7ème art: Filme mit Robert Pattinson

In der Twilight-Ära war ich nicht direkt ein Fan von Robert Pattinson und Kristen Stewart. Das lag aber rückblickend viel mehr an den Filmen als an den Beiden. Ihre Karriere nach den Filmen bestand unverdienterweise auch aus Hit and Miss and lots of Typecasting. Es tat mir offen gestanden einerseits leid für die Beiden, andererseits hat die Filmreihe ihnen Sichtbarkeit verschafft, die ohne Frage nun mal Karrieren in Bewegung bringt. Inzwischen sind beide hervorragende Charakterdarsteller:innen. Und da Pattinson, nennen wir ihn Battinson, jüngst die ziemlich ikonische Rolle des Batman schlüpfen durfte, war mir das doch mal eine Werkschau wert. Außerdem ein Geständnis meinerseits: Nicht etwa während „Twilight“, aber seit Der Leuchtturm, habe ich wohl einen Pattinson-Crush. Ihr würdet mich doch nicht verurteilen, weil ihr selber bestimmt auch hin und wieder irgendwen fanboyt/fangirlt, richtig? 🙂 Also heute: sieben Filme mit Robert Pattinson. Und ja, so ganz ohne „Twilight“ erscheint mir die Werkschau auch als Quatsch. Wenn ihr Twilight übrigens lieber mögt als ich, ist das natürlich vollkommen in Ordnung.

Breaking Dawn – Biss zum Ende der Nacht, Teil 2

Warum ausgerechnet der Teil? Er war tatsächlich der einzige Teil der Reihe, den ich bisher nicht gesehen habe und ich wollte vermeiden alles nochmal schauen zu müssen. Aber ja: dass ich jahrelange das Gefühl hatte, weiterleben zu können ohne jemals das Ende der Reihe gesehen zu haben, spricht Bände. Darin wurde Bella (Kristen Stewart) gerade noch rechtzeitig von Edward (Robert Pattinson) in einen Vampir verwandelt, obwohl sie fast bei der Geburt ihres gemeinsamen Kindes gestorben wäre. Da ihre kleine Renesmee, halb Mensch, halb Vampir, einige besondere Fähigkeiten hat, zieht sie aber bald Aufmerksamkeit auf sich und damit auch den Zorn der uralten Vampir-Eliten der Volturis. Steht ein Kamf zwischen den Vampiren bevor? In seinen Werten ist die Twilight-Reihe auch noch im fünften und letzten Teil erzkonservativ und banal. Alles schön in einer Reihenfolge. Highschool-Sweetheart, heiraten, Kind und Haus. Das Haus bekommen sie geschenkt als wäre das nix. Klar, sind ja alles uralte, reiche Vampire. Was mir bei der Reihe schon immer Probleme gemacht hat ist die verquere Vorstellung von Romantik und ja auch von Leben.

Auch im letzten Teil verschenkt der Film zuviel seiner Zeit an die aufgeplusterten, geschönten Details von Vampiren, bei denen jeder eine fancy Superhelden-Fähigkeiten hat. Zugute halten muss man dem Film, dass er eine schönere Ästhetik hat als Vorgänger und immerhin etwas weniger überbordenden Gebrauch von Filtern macht. Die Darstellerriege ist zusammen mit der Filmreihe gereift, das CGI hingegen schlecht gealtert. Zwar ist uns das Horror-Baby erspart geblieben, aber viel besser ist die CGI-Baby-Renesmee jetzt auch nicht. Wenn es nun Bella ist, die andere verprügeln darf, dann macht das schon Spaß. Eine der besten Szenen ist für mich aber tatsächlich, wenn sie darüber nachdenkt ihre Tochter und den auf sie geprägten Jacob (Taylor Lautner) wegzuschicken um sie in Sicherheit zu wissen. Auch wenn das bedeutet, dass sie ihr Kind nicht aufwachsen sieht. Die Momente in denen sie voll der dunklen Gedanken die Flucht plant und Edward zusammen mit ihrem Kind sieht, haben was. Auch das Ende macht guten Nutzen von den Fähigkeiten der Vampire und der Konflikt kommt zu einem smarten Schluss. Was die Reihe aber auch am Ende nicht hinbekommt, ist uns eine Botschaft mitzugeben. Das bisschen Mehr, das uns nachhaltig berührt oder aus dem wir etwas gelernt haben. Was das betrifft ist Twilight leider verstörend leer. Es ist nicht der ideale Film für eine Pattinson-Werkschau, da er hier wenig zutun hat. Aber man kann auch schwer über Pattinson reden und Twilight ganz auslassen. 🙂

