Bei den Oscars ist Meryl Streep nicht mehr wegzudenken. Sie hat drei mal den Oscar gewonnen und war 20 Mal nominiert – eine bisher unübertroffene Anzahl. Seit ich angefangen habe mich für Filme zu interessieren, eine fast 15 Jahre anhaltende Liaison, ist Meryl Streep eine Instanz. Dabei habe ich vor kurzem erfahren, dass das nicht immer so war. Mary Louise Streep war ein etwas introvertiertes Kind, das sich später v.A. durch ihr Naturtalent für Gesang und Schauspiel zu einer mehr extrovertierten Persönlichkeit entwickelte. Scheinbar entsprach aber ihr Look nicht dem des klassischen Schönheitsbildes, das man sich von einer Schauspielerin erwartete. So sagte Dino De Laurentiis’s bei Streeps Vorsprechen für ‚King Kong‘ über sie „This is so ugly. Why did you bring me this“. Schaut man sich Bilder von Meryl Streep an, fragt man sich: was nennt dieser Mensch hässlich? Meryl Streep war und ist eine schöne und v.A. sehr begabte Frau, die sich Hollywoods Verfallsdatum exzellent verweigert und scheinbar trotz dieser unglücklichen Erlebnisse in ihrer frühen Karriere einen Freifahrtschein hat was ihre Rollenwahl betrifft. Sie brilliert in Musicals und anspruchsvollen Charakterrollen, erlaubt sich aber gern Seitenhiebe und nimmt sich selber aufs Korn indem sie beispielsweise in Florence Foster Jenkins schiefe Töne anschlägt und in ‚Ricki – Wie Familie so ist‘ neben ihrer Tochter die chaotische Rocker-Mutter mimt. Und weil man Helden feiern soll, dreht sich die heutige Werkschau um sie mit sieben ausgewählten Filmen.
Sophies Entscheidung
Stingo (Peter MacNicol) ist ein Schriftsteller, Anfang zwanzig und gerade aus den Südstaaten frisch nach New York gezogen. Es ist die Zeit kurz nach dem zweiten Weltkrieg und er grübelt in seinem ‚rosa Tempel‘, dem etwas verkitschten Mietshaus, über seinem Roman. Da lernt er die Nachbarn aus der Etage oben drüber kennen, die zwischen lautstarken Streitereien und gefeierter und gelebter Harmonie hin- und herspringen wie das Wetter. Seine Nachbarn sind die polnische Einwanderin Sophie (Meryl Streep) und ihr Partner Nathan (Kevin Kline). Die drei freunden sich an, aber Nathans Wutausbrüche sind so bitterböse, dass sie die Gruppe fast immer wieder entzweien. Und wenn Nathan sich wieder von ihnen entfremdet, erzählt Sophie Stück für Stück einen Teil ihrer Geschichte, der sich hinter der tätowierten Zahl auf ihrem Unterarm verbirgt. Und von ihrer Entscheidung.
Sophies Entscheidung ist vielleicht einer der Gründe, warum sie es mit Nathan aushält oder sich dafür entschließt es mit Nathan auszuhalten. Alan J. Pakula war bekannt als Mann für politische und dramatische Stoffe. Er führte u.a. bei Aus Mangel an Beweisen, Die Akte, Vertrauter Feind und Die Unbestechlichen Regie. Sophies Entscheidung adaptierte er als Drehbuch aus dem zugrunde liegenden Roman von William Styron. Meryl Streep spielt Sophie in vielen, zarten Nuancen als eine einerseits abgeklärte Frau, andererseits als sehr darum bemüht mit Nathan klarzukommen. Um nicht zu sagen abhängig. Es ist quasi das Rätsel des Films, was mit Nathan eigentlich los ist und der Zuschauer ahnt schlimmes, wenn Nathan manchmal spät abends nach langer Herumtreiberei schwer betrunken oder high heim kommt. Lange, versteht man aber nicht, warum Sophie nicht einfach geht, denn es gab auch eine Zeit vor Nathan, in der sie auch irgendwie klargekommen ist. Dass sie in dieser Zeit dachte den Tod verdient zu haben, ist eine Wahrheit, die Stingo und der Zuschauer erfahren werden. Die Nuancen in ihrem Schauspiel haben Meryl Streep auch einen Oscar als beste Hauptdarstellerin eingebracht. Nicht aber ihren ersten Oscar, der war für ihre Nebenrolle in Kramer gegen Kramer. Dabei tragen Streep und der herrlich fiebrig-spielende Kevin Kline die etwas behäbige Inszenierung fast allein. Der Film leidet ein wenig unter dem Ungleichgewicht mit dem er Stingos Triebe zu Beginn komödiantisch ins Lächerliche zieht und den späteren ernsten Themen um den Holocaust etwas kurz fasst.
