In der Vergangenheit hießen die Lesevorsätze „7 für 2018“, „8 für 2018“ – so in der Art. Ich erhöhe. Statt „9 für 2019“, bin ich dieses Jahr mutig und sage „19 für 2019“ aufgrund der Anzahl an Büchern, die ich 2019 verschlungen habe. Mein Leseverhalten hat sich verändert und meine Neugier auf Bücher ist gefühlt unstillbar. Dementsprechend fiel es mir nicht schwer den Status Quo meines SuBs herzunehmen und 19 Bücher zu bestimmen, die ich mir fest vornehme 2019 zu lesen. Über Sinn und Unsinn von Vorsätzen lässt sich streiten, aber die 19 Bücher sind für mich ein Pool an spannenden Dingen, auf die ich mich freue. Schauen wir mal, was es von der ursprünglich mehr als 30 Bücher langen Liste in die Auswahl geschafft hat. Achso … die Büchervorsätze des letzten Jahres habe ich auch geschafft und kann auf acht bereichernde Leseerlebnisse zurückblicken.
Belletristik bzw. Fiktion bzw. Romane
Simone de Beauvoirs Alle Menschen sind sterblich wurde mal vor vielen Jahren in einer Radiosendung vorgestellt und geht in die Richtung „Fluch der Unsterblichkeit“. Nun hat mich der Feministische Frühling, im Zuge dessen ich öfter auf de Beauvoir gestoßen bin, daran erinnert, dass schon längst was von ihr in meinem Regal steht. Das ist zwar vermutlich keins ihrer feministischen Werke, aber ich bin trotzdem sehr gespannt darauf, weil ich das Thema Unsterblichkeit sehr interessant finde und alle biologischen, mythischen und moralischen Implikationen. Anna Karenina von Leo Tolstoi habe ich mir letztes Jahr im Zuge des Russischen Herbstes vorgenommen und siehe da: der Fokus auf Russland und die Ukraine in der Literatur funktionierte so gut, dass ich seitdem lese und die Leseliste immer länger wurde. Das Buch wurde dabei etwas abgehängt, da mich die Seitenzahl dann doch nicht unbedingt kalt lässt. Leider bin ich nicht gut für Türstopper zu begeistern, obwohl ein Challenge-Charakter da ist. Aber bald soll es nun soweit sein. (Russischer Frühling? 🙂 ) Klaus Cäsar Zehrers Roman Das Genie über ein Kind, das wider Willen und mit aller Macht zum Genie erzogen werden soll, hat 2017 für Furore gesorgt. Ich nahm mir seitdem vor es zu lesen. Wer hier schon länger mit liest, weiß, dass ich bei Neuerscheinungen nicht ganz so schnell dabei bin. Hier habe ich auch etwas Zeit verstreichen lassen – es gibt soviel zu lesen! Aber inzwischen ist die Neugier doch sehr groß. Eine Empfehlung von einem belesenen Mitglied meines Buchclubs ist Der Schneesturm von Vladimir Sorokin. Den Tipp habe ich für meinen Russischen Herbst bekommen und es scheint wirklich sehr gut zu passen und wird hoffentlich auch noch von mir gelesen, solange man so ungefähr da draußen von Winter sprechen kann. Als ich letztes Halloween David Mitchells Slade House lesen wollte, stolperte ich über eine Anmerkung in den Tiefen des world wide webs, das man idealerweise vorher Die Knochenuhren lesen sollte. Dass das noch ungelesen in meinem Regal stand, war sehr demotivierend. Da wurde mir bewusst wie dekadent ich und mein SuB drauf sind – ich dachte doch wirklich über die Anschaffung von Slade House nach, obwohl noch ein anderer Mitchell in meinem Regal wartete. Mir geht es aber leider immer noch so wie letzten Oktober: ich habe extrem Lust auf Slade House, aber nicht mehr auf Die Knochenuhren. Das ist großer Mist und soll mir eine Lehre sein, keinen zu großen SuB anzuhäufen, denn ansonsten verliert man die Motivation, die einen einst dazu brachte das Buch zu kaufen. Ich bin sowieso überhaupt das erste Mal mit einem relativ großen SuB „gesegnet“ und ja – die 19 Bücher für 2019 sind eine Maßnahme den abzubauen.
