„Diamonds are a girl’s best friend?“ In Filmen sind Juwelen zahlreich vertreten. Als magisches Objekt großer Kraft oder auch als Gegenstand des Interesses bei einem Überfall. Oftmals sind Edelsteine dabei mehr ein Story-Aufhänger und Prop, also eine Requisite, die selbst nicht mal zwingend wichtig ist. Wie wird aber der Edelstein inszeniert? Oder wird er gar nicht inszeniert? Das waren zumindest meine Gedanken und mein Ziel mir das näher anzuschauen als ich die Werkschau startete. Das Ergebnis dessen findet ihr am Ende des Artikels. Ich nehme mir übrigens was den Begriff des Edelsteins oder der Juwelen betrifft ein paar Freiheiten heraus. 🙂 Also heute in der Werkschau: sieben Filme, in deren Zentrum (im weitesten Sinne betrachtet) ein Edelstein steht.
Frühstück bei Tiffany
Wenn sich das Leben leer anfühlt, hilft Holly Golightly (Audrey Hepburn) meist ein Frühstück bei Tiffany. Dann steht sie vor den Schaufenstern des Nobeljuweliers und träumt von einem anderen Leben. Und das lange bevor der Laden öffnet und die Passanten die Straßen stürmen. In den Morgenstunden, die für sie die Abendstunden sind. Holly ist ein Partygirl und verdient sich ihr Geld einfach mit ihrer Anwesenheit, lässt sich von Männern Abendessen ausgeben und Schmuck schenken. Sie ist chaotisch, liebenswert, hat viel Straßenweisheit und übt damit auf ihren neuen Nachbarn Paul Varjak (George Peppard) enorme Anziehung aus. Sie nennt ihn konsequent Fred, weil er sie an ihren Bruder Fred erinnert. Während sich beide anfreunden und vielleicht auch mehr füreinander empfinden, wird Holly aber von ihrer Vergangenheit und Zukunft eingeholt.
Blake Edward ist eigentlich für seine Komödien wie die der Pink-Panther-Reihe bekannt, liefert hier aber eine zum Filmklassiker gewordene melancholisch-schöne Adaption von Truman Capotes gleichnamigen Roman ab. Der ist übrigens an einigen Stellen durchaus expliziter. Der Film prägte eine ganze Ära, machte Audrey Hepburn zum Star und ihren Look mit Givenchy-Dress und Zigarettenspitze ikonisch. Audrey Hepburn spielt Holly herrlich abgeklärt, aber gleichzeitig feminin und in wieder anderen Momenten zerbrechlich und komplett anders als ihre Frühstücke bei Tiffany vielleicht anmuten lassen. Sie sehnt sich gar nicht nach den dicken Klunkern, die seien eher was für die Damen ab 40 sagt sie. Es ist ungemein sympathisch wie „Fred“ und sie später in den Laden marschieren und planen dort etwas für 10$ zu kaufen.
„Breakfast at Tiffany’s (3/9) Movie CLIP – Moon River (1961) HD“, via Movieclips (Youtube)
Diese Momente vor den Schaufenstern sind mehr ein Symbol für ein besseres, abgesichertes, harmonisches Leben. Ein Wunsch bei dessen Erfüllung sich Holly und „Fred“ selbst im Weg stehen. Auch Fred lässt sich von einer Gönnerin aushalten. Man könnte den Film fast als zeit- und genrelos bezeichnen. Und man wächst als Zuschauer an ihm. Als Teenager habe ich ihn nicht verstanden, aber wenn das Leben einen erstmals vor unpopuläre Entscheidungen stellt oder sich Türen schließen, bevor man erkannt hat, dass sie nie wirklich offen waren, sieht man den Film mit anderen Augen. Und seine Liebesgeschichte. Leider ist der Film auch dafür in die Geschichte eingegangen, dass er sich seines blanken Rassismus nicht mal ansatzweise bewusst war. Gemeint ist Mickey Rooneys Casting als Hollys japanischer Nachbar Mr. Yunioshi – eine sehr unvorteilhaft Darstellung, die wohl witzig sein sollte, was es nur noch schlimmer macht.
