Serienlandschaft: Besprechungen in fünf Sätzen (u.a. „Japan sinkt: 2020“, „Killing Eve“, „Pandemie“, „Mr Mercedes“)

Es ist ja so: zu manchen Serien gibt es vielleicht nicht soviel zu sagen oder zu analysieren wie bei anderen. Oder manchmal ist es eine schöne Übung sich kurz zu fassen. Es heißt also wieder „challenge accepted“. 😀 Ziel ist es die gesehenen Serienstaffeln in nicht mehr als fünf Sätzen zu besprechen. Schachtelsätze sind dabei verboten. Das ganze funktioniert spoilerfrei für die Staffel, die ich reviewe. Nicht spoilerfrei für vorangegangene Staffeln. In fünf Sätzen auch ich ja auch gar keine Zeit viel zu spoilern!

„Titans“ Season 2

Der große Cliffhanger um Trigon im Finale der ersten Staffel wird erschreckend billig und mit erschreckend schlechtem CGI gelöst und ist daher ebenso erschreckend schnell vom Tisch. Einerseits sehr unangenehm, weil es die sehr einfachen erzählerischen Strukturen der Serie entlarvt; andererseits schön, weil man sich anderen Storylines widmen kann. So setzen sich die nach den Ereignissen dankbarerweise neu geformten Titans in der Staffel mit gleich zwei Big Bads auseinander: Deathstroke (Esai Morales) und den Cadmus Laboratories, die Superboy Conner (Joshua Orpin) im Reagenzglas rangezüchtet haben und versuchen als ihr Instrument zu missbrauchen. Nebenher erleben wir jede Menge „special appearances“, beispielsweise von Bruce Wayne (aber nicht im Kostüm 😉 gespielt von Iain Glen (Game of Thrones), Aqualad (Drew Van Acker, Pretty Little Liars) und zahlreiche Rückblicke in die Geschichte der Titans, die bis jetzt zu kurz gekommen sind wie Donna „Wonder Girl“ Troy (Conor Leslie). Obwohl die Handlung schlimm vorhersehbar und manchmal etwas bullshittig ist, taugt es nach wie vor als Guilty Pleasure dank der angenehmen Charaktere, der atmosphärischen Inszenierung und da sich dieses Mal die Konflikte und Auswirkungen untereinander häufen und gut ergänzen. (6/10)

Sternchen-6


„Trailer for Netflix Docuseries „Pandemic““, via NYC Health and Hospitals (Youtube)

„Pandemie“

Netflix hat seine im englischen Original betitelte Dokuserie Pandemic: How to Prevent an Outbreak schon erschreckend gut getimed, denn sie kam exakt zum Bekanntwerden des Coronavirus-Ausbruchs heraus und zog entsprechend ein gewisses mediales Interesse auf sich. Wer aber erwartet neues und wissenschaftliches über Pandemien oder gar den Virus selber zu erfahren, ist wohl mit dem Podcast von Prof Christian Drosten besser bestellt. Es ist nützlicher mit dem Wissen an die Serie heranzugehen, dass sie von den Schicksalen und der tiefen Überzeugung vieler verschiedener Menschen handelt. Darunter einerseits von Impfgegnern, aber auch Politikern, Normalsterblichen, Forschern auf der Suche nach dem Universal-Grippeimpfstoff, Mitarbeitern der WHO die im Kongo gegen Ebola im Einsatz sind und Personal aus dem medizinischen Sektor, die jeden Tag mit den Folgen der Grippe in ihrem Teil der Welt zu kämpfen haben. Das ist sehr empathisch und interessant, aber deutlich zu gestreckt und erweckt den Eindruck, dass sie nicht auf den Punkt kommen. (5/10)

Sternchen-5


„Mr. Mercedes Season 1 Trailer | Rotten Tomatoes TV“, via Rotten Tomatoes TV (Youtube)

„Mr Mercedes“ Season 1

In der Adaption der Stephen-King-Krimi-Trilogie schlüpft Brendan Gleeson in die Rolle des kürzlich in den Rentenstand verabschiedeten Detectives Bill Hodges, der am Boden der Whiskeyflasche nach etwas sucht um die Leere in seinem Leben zu füllen. Sein abartigster und leider bisher ungelöster Fall um den sogenannten Mercedes-Killer kreuzt überraschend seinen Weg, woraufhin Hodges beschließt den in Eigenregie aufzuklären. Die Serie beleuchtet dabei ähnlich wie das Buch auch von der ersten Episode an die Gedankenwelt des Mercedes-Killers aka Brady Hartsfield (Harry Treadaway). Warum die Serie hier im Gegensatz zum Buch insbesondere bei Bradys Kindheit Lücken lässt, erschließt sich mir genauso wenig wie die Frage, warum das Ende abgeändert wurde, wo die Serie doch ansonsten eine sehr genaue Adaption ist. Leider bleibt sie dabei voller bekannter und inzwischen blutleerer Muster – das hat sie mit dem Buch leider auch gemein. Der krimi-affine Zuschauer wird sich dementsprechend etwas langweilen, ab und zu den Kopf schütteln über den IT-Bullshit (hier noch größer als im Buch) und dankbar sein über die sympathischen Charaktere wie die Querdenkerin Holly (Justine Lupe), Bradys Kollegin Lou (Holland Taylor), die flotte und weise Nachbarin Ida (Holland Taylor), den IT-bewanderten Nachbarsjungen Jerome (Jharrel Jerome) und natürlich Brendan Gleeson und Harry Treadaway, ohne die das alles gar keinen Spaß machen würde. (6/10)