Sophies Entscheidung (OT: Sophie’s Choice), USA, 1982, Alan J. Pakula, 144 min, (7/10)
Jenseits von Afrika
Jenseits von Afrika ist das Portrait der Dänin Karen Blixen (bzw. Karen Christence von Blixen-Finecke), die 1913 nach Kenia auswanderte, eine Zweckehe einging und Kafeeplantage führte. Gespielt wird sie von Meryl Streep als Frau, die von Anfang an stolz und schlau ist, in Afrika aber ihren Stolz einige Male überwinden und einiges dazulernen muss. Sie reist mit ihrem Porzellan an, geht in Rekordschnelle die zweckdienliche Adelstitel-Ehe mit Baron Bror von Blixen-Finecke (Klaus Maria Brandauer) ein und erfährt, dass er das Geld ihrer Familie für eine Kaffeeplantage verprasst hat, wo man sich eigentlich auf eine Molkerei geeinigt hatte. Beide haben keine Ahnung vom Kaffee-Anbau und von den Ortsansässigen wird ihnen bescheinigt, dass in diesem Gebiet kein Kaffee wachsen kann. Karen Blixen arbeitet selber hart, um die Plantage und ihren Lebensunterhalt zu sichern und setzt sich für den auf ihrem Grundstück lebenden Stamm der Einheimischen Kikuyu ein. Aber die Prüfungen die ihr das Leben auferlegt, sind nicht wenige und meistens verursacht durch Männer, die ebenso schwer zu zähmen sind wie das wilde Afrika. Neben ihrem Mann auch der Jäger Denys George Finch Hatton (Robert Redford). Sydney Pollacks Film basiert auf Karen Blixens zahlreichen veröffentlichten Geschichten und Briefen, die einen Einblick in Kolonialisierung und Gesellschaft des 19. und 20. Jahrhunderts geben. Eine Zeit, in der Frauen in den Clubs nicht erlaubt waren, Blixen aber selber eine Farm und Plantage managte, während ihr Mann jagte. Der Film erzählt ihre Geschichte episodenhaft und mit viel Verständnis für die Eingeborenen und ihre Riten, besonders widergespiegelt durch Denys George Finch Hatton, der auf den nahenden Löwen nicht schießt, wenn er sich sicher ist, dass er nicht angreifen wird. Die Langsamkeit und Langatmigkeit des Films ist zwar begründet („die Eingeborenen mögen die Schnelligkeit nicht, so wie wir den Lärm nicht mögen …“ zitiert aus: Out of Africa, S. 252), macht es aber schwer dem Film die volle die ganze Zeit lang die volle Aufmerksamkeit zu schenken. Man erkennt aber deutlich, dass sich Baz Luhrmann für Australia von dem Film „leicht“ inspirieren ließ.
