Noch vier! Ja, ich mache es dieses Mal etwas spannend. Aber hey, vor mir liegt eine kurze Arbeitswoche und ein Feiertag – vielleicht schaffe ich es noch. 🙂 In der vierten Woche der Challenge habe ich es zutun mit einem Film, der vor zwei Jahren im Kino doch recht gehyped wurde, einem Slasherklassiker und einem Film, dem sein skandalbehafteter Ruf vorauseilt. Ihr könnt ja mal überlegen, welcher welcher ist 😉
Happy Deathday
Und täglich grüßt das Murmeltier trifft Scream, so wurde der Film beworben und das ist durchaus passend. Denn Theresa alias „Tree“ (Jessica Rothe) wird an ihrem Geburtstag von einem irren Killer mit Maske umgebracht, nur um danach aufzuwachen und festzustellen, dass es wieder derselbe Tag ist und sie wieder von dem Killer gestalkt wird. Schnell wird Trees Familientragödie und das Leben, dass ihr scheinbar aus den Händen gleitet der emotionale Unterbau der Geschichte. Ist die Studentin offenbar eher etwas desinteressiert und ruchlos, steigt ins Bett mit wem sie will und gibt sich mit nichts außer Äußerlichkeiten besonders Mühe, macht die Konfrontation mit dem Tod sie nachdenklich und führt vielleicht zu einem Umdenken. So ganz nebenbei ist es recht witzig wie sie versucht den Killer zu enttarnen – Jessica Rothe beweist komödiantisches Talent. V.A. der morgendliche Walk of Shame aus der Studentenbude des sympathischen Carter (Israel Broussard) ist ganz cool, denn entgegen dem unsäglichen Jugend-Unwort YOLO tut sie des öfteren Dinge, die sie nur tut, weil sie weiß, dass sie morgen alle vergessen haben werden, da sich der Tag wiederholt. Zum Beispiel mal nackt über den Campus laufen. Als Komödie ist der Film damit ganz gut. Als Slasher und/oder Mysterystreifen nicht. Der Murmeltier-Effekt wird nie ganz aufgeklärt und aus ihrem angeblich ständig schlechteren körperlichen Zustand infolge der ganzen Morde macht Drehbuchautor Scott Lobdell und Regisseur Christopher Landon auch weniger als nichts. Der Killer ist langweilig, die Maske im Baby-Look ist Geschmackssache. Zwar stammt sie vom Ghostface-Designer des Scream-Franchise, sieht aber für mich leider albern aus. Nun muss das Sequel aufklären, was der Film offen ließ, ich persönlich gebe mir das eher nicht. Nicht mal, wenn der Regisseur sein Vorhaben aufrecht erhält jedes Sequel in einem anderen Genre anzusiedeln.
Happy Deathday (OT: Happy Death Day), USA, 2017, Christopher Landon, 96 min, (5/10)
„HAPPY DEATHDAY Trailer German Deutsch (2017)“, via KinoCheck (Youtube)
Funny Games
Ich habe lange gezögert Funny Games zu schauen. Sein Ruf eilt dem Film voraus. Home Invasion ist fies. Es macht, dass du die Tür am liebsten fester zuschließen würdest, wenn das ginge. Warum gucken Menschen das? Genau das nahm der Österreicher Michael Haneke zum Anlass in seinem 1997er-Film die Gewalt durch Eindringlinge ins Urlaubsidyll einer dreiköpfigen Familie auf die Spitze zu treiben und die Grenzen des guten Geschmacks auszuloten. Um damit voyeuristischen Zuschauern zu geben, was sie sehen wollen?? In Funny Games erreicht das Ehepaar Anna (Susanne Lothar) und Georg (Ulrich Mühe) gerade erst zusammen mit ihrem Sohn Schorschi (Stefan Clapczynski) ihr Sommerhaus am See. Da klopfen zwei junge Männer (Arno Frisch, Frank Giering) an. Sie treiben ihre scheinheiligen Vorwände schnell auf die Spitze und strapazieren die Gemüter der Familie. Bis klar wird, dass sie trotz mehrmaliger Aufforderung nicht gehen und die Situation schnell eskaliert. Die moralische und physische Grausamkeit die die beiden an den Tag legen ist schwer zu ertragen – insbesondere bei der gespielten Höflichkeit die sie pflegen.
„FUNNY GAMES (1997) Trailer (Deutsch German)“, via Meteor Film (Youtube)
Während der Film sich in seiner ersten halben Stunde wie ein klassischer „Home Invasion“-Film anschaut, wird Hanekes Kritik am Genre und an Gewaltverherrlichung schnell deutlich. Wenn beispielsweise einer der beiden die vierte Wand durchbricht und dem Zuschauer zuzwinkert. Der Zuschauer wird hier zum Komplizen gemacht, dem die beiden Eindringlinge „geben, was er sehen will“. Auch der Umstand, dass nie ganz klar ist, warum die beiden die Familie quälen ist ein deutlicher Fingerzeig genauso wie das Pflegen mancher Klischees: Warum wird beispielsweise die Familie nicht stutzig als die Männer mit Handschuhen vor ihnen stehen oder nutzen die eine oder andere Situation um um Hilfe zu rufen? Es drängt sich schnell auf, dass die Familie in diesem Szenario nie eine Chance hat. Problematisch ist, dass sich bei dem „Warum gucken Menschen das?“ auch zwangsläufig die Frage stellt „Warum drehen Menschen das?“ Dieser Umstand wurde Haneke selber nach dem Filmfestspiel-Echo zum Verhängnis. Nicht überall wurde der künstlerische Ansatz an das Eindringing- und Home-Invasion-Modell geschätzt und nach dem Motto argumentiert, dass man dem Zuschauer nicht den schwarzen Peter zuschieben dürfe. Sie würden sie ja nicht schauen, wenn es die Filme nicht gäbe. Damit gehe ich nicht wirklich d’accord. Letzten Endes brechen sich alle Themen und Motive Bahn. Und außerdem hat Haneke das „Home Invasion“-Subgenre nicht erfunden. Die gehen bis in das Jahr 1939 zurück. Ebenso kann sich der mündige Zuschauer dagegen entscheiden etwas in der Art zu schauen. Was aber auch ich zugeben muss ist, dass wie viele „unbequeme Filme“ trotz seines Leitmotivs und seiner smarten Machart schwer fällt ihm die Höchstwertung zu geben. Es mag zwar höllisch gut gemacht sein, aber ist eben einfach schrecklich anzuschauen.
