Rückblick: November 2019

Kurswechsel

Mein Gott, hatte mich in den letzten Wochen die Arbeit in Griff. Vielleicht klang das hier schon mal an der einen oder anderen Stelle und vergangenen Rückblicken durch. Tatsächlich hat man aber unserem Drängen nach Unterstützung durch mehr Entwickler nachgegeben und unser Team wurde endlich aufgestockt. Das funktioniert schon jetzt recht gut, auch wenn natürlich der „kognitive Overload“ erstmal nicht abnimmt, vielleicht sogar zunimmt. Viele Dinge zu erklären, viele Sachen mussten vorbereitet und der Weg für die Neuen geebnet werden. Und dann ist da ja noch die normale Arbeit. Auch ein Event aus dem Diversity-Team der mir sehr am Herzen lag hat Zeit gefressen. Der November war ein Auf und Ab. Viel tun ist prima. Viel wollen auch. Viel können ist super. Aber man muss eben Prioritäten setzen, damit man durch das alles durchkommt. Und das tut schon weh. Andere Dinge sind liegen geblieben, die mir eigentlich auch am Herzen liegen. Kommentare beantworten und natürlich in andere Blogs reinlesen. Der Monat war dementsprechend ein Auf und Ab. Zuerst bedingt durch Brückentag und langes Wochenende große klasse, danach war viel hell-dunkel-hell-dunkel. Und zum Thema kognitiver Overload: Du kommst in den Raum, alle wollen was von dir. Du verlässt den Raum, da lauert schon irgendwer. Du sitzt wieder am Rechner – das Chattool blinkt und zig Leute wollen was wissen. Wann ist Weihnachten? Davor kommt leider leider immer eine irgendwie verhältnismäßig stressige Zeit. Dass man sich zu Weihnachten auf dem Weihnachtsmarkt trifft und kleine Weihnachtsfeiern macht ist einerseits eine schöne Tradition, aber ich wehre mich vehement dagegen, dass Leute das so willensstark treiben als ob man sich nie wieder sieht. Die Zeit des Jahres ist doch zum besinnen da, zum zurückkehren, runterfahren. Wie seht ihr das?

Neben all diesem Gejammere hatte der November aber auch sehr coole Momente und ich bin immer dafür sich Ruhe zu gönnen, wenn man sie braucht. Wie schlimm wäre es, wenn man an einen ganzen Monat zurückdenkt und einem fällt nur Arbeit ein? Das hat nicht viel mit Leben zutun. So war ich im November mit einer lieben Freundin bei der Winterträume Messe in Magdeburg und einer anderen lieben Freundin bei der KI-Convention KI & Wir, die das erste Mal hier stattfand. Der Untertitel war auch KI & Gender, der uns ja nochmal doppelt neugierig gemacht hat. Eine ziemlich tolle Veranstaltung, von der ich hier nochmal in Langform berichte und bei der ich wirklich hoffe, dass es eine Wiederholung gibt. Gegen Ende November öffneten dann hier auch schon die ersten Weihnachtsmärkte und das mit neuer Weihnachtsbeleuchtung („Lichterwelt„) in der halben Stadt. Zwar löst die etwas Angst in punkto Energie und Umwelt in mir aus, aber die Lichter und das Gesamtpaket sind dermaßen schön, dass ich schon sagen muss: wooooaaaah. 😀 Und natürlich konnte ich auch dem Weihnachtsmarkt und dem Advent in den Gewölben in der Festung Mark in Magdeburg nicht widerstehen … jetzt erst recht.

