Nach Weihnachts-RomComs, Dark Christmas und einigen anderen gingen mir fast die Ideen für Weihnachtsfilm-Werkschauen aus. Aber da sah ich wohl den Wald vor lauter Weihnachtsbäumen nicht. Natürlich! Was gibt es noch zuhauf bei Weihnachtsfilmen!? Remakes! Vor Allem von Klassikern oder klassischen Motiven! Reboots, Adaptionen und Remaquels! Na klar! Es hätte sogar fast klappen können mit einer ganzen Ausgabe zu genderswapped christmas movie remakes! 😅 Die Besprechungen sind wie immer spoilerfrei. Viel Spaß!
It Happened One Christmas
Da sind wir schon beim ersten gender-swapped christmas classic remake. 😊 Rund dreißig Jahren nach dessen Veröffentlichung traf es den Klassiker Ist das Leben nicht schön? mit James Stewart und Donna Reed. Nur ist es hier Mary Bailey Hatch (Marlo Thomas), die an Weihnachten eine persönliche Tragödie erlebt und erwägt sich das Leben zu nehmen, weil sie „tot mehr wert ist als lebendig“. Just in diesem Moment taucht Engel Clara (Cloris Leachman) auf und zeigt Mary wie ihr Leben verlaufen wäre, wenn sie nicht geboren wäre.
Das mag für Remake-Leugner überraschend kommen, aber It Happened One Christmas steht Frank Capras Version in nichts nach. Wirklich blöd finde ich genderswapper remakes auch nicht, denn sie zeigen (in diesem Fall), dass auch eine Frau diejenige sein kann, die geholfen hat viele Leben zum besseren zu wenden, ein ganzes Stadtbild zu prägen, ein florierendes Geschäft zu führen. Tatsächlich hat mich Marlo Thomas Ausstrahlung und ihre (zumindest bis zur bitteren Entscheidung) positiven Vibes total vereinnahmt. Qualitativ ist der Film aber einen Ticken schlechter gealtert als die Version von 1946. Unglaublich aber wahr. Es gibt Anschlussfehler und der Schnee sieht verdächtig nach einem Schaumgemisch aus. Aber trotzdem hat It Happened One Christmas eben die unschlagbar schöne Botschaft des Originals, dass jedes Leben etwas wert ist und jedes Schicksal zum Guten gekehrt werden kann. Was der Film außerdem hat: Orson Welles(!) als grimmiger Mr. Potter und Wayne Rogers als Marys Veteranen-Ehemann(!!).
It Happened One Christmas, USA, 1977, Donald Wrye, 110 min, (8/10)
Die Muppets Weihnachtsgeschichte
Was für ein großartiger Spaß. Zwar bin ich nicht so wirklich mit den Muppets aufgewachsen, aber man kennt die Figuren. Zu sehen wie die bekannte Rollen der Dickenschen Erzählung einnehmen ist einfach witzig und schön. Wir sehen hier Michael Caine als knauserigen und bärbeißigen Ebenezer Scrooge, der an Weihnachten von drei Geistern besucht wird, die ihn daran erinnern, worum es bei Weihnachten geht.
Kermit der Frosch tritt hierbei als Scrooges Mitarbeiter Bob Cratchit auf, Miss Piggy als dessen Frau und Gonzo als Erzähler aka „Charles Dickens“. Natürlich verbergen sich dahinter Steve Whitmire, Frank Oz und viele mehr. Es ist der erste Film der nach dem Tod von Muppets-Erfinder Jim Henson und Puppenspieler Richard Hunt und vielleicht auch deswegen so besonders liebevoll arrangiert. Besonders Spaß macht die Inszenierung, weil es die teilweise ja auch recht düstere Geschichte durch kleine Details und Eigenarten der Charaktere zusätzlichen Comic Relief verschafft und damit für junges Publikum geeigneter ist. Etwas schade ist, dass die Beziehung Scrooges zu seinem Neffen etwas eingedampft wurde. Und ja: es wird gesungen und die Songs sind wundervoll. 🎵
Die Muppets Weihnachtsgeschichte (OT: The Muppet Christmas Carol), 1992, USA, Brian Henson, 82 min, (8/10)
Jack Frost – Der coolste Dad der Welt
Mit dem Jack-Frost-Mythos oder der Darstellung als Kind mit eisigen Kräften wie im Animationsspektakel Die Hüter des Lichts hat dieser Jack Frost nichts zutun. Ok, er ist vielleicht im Herzen ein Kind geblieben. 😉 Michael Keaton spielt hier den Musiker Jack Frost, der mit seiner Band vielleicht endlich die Aussicht auf einen Plattenvertrag hat. Dafür muss er allerdings einige Gigs und Studiotermine wahrnehmen, was seinen Sohn Charlie (Joseph Cross) besonders trifft. Sein Vater scheint immer weniger zuhause zu sein und gerade in der Weihnachtszeit hatte er auf mehr Zeit mit ihm gehofft. Da entscheidet sich Jack doch einen Termin platzen zu lassen und fährt an Weihnachten zurück zu seiner Frau Gabby (Kelly Preston) und Charlie. Während einer Unachtsamkeit verunglückt er tödlich. Ein Jahr später hat Charlie das noch nicht verwunden und wünscht sich seinen Vater zurück. Und der kommt zurück – als Schneemann.
Das klingt affig, funktioniert im Film aber ganz ok. V.A. weil Colorado als Kulisse dann doch sehr eingeschneit-weihnachtliche Stimmung schafft und ein Schneemann in der Landschaft dann doch irgendwie natürlicher ist. Obwohl der Jack-Frost-Schneemann eine Puppe aus dem Jim Henson’s Creature Shop ist (ja, der Jim Henson von den Muppets), finde ich den Look aber nur halb-gelungen. Michael Keaton gibt sich abgesehen davon alle Mühe ein wirklich cooler Dad zu sein, der immer einen flotten Spruch auf den Lippen hat und das auch als Schneemann transportiert. Und er singt selber! Der Teil mit dem „coolen Dad“ funktioniert also auch. Es gibt aber einige Szenen im Film, die sind schon wieder so gaga, dass sie sehr witzig sind. Beispielsweise, wenn Charlie versucht mit dem Schneemann-Dad von a nach b zu gelangen und kurzerhand „seinen Schneemann“ in einem Handwagen durch die Stadt zieht. Die globale Erderwärmung macht halt leider auch nicht vor ihm halt. Kann man über den Bullshit und das nicht so gelungene Schneemann-Design hinwegsehen, dann wartet hier ein eigentlich sehr schöner Familienfilm.
Jack Frost – Der coolste Dad der Welt (Jack Frost), USA, 1998, Troy Miller, 97 min, (7/10)
Die kleine Lady
… ist kein Weihnachtsfilm! Der Film ist ein Remake des ja an Weihnachten sehr beliebten Der kleine Lord mit Alec Guinness. Übrigens ist das aber auch schon ein Remake! Die kleine Lady ist sozusagen das Remake des Remakes. Um alle komplett zu verwirren: es ist wirklich nur die Verfilmung mit Guiness, die an Weihnachten spielt. Weil man es ja aber doch irgendwie damit verbindet, darf er hier in der Liste bleiben. Die kleine Lady ist Emily (Philippa Schöne), die mit ihrer Mutter Lucille (Christiane Filangieri) in den USA lebt. Eines Tages erfährt sie, dass ihr verstorbener Vater ein Adliger war und wird von ihrer österreichischen Großmutter (Christiane Hörbiger) gebeten zu ihr zu ziehen, um sie als Erbin auf ihre Aufgaben vorzubereiten.
Natürlich läuft das ähnlich wie in den anderen bekannten Verfilmungen und dem Buch von Frances Hodgson Burnett ab. Die Großmutter ist einsam und versteckt ihre Trauer hinter einer Fassade aus Strenge und Härte. Kaum, dass die flippige Emily in ihr Leben tritt, wird sie wieder weicher, übt Nächstenliebe und erhält sogleich noch neuen Lebenswillen? Die Gender-swapped Variante hat entsprechend einige weitere Rollen, die geflippt sind. Christiane Hörbiger macht richtig Spaß als genervte Großmutter. Veronika Ferres darf zudem in auffallend bunten Kostümen als Frau Hobbs auftreten. ich muss gestehen, dass gerade ihrer Figur bei Weitem zu viele unnötige Details aufgedichtet wurden. Beispielsweise, dass sie früher mal eine bekannte Sopranistin war, was sie dann natürlich auch zum Besten geben muss. Schon cooler war wie der Film die Belange der Frauen in der damaligen Zeit adressiert. So setzen sich Emilys Mutter und Frau Hobbs für das Frauenwahlrecht ein. An einer Stelle im Film wird eine ihrer Versammlungen gesprengt! Ansonsten hat der Film aber leider eine ganze Menge Cringe, zu viele sprunghafte Entscheidungen und zu viele falsche Tränen, die plötzlich nach dem Cut auftauchen oder wenn sich Personen umdrehen. Oh weh.
Die kleine Lady, Österreich, 2012, Gernot Roll, 100 min, (5/10)
Der Grinch (2018)
Die 2018er Adaption von Dr. Seuss Weihnachtsklassiker will in keine Schublade passen. Es ist kein direktes Remake, weil es sich Freiheiten erlaubt und relativ anders ist als beispielsweise der Zeichentrick-Grinch oder der Jim-Carrey-Grinch. Ein Sequel ist es auch nicht – vielleicht ja ein Reboot? Illumination Entertainment animierte den Grinch jedenfalls in ein buntes 3D-Spektakel. Im Original wird der Grinch von Benedict Cumberbatch gesprochen und in der deutschen Synchronisation von Otto Waalkes. Kannste dir nicht ausdenken.
Die Handlung weicht insofern ab, dass der Grinch nicht ganz so bösartig wirkt wie er wohl in anderen Adaptionen wirkt. Stattdessen sorgt es mehr für Lachnummern wie seine Pläne fast bis zum Schluss scheitern. Aber eben nur fast. Die herzerweichende Note von Verzweiflung und Einsamkeit ist etwas weniger krass, da der Film allgemein mehr auf Comic Relief und Fluff setzt als seine Vorgänger. Aber irgendwie ist es doch das Merkmal des Grinchs, dass er eher edgy und besonders grummelig ist, damit das Ende noch mehr mitten in das jetzt drei Mal so große Herz trifft, oder? Trotzdem ist er nicht übel. Im Original ist Pharrell Williams der Erzähler und die teils neu komponierten Songs stammen u.a. von Pentatonix, Danny Elfman und Run-D.M.C.
Der Grinch, USA, 2018, Scott Mosier/Yarrow Cheney, 90 min, (6/10)
Drei Haselnüsse für Aschenbrödel
Es war ja klar, dass wir hier früher oder später an den Punkt kommen werden, an dem wir uns fragen „hat es dieses Remake gebraucht“? Vielleicht nicht. Aber es ist auch erfrischend zu sehen, dass ein tschechisches Märchen und dessen Verfilmung grenzüberschreitend so bekannt und beliebt ist, dass es ein norwegisches Remake bekommt. Hier ist es Astrid Smeplass, die Aschenbrödel darstellt und Cengiz Al als Prinz. Ellen Dorrit Petersen mimt die Stiefmutter und Ingrid Giæver Aschenbrödels Stiefschwester Dora. Zu den Modernisierungen und Abänderungen gehört u.a., dass Dora nicht per se böse, sondern eher etwas weniger clever und sehr naiv ist. Ähnliches gilt für die Figurenzeichnung allgemein, die sich um Mehrdimensionalität und Diversität bemüht.
Fokus liegt beispielsweise darauf, dass der Prinz mehr sein möchte als seine Pflichten und sein Status. Aschenbrödel hingegen ist ähnlich dem Original eine selbstbewusste junge Frau, die sich im Rahmen ihrer Mittel zur Wehr setzt. Clever ist sie, gut schießen kann sie auch. Aber das alles ist nicht so richtig prägnant, nicht besonders auf den Punkt. Es fehlt den Charakteren an Schlüsselmomenten, v.A. dem Prinzen. In punkto Romantik sprühen hier wenig Funken. Nicht mal bei den beiden Freunden des Prinzen, die offenbar merken, dass sich etwas mehr mögen als „gute Freunde“. Schade! Das sind viele vertane Chancen. Die Drehorte Litauen und Norwegen dienen als wunderbar eingeschneite Kulisse und machen echt Spaß. Während auch die Ausstattung allgemein toll ist. Es fehlt aber etwas an dem, was einem das Herz wärmt zwischen all dem Schnee, Eis und Nordlichtern.
Drei Haselnüsse für Aschenbrödel (OT: Tre nøtter til Askepott), Norwegen, 2021, Cecilie Mosli, 87 min, (7/10)
Nicht schon wieder allein zu Haus
Der streng genommen sechste Film des Kevin – Allein zu Haus-Motivs beginnt mit dem Ehepaar Pam (Ellie Kemper) und Jeff McKenzie (Rob Delaney), die schweren Herzens ihr Haus verkaufen müssen. Jeff hat seinen Job verloren und noch keinen neuen in Aussicht, während Pams Gehalt nicht reicht. Während einer der Besichtigungen stolpern Max Mercer (Archie Yates) und seine Mutter (Aisling Bea) eher zufällig in das Haus. Max findet dort eine Kiste voller alter Puppen. Als die Besichtigenden lange gegangen sind, findet Jeff heraus, dass eine der alten Puppen ein halbes Vermögen wert ist. Leider ist sie weg. Er verdächtigt Max sie gestohlen zu haben. Wie es der Zufall so will, haben seine Eltern ihn über Weihnachten zuhause vergessen. Einem Kind eine Puppe (zurück)klauen – nichts leichter als das, oder?
Die Story des Films hängt an einem seidendünnen Faden. Es ergibt schon keinen Sinn, warum die Mercers anfangs unbedingt schnell bei den McKenzies halten müssen. Max muss auf Toilette, ok, aber ihr eigenes Haus ist nur einen Meter hin. Um nur ein Beispiel zu nennen. Klassenunterschiede zu adressieren war wohl ein Versuch, der gehörig nach hinten losging. Der Reichtum und Überfluss der Mercers wirkt wie eine Farce neben der Geschichte der McKenzies, die vielleicht ihr Haus verlieren. Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass ihr Überfluss obszön ist. So ist man auch deutlich mehr emotional in das Schicksal der McKenzies investiert und so überhaupt nicht in das von Max, der eine undankbar verwöhnte Rolle auf den Leib geschrieben bekommen hat. Die Kevin-Formel geht also nicht auf, sondern vergeht eher in lieblos kopierten Gags. Als Pam und Jeff dann später eben doch versuchen bei den Mercers einzubrechen, begegnen ihnen die exakt selben Fallen wie den feuchten Banditen im Original-Kevin. Da helfen auch nicht mehr die Easter Eggs zum „1. Kevin“. Als ITler finde ich es übrigens ganz spannend, dass Jeff seinen Job als „Datenbank-Migrations-Manager“ verloren hat und die ganze Zeit auf die Cloud schimpft. Auch da ist der Film eher spät dran.
Nicht schon wieder allein zu Haus (OT: Home Sweet Home Alone), USA, 2021, Dan Mazer, 93 min, (3/10)
Das waren meine paar Cents zu Remakes von Weihnachtsklassikern oder Motiven (wie im Falle der Figur „Jack Frost“). Obwohl ich ja sonst auch auf unnötige Remakes schimpfe, hat mir die Werkschau echt Spaß gemacht. Es ist außerdem unfassbar wie viele Adaptionen es beispielsweise von Dickens „Christmas Carol“ gibt. Ein paar recht bekannte Remakes wie Das Wunder von Manhattan wurden hier ja schon vor langer Zeit besprochen und tauchen daher wo anders aus. Welche Remakes bekannter Weihnachtsklassiker liebt ihr? Von welchen seid ihr eher weniger angetan?
„7ème art“ (Sprich: septième art) heißt „siebte Kunst“. Gemäß der Klassifikation der Künste handelt es sich hierbei um das Kino. In dieser Kategorie meines Blogs widme ich mich also Filmen – evtl. dehne ich den Begriff dabei etwas. Regulär stelle ich zwischen dem 1. und 5. jeden Monats jeweils 7 Filme in kurzen Reviews vor.
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