Jenseits von Afrika (OT: Out of Africa), USA, 1985, Sydney Pollack, 160 min, (7/10)
Der Tod steht ihr gut
Robert Zemeckis, Meryl Streep – zwei Namen, die nicht mehr wegzudenken sind. Zemeckis hat sich in zahlreiche Hirne von Filmfans eingebrannt, weil sein Name im Vorspann und Abspann einiger Filme steht (Regie bei Zurück in die Zukunft, Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten, Forrest Gump, Contact, unvm). Und Meryl Streep konnte sich 1992 inzwischen ihre Filme auch aussuchen wie es ihr beliebte und wechselte von den dramatischen und anspruchsvollen Rollen mal zur Komödie. In Der Tod steht ihr gut spielt sie die Schauspiel-Diva Madeline Ashton, die ihrer guten bekannten Helen Sharp (Goldie Hawn) deren Verlobten Ernest Menville (Bruce Willis) ausspannt. Jahre später ist die Ehe der Beiden nur noch eine Farce, Madeline noch mehr eine Tyrannin als zuvor und betrauert v.A. ihre schwindende Jugend. Als sie Helen begegnet, die unverhältnismäßig jung aussieht, tritt jemand an sie mit einem Geheimtipp heran. Ein Elixier, das von der geheimnisvollen Lisle Von Rhoman (Isabella Rossellini) für Unsummen verkauft wird, soll Wunder wirken. Während Madeline sich um ihre Verjüngungskur kümmert, macht Helen sich wieder an Ernest heran und schmiedet Pläne Madeline umzubringen. Bald müssen beide merken, dass das Elixir einen nicht nur jünger aussehen lässt, sondern unsterblich macht. Der folgende Zickenkrieg nimmt damit ein diabolisches Ausmaß an.
Wie so oft hat man die Filme, die man als Kind oder Teenager gesehen hat, als besser in Erinnerung als sie eigentlich sind. Der Tod steht ihr gut feiert Stereotypen und nimmt den Jugendwahn gewaltig aufs Korn. Als Komödie funktioniert das ganz gut und sowohl Goldie Hawn als auch Meryl Streep geben wunderbare zänkische Weiber ab. Nur Bruce Willis bleibt etwas blass in seiner Rolle. Als Guilty Pleasure funktioniert der Film immer noch ganz gut, aber der Zickenkrieg und vor Allem die Oberflächlichkeit strapaziert auf Dauer. Auch Satire hat leider ein Verfallsdatum. Szenen wie der Kauf des Elixirs bei der mysteriösen, viel nackt rumlaufenden Isabella Rossellini oder auch der Mord-Komplott von Helen sollten mal gekonnt überspitzt sein, wirken aber heute wie ein touch too much. Die wertvolle Aussage, die der Film nach hinten raus vermitteln will ist aber zeitlos.
Der Tod steht ihr gut (OT: Death Becomes Her), USA, 1992, Robert Zemeckis, 99 min, (7/10)
Das Geisterhaus
Der auf Isabel Allendes gleichnamigen Roman basierende Film erzählt die Geschichte einer Großgrundbesitzer- und Goldgräberfamilie in Chile in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Die übersinnlich begabte und als Kind verstummte Clara del Valle (Meryl Streep) hatte sich schon früh in Esteban Trueba (Jeremy Irons) verliebt, der sich auf dem Land als Goldgräber eine Existenz aufbauen wollte. Er wird auf Clara aufmerksam und heiratet sie. Clara besteht entgegen Estebans Willen darauf seine Schwester Férula (Glenn Close) mitzunehmen, sodass sie mit ihnen zusammen wohnen kann. Es entspinnt sich eine generationenübergreifende Geschichte, die von Claras Vorahnungen und großem Herz erzählt, aber auch von Estebans tyrannischer Ader, die ihn viele Jahre später einholen wird. In diesem Zusammenhang sind v.A. Antonio Banderas als Pedro Tercero García zu nennen, der sich für die Rechte der Arbeiter Estebans einsetzt und damit seinen Zorn erntet und eine verbotene Beziehung zu Blanca (Winona Ryder) eingeht – Estebans und Claras Tochter. Das historische Flair und die drei Generationen übergreifende Erzählung macht mehr als deutlich, dass der Name Das Geisterhaus nicht nur auf Claras Visionen und Fähigkeiten zurückgeführt werden kann, sondern v.A. auch auf die Erinnerungen, die in dem Haus in Chile verweilen und Esteban wie Geister verfolgen sollen. Was dem Film gut gelingt ist v.A. gegen Ende die politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen in Chile abzubilden. Nicht allen Familienportraits gelingt es den Wandel der Zeit so auf den Punkt zu bringen und nachhaltig zu beschäftigen. Die erste Hälfte des Films entfremdet den Zuschauer aber mit der zweispältigen Art Estebans und der fragwürdigen Ausstattung mit der versucht wurde Meryl Streep aussehen zu lassen wie ein Teenager. Das und die Länge des Films fordern dem Zuschauer zu Beginn einiges ab, wobei die Geschichte erst ab der Mitte an erzählerischen Tempo zulegt und zeigt wo der Film eigentlich hinmöchte.