Weltgeschehen

Wir feierten am 9.11. 30 Jahre Mauerfall! Ich bin in der Zeit nach dem Mauerfall groß geworden und habe das ganze als semi-wissende Beobachterin miterlebt. Ohne zu wissen wie die DDR sich „angefühlt“ hat, war es seltsam immer von diesem Ost-West-Ding zu hören – und das war unglaublich lange präsent. Aber heute dreißig Jahre danach habe ich den Eindruck, dass wir das endlich überwunden haben. Wie lange so eine Trennung doch in den Köpfen bestehen kann. In anderen Ländern ist es derweil schlecht um die Demokratie und Meinungsfreiheit bestellt (mal wieder). Denn in Russland wurde das Gesetzt für ein unabhängiges „russisches“ Internet verabschiedet, das in „Krisenzeiten“ aktiv werden soll. Aha. Wer hört da nicht ein weiteres Mal staatliche Kontrolle trapsen? Derweil marschierten jüngst die Frauen am Tag gegen Gewalt gegen Frauen und machen aufmerksam auf die verheerenden Zahlen der Femizide. Der Tag der Menschenrechte ist auch nicht weit und je älter ich werde, desto mehr verstehe ich, warum solche Tage wichtig sind. Ein bisschen echauffieren muss ich mich an der Stelle, dass dieses seltsame Jahre anhaltende Ritual des … wie heißt es doch gleich #Brexit nun auch den charismatischen John Bercow in die Knie gezwungen hat. Der hat da einfach keinen Bock mehr drauf, oder? Er trat als Speaker des House of Commons ab. Was wir im Sommer zu wenig hatten, bekommen wir aktuell doppelt und dreifach, noch schlimmer aber bei den Nachbarn: verheerende Überschwemmungen in Frankreich und Italien. Das Europäische Parlament hat jetzt irgendwann außerdem den Klimanotstand ausgerufen. Sensationelle Leistungen gibt es während der Leichtathletik-Weltmeisterschaften der Behinderten.

Filme, Bücher, Serien, IT und alles andere was Spaß macht

Zweimal hat es mich im November ins Kino verschlagen. Systemsprenger hat mir an und für sich gefallen, aber nicht so überschwänglich wie das allgemeine Medienecho. Außerdem habe ich Der Leuchtturm gesehen – sehr weird, sehr stylish, weil atmosphärisch. Besprechung folgt. Abgesehen von den Noirvember-Filmen habe ich ansonsten recht wenig geschaut. Ich habe immer noch an Cardcaptor Sakura zu knabbern. So ist das mit den Anime, an die man im Zielgruppen-Alter nicht rankam und die man dann später unbedingt nachholen will. ^^‘ Es ist mir schon deutlich zu かわいい (süß), aber es hat seine Momente. Anfang des Monats habe ich dann noch die Halloween angefangenen Chilling Adventures of Sabrina und The Terror Season 2 zu Ende geschaut. Sabrina fand ich dieses Mal besser als in der ersten Staffel, The Terror etwas konventioneller als die erste. Angefangen habe ich Black Mirror Season 5 und American Horror Story Apocalypse. Kaum zu glauben – schon die achte Staffel. Und hier laufen ja mal so richtig viele der vorherigen Staffeln zusammen. Satire, Trash, Horror, Drama, Hexen, Mörderhäuser, … joar. Im Grunde gelingt der Spagat ganz gut. Auch was das Aufeinandertreffen von Figuren betrifft, die in unterschiedlichen Staffeln von demselben Darsteller verkörpert wurden. Aber die Serie nimmt sich deutlich nicht mehr so ernst wie am Anfang. Ich muss mir wirklich mal ein paar Youtube-Videos der Kritiker anschauen, die der Meinung sind, dass AHS immer schlechter wird und ob es der allgemeinen Meinung nach nur an dem Trash-Faktor oder der Satire liegt.

