Mit vier Filmen in dieser Woche war das meine bisher ‚produktivste‘ Woche für die Filmchallenge. Das könnte gerne so weitergehen, aber leider weiß ich schon, dass das nächste Woche nicht ganz so gut klappen wird. Wird auf den letzten Metern eben doch noch spannend, ob ich die Filmchallenge dieses Jahr evtl das erste Mal nicht schaffe. Wer gerade nicht weiß worum es geht: ich nehme an der Horrorctober-Challenge von Cine-Couch teil, bei der es darum geht im Oktober 13 Horrorfilme o.ä. zu schauen. Das ist heute mein drittes Zwischenfazit. Das Gesehene war dieses Mal allerdings sehr durchwachsen.
Hellraiser – Das Tor zur Hölle
Es gibt Gründe warum Hellraiser bis 2011 nicht in Deutschland zu kaufen war. Vielleicht kann man die schon an meiner folgenden kurzen Inhaltsangabe ablesen. 😉 Der an Okkultem interessierte Frank (Sean Chapman) kauft im Orient einen Würfel, der wie eine Rätselbox aussieht. Als er sie aber öffnet, ruft er Entitäten einer anderen Dimension, die ihn auf eine Reise voller Schmerzen mitnehmen. Nichtsahnend ziehen sein Bruder Larry (Andrew Robinson) und dessen Frau Julia (Clare Higgins) in das scheinbar leerstehende Haus ein, in dem bis vor seinem Verschwinden Frank wohnte. Ein Tropfen Blut reicht um Frank wieder herbeizurufen, von dem wortwörtlich nach den Torturen seiner Peiniger nur noch Knochen übrig sind. Er verlangt von Julia ihr Körper zu bringen, deren Fleisch und Blut er braucht, um sich wieder zusammenzusetzen. Ihm auf den Fersen sind aber die Zenobiten, allen voran Pinhead. Man hört wahrscheinlich, dass das ganze recht plastisch dargestellt wird und jede Menge Kunstblut fließt.
Hellraiser kann dabei einiges richtig richtig gut. Die Zenobiten und ihre Beweggründe sind brutal, enigmatisch und polarisierend in ihrer scheinbar regelrecht heiligen Absicht. Sie sehen sich als Erforscher mit einer religiösen Ernsthaftigkeit. Ihre Darstellung ist in punkto Maske und Kostüm cool, schockierend und kann locker mit heutigen Horror-Produktionen mithalten, so individuell und einzigartig sind Figuren. Da haben Clive Barker und die gestaltenden Filmschaffenden ganze Arbeit geleistet. Sehr schade ist aber, dass der Film konfus beginnt. Irrwitzig irrationale Handlungen, seltsame Dialoge und unausgegorenes und teilweise naives Schauspiel werden aneinandergereiht und rauben dem Film zu Beginn seine Wirkung. Ashley Laurence als Larrys Tochter Kirsty reißt es gegen Ende wieder raus, wo man auch mehr von den Zenobiten sieht. Das stimmt den gespannten Zuschauer milde. Nicht in allen Punkten ist der Film also gut gealtert. Macht trotzdem Lust auf mehr.
Hellraiser – Das Tor zur Hölle (OT: Hellraiser), USA, 1987, Clive Barker, 93 min, (7/10)
„Hellraiser Trailer“, via thecenobites (Youtube)
Re-Animator
Dr. Herbert West (Jeffrey Combs) kommt unter nebulösen Umständen aus der Schweiz in die USA, um an der Miskatonic Universität in Arkham seine medizinischen Forschungen voranzutreiben. Nicht ganz ohne Hintergedanken zieht er in die WG von Dr. Daniel Cain (Bruce Abbott). Cain und seine Freundin Megan (Barbara Crampton) müssen auf die harte Tour lernen, dass West wegen seiner medizinischen Versuche aus der Schweiz fliehen musste. Er hat ein Serum entwickelt, das Tote reanimiert. Allerdings verhalten sich diese wie tollwütige Tiere, brutal und ohne Sinn und Verstand. Das hält West nicht davon ab weitere Versuche anzustreben, dieses Mal auch an Menschen. Der Film schrammt ein wenig das eigentlich spannende Thema wie weit man bereit ist für seine Forschung zu gehen. West sorgt bald selber dafür, dass er möglichst frische Leichen zum reanimieren bekommt. Aber der Film legt keinen großen Wert auf die moralischen Implikationen oder jeglichen deep shit. Sondern stattdessen auf abstoßende Effekte und Wendungen voller Abgründe, die mit reichlich schwarzem Humor inszeniert werden. Nimmt man den Film nicht ernst, könnte man eigentlich zumindest gut unterhalten werden. Aber gewisse Szenen entbehren jeglichen Geschmacks und schießen über das Ziel hinaus. Ein Tier wiederbeleben, das quasi schon zerfleischt ist? Wenn man es als Zuschauer wagt darüber nachzudenken und was das impliziert, hat man verloren. Auch der Hauch von rape culture dürfte den Zuschauern, die den Kopf noch nicht abgeschalten haben einen üblen Beigeschmack hinterlassen. Genauso wie der eigentlich scheinbare smarte West einige extrem unkluge Entscheidungen trifft.