Frühstück bei Tiffany (OT: Breakfast at Tiffany’s), USA, 1961, Blake Edwards, 110 min, (8/10)
Der dunkle Kristall
Der dunkle Kristall ist der erste vollständig nur mit Puppen inszenierte Film und stamm aus der Schmiede der Muppets-Erfinder Jim Henson und Frank Oz. Er handelt von einer Welt, in der es Prophezeiungen, mächtige Kristalle und verschiedene, urige Völker gibt. Als der Kristall splitterte, fiel die Welt ins Chaos. Zurück blieb eine graue Ödnis, regiert von den Skeksen, die ihre Macht aus dem nun dunklen Kristall beziehen. Die Prophezeiung besagt, dass wenn die drei Sonnen wieder in einer Linie stehen, ein Gelfling kommen und die Welt wieder in ihren hellen, blühenden Zustand versetzen und die Skekse entthronen wird. So verübten die Skekse einen Völkermord an den Gelflingen. Nur zwei überlebten: Jen, der von den weisen Mystics aufgezogen wird und Kira, die bei einem freundlichen Naturvolk aufwuchs. Zusammen machen sie sich auf die beschwerliche Reise um die Prophezeiung zu erfüllen und ihre Welt zu retten.
Hensons und Oz‘ Der dunkle Kristall ist ein liebevoll mit Puppentrick zum Leben erwecktes Fantasy-Epos, dessen illustre Völkchen Futter für soviel mehr Stunden Film geben würden. Nicht umsonst erhielt der Film jüngst einen Serienableger auf Netflix, bei dem auch auf Puppen gesetzt wurde. Alles andere wäre auch nicht zielführend gewesen, schließlich geben die Puppen dem Fantasyspektakel einen ganz eigenen Look. Und wie so oft bei Puppenspiel einen, der die Zeit besser überdauert hat als es ein CGI-Feuerwerk getan hätte – schließlich hat der Film fast vierzig Jahre auf dem Buckel. Und er überzeugt auf ganzer Linie. Bei kleinen Volksfesten oder großen Zerwürfnissen wirbeln soviele Puppen durch die Szenen, dass man sich verblüfft die ganze Zeit fragt „wie haben sie das gemacht“? Auch das liebevolle Charakterdesign, die knuffigen, verschrobenen bis erschreckenden Kreationen sind kreativ, bunt und detailverliebt. Einzig die zwischenzeitliche Behäbigkeit in Szenen von entscheidender Bedeutung (v.B. dem Finale) wirkt unangenehm künstlich, ist aber sicherlich eher ein 80er-Jahre-Ding als auf die Puppen zurückzuführen. Auch wenn das an mir vorbei gegangen ist und auch ein wenig vor meiner Zeit war, scheint Der dunkle Kristall ein großer Hit und sehr bekannt gewesen zu sein. Das ambitionierte, bunte Werk hätte es verdient die Zeit zu überdauern.
Der dunkle Kristall (OT: The Dark Crystal), USA/UK, 1982, Jim Henson/Frank Oz, 89 min, (7/10)
„The Dark Crystal (1982) Trailer – 1080p“, via British Secret Agent 007 (Youtube)
Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten
In Joan Wilders (Kathleen Turner) Abenteuer-Romanen taucht stets der edle, gutaussehende, mutige Retter auf, mit dem die Heldin in den Sonnenuntergang reitet. Joans Leben hält weder viel Romantik, noch Abenteuer bereit und ihrem Seufzen ist zu entnehmen, dass sie das selber nicht so klasse findet. Sie wartet selber auf jenen bisher gesichtslosen Helden. Aber die Ereignisse überschlagen sich als ihre Schwester in Kolumbien gekidnappt wird. Angeblich hätte deren Mann Joan die Karte zu einem Schatz geschickt, an den nun die Verbrecher ranwollen. Joan reist kurzerhand mit der Karte nach Kolumbien um ihre Schwester freizukaufen. Als sie in Not gerät, kreuzt der Abenteurer Jack T. Colton (Michael Douglas) ihren Weg und verspricht gegen ein Honorar zu helfen ihre Schwester zu finden. Auf die Karte hat er aber auch ein Auge geworfen, denn die führt zum legendären Smaragd El Corazón.