Breaking Dawn – Biss zum Ende der Nacht Teil 2 (OT: The Twilight Saga: Breaking Dawn – Part 2), USA, 2012, Bill Condon, 116 min, (4/10)

Sternchen-4

Remember Me – Lebe den Augenblick

Tyler Hawkins (Robert Pattinson) lebt in den Tag hinein, festgelegt auf nichts. Mit seinem Vater Charles (Pierce Brosnan als echter Arsch) liegt er im Clinch und wirft ihm vor seine Kinder zu vernachlässigen. Tyler sieht darin eine der Ursachen für den Selbstmord seines Bruders und will seine kleine Schwester Caroline (Ruby Jerins) vor einem ähnlichen Schicksal emotionaler Zerrüttung bewahren. Seine eigenen Gefühle schäumen ab und zu in Wut und Impulsivität über. So als er eines abends in eine Schlägerei eingreift und mit dem Polizisten Neil Craig (Chris Cooper) aneinandergerät. Der richtet Tyler einigermaßen schlimm zu. Als Tylers bester Freund erfährt, dass die Tochter des Polizisten, Ally (Emilie de Ravin), auf dasselbe College geht, stachelt er Tyler dazu an, sie um ein Date zu bitten. Unerwarteterweise funkt es aber zwischen Ally und Tyler. Beide haben Verluste zu betrauern. Die perfekte Formel um sich gegenseitig Halt zu geben oder Zündstoff für Konflikt?

Soviel vorweg: es ist kein reiner Liebesfilm. Man lebt deutlich besser, wenn man Remember Me als Drama schaut. Das erklärt auch, warum der Film sagen wir mal eine mutige, aber vielleicht sogar zu mutige Wendung nimmt. Schaut man sich auf Letterboxd Reviews an (tut es nicht, massive Spoiler), dann ahnt man, dass deutlich zu viele einen seichten Liebesfilm erwartet haben. Tatsächlich wirkt aber Remember Me dem ganzen etwas entgegen, durch die ständige, schwelende, melancholische Musik und Grundstimmung. Die Liebesgeschichte an sich bedient einige Muster, die man schon über hat. Natürlich behält Tyler es viel zu lange für sich, dass es mehr eine Wette oder eine „Rache am Schicksal“ war, dass er Ally angesprochen hat. Vieles an der Liebesgeschichte ist seltsam, aber man nimmt es hin, weil soviel steht auch fest: die Chemie zwischen Tyler und Ally funktioniert und macht Spaß anzusehen.

Scherenschnittartig und zu mustergültig auf ein (scheinbar) vorhersehbares Ergebnis zulaufend sind auch viele Szenen mit Tylers arschigem Vater und die Wutausbrüche Tylers, wenn auch mit Herzblut gespielt. Was für mich erstaunlicherweise am besten funktioniert ist die Bruder-Schwester Dynamik zwischen Tyler und Caroline. Die wird in der Schule schwer gemobbt und durchläuft ein fieses „Othering“ durch ihre künstlerische Ader und Introverthiertheit. Die Szenen haben mich doch am allermeisten berührt. Letzten Endes will der Film uns zeigen, dass wir unser Leben bestmöglich leben sollen, tritt dabei aber in einige Fettnäpfchen. Zum Einen kann man die Bewältigung von Depression und Trauma nicht herbeizaubern. Ich möchte gar sagen, dass das ein Mythos ist und es eher um „Coping Mechanismen“ gehen sollte. Es gelingt dem Film aber zu zeigen, dass Menschen einzubeziehen eine Hilfe sein kann. Zum Anderen packt er gegen Ende eine Holzhammermethode aus um seinen Punkt zu machen, die sicherlich effektiv für nicht getriggerte Zuschauer:innen ist, aber alle anderen zwangsläufig nur traumatisiert zurücklassen kann.