Das Geisterhaus (OT: The House of the Spirits), Deutschland/Dänemark/Portugal/USA, 1993, Bille August, 141 min, (7/10)
„Die Brücken am Fluss – Trailer (1995)“, via DerFilmReZenSenT (Youtube)
Die Brücken am Fluss
Als ich ein Kind war, schien Die Brücken am Fluss ein echter Liebesfilm-Klassiker zu sein und es wurde erstaunlich viel darüber gesprochen. Gesehen habe ich ihn erst mit 28 Jahren, bin aber in der Erwartung herangegangen, dass der Film der Liebesfilm sein muss. Überraschenderweise ist die IMDB-Wertung (Stand 04.06.17) bei gerade mal 7,5; was meinem Empfinden nach einem guten, aber nicht herausragenden Film entspricht. Tatsächlich ist Die Brücken am Fluss für mich ab jetzt aber wirklich der Prototyp des guten Liebesfilms. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Robert James Waller und wurde von Clint Eastwood inszeniert, der auch gleichzeitig die männliche Hauptrolle spielt. Sein Robert Kincaid ist Fotograf und beauftragt ein Portrait über die Brücken in der Gegend zu machen und verläuft sich auf die Farm von Francesca Johnson (Meryl Streep). Die ist zweifache Mutter und Ehefrau, ihre Familie ist unterwegs und sie alleine zuhause. Francesca ist eigenständig, extrovertiert, aber in ihrer Hausfrauenrolle nicht sie selbst. Kaum ist Ruhe im Haus eingekehrt, fühlt sie sich nicht wohl. Kincaid ist fremd, aber sie merkt schnell, dass er in Ordnung ist. So willigt sie ihm den Weg zu den Brücken zu zeigen. Sie unterhalten sich, sie lädt ihn zum Essen ein, sie reden. Sie scheinen sich gegenseitig in die Seele blicken zu können. Da ist Chemie und ein Gefühl, das ihr sagt: das passiert nur einmal im Leben, dass man jemanden trifft und es schlägt ein wie eine Bombe. Aber ihr Mann? Ihre Kinder? Ihre Familie? Im Laufe eines Wochenendes muss sich Francesca der schwierigen Frage stellen: should I stay or should I go? Wie entscheidet man sich, wenn man egal wie man sich entscheidet, Menschen damit verletzt?
Die realistische Frage und ebenso schnörkellose Antwort ist es was Die Brücken am Fluss so greifbar macht. Das Szenario ist etwas verträumt und fast zu nett um wahr zu sein. Dass Francesca quasi der Mann ihres Lebens einfach auf den Hof fährt. Schon fast zu einfach. Aber das ist es eben nicht. Francescas Dilemma ist, dass ihr das passiert, als sie schon eine Familie großgezogen hat und in einer Beziehung mit einem Mann ist, den sie ebenso liebt. Es ist wie die Entscheidung zwischen zwei Leben, wenn man betrachtet, was Francesca an Kincaids Seite erwartet. Dazu kommen zwei weitere Faktoren, die dafür sorgen, dass der Film kein 0815-Vorabend-Liebesfilm ist. Die Charaktere. Meryl Streep spielt Francesca deutlich als eine selbstbewusste Frau, die vielleicht das erste Mal seit langem einen Grund hat unsicher zu sein. Streep gibt Francesca viele, kleine, nuancierte Mimiken und Gestiken, die nicht wie bei zig anderen Darstellern von Film zu Film recycelt werden. Tipp: den Film im Original schauen und Meryl Streeps italienischen Akzen hören. Man kann die im Raum hängenden unausgesprochenen Worte zwischen Francesca und Robert lesen und ein bisschen schmachten. Gut, nicht nur ein bisschen. Und die Szenen im Regen ist vielleicht eine der längsten und herzzerreißendsten, die ich jemals gesehen habe. Ja! Es gibt eine Szene im Regen! Das ist es was ich meine. Prototyp des Liebesfilms. Eines erwachsenen Films, der nicht außer Acht lässt, dass es neben all den Träumereien noch ein echtes Leben gibt. Und ich schäme mich nicht für die Frage, ob der Altersunterschied zwischen Meryl Streep und Clint Eastwood nicht vielleicht zu groß war?