Eine Sache ist definitiv erfrischend: nachdem Joan die hochhackigen Schuhe und urbane Attitüden abgelegt hat, entdeckt sie den Abenteuersinn, der bisher nur in ihren Romanen Ausdruck fand und willigt ein mit Jack den Schatz zu suchen, bevor sie die Karte abgeben muss und damit zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Wir übergehen einfach, dass die Rettung der Schwester scheinbar nicht so dringlich ist. 😉 Wenn sich Joan entwickelt, macht das schon etwas Spaß. V.A. das Gestreite mit Michael Douglas. Das hätte aber alles etwas zackiger und prägnanter sein können. Die Chemie kommt nicht so recht rüber und auch Michael Douglas versprüht leidlichen Abenteurer-Charme. Der Spagat zwischen dem windigen Abenteurer, dem Romantiker und Pechvogel gelingt nicht so recht. So als man für die Figuren zuviel gewollt und letzten Endes nichts davon stringent durchgesetzt hätte. Als Liebesfilm unter den Abenteuerstreifen ist Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten etwas zu umständlich und hätte gut um einiges kürzer sein können. Den 80er-Jahre-Saxophon-Score schätze ich aber sehr. Smaragd klang offenbar für den deutschen Verleih unspektakulär – so wurde daraus grüner Diamant. Um den richtig hervorzuheben, wurde der übrigens im Film nochmal überpinselt und sieht daher etwas künstlicher als der Rest des Films aus. Der größte Bullshit ist aber für mich immer noch die stetige romantische Verklärtheit aller möglichen Szenen des Autor*innenlebens oder auch wie Kathleen Turner herzhaft am Katzenfutter riecht, bevor sie es ihrem Vierbeiner „Romeo“ hinstellt. Das tut niemand.
Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten (OT: Romancing the Stone), USA, 1984, Robert Zemeckis, 102 min, (6/10)
„Blood Diamond Official Trailer #1 – (2006) HD“, via Movieclips (Youtube)
Blood Diamond
Sogenannte Blutdiamant sind Edelsteine, mit deren Verkaufswert gewalttätige Konflikte finanziert werden. Daher werden sie auch oftmals als Konfliktdiamanten bezeichnet. Es wäre ein leichtes sich die Hände reinzuwaschen, indem man hinterfragt, woher der Stein kommt und wer am Gewinn beteiligt ist. Aber irgendwer will immer irgendwas das glänzt. In Edward Zwicks Film nach einem Drehbuch von Charles Leavitt kollidieren mehrere Welten während des Bürgerkriegs in Sierra Leone (1991-2002). Das Dorf des Fischers Solomon Vandy (Djimon Hounsou) wird von den regierungsfeindlichen Rebellen der Revolutionary United Front (RUF) überfallen. Viele werden ermordet, verstümmelt, Kinder entführt und als Kindersoldaten ausgebildet – so auch Solomons Sohn. Solomon selber wird gefangen genommen und leistet Zwangsarbeit – Diamanten soll er schürfen.