Remember Me – Lebe den Augenblick (OT: Remember Me), USA, 2010, Allen Coulter, 113 min, (7/10)

Sternchen-7


„REMEMBER ME | Trailer | Deutsch“, via LEONINE Studios (Youtube)

Cosmopolis

Besonders bescheiden ist Eric Packer (Robert Pattinson) nicht. Trotz Warnungen vor potentiellen Anschlägen lässt sich der Asset Manager für einen Haarschnitt in einer Limousine durch New York kutschieren. Da der Verkehr stockt, nimmt er kurzerhand ein paar Termine in der Limo wahr. Auch so lässt er sich einigermaßen gut ablenken, wenn er beispielsweise ein paar Mal seiner Frau Elise (Sarah Gadon) über den Weg läuft bzw fährt. Und einfach weil er es kann, will er die ganze Rothko Chapel kaufen. Ihr fragt: was davon? Die Bilder? Oder das Gebäude? Alles. Erst als er sich womöglich verspekuliert, gerät die Institution, die Eric Packer heißt, ins Wanken.


„Cosmopolis Official Trailer #2 (2012) David Cronenberg Robert Pattinson HD“, via Movieclips Coming Soon (Youtube)

Es wirkt arg gewollt und es ist auch arg gewollt. Wenn wir Pattinsons und Cronenbergs Eric Packer das erste Mal begegnen, wirkt das schon förmlich wie Legendenbildung. Da wird nicht mit Labels wie Genie, Intelligenz und Jugend gegeizt. Dabei ist der Ruf schon ruiniert, wenn man überlegt, dass sich der Anzugträger wegen eines Haarschnitts in Limo und von Bodyguards begleitet chauffieren lässt. Love to hate him? Oder ist es nicht viel mehr so, dass wir Packer und sein Geschäft und die Personen in seinem Leben wie durch ein Mikroskop beobachten und versuchen wollen zu verstehen, was das eigentlich für ein Typ ist? Nun, als er es dann endlich mal auf den Friseursessel schafft, bekommt man langsam so eine Ahnung. Auch Packers morbide Freude an den Aktivisten (manche würden sagen Terroristen), die Ratten als neue Währung propagieren, um das System zu hinterfragen, ist eine zarte Aussage über Packers eigentliches Innenleben. Oben habe ich geschrieben „Pattinsons und Cronenbergs Eric Packer“. Eigentlich müsste es auch heißen Don DeLillos, denn von ihm stammt die Buchvorlage. Dabei ist Cosmopolis nicht mal so weit weg von Cronenbergs bissigen Abgesängen oder seinen Body Horror Werken. Der Film und seine Figuren sind ein Zerrbild auf eine Welt, in der manche Menschen so reich sind, dass sie komplett den Bezug zur Realität verloren haben. Packer beginnt den zu gewinnen und es tut ihm deutlich nicht gut. Insgesamt ist der Film aber doch an einigen Stellen zu verkopft und zu hermetisch und was die Umsetzung betrifft, der Greenscreen in einigen anderen Szenen zu aufdringlich offensichtlich. Aber alle Charaktere (u.a. Juliette Binoche, Emily Hampshire, Paul Giamatti, …), allen voran Robert Pattinson und Sarah Gadon, haben eine seltsame Anziehungskraft, sodass man unter dem Mikroskop doch nochmal hinschauen möchte.

Cosmopolis, Kanada/Portugal/Frankreich/Italien, 2012, David Cronenberg, 109 min, (7/10)

Sternchen-7

Good Time

Die Brüder Connie Nikas (Robert Pattinson) und Nick Nikas (Benny Safdie) begehen einen Banküberfall, um sich ein neues Leben zu finanzieren. Als der geistig behinderte Nick aber in Panik gerät und von der Polizei geschnappt wird, versucht Connie noch mehr Geld aufzutreiben um ihn gegen Kaution herauszuholen. Was in Connie-Logik nach guter Intention aussieht, wird zu einer höllischen Nacht. Good Time – der Titel ist Ironie und auch wieder nicht. Einerseits ist der Film gute Unterhaltung, also durchaus eine Good Time für Zuschauende. Andererseits ist es eine krasse Aneinanderreihung von wilden und konstant schief laufenden Plänen Connies. Fortlaufende Motive des Films sind wie sich Connie in manchen Dingen (nicht allen) eigentlich sehr schlau anstellt, aber offenkundig kein Glück hat. Was das betrifft pflegen die Safdie Brüder einen herben Realismus. Das andere Motiv ist die natürliche und unumstößliche Ansicht Connies das Richtige zutun und die unerschütterliche Liebe zu seinem Bruder. Was die Sinnhaftigkeit des Sozialsystems betrifft, in dem Familie und Bekannte Nick stecken wollen, mag Connie den richtigen und empathischen Gedanken haben. Was Connie aber für richtig hält, dient zu oft einem Selbstzweck und er manipuliert die Menschen in seinem Umfeld. Ist Connie böse? Das würde ich nicht sagen. Trotzdem sind seine Taten in nur wenigen Tagen verheerend für viele Menschenleben.