Re-Animator, USA, 1985, Stuart Gordon, 86 min, (3/10)
„He’s brilliant, but a little weird“ … Untertreibung. Die Kommentare im Trailer sind besser als der ganze Film:
„Re-Animator (1985) – Trailer [HQ]“, via TheTrailersofHorror (Youtube)
Pandorum
Als Pandorum bezeichnet man im Film eine bestimmte Form der Psychose, die mit einem langen Flug im Weltraum verbunden ist. Kommt ein künstlicher Schlaf und der damit verbundene Gedächtnisverlust dazu, dann treten nicht selten Paranoia und Wahnvorstellungen auf. Wenn man sieht wie Bower (Ben Foster) aufwacht, dann wundert einen das nicht. Er hat kaum Erinnerungen; befindet sich in einem Raumschiff, dessen Energieversorgung scheinbar lahmgelegt ist. Bestenfalls im Notfall-Betrieb. Die Türen öffnen sich nicht, die anderen Crewmitglieder wachen nicht auf, er ist allein. Als endlich mit Payton (Dennis Quaid) ein anderes Crewmitglied aufwacht, bleibt immer noch die Frage: was ist hier passiert? Wo sind die anderen? Bower begibt sich auf eine mühsame Erkundungstour in den Eingeweiden des Raumschiffs und findet heraus, dass sie nicht alleine sind und ein Überlebenskampf beginnt. Pandorums Schwäche ist, was der Leser meiner kurzen Inhaltsangabe vielleicht schon gedacht hat. Auf den ersten Blick von Außen wirkt es wie eine Aneinanderreihung altbekannter Tropen des Science-Fiction- und Horrorfilms. Die Psychose, die Paranoia an Bord eines Schiffes, ein bisschen Zombie-Stoff und Kryo-Schlaf und das Gefühl vom Verlorensein im All, ein Schiff scheinbar so große wie ein halbes Land, eine versteckte Bedrohung auf abgeriegeltem Raum – das gab es schon in der einen oder anderen Schattierung. Offensichtlich einer der Hauptgründe für die durchwachsenen und eher schlechten Kritiken. Erlaubt man sich aber einen Detailblick, dann sind die Wendungen und einige der Erklärungen ziemlich ausgefeilt. Die Kulissen, Charaktere und Effekte sind allesamt solide und der Film spannend, auch wenn man durchweg das Gefühl hat das alles schon mal irgendwo etwas anders gesehen zu haben. Es mag nicht die Krone der Science-Fiction-Horrorfilme sein, aber unter dem Strich bleibt eben das: ein solider Film, der gut unterhält. Und es muss mal erwähnt werden, dass hier mal ein Trailer abgeliefert wurde, der erstens nicht zuviel verrät und zweitens vielversprechend zusammengepackt wurde.
Pandorum, Deutschland/Großbritannien, 2009, Christian Alvart, 109 min, (7/10)
„PANDORUM – Trailer“, via overturefilms (Youtube)
Dagon
Als Paul (Ezra Godden) und seine Freundin Bárbara (Raquel Meroño) während eines Sturms vor der Küste Spaniens schiffbrüchig werden, suchen sie Hilfe im nächstgelegenen Ort. Dort ist kaum jemand auf der Straße und als sie endlich jemanden finden, kommt für das Schiff und die noch darin befindlichen Freunde alle Hilfe zu spät. Während dann Bárbara plötzlich verschwindet, macht Paul die Entdeckung, dass in dem Küstenort ein seltsamer Kult verehrt wird und Fremde sind nicht gern gesehen. Eins vorweg: Dafür, dass der Film 2001 erschienen ist, sind die Effekte unterirdisch. Ich muss außerdem gar nicht erst anzufangen darüber zu sinnieren, ob der Film irgendwas mit H.P. Lovecrafts Geschichten Dagon und Der Schatten über Innsmouth zutun hat. Auf den ersten Blick wirkt es wie eine modernisierte Verfilmung von Der Schatten über Innsmouth, aber von der eigentlichen Mythologie bleibt nicht viel. Das liegt aber v.A. auch an der inkonsequenten, kopflosen Inszenierung des Stoffs, bei dem alle Motive schnöde aneinandergereiht werden. Menschen-Mäntel aus abgezogener Haut, ein bisschen Cthulhu hier, lediglich bei der Schilderung wie alles angefangen hat in dem Küstenörtchen erkennt man die zugrunde liegende Geschichte Lovecrafts. Und dann ist da wieder dieser Hauch rape culture. Scheinbar haben die Filmschaffenden wie auch schon bei Re-Animator einen Hang dazu. Das Drehbuch legt den Fokus auf die falschen Dinge. Zwar wurde der „typische Innsmouth-Look“ ganz gut abgebildet, aber wie gut sich die Bewohner von Innsmouth verstecken und wie lange es ein Geheimnis bleibt und sich nur dezent andeutet, hat man nicht abgebildet, sondern in Holzhammer-Methode innerhalb kürzester Zeit offenbart, was mit Innsmouth nicht stimmt. Wenn man dazu die irrationalen Handlungen des Hauptcharakters Paul sieht, dann erwartet man bereits nicht mehr allzu viel von dem Film. Er sieht, das gleich Fischmonster-ähnliche Leute sein Zimmer stürmen und beginnt ein Scharnier für ein winziges Vorhängeschloss anzuschrauben? Wirklich?