Funny Games, Österreich, 1997, Michael Haneke, 104 min, (9/10)
Nightmare – Mörderische Träume
Immer wieder überraschend bei Horrorklassikern: A Nightmare on Elm Street heißt im deutschen Verleih natürlich nicht A Nightmare on Elm Street, sondern Nightmare – Mörderische Träume. Wes Cravens Auftakt eines quasi bis heute andauernden Franchise beginnt mit Tina (Amanda Wyss), die in ihren Albträumen von einem brandnarbengesichtigen Mann mit gestreiftem Pulli und Hut verfolgt wird, der sie mit einem Klauenhandschuh umbringen will. Dass die Albträume mehr als nur das sind, erkennt sie spätestens, als nach dem Aufwachen ihr Nachthemd wirklich zerschlitzt ist. Auch ihre Freundin Nancy (Heather Langenkamp) sieht den Killer in ihren Träumen. Nachdem Tina auf bestialische Weise umgekommen ist, muss Nancy um ihr Leben und das ihrer Freunde fürchten. Soviel muss man A Nightmare on Elm Street lassen – es hat System. So versucht Nancy beispielsweise lange nicht zu schlafen und überlegt sich später recht smart eine Falle für Freddy Krueger (Robert Englund). Obwohl der Film viele Horrorfilm-Klischees nährt und geboren hat, ist sie alles andere als eine damsel in distress. Auch Tinas grausamer Tod hat einige krasse special effects, die noch heute ihre Wirkung erzielen. Man erkennt schon, warum das Ganze ein Slasher-Horrorklassiker geworden ist. Aber der Rest mäandert zwischen relativ einfallslosem Geslashe, das sich selbst nicht ausreichend erklärt. Das Ende ist derart unscharf umrissen, dass man nicht so richtig weiß, was man da sieht. Aspekte wie den, warum gerade Nancy und ihre Freunde Opfer Freddys werden, erklärt man sich eben irgendwie, sodass es Sinn macht. Bei den paar Andeutungen über Freddys Ursprung wundert es doch auch, dass Tina, Nancy & Co. keiner glaubt, als sie vom Mann mit den Schlitzer-Klauen berichten. Und Elemente wie der Kinderreim mit Freddy werden schon verheerend wenig eingesetzt. Es gibt zwar einige ikonische Szenen, aber die vergisst man zu schnell durch die ganzen unausgegorenen Bestandteile der Story, die v.A. Stirnrunzeln erzeugen. Damals sicherlich bahnbrechend, heute eher lau für mündige Zuschauer.
Nightmare – Mörderische Träume (OT: A Nightmare on Elm Street), USA, 1984, Wes Craven, 91 min, (5/10)
Und sonst so?
Da die Arbeitswoche doch recht intensiv war, ich nach Feierabend ins Kino und einen Tag das Herbstwetter zum Wandern ausnutzen wollte, blieb wenig Zeit für „Und sonst so“. Hawksmoor von Peter Ackroyd habe ich weitergelesen und wäre fast vom Stuhl gefallen, als ich noch eine Passage über den Architekten in Alt-Englisch lesen musste. Die wechseln sich scheinbar mit Kapiteln im Jetzt ab. Ich hatte aber gehofft, dass es bei der einen bleibt. Tja, Pech gehabt. Ich komme da etwas schleppend durch, hoffe aber auf Seite 133, wo der titelgebende Komissar Hawksmoor in Erscheinung tritt. Mal schauen, ob meine Erwartungen enttäuscht werden. Zugegebenermaßen habe ich nebenbei hauptsächlich einen Comic gelesen, der mich mehr gefesselt hat. Darüber berichte ich aber an anderer Stelle.
Mit dem Hörbuch Dr Jekyll und Mr Hyde aus der Audible-Produktion The Monster Collection bin ich fast durch. Ebenso mit Chilling Adventures of Sabrina Season 2. Manches finde ich deutlich besser und bissiger dargestellt als in der ersten Staffel. Die feministischen Untertöne sind nicht übel. Aber ähnlich der ersten Staffel ist mir das Teenager-Intrigenspiel hier und da zuviel und die Serie widerspricht sich auch manchmal selbst. Atmosphäre hat sie aber! Da kommt definitiv Halloween-Stimmung auf. Fun fact: an der Academy of Unseen Arts gibt es eine Lehrerin namens Shirley Jackson und einen namens Lovecraft 😈
Zu den bisherigen Artikeln
Ankündigung und Filmliste
Wochen 1 und 2 mit „Apostle“, „Cam“, „Ghost Stories“
Woche 3 mit „Das siebte Zeichen“, „Bis das Blut gefriert“ & „Monsters“
Wie weit seid ihr mit eurem Horrorctober? Und was war der Film, der euch bisher am meisten beeindruckt oder das Fürchten gelehrt hat? Konsumiert ihr nebenbei noch was schauriges? Bücher, Serien, Hörspiele? Tipps sind gern gesehen. 🙂
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