Rückblick: Februar 2022

#StandWithUkraine

Hätte ich den Februar bis vor einer Woche zusammenfassen müssen, hätte ich was von kleineren beruflichen Erfolgen, von #JFFOnline2022 Filmfestival, von Urlaubsplänen, schönen Spaziergängen, hohen Coronazahlen, faulen Wochenenden erzählt. Das erscheint alles nicht mehr relevant. Am 24. Februar hat Putin sein Säbelrasseln in grausamer Realität umgesetzt und hat Russland in die Ukraine einmarschieren lassen und eine verhältnismäßig lange Periode des Friedens in Europa beendet. Soviel, so bekannt. Bis Februar dachte ich, dass die aktuelleren Sorgen unseres deutsch-ukrainischen Haushalts darin bestehen für unsere Hochzeitspläne alle Papiere in der Ukraine zusammenzubekommen. (Und ja, davon habe ich bisher hier nicht erzählt.) Im Februar wurde dann erst langsam, dann schnell klar, dass das alles gerade uninteressant ist.

Jetzt geht es plötzlich um Leben und Tod. Zwar habe ich keine Blutsverwandten in der Familie, sehe aber bei den Menschen in meinem engsten Umfeld die Blicke auf das Smartphone, die laufenden Newsticker und Nachrichten, die Tränen, die Verzweiflung und Wut. Es ist einfach unfair und unmenschlich. Andere Worte finde ich dafür nicht. Eine Bitte an alle, die so hilflos sind wie ich – ihr könnt etwas tun. Ihr könnt eure Solidarität zeigen (bspw. an Kundgebungen und Demos in eurer Umgebung teilnehmt, oder kleinere Zeichen in sozialen Netzen setzt, usw…), spenden (Übersicht der Tagesschau, Caritas International, möglicherweise Sachspenden in eurer Stadt, etc.) und gegen Misinformation vorgehen. Beispielsweise indem ihr glaubwürdigen und unabhängigen Quellen folgt (ich empfehle die Tagesschau, Zeit und The Kyiv Independent) und Artikel prüft, bevor ihr sie retweetet. Außerdem indem ihr Menschen in eurem Umfeld Beistand leistet, die unter der Situation leiden. Damit meine ich nicht zwingend nur Ukrainer*innen, aber diese v.A. Die Frage „was kann ich tun“ oder „wie geht es dir“ ist wichtig.

Weltgeschehen

Ja Weltgeschehen steht schon oben. Davon abgesehen gab es auch noch viele Dinge, die für mich heute eher uninteressant wirken. Die Leipziger Buchmesse wurde leider abgesagt. Tatsächlich wäre ich gern gefahren und hätte gern viele von euch getroffen und über Bücher philosophiert. Die Oscar Nominierungen sind draußen und ich finde es schön, dass Jane Campions Power of the Dog und Drive my Car so bedacht wurden. Dass House of Gucci ausbleibt, wundert mich nicht so sehr. Die Brit Awards führten genderneutrale Awardvergabe ein, d.h. Männer, Frauen, Nichtbinäre Personen werden alle zusammen für eine Kategorie bedacht. Ich finde, dass das ein interessantes Zeichen ist.

Filme, Bücher, Serien, IT und alles andere was Spaß macht

Im Februar habe ich tatsächlich vorwiegend Manga gelesen und sehr viel Hörbuch gehört, weil ich schon wusste, dass ich ab unserer Leserunde (Tolstois Krieg und Frieden) eine Weile beschäftigt sein würde und nicht viel anderes nebenbei lese. Kein Witz, ja. Ich erwarte den ganzen März und halben April damit zu verbringen. Über die Manga schrieb ich schon in der letzten Ausgabe von angelesen. Besonders habe ich mich auf Naoki Urasawas relativ neue Reihe Asadora! gefreut. Aber auch Die Natur einer reinen Seele hat mir sehr gefallen, wenn auch der zweite Band leider ein Fehldruck war, weswegen ich mir eine neue Ausgabe besorgt und nochmal gelesen habe. Für ca. ein Viertel des Mangas dachte ich, dass das ein gewollter Erzählstil ist. 4-6 Seiten waren jeweils zusammenhängend, dann sprang es zwischen den Zeitebenen. Naja. ^^ Irgendwann war es dann klar.

Ausgelesen habe ich das Sachbuch Immun. Wie der Name verrät, geht es dort um das Immunsystem. Sehr erhellende Lektüre! Bezieht auch die Corona-Pandemie mit ein. Der tatsächlich einzige Roman, den ich gelesen habe ist Maxwells Dämon. Sehr spannend! Viele Twists und Turns, smart geschrieben. Sicherlich hochgradig unglaubwürdig, wenn man anfängt alles auf die Goldwaage zu legen (das wäre ein Fehler). Durch die vielen Querverweise auf Literatur was für Literatur- und auch Popkulturfans. Fand ich echt gut. Wird alles demnächst besprochen (zumindest strebe ich das an), aber wie ich das ohne zu spoilern beschreibe, darüber muss ich noch nachdenken. Es beginnt damit, dass ein Mann einen Anruf seines toten Vaters bekommt. Hörbücher gab es auch auf die Ohren – allen voran The Sandman Act II (sehr unterhaltsam) und Exit Racism von Tupoka Ogette, das ich mit in den März nehme und mir bisher sehr gut gefällt. Die Einführung in das Buch ist sehr einfühlsam und respektvoll, wobei ich mir vorstellen könnte, dass die schon für viele „Happylander“ (so nennt Tupoka Menschen, die sich ihres weißen Bias noch nicht bewusst sind) zu lang ist und die abschalten. Vielleicht bin ich zu pessimistisch.