„Good Time | Official Trailer HD | A24“, via A24 (Youtube)

Zwar habe ich bisher wenig der Safdie Brüder gesehen, aber alle Filme waren rasant. Wie ein Rausch in dem einzelne Individuen glücksrittergleich versuchen ihren Kopf aus einer Schlinge zu ziehen und scheitern. In Good Time ist es v.A. die Unsicherheit, ob Connie letzten Endes sich und seinen Bruder rettet oder nur seinen Bruder – oder nur sich? Spannend zu sehen wie es letzten Endes ausgeht. Wie man aus Interviews mit Pattinson aus dem Bonusmaterial der BluRay entnehmen kann, wurde eigentlich massiv mehr Material gedreht. So auch Traumsequenzen Connies, die seine Selbstwahrnehmung und Liebe zu seinem Bruder erklären und den Film surrealer machen. Schade – ich hätte die Version gern gesehen! Einen kleinen Einblick darin liefert das Musikvideo The Pure and the Damned von Oneohtrix Point Never feat Iggy Pop, in dem eine der Szenen verwendet wurde. Für Robert Pattinson war Good Time zusammen mit anderen Produktionen wie High Life und Die versunkene Stadt Z möglicherweise der verdiente Imagewandel um nicht mehr nur als glitzernder Vampir gesehen zu werden, sondern als ernstzunehmender Darsteller von Charakterrollen.

Good Time, USA, 2017, Benny Safdie/Josh Safdie, 191 min, (8/10)

Sternchen-8

High Life

Monte (Robert Pattinson) muss alle 24 Stunden auf einen Knopf drücken und eine kurze Audionachricht einsprechen, wenn er will, dass an Bord des Raumschiffs am Rande eines schwarzen Lochs die lebenserhaltenden Maßnahmen weiterlaufen. Die sind nicht nur für ihn, sondern auch für seine Tochter Willow. Alle anderen Crewmitglieder sind tot. In Rückblicken erfahren wir wie Monte überhaupt auf das Raumschiff kam, wie es zu den Toden der restlichen Crew kam und wo Willow herkam, denn die war initial nicht an Bord. Dass der Film mit Baby Willow beginnt ist wichtig. Mit behelfsmäßig selbst gebastelten Puppen für die Kleine und mit Monte, der versucht allein das Schiff in Stand zu halten und Vater zu sein. Denn rückblickend sehen wir die verzweifelten Versuche von Dr. Dibs (Juliette Binoche) ein Baby an Bord des Raumschiffs am Leben zu erhalten. Und mehr und mehr nimmt die Gewissheit überhand, dass ihre in den Äther geschickten Nachrichten von niemandem mehr gehört werden, weil sie inzwischen Jahre brauchen um auf der Erde anzukommen und wahrscheinlich bereits alle Menschen tot sind, die sie je kannten.


„High Life | Official Trailer HD | A24“, via A24 (Youtube)

Warum habe ich bisher noch keinen Film von Claire Denis gesehen? Warum wird High Life nicht in einem Atemzug mit bspw. Interstellar genannt? Der Film ist fantastisch. Nicht ganz unähnlich zu Interstellar in seinen Grundmotiven und doch ganz anders konzentriert sich High Life auf das Überleben an Bord des Raumschiffs, das ein durchdachtes Lebenserhaltungssystem hat und viele Einblicke in die Crew als Selbstversorger gewährt. Selbst für mich als Zuschauerin war der Garten der schönste Ort auf Raumschiff Nr. 7. Und auch der einzige schöne Ort. Monte und der Rest der Crew, selbst Dr. Dibs sind alle Straftäter, die das Angebot der Raumfahrtmission annahmen. Es muss ihnen klar gewesen sein, dass ihr Überleben oder eine Rückkehr unwahrscheinlich sind. Dass das sie am Leben erhaltende Raumschiff ein ethisches Pflaster ist.