Ansonsten habe ich mich gerade weil der Monat relativ anstrengend war ziemlich oft dem Eskapismus hingegeben und bin oft beim zocken versackt und habe vor Allem massig gelesen. So habe ich Dear Esther zu Ende gespielt, ein „Wandersimulator“, d.h. ein Spiel bei dem man wenig Interaktion oder Action hat, sondern die meiste Zeit durch die Heide läuft. Es hat mich aber sehr berührt und ich mochte den Stil sehr. Besprechung folgt. Ich kann aber jetzt schon sagen, dass es für mich eins der besten Spiele ist, die ich dieses Jahr gespielt habe. Zusammen mit dem, was ich gerade am Wickel habe und wohl noch eine Weile haben werde … Zelda Breath of the Wild. Dass es Open World ist, habe ich ja gewusst. Aber dass es mich dermaßen lange beschäftigt … krass. Und das wird wohl noch eine Weile so gehen! Man kann so unglaublich viel machen!! O_O Und ich bin schon sehr süchtig danach.

Ansonsten habe ich Hawksmoor zu Ende gelesen, aber etwas widerwillig. Zwar wurde es besser als dann endlich der titelgebende Protagonist auftritt, aber so richtig hat es mich nicht abgeholt und dementsprechend beim Lesen etwas zurückgeworfen. Danach brauchte ich erstmal was kürzeres mit mehr Bildern. So habe ich dann den Comic Snow, Glass & Apples von Neil Gaiman (Geschichte) und Colleen Doran (Illustrationen) gelesen, der schon echt fantastisch aussah. Erzählt die Schneewittchen-Geschichte auf eine sehr düstere Weise und dreht den Spieß um. Hier ist Schneewittchen ein Monster in Menschengestalt und die Stiefmutter eine gute Hexe. Danach genehmigte ich mir Shirley Jacksons We have always lived in the castle, was ich ja eigentlich schon im Oktober lesen wollte. Es wird ja oftmals als Jacksons bekanntestes und „bestes“ Werk bezeichnet. Wie man sowas misst wird mir allerdings immer ein Rätsel bleiben. 😉 Leider konnte ich damit recht wenig anfangen. Ich verstehe was es ausdrücken soll und inwiefern Jacksons Leben Vorbild war, aber ich komm da von der Stimmung und den Charakteren her nicht ran. Was mich vor Allem deswegen so überrascht, weil mich Jacksons Geschichten bisher immer sehr abgeholt und begeistert haben. Irgendwann musste ich dann aber mal wieder etwas den Finger ziehen um noch meine #19BücherFür2019 zu schaffen. ^^‘ Ich habe sehr sehr viel gelesen, aber scheinbar zu wenig von der Liste. Aktuell bin ich an David Mitchells Die Knochenuhren dran, einem 800-Seiten-Türstopper. Wenn ich den heute oder morgen zu Ende lese, muss ich im Dezember noch die verbleibenden vier Bücher der Liste lesen. Tja … ähm. Challenge accepted?? o_o‘ Ich habe an die 62 Bücher gelesen … warum war ich ausgerechnet da so wenig diszipliniert? Nebenbei habe ich auch Hörbücher gehört. Undzwar weiter mit The Monster Collection – habe gerade Frankenstein zu Ende gehört, was mich immer wieder sehr berührt. Was mir erst jetzt auffällt: Igor ist eine Erfindung der Filme, oder? Und aktuell höre ich das Buchclub-Buch des Monats Dezember: Stephen Hawkings Kurze Antworten auf große Fragen. Ich konnte mich ehrlich gesagt nicht aufraffen es als Buch zu lesen, deswegen so. Und die drei Einleitungen über Hawkings Leben mit vielen Details, die ich schon kannte, waren mir eindeutig zu weit weg vom Titel. Keine Fragen, schon gar keine Antworten. Dann aber irgendwann geht es los und ist echt cool. Hawking hat wirklich ein fantastisches Talent physikalische Sachverhalte verständlich zu erklären.

Und sonst so?

Eigentlich blogge ich ja recht viel. Aber trotzdem bin ich dieses Jahr nicht mitgekommen. Es gäbe noch soviele Serien- und Buch-Besprechungen zu verbloggen. Irgendwie schade, schließlich geht es irgendwann an das Schreiben der unumstößlichen Jahresrückblicke. Ich rechne ab dem ersten Dezember mit den ersten im Feedreader. 😉 Manchmal habe ich den Eindruck, dass es da eine Art Wettbewerb gibt. An dem ich nicht teilnehme – für mich haben Jahresrückblicke was mit dem Ende des Jahres zutun und könnten gut und gern auch im Januar erscheinen. Meinen werden dann einige Verlinkungen fehlen, weil ich nicht alles bis dahin besprechen konnte, was ich gelesen habe. Aber dann ist der Spaß nur aufgeschoben, nicht aufgehoben 😉 Normalerweise schaue ich nicht so richtig auf Klickzahlen, aber mir ist schon aufgefallen, dass zur Zeit wenig los ist. Dass es hier langweiliger geworden ist, glaube ich erstmal nicht, sondern sehe das als den Beweis, dass es bei allen erstmal stressiger wird, bevor es mit Weihnachten und Silvester hoffentlich ruhiger zugeht. 🙂 Der Blog stand im November ganz nebenbei im Zeichen des film noir und Noirvember, was wieder viel Spaß gemacht hat. Aber auch hier empfinde ich inzwischen wie beim #Japanuary und #Horrorctober die Interaktion auf Twitter als sehr verschlafen verglichen zu Vorjahren. Man merkt aber, dass der #Noirvember internationaler ist. Meine Tweets werden ständig von ein paar freundlichen und medienbegeisterten english native speakers retweetet. Nächstes Jahr nehme ich auf Englisch am Noirvember teil… .

Wie erging es euch im November? Wird es bei euch auch erstmal stressiger, bevor es endlich ruhiger werden darf? Welche Meldungen in den Nachrichten haben euch im November am meisten überrascht, gefreut oder zu denken gegeben? Meint ihr irgendwann gibt es den Brexit als Reality Daily Soap?? Habt ihr dieses Jahr an Film-Challenges o.Ä. teilgenommen und hattet auch den Eindruck, dass es in den sozialen Netzen da unangenehm anonym zugeht? Vielleicht liegt’s ja auch an mir … man weiß eh manchmal nicht, was man sich wünschen soll. Mehr Interaktionen kann auch Getrolle bedeuten. So oder so wünsche ich euch ein schönes erstes Adventswochenende.

2 Antworten

  1. Ich mag die Lichter und die Stimmung in der Adventszeit auch sehr gern, könnte aber ehrlich gesagt auf die eigentlichen Feiertage verzichten. Die sind doch irgendwie mehr Pflicht als Genuss.
    Was den Brexit angeht, als Großbritannien- und vor allem Schottland-Fan fühle ich mich der Hälfte der Briten, die gegen den Brexit ist, so nahe, dass ich nicht aufgebe zu hoffen. Das Land ist in jedem Fall gespalten und wird unabhängig vom Ausgang lange brauchen, um zu heilen. Sollte es tatsächlich zum Brexit kommen, hoffe ich, dass wenigstens Schottland sich „retten“ kann. Die Sache macht mich sehr traurig, vor allem, da ich weiß, wie schlimm das alles für die Brexit-Gegner ist…
    Aber zurück zu schöneren Dingen, ich wünsche dir eine schöne Adventszeit!

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ja das kann schwierig werden, wenn die einen oder andere auf Pflichtbesuche oder Geschenke oder sowas pochen … aber wenn man Glück hat und die richtigen Worte findet, kann man es sich vielleicht für beide Seiten passend einrichten? Ich weiß das klappt nicht immer …

      Tja das mit dem Brexit … als damals abgestimmt wurde konnte ich es gar nicht fassen. Was mich aber noch fassungsloser macht ist das nicht nochmal ein direkter Volksentscheid gemacht wird sondern alles immer nur wieder und wieder über das Wählen der Kandidaten entschieden wird. Irre irgendwie.

      Ich wünsche dir auch eine schöne Adventszeit und mit einem erträglichen Maß an Pflichten, dafür mit viel Lichtern und guter Stimmung 🙂

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