Das war dann wohl der Monat des Eskapismus. Ich habe den Schitts Creek Rewatch mit Season 4 und 5 weitergemacht. Außerdem die teilweise in Magdeburg gedrehte Serie Schneller als die Angst geschaut, die noch bis Mitte des Jahres in der ARD Mediathek streambar ist. Apropos Mediathek: leider nicht mehr verfügbar ist Das Seil. Die kurzweilige Serie fand ich super. Eher so „okay“ ist  The Woman in the House Across the Street from the Girl in the Window, mehr aber auch nicht. Aktuell schaue ich Halt and Catch Fire Season 4. Ich habe damit deutlich zu lange gewartet, weil die Serie zwischenzeitlich aus Prime verschwunden ist.

Dank des JFF Online Filmfestivals habe ich im Februar einige japanische Filme online streamen können. Leider waren ein paar sehr tolle für Deutschland nicht verfügbar. Andere kannte ich schon dank der Nippon Connection. Im Gegensatz zum Vorjahr kann man während der zwei Wochen alle Filme abrufen, aber nur einmalig. Letztes Jahr war es datumsgebunden und einmalig. Zu meinen Favoriten zählte Her Love Boils Bathwater und The Chef of South Polar. Leider habe ich es zeitlich nicht geschafft mehr als zwei zu besprechen solange das Festival noch lief (gestern endete es). Ansonsten beginnt hier die jährliche Oscar-Schau – u.a. mit Power of the Dog. Ein wirklich toller Film. Gezockt habe ich auch – bis Anfang des Monats Assassin’s Creed Origins. Fantastisches Spiel! Und jetzt übe ich mich im Eskapismus mit Pokémon Schwert. Wenn man allerdings von AC Origins mit soviel Freiheiten und soviel schnellem Gameplay zu Pokémon wechselt, braucht es durchaus etwas Zeit bis man sich wieder an das süßliche, bunte und tatsächlich auch etwas langsame gewöhnt hat. Ansonsten gefällt es mir bisher gut. V.A. die Naturzone und die Rückkehr zum alten Fangsystem mag ich.

Und sonst so?

Anlässlich des #BlackHistoryMonth fiel diesen Monat in der Kategorie Fantastischer Film die Wahl auf Selma. Ansonsten habe ich oben verlinkte Filme des JFF besprochen und die Werkschau widmete sich diesen Monat eines Themas, das ich bisher noch gar nicht hatte. Filmmusik! Genauer der von Ryūichi Sakamoto. Dabei waren einige Filme, die jetzt schon meines Jahresfavoriten sind und die mich überraschend beeindruckt haben. So beispielsweise Tony Takitani. Seit langem gab es auch mal wieder eine Ausgabe „Auf ein Wort“ undzwar mit dem Thema Warum ich den Begriff „Guilty Pleasure“ nicht mehr verwende. Das war der Blog im Februar … . Für den März erwartet mich v.A. die Leserunde zu Krieg und Frieden.

Tja … manches an den Zusammenfassungen über Serien, Bücher, Filme wirkt nichtig neben allem was passiert. Eskapismus nicht immer angebracht. Aber doch schon irgendwie um weiter funktionieren zu können – das muss jede*r für sich herausfinden. Wie geht es euch? Welche Wege zur Unterstützung kennt ihr? Wie war euer Februar?

10 Antworten

  1. Hochzeitspläne? Und doch eine schöne Nachricht unter so vielen schlechten. Auf dass ihr bald wieder unbeschwert planen und die ganze Familie in Frieden zusammen kommen lassen könnt. Alles Liebe!

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Vielen Dank 🙂

  2. Schließe mich meiner Vorrednerin an!

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Danke dir!

  3. Ich möchte mich anschließen und Euch alles Gute wünschen!
    Im Moment warte ich hoffnungsvoll auf Antwort meines ukrainischen (online) Brieffreundes, mit dem ich gerne über Bücher gesprochen habe. Wie es ihm geht, weiß ich leider nicht.
    Die erwähnten Bücher und Filme kenne ich leider nicht, aber „Immun“ klingt ganz spannend. 🙂

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Vielen Dank.
      Immun ist ganz witzig, vielleicht bespreche ich es demnächst endlich mal, dann gibts bessere Eindrücke.

  4. Avatar von voidpointer
    voidpointer

    Oh, Maxwells Dämon klingt spannend. Erstaunlich wie viele Dämonen man bei den Naturwissenschaftlern so findet.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Allerdings

  5. Da hast du also in das so ernste Thema am Anfang eine so erfreuliche Info versteckt. Klingt wunderbar, was ihr da plant. Auch wenn es jetzt leider erst einmal warten muss. Aber aufgeschoben ist in dem Fall ja nicht aufgehoben… 🙂

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Das denke ich auch … 🙂 danke

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