Neulich im Kino … Filmbesprechung zu „Die Theorie von Allem“

Da schrieb ich gerade eben noch, dass ich den „Noirvember“ dieses Jahr ausgelassen habe, da gehe ich aus blassem Dunst und weil die Beschreibung toll klang in „Die Theorie von Allem“ und bekam einen formidablen film noir zu sehen. Mit Science-Fiction und reichlich Atmosphäre. Die Review ist spoilerfrei.

Um 1960 herum fährt Physik-Doktorand Johannes Leinert (Jan Bülow) mit seinem Doktorvater Julius Strathen (Hanns Zischler) in die Alpen, um an einem Kongress teilzunehmen. Strathen geht dabei die Notizen seines Mentees durch und findet wenig Gefallen an dessen Theorien, hat viel zu bekritteln und hält alles für Humbug. Auf dem Weg begegnen sie einem Weggefährten Strathens – Prof. Blumberg (Gottfried Breitfuß) findet Johannes Vision hingegen genial. Während sich der Stargast des Kongresses mit dem Vortrag über Quantenmechanik verspätet, lernt Johannes Karin (Olivia Ross) kennen, die Dinge über ihn weiß, die er noch nie jemandem erzählt hat. Den Vortrag gibt es auch später nicht, aber es kommt zu einem Mord.

DIE THEORIE VON ALLEM Trailer German Deutsch (2023) @FilmtoastDE, Youtube

Beim Lesen der Beschreibung von den Physiker:innen, die in einem Hotel in den Alpen auf das Stattfinden eines Vortrags warten, musste ich an Thomas Manns Der Zauberberg denken, in dem Warten auch eine große Rolle spielt. So langweilig ist der Film aber keinesfalls. Und er hat am Ende vielleicht mehr mit Dark gemein. Obwohl das ein etwas ungnädiger Vergleich ist, aber eben einer, der sich irgendwann im Film schon aufdrängt.

Dabei setzt Die Theorie von Allem ganz andere Akzente – nicht nur, aber vor Allem optisch und von der Stimmung her. Niemand ist prätentiös unheimlich oder weise und die Lösung könnte mehrere Gestalten haben. Gibt es Multiversen und diese Karin und ein anderer Johannes sind sich schon mal begegnet? Hat der andere Johannes die Theorie von Allem gefunden und beendet? Oder aber: ist es doch eher ein Symptom des Kalten Krieges. Sind hier Spione am Werk und bildet sich Johannes Multiversen nur ein, weil Karin mit ihm spielt? Wir können während des Schauens überlegen, welche Lösung für uns schlüssiger erscheint.

Das ganze wird absolut großartig von dramatischer, schwerer Musik untermalt, die nochmal das Noir-Feeling verstärkt wie auch das nostalgische Schwarzweiß, in dem der Film präsentiert wird. Und das Lichtspiel funktioniert nicht nur vor den weiß verschneiten Bergen wunderbar, sondern v.A. in den „Untiefen“ in die sich Johannes begeben wird. Noch mehr Indizien für Noir? Es gibt Ermittler mit Hut! Die gehen den Morden in und um das Hotel nach. Nur sind die eher Karikaturen in dem Film, der sich nicht zwischen Krimi und Science-Fiction entscheiden kann. Und das auch nicht muss. Das Komplettpaket ist so gut abgestimmt, dass man selbst die wenigen Situationen mit Comic Relief gern annimmt und sie der Atmosphäre nicht schaden. Nach einem Drehbuch von Regisseur Timm Kröger und Roderick Warich ist Die Theorie von Allem vielleicht der späte Überraschungserfolg 2023.

Die Theorie von Allem, Deutschland/Österreich/Schweiz, 2023, Timm Kröger, 118 min, (9/10)

Sternchen-9

Mensch, bin ich froh, dass ich an dem Tag trotz verpasster Straßenbahn und bissiger Kälte dann doch noch eine späte den Weg ins Kino wagte, um den Film zu schauen. Was wäre wohl in einer anderen Variante des Multiversums passiert, wo ich wieder nach Hause gegangen wäre? Dieser Beitrag ist Teil meines Booleantskalenders – verlinkt findet ihr noch viel mehr Filme und andere Medienbesprechungen.

Eine Antwort

  1. […] Die Theorie von Allem 🌄 faszinierendes Paket: Noir, Liebe, Mystery […]

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