Serien-Besprechung: „Supernatural“ Season 2 (Rewatch)

Schon beim Rewatch von Staffel 1 macht mir „Supernatural“ mehr Spaß als ich dachte. Wahrscheinlich trägt es nochmal stark dazu bei, dass mich das Serienende stark beschäftigt hat und ich nun nochmal alle meine Annahmen und Gedanken neu evaluieren (und vielleicht bestätigen lassen) kann. Ich war mir nie so richtig sicher, was meine „comfort show“ ist und ich vermute der Drops ist jetzt wohl gelutscht. ^^ Nach dem massiven Cliffhanger in Staffel 1 ist es übrigens eine Wohltat gleich weiterschauen zu können. Das war mir bei der ersten Sichtung damals im Free-TV nicht vergönnt … . Die Besprechung ist spoilerfrei.

Nachdem die Dämonen ihre Rache an den Winchesters geübt haben, landen alle drei im Krankenhaus. Sam (Jared Padalecki) und John (Jeffrey Dean Morgan) sind verletzt, aber relativ wohl auf. Dean (Jensen Ackles) hingegen liegt im Koma. Was sein Bruder und Vater nicht wissen: Dean hat seinen Körper bereits verlassen und irrt wie ein ruheloser Geist durch das Krankenhaus. Hilflos muss er zusehen wie Sam vom Gram aufgefressen wird und sich mit seinem Vater streitet, der scheinbar wieder komplett in der Rache an Azazel (Fredric Lehne) aufgeht und „der Sache“ mehr Aufmerksamkeit widmet als seinem Sohn, dessen Leben am seidenen Faden hängt. Ein ziemlich düsterer Auftakt mit dem die erste Episode direkt „Reaper“ einführt und mit einem weiteren großen Knall endet.

Immerhin wendet sich danach das Blatt in vielerlei Hinsicht für die Brüder. Dean muss sein Überleben, die Nahtod-Erfahrung und Kosten seines Weiterlebens verarbeiten, während sich bei Sam prophetische Träume häufen. Er ahnt, dass Dean deswegen ausflippen würde und verschweigt das ganze erwartungsgemäß zu lange. Nebenbei gibt es in der Staffel ein Wiedersehen mit Bobby Singer (Jim Beaver) und wir lernen das Roadhouse kennen. Eine etwas heruntergekommene Kneipe, in der sich offenbar öfter Jäger treffen. Die Besitzerin Ellen Harvelle (Samantha Ferris) und ihre Tochter Jo (Alona Tal), sowie „Business in the front, party in the back“ Ash (Chad Lindberg) sind ebenfalls Jäger oder waren es zumindest und helfen den Winchesters. Da Ellen und John eine Vergangenheit haben, sind sie aber insbesondere anfangs nicht gut auf sie zu sprechen. Ich muss gestehen, dass ich früher deutlich mehr ein Fan von Ellen war, aber diverse Äußerungen über die Fans der Serie von Samantha Ferris machen mir die Episoden mit Ellen nun inzwischen eher madig, wohingegen ich die Chemie zwischen Dean und Jo schon immer sehr mochte und es immer noch sehr schade finde, dass Jo so wenige Auftritte in der Serie hatte. Ihre Dynamik schwankt stets zwischen „kleine Schwester / großer Bruder“ und „Love Interest, aber zur falschen Zeit, am falschen Ort“.


„supernatural ● bustyasianbeauties.com [season2.humor]“, via jυѕтcαllмeмιcнelle (Youtube)

In der zweiten Staffel begegnen die Brüder neben neuen Verbündeten auch einigen moralisch schwierigen Fällen. Zum Beispiel in 2×03 „Bloodlust“ einem Jäger, der so in seiner Rache aufgeht, dass er selber zum Monster wird und damit insbesondere Dean zeigt, was er mal nicht werden möchte. Worin Supernatural schon immer gut war ist Cases of the Week zu erzählen, aus denen die Brüder für ihre aktuelle Lage eine Lehre ziehen. Das trifft auf Dean zu, der von John eine ziemlich düstere und amoralische Ansage bekommen hat. Wenn mit Sam etwas nicht stimmt, soll er sich um ihn „kümmern“ und notfalls „stoppen“. Nachdem Sam offenbar paranormale Fähigkeiten entwickelt, lässt das die Brüder in einer verzwickten Lage zurück, die nicht ganz zufällig von den Cases of the Week immer wieder unterstrichen wird.

Besonders entlarvend und tragisch ist die Episode 2×20 „What Is and What Should Never Be“ in der Dean, obwohl er immer angibt dass das Jägerleben das einzig wahre Leben ist, in einem Traum gefangen ist und klar wird, dass sein eigentlicher Wunsch ein klassisches, langweiliges „apple pie life“ ist. Weißer Gartenzaun, Rasen mähen, nette Beziehung, langweiliger Job, Mutti wohnt am anderen Ende der Straße. Aber damit das ganze nicht zu düster wird, kultiviert Supernatural dann auch die Gag-Episoden. Die sind seitdem nicht wegzudenken und seit jeher ein Argument für die Serie. Beispielsweise Episode 2×15 „Tall Tales“ in der sich beide gehörig gegenseitig auf den Sack gehen, weil sie offenbar inzwischen schon zu lange zusammen unterwegs sind. Die Handlung wird abwechselnd einmal aus Sicht von Sam und Dean wiedergegeben und zeigt wie Sam Dean sieht (als verfressenen, manchmal kopflosen, triebgesteuerten Macho) und wie Dean Sam sieht (als weichlichen Kopfmenschen, der alles zerdenkt und zuviel redet). Die Szenen: ich habe Tränen gelacht!

Ein interessantes Foreshadowing birgt Folge 2×13 „Houses of the Holy“, in der Menschen angeblich von Engeln angeleitet werden blutige Morde zu begehen. Auf die Frage, ob es Engel gibt, liefert Dean hier noch ein überzeugtes Nein, denn „There was nothing protecting her“ und meint damit seine Mutter. Gegen Ende der Episode wird er aber eventuell doch noch Zeuge von etwas schicksalhaftem. Auffällig gut ist der Einsatz von Classic Rock Songs und Musik im Allgemeinen. Aber nicht alles an der Staffel ist nur toll. Episode 2×16 „Roadkill“ ist lähmend langweilig und den Twist ahnt man bereits in den ersten Minuten. Die Ausweglosigkeit der Situation von Sams Love Interest in 2×17 „Heart“ erscheint mir übertrieben aussichtslos und brutal. Auch die Formel von Folge 2×19 „Folsom Prison Blues“, in der sich Sam und Dean selber auffliegen und ins Gefängnis bringen lassen, um dort einen Fall zu lösen ist einfach nur ein unglaublich dämlicher Plan. Dasselbe hätte man auch viel einfacher erreichen können.

Trotz einiger eher schwacher Episoden, überstrahlen die starken. Es gibt Auftritte einiger Gaststars, die wir später nochmal sehen werden wie Ty Olsson – hier Barkeeper, später Benny Lafitte oder auch Richard Speight junior in einer Rolle, dessen volles Ausmaß erst später offenbart wird und der im Laufe der Serie bei einigen der coolsten Episoden Regie führen wird. Wofür Supernatural Season 2 absolut großartig ist: Gag-Episoden oder Gags im Allgemeinen, die Bruderdynamik wird vertieft, moralisch knifflige Fragen und es bereitet offenkundig einen großen Plot vor. Wirklich gute Staffel, deren einziger Mankel wenige bullshittige Episoden sind. (8/10)

Sternchen-8


„Supernatural – Season 2 Bloopers/Gag Reel (Full)“, via Arwen Evenstar (Youtube) oder „Dudes being Dudes“

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Da nun vor Kurzem ein Prequel aus dem Supernatural-Universum angekündigt wurde, schaue ich die Serie mit nochmal anderer Aufmerksamkeit. ^^‘ Oh weh. Ich muss gestehen, dass ich so gar nicht auf die Idee stehe, dass John und Mary Winchester eine eigene Serie gewidmet wird. Ich finde das ist ausreichend erzählt worden. So oder so macht der Rewatch aber sehr viel Spaß und obwohl die Serie über zehn Jahre auf dem Buckel hat ist sie immer noch sehr anzuschauen. Wann habt ihr das letzte Mal nach so langer Zeit eine Serie rewatched? Und hat sie euch noch gefallen? Ein Symptom, wenn man Serien nach einer Weile rewatched ist wohl übrigens, das es keine vernünftigen Trailer mehr gibt …

7 Antworten

  1. „Worin Supernatural schon immer gut war ist Cases of the Week zu erzählen, aus denen die Brüder für ihre aktuelle Lage eine Lehre ziehen.“

    Dafür habe ich die Serie auch immer am meisten gemocht. Absets von Comedy bevorzuge ich ja eher fortlaufende Serials, aber in diesem Fall mochte ich meist eher die Epsioden, die mehr oder weniger für sich stehen und nur ganz am Rande die Rahmenhandlung weiterführen. Liegt aberauch daran, dass gerade in diesen Folgen meist die größere Kreativität steckt und sich die Autoren da scheinbar grenzenlos austoben konnten.

    Wo das übrigens auch gut funktioniert hat, war bei PERSON OF INTEREST. Eigentlich durchgehend Procedural, aber im Detail gab es immer wieder wichtige Momente, die für die weitere Handlung wichtig waren. und die Serie hat richtig Spaß gemacht.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Mir ist das erst jetzt als gereiftere Zuschauerin aufgefallen. Als ich das als Teenager geschaut habe, ging das noch eher an mir vorbei. Oder ich habe dem Ganzen weniger Bedeutung zugeschrieben. Aber jetzt finde ich schon, dass das ein Qualitätsmerkmal der Serie ist. Manchmal könnte die „Lehre“ aber ein bisschen subtiler sein, finde ich.

      Hier langweilen mich die Cases of the Week auch noch nicht so wie in späteren Staffel. Aber das Thema hatten wir ja schon mal … da verliert es viel durch das Problem das man alles schon hundert Mal gesehen hat. 😉

      Oooh ja, Person of Interest mochte ich auch sehr. 🙂 Eine der wenigen Serien mit Cases of the Week, die ich bis zum Schluss gut fand!

      1. Ja, es ist oft schon sehr mit dem Holzhammer. So ein bisschen wie „die Moral von der Geschicht““. Aber grundsätzlich ist das schon okay so, denn ansonsten ist das Writing ja auch nicht unbedingt so unglaublich genial, dass man dabei vom Hocker fällt. Es passt sehr gut zur Serie und erfüllt seinen Zweck und das reicht ja dann auch völlig. Wenn ich was Anspruchsvolles will, schaue ich ja keine Serie über Dämonenjäger.

        Bei PoI haben es die Writer vor allem bis zum Schluss sehr gut geschafft, dass CotW-Konmzept beizubehalten (weil das vom Sender so verlangt wurde) und trotzdem immer weiter die Spannungsschraube anzuziehen, was die Rahmenhandlung angeht. Das war schon groß bis zum Schluss.

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