Kurz bevor sie aufgegriffen werden, findet er einen enorm großen, rosafarbenen Diamanten, dessen Wert wohl aller unser Vorstellungsvermögen übersteigt. Er versteckt ihn, aber nicht unbemerkt. So sind kurz nach seiner Befreiung alle nach dem Diamanten her. Auch der Söldner Danny Archer (Leonardo DiCaprio) sieht seine Chance gekommen durch den Erlös des Diamanten Afrika zu verlassen und irgendwo ein neues Leben anzufangen, wo er niemandem mehr etwas schuldet. Während er mit Solomon, der seinen Sohn sucht, eine Zweckgemeinschaft bildet, wird sein Gewissen von der Journalistin Maddy Bowen (Jennifer Connelly) vor eine Prüfung gestellt. Blood Diamond ist ein Thriller mit Gewissen. Er visualisiert sowohl die Ausbeutung, als auch die zu wenig hinterfragende Dekadenz der Industrienationen. Blood Diamond macht die Verbrechen sichtbar, die mit Gewalt und Ideologie die schwächsten zu Mordmaschinen brainwashed. Damit ist Blood Diamond ziemlicher harter Tobak, der dank seiner Hauptcharaktere drei Interessen und Schattierungen von Moral aufeinanderprallen lässt. Ich meine zu sagen bei dem Film versteht man, dass es das Prädikat besonders wertvoll gibt: nämlich wenn Unterhaltung sensibilisiert, schlauer macht und auf Krisen, Missstände und Traumata hinweist. Zu Konfliktrohstoffen gehören beispielsweise auch Gold oder Wolframit.
Blood Diamond, USA/Deutschland, 2006, Edward Zwick, 143 min, (9/10)
Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels
Neunzehn Jahre nach Indiana Jones und der letzte Kreuzzug schwingt Indy nochmal die Peitsche. Die Ankündigung war damals eine große Sache und Filmfans erwartungsgemäß gehyped durch die Aussicht auf einen neuen Indiana-Jones-Film. Letzten Endes fiel die Rezeption dann etwas nüchtern aus. Alle scheinen sich einig zu sein, dass Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels gutes Popcornkino ist, aber ein wenig das revolutionäre Feeling früherer Indiana-Jones-Filme vermissen lässt. Dabei ist das worauf es in diesem Abenteuer hinausläuft sogar recht, ähm, gewagt.
Professor Henry „Indiana“ Jones Jr. (Harrison Ford) wird von einem jungen Mann namens Mutt Williams (Shia LaBeouf) gebeten die Entführung seiner Mutter und ihres gemeinsamen Freundes Harold Oxley (John Hurt) zu untersuchen. Die Geschichte klingt etwas dünn, aber Indy will Ox nicht im Stich lassen. Die Entscheidung wird ihm eh abgenommen als sowohl FBI als auch die russische Agentin Irina Spalko (Cate Blanchett) hinter ihnen her ist. Zwar haben Indy und Mutt so ihre Differenzen, aber die beiden schlagen sich durch Südamerika auf der Suche nach nichts geringerem als El Dorado. Ein mysteriöser Kristallschädel soll ihnen den Weg weisen. Der vierte Film der Reihe würfelt einiges durcheinander. Kristallschädel, Roswell, Aliens, El Dorado, Maya, Sonnenkulte – klar, die Indiana-Jones-Filme liebäugelten schon immer mit dem metaphysischen, schwer erklärbaren. Aber meist wurde das etwas abstrakter betrachtet als hier. Fliegende Untertassen machen eben gegen Ende des Films, dass sich das alles dieses Mal ein Stück weit absurd anfühlt. Es ist zu offensichtlich, zu eindeutig, zu „in your face“. Die anfängliche Formel klang eigentlich ganz schön. So lebt der vierte Indiana-Jones-Film hauptsächlich für Unterhaltung statt heroischer Eskapaden und Rätseln wie in früheren Filmen. Stattdessen liegt der Fokus auf Comedy und darauf der Figur Indiana Jones eine Art des Abschlusses zu geben. Ein prominentes Gesicht ist auch wieder dabei: Karen Allen als Marion Ravenwood. Das ist alles schon mächtig gewollt … aber halt auch ganz schön anzuschauen. Man sollte den Film nicht mit denselben Erwartungen wie die früheren Indiana-Jones-Filme schauen, dann lebt es sich am besten damit.
Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels (OT: Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull), USA, 2008, Steven Spielberg, 123 min, (6/10)
„OCEAN’S 8 – Official 1st Trailer“, via Warner Bros. Pictures (Youtube)
Ocean’s 8
Als Debbie Ocean (Sandra Bullock) aus dem Gefängnis freikommt, verliert sie keine Zeit und plant direkt den nächsten Raubzug. Sie hat es auf ein 150 Millionen Dollar teures Diamant-Collier abgesehen, das einmalig den Safe Cartiers während der Met Gala verlässt und von Starlet Daphne Kluger (Anne Hathaway) getragen wird. Das moderne Sicherheitssystem, der Raub an sich, das Observieren Klugers und die Vorbereitung erfordert aber einige Spezialistinnen. Ocean schart daher ihre Partnerin Lou (Cate Blanchett), die Designerin Rose Weil (Helena Bonham-Carter), Edelstein-Expertin Amita (Mindy Kaling), die Hackerin Nine Ball (Rihanna), die Taschendiebin Constance (Awkwafina) und die Schieberin Tammy (Sarah Paulson) um sich.
Einerseits ist es ja schön anzusehen, dass ein Heist-Film mal ausschließlich mit weiblichen Hauptrollen besetzt wurde. Bis auf Nebenrollen als Love Interest oder Femme Fatale ist ja bisher nicht viel drin gewesen wie die Vorgängerfilme der Oceans-Reihe mit Geogre Clooney, Brad Pitt & Co. bewiesen haben. Und die sind nun mal die bekanntesten und erfolgreicheren Vertreter unter den Heist-Filmen der jüngeren Vergangenheit. Wirklich revolutionär wäre es aber gewesen, wenn man ein neues Format erdacht hätte. Sich darauf zu verlassen, dass das Konzept des All-Female-Cast in einem bereits beliebten Kontext funktioniert, zeugt nicht gerade von Vertrauen. Seitens der Zuschauer stellt sich auch schnell der schale Beigeschmack des „kenne ich schon“ ein. Somit sind frauenzentrierte Ableger eines Franchise, das zuvor überwiegend männlich besetzt war, alles andere als ein ernstzunehmender Schritt in Richtung Feminismus.
Wohl aber zur Etablierung von ansprechenden Frauenrollen. Und tatsächlich macht die Geschichte der sehr individuellen Frauen viel Spaß. Sie alle spielen mehr oder weniger mit Klischees, manche Figuren dürfen die auch fast gänzlich auslassen. Sie stellen ganz im Stile der Oceans-Filme jeweils Spezialisten auf ihrem Gebiet dar. Der Bechdel-Test wird locker bestanden und ein bisschen Womance (äquivalent zu Bromance) gibt es auch. Der Cast ist super! Nur der Rest hinkt. Dummerweise kann sich ein Film als Ableger einer Reihe kaum des Vergleichs mit der Reihe entziehen. So lässt Ocean’s 8 ein wenig den Wortwitz anderer Oceans-Filme vermissen und kreiert eine klischeehaft angehauchte Atmosphäre von Frauen, die sich anfangs ihren Mut selbst nicht zugetraut haben – anders als den Filmen rund um Danny Ocean und sein Team. Ziemlich unnötig. Können wir bitte den Cast nehmen und nochmal neu anfangen?