Die Brücken am Fluß (OT: The Bridges of Madison County), USA, 1995, Clint Eastwood, 135 min, (9/10)
The Hours – Von Ewigkeit zu Ewigkeit
The Hours – Von Ewigkeit zu Ewigkeit erzählt die Geschichten aus dem Leben dreier Frauen, die zu komplett anderen Zeiten in komplett anderen Gesellschaften gelebt haben, sich aber ganz ähnlichen Hürden stellen müssen. Zum Einen aus dem Leben der Autorin Virginia Woolf (Nicole Kidman) im Jahr 1923, die unter der ihr zur Erholung von ihren Depressionen auferlegten Quarantäne leidet und an ihrem Roman Mrs. Dalloway weiterarbeitet. Zum Anderen aus dem Leben Laura Browns (Julianne Moore), einer Hausfrau, die im Jahr 1951 eine konventionelle Ehe lebt, weil man das eben so tut. Als sie beginnt Mrs. Dalloway zu lesen, bemerkt sie erst, dass sie eigentlich ein ganz anderes Leben leben möchte. Clarissa Vaughan (Meryl Streep) lebt 2001 in New York und ist erfolgreich und selbstbewusst. Als sie aber für ihren im sterben liegenden Freund Richard (Ed Harris) eine Party zu dessen Auszeichnung mit einem Literaturpreis vorbereiten will, bemerkt sie ihre innere Zerrissenheit. Dass sie nicht nur scherzhaft Mrs. Dalloway ist, sondern diese Rolle gerade wortwörtlich lebt, nagt an ihr. Ein Wiedersehen gegen Ende des Tages zeichnet letztendlich das Bild dreier Frauen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht in der Lage sind ihr Leben so zu leben wie sie möchten.
Das zentrale Thema von Stephen Daldrys Verfilmung sind die Hürden in unserem Leben, die in ähnlicher Gestalt in verschiedensten Epochen auftreten. Die Tragödien der drei Frauen werden dabei am Beispiel eines Tages ihres Lebens erzählt, der sie aus ihrem Trott reißt und sie innerlich zerreißt. Und in jedem Beispiel mit Selbstmord zutun hat, einem Motiv und Thema, dass zu Beginn und Ende des Films die Endgültigkeit schmerzhaft untermalt, indem Virginia Woolfes Selbstmord thematisiert wird. Damit ist The Hours keine leichte Kost. Erschwerend kommt hinzu, dass der Film einer ist, den man unter Umständen besser versteht, wenn man Virginia Woolfs Mrs. Dalloway gelesen hat. Der Roman spielt in allen drei Geschichten eine Rolle. Dieses dichte und anspruchsvolle Geflecht stammt ursprünglich aus der Feder von Michael Cunningham, der den Roman The Hours geschrieben hat und dafür mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet wurde. Auch wenn man den Roman so wie ich nur vom Hörensagen und Mythos her kennt, kann man die zentralen Themen verstehen. Während Virginia Woolfs und Lauras Geschichte schnell klarmacht mit welchen inneren Dämonen oder Problemen die Frauen zu kämpfen haben, bleibt einem Clarissas Motiv und innere Zerrissenheit lange unklar. Man muss viel zwischen den Zeilen lesen, um das gesellschaftliche Drama und alle Verbindungen des motivlastigen Films zu entschlüsseln. Beispielsweise die bittere Ironie, dass scheinbar Virginia Woolf gesellschaftlich „freier“ war als Laura, obwohl sie in einer ganz anderen Epoche gelebt hat. Aber sie wiederum war durch ihre Depressionen gebunden ein Leben zu leben, dass sie so nicht für sich wollte. Clarissa hat im Grunde die Freiheit zu tun und zu lassen, was sie will – sie lebt in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung und Akzeptanz scheint nicht ihr Problem zu sein. Das Korsett, was ihr zu eng wird, ist aber ein anderes. The Hours ist ein Film voller unbequemer aber wichtiger Themen, der uns bewusst macht, dass Probleme vergangener Zeiten nicht mit der Aufklärung verschwinden müssen, sondern in anderer Form in Erscheinung treten. Aber durch das unbequeme ist es ein Film, den man erst nach dem Schauen und Nachdenken zu schätzen weiß. „Always the years between us. Always the years. Always the love. Always the hours.“
