angelesen: „20th Century Boys“ Perfect Edition Vol. 4, „Gideon Falls“ Vol. 2 & „The Promised Neverland“ Bd. 4

Ich bin spät dran! Die Comics und Manga, um die es heute geht, habe ich teilweise im Juli und August gelesen. Meist als Abwechslung zwischen dickeren Wälzern oder Büchern, die viel Konzentration, Aufmerksamkeit und Zeit gefordert haben. Umso schöner, wenn man zwischendrin mal zum Comic greifen kann. 🙂 Die Besprechungen sind weitestgehend spoilerfrei, was bedeutet, dass sich kleinere Hinweise auf die Handlung der vorhergehenden Bände nicht vermeiden lassen.

„20th Century Boys“ Perfect Edition Vol. 4, Naoki Urasawa (engl. Ausgabe, VIZ)

„Was geschah am Bloody New Years Eve?“ Nachdem im dritten Band ein großer Zeitsprung angesetzt wurde und  sich für unsere Helden (und die Welt) so ziemlich alles geändert hat, kommen wir im vierten Band der Perfect Edition wieder zur quälenden Frage zurück, was genau an dem Abend zum Jahreswechsel geschehen ist. Parallel verraten gleich mehrere Personen ihre Sicht auf die Dinge und Geschehnisse vom Bloody New Years Eve. Zum Einen erfährt die Schülerin Koizumi von einem uns bereits bekannten Charakter, der ein ich würde mal sagen überraschendes Comeback hinlegt, aber auch Otcho berichtet seinem Mithäftling Kakuta von der Verschwörung um Freund. Und auch wenn ich gerade die Stelle im Manga nicht finde, bin ich mir sicher, dass Kanna und ein gewisser, enthusiastischer, junger Polizist parallel dieselben Geschehnisse durchkauen. Dass Urasawa diese parallelen Erzählstränge narrativ so passend zusammenlaufen lässt, spricht wieder einmal für sein Talent. Dabei springt er zwischen den hoffnungsvollen „Freunden“, die vom 21. Jahrhundert Kinderträume träumen; von den Erwachsenen, die im Jahr 2000 versuchen den Plan von „Freund“ zu vereiteln und dem Jahr 2014, wo sie als Terroristen gebrandmarkt sind und es die Fake-News gar in die Geschichtsbücher geschafft haben.

Auf den Band mit der Handlung habe ich mich sehr gefreut, da wir hier gleich zwei alte Gesichter wiedersehen. Aber es ist nicht nur ein Comeback Totgeglaubter, es gibt auch neue Charaktere. Mit der Schülerin Koizumi wird ein weiterer weiblicher Hauptcharakter eingeführt, der Kanna und Yukiji im „Diversity Count“ unterstützt. Koizumi ist sympathisch, weil absolut verplant und ein ganz anderer Schlag als die beiden anderen Frauen. Obwohl sie so chaotisch und eigentlich desinteressiert am Weltgeschehen ist, entlarvt sie sofort, dass die Geschichtsschreibung um den Bloody New Years Eve und Kenji ein riesengroßer Schwindel ist. Spricht dafür wie bereitwillig die (anderen) Menschen angeblich anerkannte Fakten glauben wollen und schlucken, obwohl nur einmal richtig hinhören und hinterfragen gereicht hätte. Ein Umstand, der in Zeiten von haarsträubenden Landtagswahlergebnissen kaum passender sein könnte. Und dass Koizumi bereit ist zu hinterfragen, macht sie sofort sympathisch. Die Story um diverse VR-Erlebnisse und „Friend Camps“ ist ein bisschen abgedreht, aber irgendwie auch wieder genial. V.A. wenn so Gegenwart und Vergangenheit aufeinander treffen. Die Erinnerung kommt zurück: bald tritt einer meiner Lieblingscharaktere auf. Ich freue mich schon auf die weiteren Bände!

„Gideon Falls“ Vol. 2 „Original Sin“; Jeff Lemire, Andrea Sorrentino, Dave Stewart (engl. Ausgabe, Image Comics)

The mystery deepens. Das ist nicht nur ein hohler Werbespruch auf dem Buchrücken, das beschreibt den zweiten Band wirklich treffend. Nachdem Norton die Unterstützung seiner Psychiaterin gewonnen hat, die inzwischen auch die schwarze Scheune sieht, sind ihm noch mehr Menschen auf den Fersen. Plötzlich will man ihn einweisen und er ist flüchtig. Währenddessen versucht Pastor Wilfred etwas über eben jene schwarze Scheune herauszufinden und sucht dabei in der Vergangenheit von Gideon Falls. Und er wird fündig. Tatsächlich werden hier schon einige der brennenden Fragen beantwortet, die sich beim ersten Band aufdrängen. Allerdings ohne das ganze Ding aufzulösen. Damit haben die kreativen Köpfe hinter Gideon Falls gut vorgelegt und sicherlich die meisten Leser am Haken. Aktuell scheint noch nicht bekannt zu sein wieviele Bände die Reihe haben wird. Bisher sind erstmal vier Trades angekündigt. Ich hoffe, dass die Reihe weiter in dem Tempo vorlegt, auflöst und früh endet. Denn obwohl es mir von der düsteren Atmosphäre und dem visuellen Stil sehr gut gefällt, würde es als „Langläufer“ sicherlich an Substanz verlieren. Da schon das eine oder andere aufgelöst würde, ginge das sicherlich in die Richtung „noch eine unvorhergesehen Wendung hier und da“ und die Handlung eventuell verwässern – ein Fehler der zu oft begangen wird. Aber für das, was Gideon Falls aktuell ist, ist es großartig. Insbesondere die irren Ausflüge in die schwarze Scheune sind mindfuck, meta und ein bisschen als ob man hinter die Kulissen der Matrix schaut.

„The Promised Neverland“ Bd. 4, Kaiu Shirai & Posuka Demizu (Carlsen Manga)

The Promised Neverland ist schnell sowas wie ein „Guilty Pleasure“ für mich geworden, was sicherlich schon aus der Besprechung der letzten Bände hervorgegangen ist. „Guilty Pleasure“ bedeutet in dem Fall: also so richtig gut ist es nicht, aber es hat was, dass trotzdem macht, dass ich es weiterlesen will. Die Geschichte um die Waisenkinder, die erfahren, dass sie als „Monsterfutter“ aufgezogen werden und versuchen aus dem Waisenhaus („Der Farm“) zu fliehen, ist spannend, aber formelhaft. Das Katz-und-Maus-Spiel zwischen den Kindern und ihrer „Mama“, d.h. ihrer Betreuerin und zeitgleich Ausliefererin, hat im letzten Band einen Höhepunkt erreicht. Im vierten Band wird mit offeneren Karten gespielt, es geht um Leben und Tod für einen der Hauptcharaktere und die Handlung schreitet sehr stark voran. Wäre das alles nicht, fiele es mir sehr viel schwerer die Handlung zu akzeptieren. Inzwischen wird mit Twists nur so um sich gehauen. Es gibt quasi in jedem Kapitel eine plötzliche Meinungs- oder Planänderung. Das spricht für eine klug geplante Handlung, aber man fühlt sich durch die krass hohe Frequenz etwas an der Nase herumgeführt. Bei zuviel Überraschung sind Überraschungen eben keine Überraschung mehr. Aber es ist gerade noch genug Katz-und-Maus-Spiel, dass ich sogar recht gern dran bleiben will. Noch bin ich also am Haken. Aber wenn das jetzt mehr als zehn Bände lang so geht …? Noch ca ein Band, dann kann ich wahrscheinlich den Anime schauen ohne mich zu spoilern – vielleicht schwenke ich auch zum Anime um.

In „angelesen“ sammle ich die Eindrücke von Buchreihen, die ich lese. D.h. insbesondere von Manga, Comics und Graphic Novels, die ich noch nicht abgeschlossen habe und deswegen nur als Teil eines Ganzen betrachten kann. Wer andere Literatur sucht und die Meinung zu abgeschlossenen Reihen, findet die in ausgelesen, einer weiteren Rubrik hier im Blog. 🙂

Eine Antwort

  1. […] 2020 über ignoriert habe. ^^‘ Die letzte Besprechung zu „The Promised Neverland“ erschien jedenfalls 2019 – wie die Zeit vergeht. Die Besprechungen sind in sich spoilerfrei. Sie enthalten aber ggf. […]

Schreibe einen Kommentar zu angelesen: „20th Century Boys“ PE Vol. 8, „Paper Girls“ Bd. 4 & „The Promised Neverland“ Bd. 5 | Miss Booleana Antworten abbrechen

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