Zu den anderen Mitgliedern der Crew gehören u.a. Mia Goth als Boyse, der unvermeidliche Lars Eidinger, André Benjamin als Tcherny und Ewan Mitchell. Ihnen alle wohnt ein Gefühl der Auflehnung und gleichzeitig der Ohnmacht angesichts ihres Schicksals inne. Später als Monte irgendwo da draußen ein anderes Raumschiff wahrnimmt, kann er nur bitter lächeln angesichts des Gedankens „Vielleicht sind da andere Menschen. Vielleicht helfen sie.“ Er kennt Menschen. Claire Denis versteht es auf unnachahmliche Art einerseits die Schwere der Crew einzufangen, andererseits das unschuldige und ungewisse Glück zwischen Monte und Baby-Willow. In kurzen Rückblicken und wenigen, aber aussagekräftigen Szenen schafft sie es uns verständlich zu machen wie aussichtslos die Mission ist und von was für einem dunklen Ort Monte kommt. High Life handelt davon wie Leben sich in lebensfeindlicher Umgebung durchschlägt. Wenn man sich einen Teil seines Selbst bewahrt.

High Life, Frankreich/Deutschland/UK/Polen, 2018, Claire Denis, 113 min, (8/10)

Sternchen-8

Tenet

Kaum hat der von John David Washington gespielte CIA-Agent einen Einsatz um Haaresbreite überlebt, wird er für etwas neues, großes rekrutiert. Wer sein „neuer“ Auftraggeber ist, weiß er nicht. Er kennt nur ein Codewort: Tenet. Zumindest erfährt er noch, dass es eine Technologie gibt, die Inversion möglich macht und offenbar aus der Zukunft stammt. Inversion erlaubt, dass Dinge für unsere Augen „rückwärts“ laufen. Möglich ist das durch eine bestimmte Strahlung. Es gibt Anlass zur Vermutung, dass in der Zukunft ein Krieg oder Ereignis stattfindet, das alle beeinflusst. Mehr noch: das die Zukunft unsere Gegenwart bekriegt. Es gilt also so schnell wie möglich soviel wie möglich über den Ursprung der Inversion herauszufinden. Dazu wird dem Protagonisten Neil (Robert Pattinson) zur Seite gestellt – die erste Spur führt von der invertierten Patrone zu Waffenhändlern.


„TENET Trailer German Deutsch (2020)“, via KinoCheck (Youtube)

Es ist schon eindrucksvoll und auf attraktive Weise schräg, wenn man sieht wie die Patronenhülse aus der Wand zurück in den Lauf der Pistole fliegt. Wenn die Pistole die invertierte Patrone fängt. Was in manchen Filmen und Lehrstücken über Bewegtbilder ein witziges Gimmick ist, wird hier zum zentralen Kniff. Der Protagonist und Neil versuchen nicht den nuklearen Holocaust zu verhindern, sondern den temporalen. Dabei hält sich Nolan mit Theorie nicht zurück. Das ganze wird in ein teils militärisches, teils taktisch-politisches Sakko gekleidet und so kommt es schon mal zu fancy Wortneuschöpfungen wie der temporalen Zangenoperation. Tenet ist dabei so schnell, dass es droht den Zuschauer zu verlieren. Den Kampfchoreografien, teils vorwärts, teils invertiert, ist es kaum möglich zu folgen. Tenet ist damit ein fordernder Film. In Gesprächen habe ich nicht selten gehört „Ganz kapiert habe ich den nicht“. Tatsächlich muss man still halten und vieles hinnehmen, bis sich im letzten Drittel alle bisher noch offenen Fragen zu einem logisch zufrieden stellenden Ende fügen.

Aber neben den immensen Schauwerten und dem cleveren Drehbuch ist der Film nicht frei von Problemen. Von der Atmosphäre her, hat Christopher Nolan sich wie noch nie zuvor um den Posten als Regisseur eines James-Bond-Streifens beworben und sowohl John David Washington als auch Robert Pattinson spielen so routiniert, snobistisch, smooth, cool, dass man denken könnte wir sind schon in einem. Stellenweise hängt der Film einen durch seine elitären Konzepte aber auch schnell emotional ab. Alle ist sehr glatt, geplant und cool. Die Geschlechterrollen klar getrennt in Männer, die die Welt bedrohen oder retten und Frauen, die an Bord von Yachten liegen. Damit verliert Nolan erneut das menschliche zugunsten des heroischen, in sich selbst badenden und der (allerdings wirklich faszinierenden) Schauwerte. Cooler ist wie Christopher Nolan einen Zeitreisefilm gedreht hat, der sich mal angenehm anders anfühlt als andere Stoffe des Subgenres und eine ganz eigene Herangehensweise hat.