The Hours – Von Ewigkeit zu Ewigkeit (OT: The Hours), USA, 2002, Stephen Daldry, 114 min, (8/10)
„IM AUGUST IN OSAGE COUNTY Trailer Deutsch German | 2014 Official Meryl Streep [HD]“, via KinoCheck (Youtube)
Im August in Osage County
In dem aus einem Theaterstück von Tracy Letts adaptierten Film Im August in Osage County darf Meryl Streep ein richtiges Scheusal sein. Als ihr Mann verschwindet und später tot aufgefunden wird, schart sich die ganze Familie um Familienoberhaupt Violet Weston (Meryl Streep), die von Tabletten abhängig ist und nur bissige Worte für ihre Lieben übrig hat. Als ihre Schwester Mattie Fae (Margo Martindale) und ihre Töchter Barb (Julia Roberts), Ivy (Julianne Nicholson) und Karen (Juliette Lewis) mit ihren Familien aufkreuzen, sprudeln alle Konflikte und Gemüter über und die Geheimnisse der zerrütteten Familie kommen ans Tageslicht. Man hat selten eine Familienfeier erlebt, die über einen Streit hinausgeht. Aber eins der gängigen Filmposter spoilert schon, dass hier die Frauen der Familie letzten Endes eben doch zuschlagen. Das soziale Geflecht, Historie, Beziehungen, Konlikte werden für den Zuschauer über die Dauer des Films aufbereitet, verpassen aber rein dramaturgisch gegen Ende auch sowas wie eine Schlussfolgerung anzubieten. Achtung: der Film ist keiner, der in ein Feelgood-Movie mündet, sondern offenbart den harten Realismus, dass man sich Freunde aussuchen kann, aber nicht die Familie.
Im August in Osage County (OT: August: Osage County), USA, 2013, John Wells, 121 min, (8/10)
Fun fact am Rande: ich wollte als Kind immer „Das Geisterhaus“ sehen, weil ich dachte, dass es wirklich mit Geistern zutun haben würde. 🙂 Tatsächlich könnte ich direkt noch eine zweite Werkschau mit Meryl Streep Filmen machen, weil sie so wahnsinnig viele Filme gemacht hat. Beispielsweise mit Der Teufel trägt Prada, Mamma Mia!, Suffragette – Taten statt Worte und vielen weiteren. Und auch wenn ich nicht jeden der Filme schätze und sich einige nicht mit meinen Interessen decken, muss man mal festhalten, dass Meryl Streep die Filme tatsächlich immer aufwertet und fantastisch viele starke Frauen gespielt hat. Sie gibt fast jeder Rolle eine eigene Mimik und Gestik und man hat nie den Eindruck, dass sie nur zwei Gesichtsausdrücke parat hätte. Meryl kanns. Und sie wird wahrscheinlich immer ein Sympath sein durch ihre Natürlichkeit und die Hürden, die sie in ihrem Leben genommen hat. Welchen Film mit Meryl Streep muss man eurer Meinung nach unbedingt gesehen haben? Gibt es irgendeinen in dem sie eurer Meinung nach keinen guten Job gemacht hat? (Ich bin gespannt, ob da was kommt.) Welchen der hier vorgestellten Filme kennt ihr, welchen nicht? Eigentlich wollte ich unbedingt noch ‚Into the Woods‘ sehen und hier besprechen, aber meine Werkschau fand ein jähes Ende, als der Film plötzlich aus dem Netflix-Programm verschwand. T_T Außerdem möchte ich noch ‚Kramer vs Kramer‘ und ‚Silkwood‘ nachholen.
„7ème art“ (Sprich: septième art) heißt „siebte Kunst“. Gemäß der Klassifikation der Künste handelt es sich hierbei um das Kino. In dieser Kategorie meines Blogs widme ich mich also Filmen – evtl. dehne ich den Begriff dabei etwas. Regulär stelle ich zwischen dem 1. und 5. jeden Monats jeweils 7 Filme in kurzen Reviews vor.
Schreibe einen Kommentar