Sternchen-6

„Community“ Season 2

Nachdem die Lerngruppe am Greendale Community College gemeinsam Anthropologie belegt, um zusammen bleiben zu können (und natürlich wegen eines !!enormen Interesses an Anthropologie!!), müssen sie sich in der zweiten Staffel v.A. mit den Folgen des Liebeschaos der ersten Staffel auseinandersetzen und gegen Señor Chang wehren, der inzwischen selber Schüler ist und Teil der Lerngruppe werden möchte. 🙂 Die Prämisse klingt schon mal super, die Staffel ist es auch – aber mit Abstrichen. Während sich die Serie in der ersten Staffel auf das Formen der zarten Beziehungsgeflechte konzentrierte, werden hier die ersten wieder eingerissen und es kommt zu überraschend viel Disharmonie, was einerseits unvermeidlich, aber eben auch etwas schade ist  und sehr künstlich wirkt (Stichwort Pierce). Die zweite Staffel legt mit „6 Seasons and a movie“ aber auch den Grundstein für einen neuen Running Gag und setzt mit einer Paintball-, Weihnachts- UND Halloween-Episode bei denen der ersten Staffel nach. Besonders schätze ich die Serie jetzt schon für Gastauftritte – so von *kreiiiisch* Josh Holloway. Die Stärke der Serie ist auch hier wieder zu zeigen, dass wir trotz unserer Unterschiede dank Respekt und Verständnis (meistens) zueinander finden. (8/10)

Sternchen-8

meistens …


„Community Anthropology class with Betty White“, via Cheps85 (Youtube)


„Japan sinkt: 2020 | Offizieller Trailer | Netflix“, via Netflix Deutschland, Österreich und Schweiz (Youtube)

„Japan sinkt: 2020“

Anhand der mehrmaligen Erwähnungen olympischer Spiele merkt man doch sehr stark, dass die Produzenten und Macher es darauf anlegten, dass sich der Anime und Olympia 2020 gegenseitig befruchten. Die Serie basiert auf einer Romanvorlage des Autors Sakyo Komatsu und wie der Titel erahnen lässt, stellt sich die Bevölkerung Japans hier einer bisher nie dagewesenen Katastrophe: das Land sinkt! Wie bei vielen Survivalstoffen punktet es alleine durch das Mitfiebern und den „Wer überlebt?“-Effekt, zumal wir hier auch vorrangig das Schicksal einer Familie verfolgen, dabei aber leider einiges an logischen, erzählerischen und qualitativen Unausgegorenheiten hinnehmen müssen. Schockmomente allein befriedigen eben selten, vor Allem angesichts so fragwürdiger Animationen ohne Shading und mit ganz offensichtlich wechselnden Zeichnern, Stilen und Qualitätsgraden. Wenn eine Animationsserie alle zwanzig Frames plötzlich anders aussieht, dann ist das kein Stilmittel mehr, sondern einfach unprofessionell. Warum musste man auch die gegen Ende angestimmte, schöne Botschaft „Ein Land ist nicht ein Stück Boden, sondern die Summe seiner Menschen“ unbedingt wieder zurücknehmen??? (4/10)

Sternchen-4

„Killing Eve“ Season 3

Mit der dritten Staffel kehrt Killing Eve zu alter Form zurück und braucht auch nicht mehr als fünf Sätze, denn jedes vorweg genommene Storydetail wäre zuviel und würde dem Zuschauer den Spaß daran rauben wie sich nach dem Cliffhanger am Ende der zweiten Staffel Eves (Sandra Oh) und Villanelles (Jodie Comer) Wege erneut kreuzen. Während die zweite Staffel einen Hauch bemüht war, steigert sich die dritte und entwickelt ihre Charaktere konsequent weiter. So begibt sich Villanelle auf die Spuren ihrer Vergangenheit und Familie und legt dabei einen großen Teil ihres Psychogramms offen, ein schmerzlicher Teil aus Eves Leben findet einen Abschluss und v.A. bekommt die Figur der Fiona Shaw (Carolyn Martens als Eves ehemalige Chefin) mehr Format außer eine Gag-Granate zu sein. Unterstützung gibt es u.a. in der dritten Staffel von Gemma Whelan als Geradline, Fionas Tochter. Wer es an der Punktzahl noch nicht ablesen kann, dem sei hier gesagt, dass die dritte Staffel eine der dramatischsten, witzigsten und die wohl menschlichste Staffel der Serie bisher ist und ein uneingeschränkter Tipp!

(10/10)

Sternchen-10


„Killing Eve: Series 3 Trailer – BBC“, via BBC (Youtube)

Mal ehrlich … haben die „Japan sinkt: 2020“ irgendwie schnell fertigstellen müssen um den Olympia-Termin noch zu halten, solange er spruchreif war? Oder aus Mangel an Zeichnern während der Pandemie schnell hingeschludert?? Oder war es genau andersrum und das Budget wurde gestrichen, weil Olympia 2020 dann eh passé war und der Titel keinen Sinn mehr macht? Ich habe selten einen so unausgegorenen Anime gesehen. Übrigens habe ich eine Besprechung darunter geschummelt, für die ich leider mehr als fünf Sätze brauchte. 🙂 Ich bin mittelmäßig schuldbewusst. Ihr könnt ja mal zählen oder raten, welche es ist. Welche Serie hat euch zuletzt unter- oder überwältigt?

Immer zwischen dem 5. und 10. eines jeden Monats mache ich einen kleinen Ausflug in die Serienlandschaft. Ob aktuelle Serien, all-time-favorites, irgendeine TOP-5 oder einfach ein paar zerstreute Gedanken: es ist alles dabei :).

2 Antworten

  1. Es ist nicht nur eine Serie bei der du mehr als fünf Sätze gebraucht hast… 😉

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Echt – welche denn? 🙂 Dass mal einer mitzählt, habe ich ja erwartet. Aber man ist doch überrascht, wenn es passiert XD

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