Tenet, USA, 2020, Christopher Nolan, 150 min, (7/10)

Sternchen-7

The Batman

Bruce Wayne (Robert Pattinson) streift nachts als Ein-Mann-Bürgerwehr im Fledermauskostüm durch die Straßen Gothams und versucht für Ordnung zu sorgen. Was ist das Ziel? Gerechtigkeit oder Vergeltung? Wird er gefragt wie er heißt, antwortet er „I’m vengeance.“ („Ich bin Vergeltung.“) Doch bald findet Vergeltung ein anderes Gesicht als ein Killer, der sich der Riddler nennt auf brutale Weise den Bürgermeister Gothams tötet. Er hinterlässt eine Botschaft – adressiert an „The Batman“. Bald schon wird klar, dass der Riddler sich des korrupten Unterbaus Gothams annimmt. Batmans bzw Bruce Waynes Suche nach dem Riddler führt ihn durch eine Unterwelt, in der er u.a. mit dem „Pinguin“ (kaum zu erkennen: Colin Farrell) und dem Mafioso Carmine Falcone (John Turturro) aneinandergerät. Mit denen hat auch Selina Kyle (Zoë Kravitz) abzurechnen – sie arbeiten zusammen. Wollen aber unterschiedliches. Selina will Blut sehen, Bruce aka Batman hat eine No-Kill-Regel.


„THE BATMAN – Main Trailer“, via Warner Bros. Pictures (Youtube)

Dieser Batman hält sich mehr als seine früheren Filmversionen in den Schatten. Nicht nur um den Mythos am Leben zu halten (fear is a tool), auch zum Schutz seiner Identität. Die Verbrecher Gothams haben Angst vor ihm, wissen aber weder wie er heißt, noch wie er aussieht. Trotzdem scheinen die mehr Anhänger zu haben. Was bedeutet das für eine Stadt wie Gotham? Mehr Angst, mehr Schrecken. Offenbar sprechen sie die Sprache des Volkes. Insbesondere die Schere zwischen arm und reich und korrupte Eliten spalten Gothams Bewohner*innen. Dafür legt der Film den Fokus ganz klar auf Kriminalistik und channelt damit Erinnerungen an „Detective Comics“, wo auch der Ursprung des Fledermausmanns liegt. The Batman schafft den Spagat zwischen mysteriösen und scheinbar übermächtigen Bösewichten genauso wie der sehr realen Bedrohung durch mafiöse Verbrechernetzwerke und Schein-Instanzen innerhalb Polizei und Justiz. Was sich bisher die wenigsten getraut haben ist auch Bruce Waynes Familie in dieses Netz der Korruption zu weben. Sind die Waynes unschuldig? Ist Bruce/The Batman ein Teil des Problems? Viele der damit aufgeworfenen Fragen sind lohnenswert. Viele Aspekte dieser Adaption sind lohnenswert. Robert Pattinsons Emo-Batman ist es, Zoë Kravitz coole Catwoman ist es, der Wink in Richtung männlicher, weißer Eliten und Klassengesellschaft ist es. Einzig der zu stark an den Zodiac Killer angelehnte Riddler fällt ab trotz Paul Danos ausgezeichneter Leistung. Und wenn dann klassische Batman-Title-Themen durch den Soundtrack von Michael Giacchino rollen und die Silhouette Batmans vor dem Hintergrund der Feuersbrunst auf den festgenagelten Bösewicht zuläuft, dann macht das schon verdammt viel Spaß.

