Drei Filme habe ich in der ersten Woche geschafft, was für mich kein schlechter Schnitt ist. So komme ich durch Serien und diverse andere Ablenkung (real life! 😉 ) sonst eher so auf zwei Filme pro Woche. Irgendwie scheine ich aber etwas immuner geworden zu sein, denn keiner der heute vorgestellten hat mich so richtig zum gruseln gebracht oder mich vom einschlafen abgehalten. Was ich allerdings auch nicht schlimm finde 😉 Wer gerade nicht weiß worum es geht: ich nehme an der Horrorctober-Challenge von Cine-Couch teil, bei der es darum geht im Oktober 13 Horrorfilme o.ä. zu schauen. Hier ist mein erstes Zwischenfazit.
„Aliens – die Rückkehr“ (Directors Cut)
Da ist er – der Teil der Reihe in dem die „unheimlichen Wesen aus einer fremden Welt“ aus James Camerons Kultfilm Alien von 1979 einen Namen bekommen. Xenomorphs werden sie genannt, „fremdartige Gestalt“. Bis dahin und bis man ihr glaubt, dass es sie gibt, muss Ripley (Sigourney Weaver) aber einen rechtlichen Spießrutenlauf absolvieren. Nach 57 Jahren Blindflug im All und im Kälteschlaf wird sie durch Zufall aufgegriffen und gerettet. Da die Nostromo damals zerstört wurde, wird ein Verfahren eingeleitet, aus dem sie als Verlierer rausgeht, denn es gibt keinen Beweis für die Existenz der Aliens die man angeblich auf LV-426 fand. Sie verliert ihren Flugschein und muss sich eine neue Existenz aufbauen mit dem Wissen, dass ihr Leben auf der Erde zusammen mit ihrer Tochter schon vor Jahren gestorben ist. Als man aber keinen Kontakt mehr zu der Kolonie auf LV-426 herstellen kann, vermuten alle, dass an Ripleys Geschichte was dran sein könnte. Man schickt eine Kompanie Marines auf den Planeten und bittet Ripley als Beraterin mitzugehen. Anfangs zögert sie angesichts der traumatischen Erlebnisse, geht dann aber doch und die Hölle bricht erneut los.
Bereits im zweiten Teil der Saga nutzen sich die Schockeffekte reichlich ab. Die Spannungsschrauben werden deutlich weniger effektiv als im ersten Film angezogen. Man legt mehr wert auf Feuer, Effekte und Action als auf den Spannungsaufbau und die kriechende Angst. Bester Beweis dafür ist das Gepose und Möchtegern-starker-Mann-Getue der Marines, die dementsprechend schnell eines besseren belehrt werden – undzwar sehr verlustreich. Wie man das von den Alien-Filmen erwartet. Genauso leidet der zweite Teil der Saga auch darunter, dass wieder ein Individuum unter dem Deckmantel der Wissenschaft die Aliens sicherstellen will. Für Bio-Waffen, Forschung, etc. Eigentlich möchte er natürlich in die eigene Tasche wirtschaften, unterschätzt dabei aber wie tödlich die Xenomorphs sind. So wiederholt sich bereits im zweiten Teil viel. Auch dass Ripley die echte Kraft ist und sich durchschlägt – eine Power-Frau mit Anstand, Moral und mehr Grips als so mancher General. Vielleicht sind Ripley und das an H.R. Gigers Werk angelehnte Design der Aliens die einzigen Gründe um den zweiten Teil zu schauen.
Aliens – die Rückkehr (OT: Aliens), USA, 1986, James Cameron, 154 min, (7/10)
„Der Tod weint rote Tränen“
Was habe ich da gesehen? Der an das Giallo-Kino angelehnt Streifen feiert das surreale und erotische und begeistert einerseits mit irrsinnig guten und verstörenden Bildern, andererseits mit einer kruden schwer zu folgenden Handlung. Der Geschäftsmann Dan (Klaus Tange) kehrt nach einer Dienstreise zurück in seine Wohnung in einem imposanten Jugendstil-Haus. Die Tür ist verschlossen, aber die Kette ist auch davor. Nur seine Frau ist nicht da. Wie kann sie aus einer verschlossenen Wohnung verschwinden? Dan beginnt seine Nachbarn zu fragen und ihnen nachzustellen, weil er des Rätsels Lösung im nahen Umfeld erwartet. Tatsächlich erfährt er dabei von seelischen und sexuellen Abgründen, der ermittelnden Beamten, der Nachbarn, des Vermieters. Der Film beschreibt in ätherischen Bildern und zahlreichen Metaphern von Obsessionen, Verlust, Missbrauch und Perversionen. Dabei kleidet er die explizit klingenden Themen in kunstvolle Bilder, die mal alptraumhaft, mal schön sind. Ich erinnere mich an den rot ausgeleuchteten Raum des Voyeurs, in dem nur ein Bildschirm mit Schnee verstörend blau aufleuchtet. Volltonfarben und Kontraste sind an der Tagesordnung, man bekommt stilistisch und psychologisch einiges zum Interpretieren geboten. Das Jugendstil-Haus ist eine wunderbare Kulisse für einen Slasher/Mystery-Streifen, wird auf v.A. gegen Ende zu wenig in Szene gesetzt, obwohl es soviel hergibt. Was nicht überzeugen kann ist die verschwurbelte Handlung, die den Zuschauer mit einer überbordenden Menge an Fragen zurücklässt. Es scheint nur zwei Möglichkeiten zu geben: es so auf sich wirken lassen wie man den Film empfunden hat und als Empfindungskino voller menschlicher Abgründe wahrnehmen oder sich hinsetzen und alles zerfleischen und interpretieren.