Dagon (OT: Dagón, la secta del mar), Spanien, 2001, Stuart Gordon, 95 min, (3/10)
Mal abgesehen von Filmen …
Neben den Filmen war nicht viel Platz für anderes 🙂 Zumindest habe ich angefangen Lore zu schauen. Auf die Serie habe ich mich sehr gefreut, da sie auf dem gleichnamigen Podcast beruht, den ich schon eine Weile höre und sehr sehr mag. Amazon produzierte einige der Podcast-Folgen und bisher sieht es so als, als ob sie sie sehr im Sinne des Originals umgesetzt hätten. Die Serie und der Podcast widmet sich „Lore (engl.)“, also Sagen, Mythen und urban legends über alle möglichen Kreaturen und gruselige Geschehnisse. Gruselig ist aber v.A. was für Hintergründe so manche Sagen haben. Oftmals läuft es daraus hinaus, dass mangelndes Wissen und Angst dafür sorgte, dass Gruselgeschichten entstanden. Man versuchte sich etwas zu erklären und sucht die Erklärung im Übersinnlichen. Das trieb Menschen nicht selten zu grausamen Taten. Man erinnere sich an das Thema Hexenverbrennung. Die Serie behält diesen halb-dokumentarischen Charakter bei und untermalt Aaron Mehnkes Erklärung mit Szenen, die eindringlich geschauspielert sind. Bis jetzt top.
Zu den bisherigen Artikeln
Ankündigung
Recap Woche 1 mit „Aliens“, „Der Tod weint rote Tränen“, „ES (2017)“
Recap Woche 2 mit „Das Dorf der Verdammten“, „Kinder des Zorns“, „In the Flesh“ Season 1
Re-Animator … was habe ich da gesehen? Ich weiß es nicht. Dem Film konnte ich nicht allzuviel Gutes abgewinnen und habe mit Erschrecken festgestellt, dass derselbe Regiesseur auch bei ‚Dagon‘ am Werk war. Stuart Gordon scheint ein Lovecraft-Fan zu sein. Er gilt wohl als Splatter-Indie-Filmikone, ich würde seine Filme aber v.A. auch dem Trashfilm-Subgenre zuordnen, da er sich einfach viele Freiheiten herausnimmt und nicht die Mühe macht das Dargestellte auch nur ansatzweise plausibel zu machen oder zumindest die Handlungen und Beweggründe mit brain on darstellt. Nix da. Klar, das Leben ist nicht immer plausibel, aber in seinen Filmen kommt es immer wieder zu absurden Wendungen und aus dem Nichts heraus entstehenden abstrusen Ideen. Da wusste ich, dass ich Dagon am besten bald schaue und nicht zu lange warte, denn ich ahnte bereits, was mich erwartet. Und siehe da, es war ähnlich abstrus. Man muss diese Filme wahrscheinlich mit Freude am Trash schauen und dann wird’s vielleicht anders. Die Filme auf die ich am neugierigsten war, habe ich mir bis zum Schluss aufgehoben und schaue die in den verbliebenen eineinhalb Wochen der Challenge … Vorfreude ist die schönste Freude oder so. 😉 Was mich aber wundert ist, dass der deutsch-britische Film ‚Pandorum‘ so derb schlechte Kritiken im Internet hat. Klar: die Ideen mögen nicht die neusten sein, aber die Umsetzung ist in allen Facetten okay bis gut. Ich würde sogar sagen, dass er mich mehr geschockt und zum gruseln gebracht hat als der zweite Teil der Alien-Filme. Wie war euer Horrorctober bisher? Hebt ihr euch das erwartungsgemäß Beste auch bis zum Schluss auf? Oder schaut ihr es sofort?
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