The Batman, USA, 2022, Matt Reeves, 177 min, (9/10)

Sternchen-9

Ich schätze der an Kurt Cobain angelehnte und in melancholischer Musik schwelgende Emo-Batman, den Robert Pattinson da verkörpert, ist sowas wie der „Batman“ für meine Generation. Zumindest gefällt er mir doch inzwischen tatsächlich von allen Batmans am besten. Wer hätt’s gedacht!? Ich möchte auch nicht sehen wie er in „The Batman 2“ eine Playboy Fassade annimmt oder so einen Quatsch. Sehr erfrischend ist wie Robert Pattinson im Video unten seine „Most Iconic Characters“ revue passieren lässt. Seine Filmindustrie-Anekdoten sind erschreckend unterhaltsam. 🙂 Hätte ich mir vor 15 Jahren vorstellen können Rob Pattinson zu fangirlen? Eher nicht. Und welche:n Schauspieler:in habt ihr zuletzt massiv unterschätzt und seid dann doch Fan geworden? Welchen Film mit Robert Pattinson muss man unbedingt gesehen haben? Jetzt fragt ihr natürlich (zu recht) wo bleibt die Kristen Stewart Werkschau!? Die ist schon in Arbeit. 😉


„Robert Pattinson Breaks Down His Most Iconic Characters | GQ“, via GQ (Youtube)


„Robert Pattinson Desperately Needs a New York City Hot Dog | GQ“, via GQ (Youtube)

„7ème art“ (Sprich: septième art) heißt „siebte Kunst“. Gemäß der Klassifikation der Künste handelt es sich hierbei um das Kino. In dieser Kategorie meines Blogs widme ich mich also Filmen – evtl. dehne ich den Begriff dabei etwas. Regulär stelle ich zwischen dem 1. und 5. jeden Monats jeweils 7 Filme in kurzen Reviews vor.

7 Antworten

  1. Ich empfehle außerdem noch „The Rover“ (2014), nach dem ich mir das erste Mal gedacht habe: OK, f*ck, der kann ja echt schauspielern! Seitdem traue ich ihm absolut alles zu! Und ich finde Twilight schrecklich, musste also erst Zugang zu ihm in anderen Rollen finden.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      „The Rover“ steht noch aus, genauso wie „Waiting for the Barbarians“. 🙂 Ging mir also summa summarum ähnlich wie dir. Nur der Augenöffner war bei mir „Der Leuchtturm“.

  2. Ich muss gestehen, vor 2019 bin ich eher seltener ins Kino gegangen, aber in „Der Leuchtturm“ hat er mich umgehauen. „Biss zum Morgengrauen“ fand ich tatsächlich furchtbar langweilig, nachdem ich wissen wollte, was meine Schwester an dem Roman so toll fand und ich keine Lust hatte, mich durch einen Haufen Seiten zu quälen.

    Schade, dass man ihn (und auch Kristen) auf diese eine Rolle festgelegt hat.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ja, allerdings wirklich sehr schade, wenn talentierte Schauspieler:innen dann Opfer von Type Casting werden. Aber beide haben sich inzwischen etabliert, denke ich. Das ging wohl sicherlich nicht von heute auf morgen, wenn man sich die Jahreszahlen so anschaut.

      Tja … die Romane. Ich habe zwei gelesen und den ersten fand ich auch toll. Vermutlich, weil ich damals im richtigen Alter war!? Ich kann es schwer formulieren, was ich damals gut fand. Soviel kann ich aber sagen: das Kopfkino hat eine gewisse Rolle gespielt und da legt man ja nochmal das eine oder andere „anders“ aus. Das hatte sich für mich aber alles schon beim zweiten Buch erledigt … und von den Filmen, naja, brauch ich jetzt wohl gar nicht mehr anfangen.

  3. Avatar von donpozuelo
    donpozuelo

    Uff… da sind noch so viele Filme, die ich unbedingt sehen muss. Bei mir war es wie bei der singenden Lehrerin: The Rover hat mir auch zum ersten Mal gezeigt, dass Pattinson mehr sein kann als nur ein Glitzervampir.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Meine Bewertungen oben verraten es ja, aber ich kann Good Time und High Life am allermeisten empfehlen. Cosmopolis … vielleicht. Im Video oben verrät er, dass das wohl sein Lieblingsfilm ist, wenn ich mir das richtig gemerkt habe.
      The Rover steht bei mir noch aus, wird aber bald nachgeholt. Die Disc liegt schon hier.

  4. […] seinem cleveren, lakonischen Hauptcharakter. Zum Zeitpunkt des Hörens wusste ich bereits mit wem Mickey im Film besetzt werden würde und das scheint wirklich 1a Casting zu sein. Tatsächlich ist das, so könnte […]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert