7ème art: Natalie Portman

Zu meinen ersten Begegnungen mit Natalie Portman zählte ihre Darstellung der Padmé Amidala in Star Wars und ihr Auftritt als Jungdarstellerin in Léon – der Profi, der einer meiner Lieblingsfilme aller Zeiten wurde. Ich verknüpfte das nicht sofort, dass es sich bei beiden um ein- und dieselbe Person handelte. Irgendwann dazwischen wurde ich zum Filmfan und empfand ihre Darstellung als Garant für gute Filme. Natalie Hershlag alias Portman wurde bald eine meiner Lieblingsdarstellerinnen – spätestens dann mit Black Swan. 🙂 Es ist also lange überfällig, dass ich mich hier in der Werkschau in sieben Filmen Natalie Portman widme.


„Natalie Portman Breaks Down Her Career, from “Star Wars” to “Vox Lux“ | Vanity Fair“, via Vanity Fair (Youtube)

Hautnah

„If you believe in love at first sight, you never stop looking.“ – so lautet einer der Aufhänger des Trailers und der Film macht begreiflich, was damit gemeint ist. Die Begegnung zwischen dem Schriftsteller Dan Woolf (Jude Law) und der Amerikanerin Alice (Natalie Portman) setzt ein kompliziertes Beziehungsgeflecht in Gang. Sie verlieben sich auf den ersten Blick. Alice wird Dans Muse und inspiriert maßgeblich sein erstes Buch. Als er aber der Fotografin Anna (Julia Roberts) begegnet, scheint Alice vergessen. Nach einer Abfuhr bei Anna will er sich rächen und inszeniert ein Treffen mit einem zufälligen Typen, dem Arzt Larry (Clive Owen). Aus der Rache wird nichts – Anna und Larry verstehen sich prächtig und gehen eine Beziehung ein. Die Wege beider Paare kreuzen sich ein um’s andere Mal. Die gegenseitige Anziehung ist nicht leugbar und bald schon ein mehr grausames Spiel.

Als ich das erste Mal Hautnah sah, war ich noch Teenager und hielt das Bäumchen-Wechsel-Dich-Spiel für absolut unrealistisch. Wie können Dan, Alice, Anna und Larry so oft einen kompletten Richtungswechsel vollziehen, sich in eine der anderen Personen verlieben? Beim zweiten Mal schauen und vielleicht mit etwas mehr Lebenserfahrung sehe ich das etwas anders. Allerdings gelingt es dem Film auch nur bedingt eine Lösung für die Zeit zu finden, in der diese Richtungswechsel passieren. Es ist nicht erklärbar wie Dan zuerst Alice kennenlernt, sich verliebt und dann nur eine Szene später Anna verführen will und alle Konsequenzen in Kauf nimmt. Dadurch, dass sich Hautnah keine Zeit nimmt und keine filmischen Mittel findet um diese Lücken und Stimmungswechsel aufzuholen, wirkt der Film eben (immer noch) unrealistisch.

Ursache hierfür liegt evtl darin, dass Patrick Marber das Drehbuch sein eigenes Theaterstücks adaptiert hat und dabei stark an der ursprünglichen Form festhält. Das macht auch die Dialoglastigkeit des Films deutlich und der kammerspielartig eingeschränkte Bewegungsraum der Figuren in den Sets. Hautnah will eigentlich auch nicht ein Psychogramm sich über die Zeit ändernder Gefühle und Charaktere abbilden, sondern wie Liebe und Anziehung mit Menschen ein fieses Spiel treibt. Der Teil gelingt. Die Dialoge sind pointiert, scharfzüngig und voll einiger bitterer Weisheiten. Obwohl der Trailer unten den Eindruck erweckt, dass es ein Julia-Roberts-zentrierter Film ist, behandelt Hautnah seine Charaktere gleichberechtigt. Am Ende steht die bittere Wahrheit, dass Liebe und Anziehung heiß brennt, selbst wenn nicht erwidert.

Hautnah (OT: Closer), USA/UK, 2004, Mike Nichols, 104 min, (7/10)

Sternchen-7


„Closer (2004) Official Trailer 1 – Julia Roberts Movie“, via Movieclips Classic Trailers (Youtube)

Garden State

Während meiner Studienzeit lagen mir alle in den Ohren, dass man unbedingt Garden State sehen müsse. Auf meine Frage warum waren die Antworten meist „wegen der Musik“ oder auch mal „wegen des Films!!“ Und meinte mit letzterem eigentlich „wegen Natalie Portman“. Vielleicht war ich gerade böse. 😉 Tatsächlich ist Zach Braffs Regiedebut nur am Anfang sehr behäbig, wandelt sich dann ab der zweiten Hälfte zu einer kleinen Indie-Dramedy-Perle. Alles beginnt damit, dass Andrew Largeman (Zach Braff) nach vielen Jahren das erste Mal erneut seine Heimat im „Garden State“ New Jersey besucht. Der Anlass ist ein trauriger: seine Mutter ist gestorben. Das Wiedersehen mit seinem Vater, alten und neuen Freunden und dem Umfeld, dass sich weniger verändert hat als Andrew, sprengt einige über viele Jahre umso fester um ihn gezogene Ketten.

Im Laufe des Films werden sowohl Zuschauer*innen als auch Andrew sehr gut von seinem alten Kumpel Mark (Peter Sarsgaard) und von der flippigen Sam (Natalie Portman) abgelenkt. Zuvor wirkte seine Heimat auf ihn erschreckend fremd und er wie ein Fremdkörper darin. Mit neuen Erinnerungen und dem geteilten Gefühl „nicht reinzupassen“ wird das Gespann zusammengeschweißt. Sie treffen einige lustige Typen, Andrew spricht das erste Mal über seine Kindheit und realisiert, dass es immer noch in seiner Hand liegt die Leere in seinem Leben zu füllen. Garden State beginnt mit einem vor sich hin lebenden Andrew, der nicht weiß, warum ihm jegliche Gefühlsregung fehlt. Oder viel mehr inzwischen weiß, dass es an jahrelanger Falschmedikation mit Psychopharmaka liegt. Und daran, dass er zu lange eine Bürde und Schuld mit sich herumgetragen hat, weil andere weisere Menschen ihm sagen „Das ist so“, bis er sich eingesteht das alles neu zu evaluieren. Damit ist Garden State eine Hommage an das Zurückgewinnen der Heimat, vielleicht auch des Mutes, verpackt in eine angenehm unaufgeregte Tragikomödie. Leider beginnt der Film so emotionslos und kraftlos wie sich Andrew fühlt und verharrt etwas zu lange in dieser Stasis – weniger davon hätte auch gereicht.

Garden State, USA, 2004, Zach Braff, 99 min, (7/10)

Sternchen-7

Your Highness

Das nenne ich mal einen Ausreißer zwischen all den anderen Filmen hier. Vom Genre her. Und v.A. auch von meiner Bewertung her. Dabei bin ich schon mit wenigen Erwartungen an den Film herangegangen. Zwar fand ich David Gordon Greens Ananas Express durchaus ganz witzig, aber sein Your Highness schien ein paar Jahre zu spät zu kommen als Persiflage auf Herr der Ringe, aber entsprechend zeitnah zu Game of Thrones und den Der Hobbit-Filmen. Immerhin spielt auch Charles Dance als König Tallious mit. Trotzdem scheinen alle guten Gags in Fantasy-Mittelalter-Settings schon längst aufgebraucht zu sein. Es ist mir absolut schleierhaft wie überhaupt dieser Cast zusammengekommen ist. Der Film handelt von einer mittelalterlichen Welt, in der Magie und Fabelwesen existieren. Prinz Thadeous (Danny McBride), der stets im Schatten seines älteren, gut aussehenden und heldenhaften Bruders Fabious (James Franco) steht, muss ihm helfen seine Frau Belladonna (Zooey Deschanel) aus den Händen eines geilen und dämlichen Zauberers zu befreien, der sie kurzerhand auf ihrer Hochzeit entführt hat um eine alte Prophezeiung zu erfüllen. Unterwegs treffen sie die toughe und im Schwertkampf ausgebildete Isabel (Natalie Portman), die ihre Familie rächen will.

Nicht mal der Titel geht auf. Der angeblich ständig kiffende Thadeous kifft ein Mal am Anfang des Films, danach spielt das alles keine nennenswerte Rolle mehr. Die Fantasy-Setting-Gags gehen kaum über die üblichen Plattitüden hinweg. Ein paar Gags zünden. Bei „Booby Trap“ musste ich dann doch lachen, aber der Rest ist halt einfach schon tausend Mal gehört. Leider wird auch nicht an Tropen gespart mit denen Thadeous vielleicht doch noch ein strahlender Held wird. Wenn die Gags nicht besonders kreativ sind, wenn der Titel nicht mal konsequent durchgezogen wird, warum gibt es den Film dann? Es wird mir ein Rätsel bleiben. Als einziger logischer Grund fällt mir Timing ein. Auf den Zug der Persiflage aufspringen, während Game of Thrones anlief, bevor andere Satire startet. Vielleicht hat Natalie Portman hier mitgemacht, um schon mal für ihre Zukunft im MCU und der asgardischen Familie zu üben!? Wer weiß. Kann man sich schenken, taugt nicht mal als Persiflage.

Your Highness, USA, 2011, David Gordon Green, 102 min, (2/10)

Sternchen-2


„EINE GESCHICHTE VON LIEBE UND FINSTERNIS Trailer German Deutsch (2016)“, via Moviepilot Trailer (Youtube)

Eine Geschichte von Liebe und Finsternis

Natalie Portmans Langfilmdebut als Regisseurin ist eine Adaption der gleichnamigen Autobiografie des israelischen Autors Amos Oz. Darin wächst Amos (Amir Tessler) im damals britisch administrierten Völkerbundsmandat für Palästina auf, dem heutigen Jerusalem. Seine Mutter Fania (Natalie Portman) ist eine jüdisch-ukrainische Einwandererin. Sein Vater Arieh (Gilad Kahana) ein Gelehrter. Zusammen mit Amos lernen wir als Zuschauer den zeitgeschichtlichen Kontext und die Auswirkungen einzuordnen. Amos Familie hofft als aschkenasische Juden, dass mit der Gründung eines Staates Israel die jüdische Bevölkerung nach Jahren der Vertreibung und Konflikte ein Zuhause bekommt. Damit gehen aber Spannungen und Gewalt einher, die insbesondere den einfühlsamen Amos zu Schaffen machen. Er kommt allgemein sehr nach seinem Vater und möchte gern Autor werden. In seinem Umfeld aber ist die Rede von Politik, Umsturz, Molotov-Cocktails. Insbesondere zu seiner Mutter hat er eine sehr enge Beziehung, die aber als ebenso empfindsamer Mensch vom Zeitgeschehen immer mehr bedrückt wird und in Depressionen verfällt.

Es gibt eine Stelle im Film, in der erwähnt wird, dass der Gedanke nicht weiterkämpfen zu müssen und dass sich ein Ziel erfüllt hat, gleich dem Mangel eines Ziels im Leben kommt und deswegen Depressionen triggern kann. Tatsächlich ist es bitter zu sehen wie Fania nach so langem Durchhalten dem mentalen Krieg ausgesetzt ist. Es ist faszinierend und erschreckend in dem Film bewusst gemacht zu bekommen wie sehr Juden auf das Ende der Konflikte gewartet haben. Es lässt das jüdisch-israelische Lebensgefühl (für Menschen wie mich, die damit wenig Berührungspunkte außer durch Literatur etc. haben) vielleicht einen Hauch verstehen, aber noch längst nicht alles. Für mich als Nicht-Jüdin ist der Film ein Hinweis, aber es gibt noch soviele Fragen.

Es ist vollkommen ok, das Eine Geschichte von Liebe und Finsternis kein Erklärfilm ist, sondern ein Hinweis auf meine Wissenslücken. Was schon schwieriger ist, sind die anderen Lücken, die Amos und v.A. Fanias Dilemma erlebbar machen sollen. Obwohl optisch fantastisch umgesetzt und mit viel Enfühlungsvermögen für seine Charaktere bleibt die Handlung fragmentarisch, sodass Zuschauende die Charaktere und ihre Dilemmata nie vollständig greifen können. Es scheint immer etwas zu fehlen. Fania wird als romantischer Teenager beschrieben, aber ihre romantische Gedankenwelt mit eher düsteren Bildern gezeigt. An anderen Stellen ist es ein außerordentlicher Film – er wurde hauptsächlisch auf Hebräisch eingesprochen. Natalie Portman ist selber in Israel als Natalie Hershlag geboren und später in die USA immigriert. Sie spricht fließend Hebräisch, arbeitete aber daran möglichst ohne amerikanischen Akzent zu sprechen. Man kann wohl davon sprechen, dass Eine Geschichte von Liebe und Finsternis ein Herzensprojekt ist, denn sie brauchte 8 Jahre um den Film zur Realisierung zu bringen.

Eine Geschichte von Liebe und Finsternis (OT: סיפור על אהבה וחושך „Sipur al ahava ve choshech“), Israel, 2015, Natalie Portman, 98 min, (7/10)

Sternchen-7

Jane Got a Gun

Der 2015er Film Jane Got a Gun ist Natalie Portmans Ausflug in das Western-Genre, indem sie wie überall eine glaubwürdige Performance ablegt, die nur mit dem eigentlichen Titel des Films seltsam dissonant einhergeht. Denn extrem schießwütig ist sie eigentlich nicht. Ist das Leben der titelgebenden Jane doch von Tragödien und der Suche nach Sicherheit geprägt. Aber fangen wir am Anfang des Films an: Jane (Natalie Portman) sieht ihren Mann Bill (Noah Emmerich) auf das traute Heim zureiten, er sackt in sich zusammen, fällt vom Pferd: in seinem Rücken fünf Kugeln. Er sagt ihr, dass sie verschwinden soll und dass die Bande des fiesen Schleppers Bishop (im ersten Moment gar nicht erkannt: Ewan McGregor) hinter ihnen her ist. Jane denkt gar nicht daran den bewegungsunfähigen Bill zum Sterben zurückzulassen, bringt ihr Kind in Sicherheit und heuert Hilfe an. Dan Frost (Joel Edgerton) und Jane haben allerdings eine Vergangenheit, die das Geflecht aus Bill-Jane-Dan-Bishop noch mehr zu einem Kampf „aus Prinzip“ macht.


„Jane Got A Gun – Trailer (deutsch/german)“, via LEONINE Studios (Youtube)

In Rückblicken wird während des Films immer wieder erzählt wie Jane, Bill und Dan da landeten, wo sie jetzt sind und was Jane und Dan eigentlich miteinander verbindet. In all dem steckt soviel „Western“, dass es die ganzen Weichmacher (glückliche Zufälle gegen Ende) und die beinharte und nicht so ganz zutreffende Überschrift nicht gebraucht hätte. Da wird durch Dreck geritten, da ist die Landschaft und die Bevölkerung rauh – die Sitten entsprechend auch. Man hat wenig und selbst das kann einem vom einen auf den anderen Tag noch genommen werden. Die Holzhütte wird durchlöchert und der Schweiß fließt. Es ist alles wie man es sich erwartet – nur gespickt mit einer dramatischen in Rückblicken erzählten Geschichte, die sich im Laufe der Zeit fügt und nicht weniger tragisch wird. Ein dankenswert kurzer und pointierter Film, der allerdings nicht unbedingt durch sein Ende gewinnt, das man auf drei Meilen Entfernung riecht und nicht besonders originell ist. Tatsächlich könnt ihr das wahrscheinlich schon beim Lesen der Besprechung erraten.

Jane Got a Gun, USA, 2015, Gavin O’Connor, 98 min, (7/10)

Sternchen-7

Jackie: Die First Lady

Pablo Larraíns erster englischsprachiger Spielfilm, koproduziert von Darren Aronofsky, widmet sich der ehemaligen First Lady Jacqueline „Jackie“ Kennedy in den Tagen unmittelbar nach der Ermordung ihres Ehemannes John F. Kennedy. Die von Natalie Portman verkörperte Lichtgestalt versucht angesichts der unwirklich scheinenden, tragischen und brutalen Ereignisse vor der Öffentlichkeit Gesicht zu wahren und verfällt gleichzeitig in einen frenetischen Wahn das Erbe ihres Mannes zu wahren. Wir erleben in parallel geschnittenen Handlungssträngen Auszüge einer Doku, die Jackie und ihren Mann in glücklicheren Zeiten im weißen Haus bei einer Roomtour zeigt, in der Jackie alle Restaurationen aufzählt, die sie in Auftrag gegeben hat. Sie ist stets von einer gewissen Dekadenz umgeben. Zusammen mit ihrem von Natalie Portman offenbar akribisch studierten Akzent und der stets langsamen und bedachten Wortwahl ist sie eine wie aus der Zeit gefallene Erscheinung, mit der deutlich spürbaren Aura der Gattin eines Staatsoberhaupts. Kaum eine Szene weiter sehen wir sie verwirrt und noch mit Blut am Kostüm bei der Vereidigung Lyndon B. Johnsons und nur eine Szene später beim Interview mit einem Journalisten (Billy Crudup), dem sie ihre Version der Ereignisse aufdiktiert.


„JACKIE Trailer 2 German Deutsch (2017)“, via KinoCheck (Youtube)

Wenn man so wenig über Jackie Kennedy weiß wie ich (nämlich dass sie eine Stilikone ist, dass sie mit im Auto saß am verhängnisvollen Tag und wen sie danach geheiratet hat), dann ist es überraschend schwierig die Beweggründe Jackies nachvollziehen zu wollen. Jackie Kennedy ist hier absolut gewollt und schlau geplant tatsächlich anfangs schwer nachvollziehbar. Verzagt und dekadent. Und verbissen wie sie versucht zu jedem Zeitpunkt ihrem vestorbenen Mann eine Ehre zuteil werden zu lassen. Als die Fassade bröckelt, erkennt man in Pablo Larraíns Film den Menschen dahinter. In dieser Reihenfolge wohl definitiv besser als anfangs gedacht. Denn nach und nach wird klar, dass ein großer Teil der Tragik um John F. Kennedys Tod und dem Verlust von Jackies bisherigem Leben auch der Verlust einer Zukunft steht. Wie ein uneingelöstes Versprechen fragen sich Jackie und ihre Schwager Robert (Peter Sarsgaard), was John noch alles hätte erreichen können. Sie stehen vor sovielen „Was wäre wenns“, vor einer verlorenen und unerfüllten Zukunft. Der Film entwickelt seine große Stärke etwa ab dem zweiten Drittel, wo all das Wort und Gestalt erhält und den Film rund macht. Regisseur Pablo Larraín und Drehbuch-Autor Noah Oppenheim haben einen großartigen Job gemacht, der stets Jackie zentriert (auch vom optischen Winkel her) und was von ihrem Leben übrig ist, das scheinbar zusammen mit John F. in Stücke geschossen wurde..

Jackie: Die First Lady (OT: Jackie), USA/Chile/Frankreich, 2016, Pablo Larraín, 100 min, (8/10)

Sternchen-8

Vox Lux

Vox Lux ist der antiklimaktischste Film, den ich seit Langem gesehen habe. Er beginnt mit einem Amoklauf an einer amerikanischen Schule. Die von Musik begeisterte Celeste (Raffey Cassidy) überlebt als eine der wenigen oder sogar die einzige ihrer Klasse. Als Celeste bei einer öffentlichen Gedenkfeier singt, wird ein Manager (Jude Law) auf sie aufmerksam und kurze Zeit später hat sie ein Plattenlabel und jettet um die Welt. Der Film ist in mehrere Akte aufgeteilt und nach einem Zeitsprung konfrontiert uns der Sprecher aus dem Off (Willem Dafoe) mit der inzwischen erwachsenen Celeste (Natalie Portman), die nun selber Mutter ist und ein kontrovers diskutierter Star mit Alkoholproblemen.

Von der Presse gefeiert, von der Blogosphäre eher nicht so sehr – das ist das, was ich nach dem Kinostart von Vox Lux aufgeschnappt habe. Und das ist auch einleuchtend. Vox Lux verschreibt sich penibel und ganz selbstverständlich dem show, don’t tell und wertet sehr wenig. Gerade Mal der Sprecher erlaubt sich (und uns) den einen oder anderen Einblick in Celestes Gedankenwelt. Er erlaubt sich die Wertung, dass zum Aufstieg an die Spitze der Charts nichts das größte Talent, sondern Geschäftssinn und das Erkennen des richtigen Zeitpunkts notwendig ist. Auch wenn das eher geschmackslos im Kontext des Atomklaufs wirkt (gewollt).

Andere Handlungsfäden wirken so als ob sie fallen gelassen werden. So beispielsweise, dass Celeste stets von Gewalt begleitet wird. Der Amoklauf, die Verletzung, die Terroristen, die später im Look Celestes Menschen an einem Strand erschießen … dass all das so absolut gewalttätig und schockierend inszeniert ist, erweckt den Eindruck, dass es da noch irgendeine Pointe geben muss. Tatsächlich gibt es die nicht, weil die schon in der Mitte verfeuert wurde. Das ist an und für sich nicht dramatisch und sogar mal ganz erfrischend einen so komplett anderen Ansatz zu erleben. Wenn dann aber der Rest des Films statt das Angefangene zu Ende zu erzählen Konzertausschnitte Celestes zeigt und wenig erzählt, dann fühlt man sich mit bisher anderen Sehgewohnheiten im Hinterkopf eher als ob man hängen gelassen wurde. Für mich war es ok, ich ziehe die Interpretation daraus, dass das Business eine Bitch ist, die auch diejenigen korrumpiert, die glaubten über den Dingen zu stehen. Darin liegt eine Brutalität, für die die echte Bruatlität, die Celeste begleitet, eine Metapher ist. Warum wurde aber aus den Andeutungen gegen Ende nicht mehr gemacht? Das wäre spannend gewesen.

Vox Lux, USA, 2018, Brady Corbet, 115 min, (6/10)

Sternchen-6

Natalie Portman hat sich im Laufe ihrer Karriere zu einer ernstzunehmenden Darstellerin für dramatische und mental anspruchsvolle Rollen entwickelt. Ab und zu wurde sie scheinbar im Laufe ihrer Karriere auf Rollen ge-typecastet, die tief in Beziehungssümpfen stecken. Ich denke da an das seichte „Wo dein Herz schlägt“, My Blueberry Nights, „Garden State“ oder auch „Hautnah“. Vielleicht ist das der Grund, warum sie so offensiv Genre-Hopping betreibt. Das lässt sie auch selten Mal daneben treten wie in „Your Highness“. Im Grunde wertet sie jeden Film auf – es gibt kaum etwas, dass sie nicht wuppt. Liegts am Abschluss in Psychologie oder ist es einfach ihre Begabung, dass sie die psychischen Landkarten der Charaktere, die sie spielt, so versteht und auf die Leinwand webt!? Aber das „kaum“ von dem ich eben sprach, sind wohl die leichten, Feelgood-Rollen, die es ihr durchaus schwer machen wie in „Mr. Magoriums Wunderladen“. Ja, ich hätte die Werkschau mit doppelt sovielen Filmen füllen können. Muss ich aber nicht. Oben sieht man alles, wofür ich Natalie Portman sehr schätze – und es nie müde werde ihr in dramatische Untiefen zu folgen oder noch ein paar Genre-Sprünge mit ihr durchzumachen. Was sind eure Lieblingsfilme mit Natalie Portman? Welche der obigen habt ihr vielleicht schon gesehen?


„Natalie Raps – SNL Digital Short“, via Saturday Night Live (Youtube)

„7ème art“ (Sprich: septième art) heißt „siebte Kunst“. Gemäß der Klassifikation der Künste handelt es sich hierbei um das Kino. In dieser Kategorie meines Blogs widme ich mich also Filmen – evtl. dehne ich den Begriff dabei etwas. Regulär stelle ich zwischen dem 1. und 5. jeden Monats jeweils 7 Filme in kurzen Reviews vor.

2 Antworten

  1. So viele Filme mit Natalie Portman habe ich noch nicht gesehen. Den Star-Wars-Film, dann eine Freundschaft-Plus-Komödie mit Ashton Kutcher, und – der Film, den ich am beeindruckendsten fand, als ich ihn im Kino gesehen habe: Black Swan.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Black Swan ist auch einer meiner Lieblingsfilme + einer meiner Lieblingsfilme mit ihr. 🙂 Leider habe ich den schon in einer anderen Werkschau besprochen – sonst wäre der definitiv hier mit dabei.
      Wie war denn die Freundschaft-Plus-Komödie? Ich mag Romcoms selten, deswegen habe ich einen weeeiiiten Bogen darum gemacht. ^^

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