Ocean’s 8, USA, 2018, Gary Ross, 110 min, (6/10)
Der schwarze Diamant
Nimm einen Film der Coen Brothers, leg noch reichlich Bling-Bling und Straßenweisheit drauf, mehr Gefluche und spiel das ganze in 17-facher Geschwindigkeit ab – das ist Uncut Gems. Quasi „An Unserious Man“. Es mag nicht charmant sein das Werk der einen mit dem der anderen zu vergleichen, aber es drängte sich in seiner zermürbenden Weltsicht und dem absurden Glücksritter-Verhalten des Protagonisten auf. Adam Sandler mimt hier Howard „Howie“ Ratner, der ein Juweliergeschäft in New York betreibt. Zu seinen Kunden zählen Größen der Sport- und Rapszene. Howie selber ist spielsüchtig und rettet sich mit kleinen Gewinnen, Geschäften und Schuldscheinen vor Geldeintreibern. Zumindest noch eine Weile. Seine Familie, ein Leben mit einigen Annehmlichkeiten und eine Geliebte will er unterhalten. Alles steht ständig auf der Kippe. Da gelangt er an einen enorm großen Opal, den er versteigern will – einige Geschäftsbeziehungen locken aber auch und Howie geht auf’s Ganze. Ich kann nicht behaupten, dass Der schwarze Diamant mein neuer Lieblingsfilm ist, aber die Formel mit der die Rücksichtslosigkeit des Glücksritters Schlag auf Schlag abgespult wird, ist schon atemberaubend. Die Brüder Benny und Josh Safdie gelten in Cineastenkreisen schon eine Weile als der Geheimtipp und neuer Stern am Indiefilmhimmel. Zu recht. Der schwarze Diamant ist ein visionärer Abwärtsstrudel ungeheurer Wucht. Ein bisschen bleibt man aber doch mit der Frage zurück „Was will uns der Künstler damit sagen, was wir nicht schon wussten“. Die Optik und Machart ist aber so genial, dass man darüber gerne hinweg sieht. Adam Sandler brilliert hier mal nicht als Klassenclown, sondern als tragische, ungelenke Figur, über dessen Untergang schon alle außer er selbst Bescheid wissen. Seine Hetzjagd durch New York lässt den Zuschauer schon fast mehr schwitzen als ihn. Davon abgesehen weiß ich nicht wie der Originaltitel Uncut Gems verloren gegangen ist.
Der schwarze Diamant (OT: Uncut Gems), USA, 2019, Benny Safdie/Josh Safdie, 130 min, (9/10)
„Uncut Gems | Official Trailer HD | A24“, via A24 (Youtube)
Übrigens war eigentlich geplant, dass in dieser Werkschau auch mindesten ein Film Der Rosaroter-Panther-Reihe dabei ist. Dummerweise spielt der titelgebende Stein aber in längst nicht allen Filmen eine Rolle. Und der erste Teil war schon hier dran. Aber auch so gibt es offenbar eine ganze Menge Filme in denen Juwelen eine Rolle spielen und entsprechend in Szene gesetzt wurden. Übermalt, CGI, indirektes Element oder gar direkt gezeigt – die Möglichkeiten sind unendlich. In manchen Filmen dient das Juwel nur als ein Aufhänger für die Handlung (Ocean’s 8) in anderen hat er einen symbolischen Charakter, der die Gier des Menschen adressiert wie in „Der schwarze Diamant“ oder „Blood Diamond“.
Oftmals ist der Edelstein als Objekt der Begierde in Abenteuerfilmen oder Heist Movies anzutreffen. Beim Rosaroten Panther prägte er trotz zeitweiliger Abwesenheit den Titel einer ganzen Filmreihe. Und er muss oftmals als Trope in Fantasystoffen herhalten – als Kristall oder Stein großer Macht so wie in „Der dunkle Kristall“ bis hin zum Mondstein in „Sailor Moon“. Manchmal hat man den Eindruck, dass Edelsteine eine Exklusivität ausdrücken, in der sich viele menschliche Begierden spiegeln. Nach Macht, Ruhm, Reichtum. Gerade deswegen wird sich das Trope des seltenen Edelsteins oder machtvollen Kristalls wahrscheinlich nie tot laufen. Welche Filme kennt ihr, in denen ein Edelstein eine Rolle spielt? Kennt ihr die oben besprochenen Filme?
„7ème art“ (Sprich: septième art) heißt „siebte Kunst“. Gemäß der Klassifikation der Künste handelt es sich hierbei um das Kino. In dieser Kategorie meines Blogs widme ich mich also Filmen – evtl. dehne ich den Begriff dabei etwas. Regulär stelle ich zwischen dem 1. und 5. jeden Monats jeweils 7 Filme in kurzen Reviews vor.
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