Stephen Kings „Dunkler Turm“-Reihe gebe ich mit dem 2. Teil namens Drei noch eine Chance und darin muss die Entscheidung fallen, ob ich die Reihe weiterlese oder nicht. Der eine oder andere erinnert sich vielleicht noch an meine Krise mit Stephen King-Büchern und wie ambivalent ich den ersten Teil, Schwarz, wahrgenommen habe. Meine geniale Freundin von Elena Ferrante ist eines dieser gehypten Bücher, auf die ich anfangs gar keine Lust hatte und dann eingeknickt bin und unendlich neugierig wurde, um herauszufinden, was an dem Buch so besonders ist, das es einen solchen Hype auslöst. Aber wie das eben so ist bei Reizen, die von außen kommen: sie halten bei mir nicht lange. Aber das Buch riecht für mich irgendwie nach Sommer und ich bin schon gespannt, ob der Hype dann auf mich überspringt oder nicht. Nachdem wir im Buchclub neulich kurz über Momo sprachen, wurde mir meine Wissenslücke wieder schmerzlich bewusst. Ich habe es noch nie gelesen! Nachdem ich mir Ende 2018 Die unendliche Geschichte zu Gemüte geführt und sehr sehr gemocht habe, mache ich direkt weiter. Die schöne und erst kürzlich gefundene Ausgabe lockt nochmal mehr. Es gibt so ein paar Autoren, die muss ich jedes Jahr lesen. Wenigstens ein Buch. Seitdem ich 2016 mit Alias Grace anfing, geht kein Jahr ohne Margaret Atwood, die seitdem eine meiner Lieblingsautorinnen ist. Dieses Jahr soll es Oryx & Crake sein, der erste Teil der Maddaddam-Reihe, die ich bei Sabines #WomenInScifi kennengelernt habe 🙂 2018 habe ich das zwar etwas aus den Augen verloren, aber es war auch mal ein von mir lose gestecktes Ziel japanische Autoren abseits Manga zu lesen. In Vorjahren habe ich so beispielsweise Hiromi Kawakami kennen gelernt. Dieses Mal kam ich in einer relativ spontanen Aktion auf die Idee mal etwas klassisches zu lesen – ich bin in einem Film über das Buch gestolpert: Rashomon (als Kurzgeschichtensammlung) von Ryonusuke Akutagawa. Stefan Zweig hingegen lief mir bei zahlreichen Literaturbloggern über den Weg, aber ansonsten ist er ein großer blinder Fleck auf meiner Literaturlandkarte. Es ist bitter, weil ich denke viel zu kennen, aber ich habe von ihm zuvor kaum gehört. Man denkt immer, dass er als Autor doch mal in der Schule hätte erwähnt werden müssen. Nein. Als meinen ersten Stefan Zweig habe ich mir die Schachnovelle rausgepickt.
Als erste Begegnung mit Fjodor Dostojewski habe ich mir 2018 Der Spieler rausgesucht und dachte, dass es mal ganz erfrischend sein würde, einen Autor ausnahmsweise nicht durch sein bekanntestes und meist gelobtes Buch kennen zu lernen. Es war sicherlich nicht verkehrt, aber auch nicht unbedingt eins, das das Genie „Dostos“ erahnen lässt. Als dann kurz darauf gleich drei Mal aufeinander in einem anderen Buch und zwei Zeitungsartikeln angegeben wurde, dass Verbrechen und Strafe wegweisend, wenn nicht sogar lebensverändernd, wäre, dachte ich: okay. Vielleicht ist es jetzt doch Zeit. Und da ich mit dem Russischen Herbst noch nicht fertig bin (oder der Russische Herbst scheinbar noch nicht mit mir 🙂 ), passt das doch prima – und Unterstützung bekomme ich vielleicht auch noch 😉 Last but not least ein weiterer Autor, von dem ich jedes Jahr mindestens ein Buch lese: Haruki Murakami. Diesmal soll es der Beginn seiner Ratten-Trilogie (bzw inzwischen sogar Tetralogie) sein: Wenn der Wind singt & Pinball 1973 – eigentlich also zwei Romane. Wenn der Wind singt war Murakamis erster Roman (Übersetzungen und Sachbücher nicht mit gerechnet) und irgendwie habe ich den Eindruck, dass ich damit ein rundes Bild einer meiner Lieblingsautoren gewinne. Ich kenne dann seine jüngsten, seine umstrittensten, seine vielleicht besten? Und seine jüngsten. Und dieses runde Bild ist mir ein Bedürfnis, danach habe ich das Gefühl auch sagen zu können „bei Murakami kenne ich mich ein bisschen aus“.