Der Tod weint rote Tränen (OT: L’étrange couleur des larmes de ton corps), Belgien/Frankreich/Luxemburg, 2013, Hélène Cattet/Bruno Forzani, 102 min, (5/10)
„Es“ (2017)
Die Neuverfilmung von Stephen Kings Kultroman „Es“ rückt einiges zurecht, was der trotzdem ziemlich gute Film aus dem Jahr 1990 zugunsten der Laufzeit ändern musste. Kein Wunder, Andrés Muschietti nimmt sich Zeit. So handelt es sich bei dem 2017er Es um den ersten von zwei geplanten Filmen. Kenner des Stoffs ahnen schon in welche Richtung das geht. Der erste Filme widmet sich nämlich mit viel Liebe zum Detail und der Marotten der Kinder und v.A. ihrer Eltern, dem Erwachsenwerden und was sich Kinder teilweise stellen müssen und nur Unverständnis ernten. Und was man auf zig Filmseiten schon nachlesen kann und deswegen wohl kein Spoiler ist und nicht mehr soviele überraschen wird: der zweite Teil wird sich diesen liebenswerten Charakteren widmen, wenn nach 27 weiteren Jahren der Schrecken nach Derry zurückkehrt. Von der Spannung und den Effekten her, ist Es top. Nach langer Zeit mal wieder ein richtig guter Horrorfilm, der sich Zeit für die Charaktere nimmt.
Dass nicht nur Pennywise, der sich von Angst ernährende Killer-Clown, sondern auch der Alltag der Kinder Horror-Stoff sind, wird eindrucksvoll u.a. an Beverly (Sophia Lillis) bewiesen, deren Vater ihr unangemessen nahe kommt. Sie und die Jungs aus Derry bilden einen angeblichen Loser-Club, in dem sich aber die meisten von uns wahrscheinlich zu gut hineinversetzen können. Ihre Fehler und Ängste machen sie liebenswert und der Film fängt das in einem Maß ein, der mich ständig an andere Coming of Age Geschichten wie auch Stand by me erinnert hat. Klassiker. Aber auch der Horror kann sich sehen lassen. Viel sieht man von Bill Skarsgård vor lauter Maske nicht, aber sein diabolisches Grinsen wirkt. Wie man jump scares macht, haben sie außerdem zur Genüge bewiesen. Die stimmungsvolle Inszenierung beißt sich aber ggf. an Zuschauern wie mir die Zähne aus, die sich in einem vollen Kinosaal mit allerlei Getuschel und Gewusel einfach nicht gruseln können und zweitens die Perspektive der Erwachsenen wie aus dem alten Film bekannt eben doch vermissen. Hat man einmal einen Film gesehen, bleiben Bilder zurück die man lange damit verbindet und vermisst. Bei mir die Seerosen und der See vor der Kanalisation im 1990er Film.
Es (OT: It), USA, 2017, Andrés Muschietti, 135 min, (8/10)
Mal abgesehen von Filmen …
… ist zumindest diese Woche noch nicht allzuviel passiert. 🙂 Außer, dass ich den Podcast Archive 81 für mich entdeckt habe, der durchaus ziemlich gruselig sein kann. Außerdem habe ich angefangen Firewatch zu spielen, was die meiste Zeit sehr entspannt ist, aber einige unheimlich Spannungsspitzen hat. Man kommt sich wortwörtlich beobachtet vor beim Spielen. Sehr cool!
„Firewatch – August 2014 Reveal Trailer“, via Campo Santo Productions (Youtube)
Zu den bisherigen Artikeln
Soso. FSK 18, was? Es ist mir vorher gar nicht so aufgefallen, aber in meiner diesjährigen Horrorctober-Liste sind einige FSK-18 Filme. Und es ist erschreckend schwer die als Ottonormal-Arbeitnehmer zu bestellen. Wenn man sie nicht im Laden findet und zwangsläufig über das Internet beziehen muss, dann werden diese in der Regel nicht an irgendwelche Post-Stellen, sondern wirklich nur nach Hause geliefert und es erfolgt eine Altersprüfung. Zwar nervig, wenn man nicht immer und ständig zuhause sein kann, aber wiederum irgendwie gut zu wissen, dass Kinder nicht jeden Scheiß bestellen können. Es sei denn aus dem Ausland, denn da gibt’s kein Ident-Verfahren. Hmpf. Wie war eure erste Horrorctober-Woche? Kennt ihr die hier besprochenen Filme? Wie haben sie euch gefallen?
Schreibe einen Kommentar