im Zentrum der Handlung steht der Hobby-Verschwörungstheoretiker und Student Rintarō Okabe, genannt Okarin. Der hat zusammen mit seinem Kollegen Daru Hashida eine Mikrowelle mit einem Handy so umfunktioniert, dass sie Textnachrichten in die Vergangenheit schicken können. Auf diesem Weg versuchen sie sich selbst oder andere Menschen in der Vergangenheit Hinweise zu geben die die Gegenwart verändern. Zusammen mit ihren Freunden Mayuri und der Wissenschaftlerin Kurisu testen sie die Technik aus und wollen sie weiterentwickeln. Als ihnen aber die Organisation SERN auf die Schliche kommt, wird die Lage für die Forscher brenzlig.
Das klingt ernst und das wird es auch – aber erst im zweiten Drittel der Serie. Anfangs ist die Serie v.A. ein Harem- und Comedy-Anime mit einem unspektakulären Zeichenstil, der aber immerhin auf einem konstant-guten Niveau ist. Daru und Okarin legen in Verbindung mit den Frauen soviel zweifelhaftes Verhalten an den Tag, dass man sich fragt, wie sie bisher durch den Alltag gekommen sind. Insbesondere Daru hat ein paar Hentai (Anime mit erotischem Inhalt) zuviel geguckt. Während Daru sich mit IT auskennt, bleibt es weitestgehend unverständlich, was Okarins Stärken sind und wie die Beiden es geschafft haben eine Zeitmaschine zu bauen. Das bleibt auch bis zum Schluss ein Rätsel, ist aber auch irgendwo ein Bestandteil des Humors und der Selbstironie von Steins;Gate. Und während Okarin so tut als ob er ein verrückter Wissenschaftler wäre, dem eine Geheimorganisation auf den Fersen ist und Daru in Maid-Cafés rumhängt, wirkt es nicht unbedingt wie ein Zeitreise-Krimi. Sondern mehr wie die Geschichte liebenswert-verschrobener Charaktere. Der Eindruck wird auch durch die zahlreichen pseudo-wissenschaftlichen Wortneuschöpfungen verstärkt wie Reading Steiner oder Steins Gate. Dabei eckt die Serie durchaus an – so werden Firmen und Organisation wie IBN (=IBM) und SERN (=CERN) erwähnt. Aber dann nimmt die Serie an Fahrt auf. Ihre Zeitreise-Experimente mit der Mikrowelle und den SMS in die Vergangenheit haben schwerwiegende Folgen. Es geht wortwörtlich um Leben und Tod. Okarin dann in dieser Zwickmühle zu sehen, macht aus Steins;Gate letzten Endes einen waschechten Thriller, obwohl es als seichte Moe-Comedy angefangen hat. Eine krasse Entwicklung, die sich so zuspitzt und die Spannungskurve in der zweiten Hälfte so hochschraubt, dass man gar nicht aufhören kann weiterzuschauen. Chapeau!
(9/10)
‚Luther‘ Staffel 4
Warum? Das Ende der dritten Staffel schien perfekt zu sein. Eine deutliche Antwort auf die Frage wo die Reise für DCI John Luther (Idris Elba) hingehen soll. Stattdessen wird die Serie und das eigentlich perfekte Ende zurückgerollt als Luther aus seinem vorzeitigen Ruhestand zurückgeholt wird. Er verlässt das kleine Cottage, das zu nah an einer Klippe steht und geht zurück nach London um eine kannibalistisch-motivierte Mordserie aufzuklären. Dabei fühlen sich die zwei Episoden wie ein Fernsehmehrteiler an, da sie die Handlung noch komprimierter erzählen als bisherige Staffeln. Dabei handelte es sich bei Luther schon immer um eine Miniserie. Qualitativ ist alles wie gehabt. Der Fall ist düster und spannend, die Atmosphäre realistisch und bedrückend. Luther hat es schon immer geschafft, dass man sich in seinen eigenen vier Wänden nicht mehr sicher fühlt, wenn man im Dunkeln eine Episode schaut. Die Darsteller sind überzeugend und handwerklich ist die Mini-Staffel auf demselben Niveau wie Vorgänger-Episoden. Aber das blöde Gefühl bleibt zurück, dass die Serie noch einmal aufgewärmt wurde und das eher der Popularität und vielleicht des Geldes wegen. Denn zugunsten der Handlung kann die Entscheidung nicht getroffen worden sein, dass man John Luther aus dem Ruhestand zurückholt. Vielleicht dachten die Macher auch, dass das Ende der dritten Staffel noch zu optimistisch war und zu sehr nach einem Happy-End aussah. Vielleicht haben sie deshalb das Gebäude eingerissen, dass sie vorher drei Staffel lang mühsam aufgebaut haben. Schade!
(7/10)
https://www.youtube.com/watch?v=RL7wI8_pAJA
Man hört es vielleicht ein bisschen raus – ich bin sehr verärgert über die vierte Staffel von Luther. Habt ihr sie gesehen? Wie hat sei euch gefallen? Findet ihr die Entscheidung gut, dass es eine vierte Staffel gibt? Und kennt ihr die beiden anderen Serien? Wahrscheinlich bin ich der letzte Animefan, der Steins;Gate noch nicht gesehen hat 😉
Immer zwischen dem 5. und 10. eines jeden Monats mache ich einen kleinen Ausflug in die Serienlandschaft. Ob aktuelle Serien, all-time-favorites, irgendeine TOP-5 oder einfach ein paar zerstreute Gedanken: es ist alles dabei :).
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