Englischsprachige Ausgaben
Im Falle von Kazuo Ishiguro habe ich einen guten Grund, warum ich ihn auf Englisch lesen wollte. Nachdem mich Alles, was wir geben mussten so berührt hat und ich unbedingt mehr von Ishiguro lesen möchte, war es mir ein Bedürfnis ihn mal im Original zu lesen. Es gibt genug Fälle, da macht die Übersetzung eben doch was aus. Und der Genießer genießt gern pur … oder so? Viel mehr ist es so, dass ich sehen möchte, ob sich sein Stil im Original auch so liest. Und The artist of the floating world war eine Empfehlung. Bei William Gibsons Neuromancer und Sofi Oksanens Norma habe ich keine so gute Erklärung, warum die englische Ausgabe und nicht die deutsche oder warum die Wahl auf das Buch fiel. So simpel kann es manchmal sein: ich fand die Ausgaben hübscher. Huh. Währen dich bei Norma gespannt bin, ob die Geschichte mehr ist als eine Young Adult Story, bin ich auf den Beginn der Neuromancer-Reihe schon sehr sehr lange gespannt.
Manga und Comics
Man muss das mit dem Ehrgeiz und den Lesevorsätzen ja nicht übertreiben, denn es soll Spaß machen. Und ich käme nicht auf die Idee bei der Anzahl von 19 Büchern Manga zu verneinen, denn es gibt soviele, die ich lesen möchte. Darunter auch zwei von Jirō Taniguchi, einem Genie, das viel zu früh von uns gegangen ist. Der Gourmet und Vertraute Fremde warten schon länger im Regal und ich freue mich schon sehr auf diese taniguchi-typische Atmosphäre. Ursprünglich in einer Liste von grandiosen Comics der letzten Jahre gefunden, war ich von The Wicked + The Divine sofort angefixt. Der Comic schildert ein Szenario, in dem alle paar Jahrzehnte die Götter als Sterbliche wiedergeboren werden und einen schnellen Fall erleiden. Das Szenario erinnert mich stark an Stoffe, die mich in den letzten Jahren begeistert haben wie American Gods und der visuelle Stil gefällt mir sehr gut, ich bin gespannt!
Darf’s noch ein bisschen mehr sein?
Vielleicht lieber nicht ^^‘ Das reicht schon aus … . Es soll ja auch noch Platz für Spontanität da sein. Tatsächlich habe ich mich beim Schreiben des Rückblicks auf das Lesejahr 2018 gefragt, ob ich mir dieses Jahr wieder so eine Art Fokusthema vornehme. Sowas wie den Russischen Herbst. Aber den habe ich relativ spontan gemacht und das war auch gut so. Mir schwirrten mal Sachbücher durch den Kopf, aber ich weiß nicht, ob ich mich dazu so motivieren könnte. Sachbuch-Sommer? Sachbuch-September? Keine Ahnung! Vielleicht, vielleicht auch nicht. Was aber feststeht ist, dass ich wieder eine Manga-Reihe auslesen möchte. So wie die letzten Jahre auch, immer mal wieder etwas angefangenes auslesen. Diesmal ist die Wahl auf Last Hero Inuyashiki gefallen, der mir 2017 extrem gut gefallen hat und den ich gern direkt beendet hätte. 🙂 Da waren aber noch nicht mal alle Bände draußen und danach habe ich die Reihe aus den Augen verloren, wie es mir so oft geht.
Anbei zum Vergleich noch …
Die Buchvorsätze der letzten Jahre
8 Bücher für 2018
7 Bücher für 2017
6 Bücher für 2016
5 Bücher für 2015
Mit all dem hab ich wahrscheinlich gut zutun. Aber ich freue mich drauf! Und bin gespannt! Es ist eine ausgewogene Mischung von „Hast du dir gekauft und solltest du endlich mal lesen“ und „endlich wieder ein Buch von xyz“ und „endlich mein erstes Buch von abc“. Tatsächlich empfinde ich die Buchvorsätze als sehr motivierend und würde am liebsten alles sofort lesen. Das schaffen die „normalen Neujahrsvorsätze“ von der Qualität wie „Weniger Schokolade essen“ nicht so, denke ich 😉 Wie geht es euch damit? Macht ihr euch Lesevorsätze? Auf große Zahlen kommt es, denke ich nicht an, sondern auf persönliche Ziele, die einen Mehrwert haben, sei es auch nur einfach Spaß. Lasst ihr euch eigentlich auch manchmal von einem Lese-Hype mitreißen oder geht das an euch vorbei? #19BücherFür2019 ist ein inoffizieller Tag, bei dem gerne jeder mitmachen kann, der Lust hat.
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