Blogophilie Februar 2020

Eigentlich wäre ich heute zur Leipziger Buchmesse unterwegs. Würde dort durch die Hallen wandeln, mich über Literatur auf den neusten Stand bringen und Bücher feiern. Würde eventuell an interessanten Diskussionen teilnehmen oder denen lauschen. Würde andere Blogger treffen – meistens kommt man doch im „real life“ eigentlich nur hier zusammen. Dann fiel die Messe aus und damit eins meiner Jahreshighlights. Ich bin entsprechend sehr traurig darüber. Stattdessen habe ich also nun viele gute Blogartikel gelesen und wenn wir schon nicht auf der Messe oder über die Messe lesen können, gebe ich euch wenigstens einen Ausschnitt dieser vielen guten Blogartikel mit. Bitteschön. For non-german-readers: ‚Blogophilie‘ is a collection of blogposts I really liked and would like to share with others. So if you’re featured here, then it’s because you’ve done something great.

Filme, Serien, Lite­ra­tur, Manga, Anime und andere Sachen die Spaß machen

10 Years with Hayao Miyazaki Unsere Freunde von NHK stellen in ihrer Mediathek eine vierteilige Doku über das Leben und Werk Hayao Miyazakis zum freien Streaming zur Verfügung. Das ist ja mal was! Vielen Dank. 😀 Die Videos zeigen scheibchenweise Ausschnitte aus zehn Jahren Schaffensprozess Miyazakis, u.a. aus der Produktion von Ponyo.

Über die Bedeutung der Oscars Im Februar wurden wieder einmal die Academy Awards verliehen. Scheinbar schaffen es die Oscar-Verleihungen nicht auch nur ein Jahr ohne Skandale und Aufschreie auszukommen, trotz historischer Siege. Anlässlich des Oscar-Monats hat das Filmmagazin Klappe! eine ganze Reihe von Beiträgen veröffentlicht, die beispielsweise nach der Relevanz solcher Filmpreise bzw eben genau dieses Preises gefragt und außerdem die Mechanismen hinter dem „Auslands-Oscar“ erklärt und deutsche Gewinne(r) analysiert.

Louisa May Alcott: Little Women (1868) Little Women Special 1/3 Jana hat sich anlässlich Greta Gerwigs Verfilmung sowohl der Literaturvorlage zu Little Women gewidmet, als auch der Verfilmung selber und des Romans March, der die Seite beleuchtet, die Louisa May Alcotts Buch auslässt, nämlich die der Ehe von Mr und Mrs March und des Bürgerkrieges.

FOLGE 10: SEXISMUS IN DER FILMKRITIK Die Filmlöwinnen gehen in ihrem Podcast wie es Tradition ist auf besondere Themen rund um Diversität ein wie beispielsweise dem Fakt, dass die Zahl der LGBTQ*-Figuren in Filmen (in Deutschland) gesunken ist, aber auch den jüngsten Erfahrungen mit Sexismus in der Filmkritik. Erst neulich las ich die unsachlichen Kommentare unter Antje Wessels Kritik zum Känguru und fragte mich, ob das nur ein, zwei, drei zarte Egos sind, die verletzt wurden oder System hat. Stattdessen nutze ich den Raum hier ein paar Filmkritikerinnen aus dem Blogger-Milieu zu erwähnen, zu denen auch ich mich zähle, da im Podcast die Frage gestellt wurde, welche Filmkritikerinnen man denn überhaupt kenne. Da sie offenbar unterrepräsentiert sind oder weniger Aufmerksamkeit bekommen. Den Eindruck habe ich leider auch, aber ich kenne und lese jedenfalls einige. Ein Shoutout geht zu Franziska von Adoring Audience, Die Filmguckerin, Annika Stelter, Schlopsi, Manon, Der singenden Lehrerin, Katrin Dörksen und allen, die ich ich hier noch nicht genannt habe … und auch, wenn wir das nicht hauptberuflich machen.

|Manga| “Lady Snowblood” Christin stellte uns im Februar den Manga-Klassiker vor, der für das spätere Seinen-Genre den Grundstein legte, berühmte Verfilmungen nach sich zog und andere Medien wie Tarantinos „Kill Bill“-Reihe maßgeblich beeinflusste.

Varda par Agnès Christian Neffe schreibt auf dem AUDIOVISUELL Blog über Didier Rougets Dokumentarfilm über die Grand-mère der Nouvelle Vague – Agnès Varda. Eine Frau, deren Filme man nicht nur als Cineast Aufmerksamkeit schenken sollte. Wer nicht weiß, womit man anfangen kann … folgen sie mir bitte.

Women of Letters – Louise Labé In ihrer Reihe Women of Letters widmet sich Sabine „[…] Autorinnen vor allem des sechzehnten, siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts […], die vergessen oder nie richtig entdeckt wurden und deshalb bislang kaum zugänglich waren.“ und beginnt mit Louise Labé – ein wunderbarer Gedanke für eine Reihe!

Random Sunday #25: Die Hexer-Saga Sebastian widmete sich Andrzej Sapkowskis Hexer-Saga und gibt eine Übersicht, was den gewillten Leser in den Bänden erwartet. Eine Fundgrube für Fantasy- und Mehrteiler-Faule wie mich, die im Prinzip ja schon neugierig sind aber mimimimi soviele Bände.

[Kolumne] Es zählt nur die Qualität – Über ein fadenscheiniges Argument … dieses Argument begegnet einem immer mal wieder, wenn darüber gesprochen wird wieviele Bücher, Filme, etc. alter, weißer, männlicher Autoren/Filmschaffenden/etc. berücksichtigt werden. Ein Kanon, in den vor Kurzem auch Stephen King angesichts der Oscar-Nominierungen mit einstimmte. Aber können die es wirklich besser als Frauen, PoC, und alle anderen denkbaren Schubladen? Nicole Seifert schreibt auf 54 Books über dieses fadenscheinige Argumentationsphänomen und die Gegenbeweise.

Papiergewordene Geschichte Kaffeehaussitzer Uwe schreibt über Bücher als papiergewordene Zeitzeugen. Die Spuren auf dem Papier erzählen manchmal ihre eigene Geschichte abseits der Narrative. Solche Zeitzeugen habe ich auch im Schrank und habe mich von dem Blogbeitrag inspirieren lassen mal darüber nachzudenken, welche Spuren ich schon gefunden habe. So beispielsweise in meiner Ausgabe von Stanisław Lems Solaris.

[Reise durchs Bücherregal] Fach 73: Science Fiction-Klassiker Sandra nimmt uns mit auf die Reise durchs Bücherregal, lädt dazu ein den SuB zu erkunden und vor langer Zeit geplante Lesepläne mal in die Realität umzusetzen. Und: wir dürfen sogar bei Sandras Reise mitbestimmen.

Meine Herren – was für ein Clickbait! XD Aber das Video von ninotakutv beinhaltet die gar nicht mal so kurze Geschichte von Netflix als Unternehmen und erklärt, warum Netflix sich in den letzten Jahren so dankenswert stark auf den Anime-Markt stürzt.


„Die ganze Wahrheit über die Netflix-ANIME-Strategie: Raffinierte Tricks und Milliarden-Budgets“, via ninotakutv (Youtube)

Real Life

Eigentlich ist das ja die Rückschau auf den Februar und der Frauentag ist im März, aber es wurden einige Kampagnen und Videos bereits im Februar öffentlich, die mMn eine hohe Relevanz haben – insbesondere wenn man an den International Women’s Day denkt. Für ein großes Echo hat in meinem Bekanntenkreis beispielsweise das Video Be a Lady They Said des Girls. Girls. Girls. Magazines gesorgt, in dem Cynthia Nixon den gleichnamigen Text der Bloggerin Camille Rainville spricht, der die unerfüllbaren und in hohem Maß widersprüchlichen Erwartungen adressiert, die an Frauen im Allgemeinen gestellt werden. Wer hat nicht bereits gehört, dass man femininer|weniger feminin sein soll? Einfühlsam, aber tougher, weniger emotional, aber emotional genug? Sich nicht alles so zu Herzen nehmen soll. Du bist anders als die anderen, du bist wie alle anderen. Die Spielarten lassen sich natürlich auf Männer und alle weiteren Schubladen unserer Gesellschaft adaptieren. Anders ist da die Kampagne #UNHATEWOMEN in der misogyne, gewaltverherrlichende oder gar zu Vergewaltigung aufrufende Passagen aus Deutschrap-Texten zitiert werden. Dass einige Rapper direkt mit schlechtem Beispiel vorangehen und den Vorwürfen umso mehr Brisanz und Relevanz geben, darüber berichtete u.a. Welt.

Be a Lady They Said from Paul McLean on Vimeo.

Warum wir genervt von starken Frauen als Superheldinnen sind Julia Korbik greift auf This is Jane Wayne den Artikel Brit Marlings aus der Times auf („I Don’t Want to Be the Strong Female Lead“) und ruft dazu auf Frauen nicht nur in typischen Frauenrollen oder als stark gelabten female lead-Rollen zu besetzen, sondern in allen Facetten um wirklich Gleichberechtigung zu erreichen und mit eingetreten Mustern zu brechen.

Das Frauenbild in den 20ern – die ersten unabhängigen Frauen? Der Kalender zeigt, wir leben (fast) wieder in den Zwanziger Jahren, dabei reden wir immer noch über die letzten Zwanziger Jahre und schauen fasziniert Babylon Berlin oder lesen von den Fitzgeralds. Die Ant1heldin wagte den Rückblick. Vor genau hundert Jahren wandelte sich das Bild der Frau in der Gesellschaft. Was genau bezeichnet man als Flappers? Passend dazu auch der großartige Beitrag Sechs Modefakten rund um die goldenen Zwanziger von Kat auf dem Blog Zeitfäden.

8 Frauen, die unser Verständnis der menschlichen Psyche verändert haben … teilte This is Jane Wayne mit uns und stellt Vordenkerinnen und Wissenschaftlerinnen vor, deren Arbeit u.a. die Abschaffung der Rassentrennung in den USA beeinflussten.

Wer hat Angst vorm bösen Ġūl? Ich kann mich kaum entscheiden in welche Kategorie ich den Beitrag des TraLaLits, der Plattform für übersetzte Literatur, stecken soll. Einerseits berichtet das TraLaLit natürlich aus dem Übersetzungsalltag, andererseits ist der Beitrag ein spannender Bericht über die Herkunft und verschiedenen Zeichnungen des Begriffs des Guls im Laufe der Geschichte.

Infor­ma­tik und alles rund ums Inter­net und die Bloggerei (oder auch die Jubiläums-Kategorie)

10 JAHRE BLOGGEN Kathrin feiert in ihrem Blog eine unfassbare Zahl: ein Jahrzehnt des Bloggens, der Leidenschaft für das geschrieben Wort, des Austausches und erinnert uns an den schön(st)en Nebeneffekt des Bloggens: ein Stück unseres Lebens festgehalten zu haben und was sich daran so im Laufe der Zeit beobachten lässt. Gleichzeitig feiert Kathrin das auch noch mit zehn Schmuckstücken aus dem Bücherregal symbolisch für die zehn Jahre.

Kunst, Design, Life­style, Musik

A 3,252-track playlist from Haruki Murakami’s personal vinyl collection Das Far Out Magazine hat sich die Mühe gemacht Haruki Murakamis Platten-Sammlung in eine Spotify-Playliste zu gießen. Zwar macht Masse offenbar nicht direkt Qualität, aber ich als Murakami- und Jazz-Fan bin schon ein bisschen gehyped.

Wenn man von „Bach’s G Major Prelude“ spricht, weiß erstmal keiner, wovon die Rede ist. Wenn ihr sie aber hört, sagt ihr „ach das Stück!“ Vox erklärt mit ihrem Video sehr gut und verständlich was das Stück so besonders macht.


„That famous cello prelude, deconstructed“, via Vox(Youtube)

Lus­ti­ges, Kurio­ses, Fantastisches


„Florence Pugh Eats 11 English Dishes – Mukbang | Vogue“, via Vogue (Youtube)

Ich muss gestehen, ich habe es ja nicht so mit diesen Mukbang-Videos, in denen übergroße Portionen verschlungen werden, idR aber v.A. liegen gelassen wird. Grenzt das nicht an Lebensmittelverschwendung? Sehr sympathisch finde ich aber Florence Pugh, die seit Midsommar und Little Women durchstartet und ein deutlich gesünderes Körperbewusstsein als viele ihrer von der Filmindustrie ebenso getriebenen Kolleginnen hat. Sie scheint wehrhafter zu sein. In dem Video von Vogue erklärt sie uns typisch britische Gerichte und legt dabei herrlich wenig Scheu an den Tag zuzulangen. Guten Appetit.

Was habt ihr im Februar gelesen oder gesehen, das euch nachhaltig in Erinnerung bleiben wird? Was war für euer Empfinden der größte Clickbait? Seid ihr auch genervt von dem Begriff der „starken Frauenrolle“? Welche Filmkritikerinnen lest ihr? Ist euch schon mal in der Film- oder Buchkritik Sexismus begegnet? Und welche Übersetzung eines Buches hat euch schwer begeistert? Hört ihr Deutschrap und wenn ja, habt ihr Tipps? Welche, die ohne sowas wie in #UNHATEWOMEN erwähnt auskommen? (Ich höre nur Marteria) Und jaja … ich merk’s auch. Ich muss mich langsam auch in andererlei Hinsicht um Diversität in den Beiträgen kümmern.

8 Antworten

  1. Vielen Dank für die Verlinkung, wieder sooo viel spannendes gefunden – insbesondere die Filmbloggerinnen. So schade, dass wir uns nicht auf der Buchmesse sehen, hoffe sehr, wir bekommen es irgendwann auch außerhalb der Messe mal hin mit einem Treffen.
    Ganz liebe Grüße, Sabine

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ja das finde ich auch sehr schade 🙁 Aber da ich nun Urlaub gespart habe, findet sich ja vllt wirklich mal eine andere Gelegenheit!? 😀 Wir wohnen halt auch so ein Stückchen auseinander, seufz
      Und bitte bitte, sehr gerne. 🙂
      Ebenso liebe Grüße

  2. Oh Wow!
    Vielen Dank fürs Verlinken. Wir wissen das echt zu schätzen. Hammer!

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Gern geschehen. Schön, dass ihr/du zurück seid/bist. 🙂

  3. Avatar von donpozuelo
    donpozuelo

    Danke für die Erwähnung

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      gerne 🙂

  4. Liebe Steffi,

    danke für die doppelte Verlinkung, obwohl ich meinen Blog derzeit so vernachlässige!

    In deiner Blogophilie sind dieses Mal etliche Beiträge dabei, die ich ebenfalls sehr interessiert verfolgt habe, z. B. Christins Besprechung von „Lady Snowblood“, Janas Special zu „Little Women“ und der Artikel der Ant1heldin über Frauen in den Goldenen Zwanzigern.

    Sehr dankbar bin ich dir noch immer für den Tipp über die Miyazaki-Doku! Und Ninos Video über Netflix war mir unbekannt und wird gleich nachgeholt. 🙂

    Liebe Grüße aus dem Süden,
    Kathrin

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Gern geschehen 🙂 Ich freue mich schon sehr auf deinen Beitrag über die Comics/Manga, die dich beeinflusst haben. Muss aber noch disziplinierterweise ein paar Tabs zumachen, bis ich den lesen „darf“ …

      Liebe Grüße von … hier 😉

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