Bei nur zwei Filmen diese Woche könnte man jetzt denken, dass ich angefangen habe zu schwächeln – mitnichten! 😀 Warum, erfahrt ihr in dem Beitrag. Und wahrscheinlich habe ich den besten Film meiner Horrorctober-Liste diese Woche schon gesehen … . Ohne es zu ahnen, hatte ich übrigens zwei Mal André Øvredal in der Liste. Bevor ich aber „Scary Stories to Tell in the Dark“ schaue, wurde „The Autopsy of Jane Doe“ nun meine erste Begegnung mit Øvredals Filmografie. Außerdem mit dabei: Lovecraft in Deutschland!
The Autopsy of Jane Doe
Über The Autopsy of Jane Doe habe ich schon viel gutes gehört – und die Vorschusslorbeeren sind höchst verdient! Der Film handelt von einem Vater-Sohn-Gespann (Brian Cox, Emile Hirsch), die ein Leichenschauhaus und Krematorium führen. Eines Tages bittet die Polizei um Obduktion und Ermittlung der Todesursache einer unbekannten Frau, die daher nur „Jane Doe“ (Olwen Catherine Kelly) genannt wird. Als sie mit der Obduktion beginnen, wird schnell klar, dass der Leichnam höchst ungewöhnlich ist. Und während sich die Ungereimtheiten um „Jane Doe“ häufen, so tun das auch die erschreckenden Ereignisse im Leichenschauhaus. Das Drehbuch von Ian B. Goldberg und Richard Naing ist schlau gemacht und schafft es tatsächlich dem Genre noch etwas neues hinzuzufügen. Die vereinnahmenden Charaktere, die Spurensuche an „Jane Doe“ und der smarte Einsatz der stilistischen und erzählerischen Ankerpunkte (Stichwort Glöckchenklingeln, Spiegel) sind schlaue Kniffe. Genre-erprobte Zuschauer ahnen zwar das eine oder andere früh, aber die Atmosphäre tut ihr übriges, dass man gerne dabei bleibt. Schade ist, dass man hin und wieder so stark sieht, dass Jane Doe in einigen Szenen eine Puppe ist. Wiederum schade finde ich, dass ihr ein bestimmter Moment versagt bleibt, auf den ich mich auf morbide Weise gefreut habe – wer den Film gesehen hat, weiß sicherlich, was ich meine.
The Autopsy of Jane Doe, USA, 2016, André Øvredal, 86 min, (9/10)
„THE AUTOPSY OF JANE DOE Trailer German Deutsch (2017)“, via KinoCheck Horror (Youtube)
Die Farbe
Lovecraft in Deutschland!? Es war da, bevor ich wusste, dass ich das brauche. 🙂 Regisseur Huan Vu hat mit Die Farbe den Lovecraftschen Horror in deutsche Wälder geholt. In dem größtenteils in Schwarzweiß gefilmten Genrestück sucht 1975 Jonathan Davis seinen Vater und reist von Arkham nach Deutschland, wo dieser einst während des zweiten Weltkriegs stationiert war. Dort erfährt er von den mysteriösen Vorgängen, die den Landstrich (und auch seinen Vater?) komplett veränderten, nachdem einst ein Meteorit einschlug. Anfangs weiß man nicht so recht, was man von dem Film halten soll: Trash oder Kunst? Wirklich sehr geniale Kameraeinstellungen neben eher miesen CGI-Greenscreen-Szenen, deren Künstlichkeit einem auf einen Kilometer entgegen lächelt. Letzteres bleibt aber dankbarerweise nicht und die Effekte sind im Nachgang deutlich authentischer.
Zwar bin ich kein Fan der künstlich aussehenden Birnen und einiger anderer Elemente des Films, aber der Rest ist wirklich schöne Arbeit mit genau der Suspense und Note an Wahnsinn, die man sich von einer Lovecraft-Adaption erwartet. Das Schwarzweiß gibt dem Ganzen etwas gesetztes und der „Farbe“ später umso mehr Fokus. Die Darsteller machen einen guten Job – dankbarerweise! Ich denke mit Schrecken zurück an Dagon und seinesgleichen … da war alles gruselig außer die Geschichte. Dass die Handlung in deutsche Dörfchen und Bauernhäuser verlegt wird, ist ein schöner und wenn man Lovecraft hört, unerwarteter Kniff. Obwohl mich persönlich nicht alles an dem Film ansprach, würde ich Die Farbe in jedem Fall weiterempfehlen und Huan Vu sollten wir uns merken. Die Wahl der Farbe in Die Farbe erklärt sich wohl hier (Das Video ist ein Spoiler, falls das ein Geheimnis bleiben soll).
Die Farbe, Deutschland, 2010, Huan Vu, 85 min, (6/10)
„Die Farbe – Trailer“, via Huan Vu (Youtube)
Und sonst so?
Zwar nur zwei Filme, aber eigentlich war die Woche aus Horrorctober-Sicht recht produktiv. 😈 So habe ich Slade House zu Ende gelesen und plane auch vielleicht im Lauf der nächsten Woche die Besprechung in die Welt zu schicken, sodass ich mir hier lange Reden spare. 🙂 Nur soviel: es ist ein schönes, atmosphärisches Horrorbuch, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass man damit viel Freude hat, wenn man Die Knochenuhren nicht gelesen hat. Im Moment lese ich Mexican Gothic, ein Geschenk der lieben Sabine über das ich mich sehr gefreut habe! Zu Anfang ist es etwas „slow-burning“, lässt dann aber angenehme Gothic Folktale Stimmung aufkommen. Außerdem habe ich angefangen Mike Flanagans The Haunting of Bly Manor zu schauen, den Nachfolger zu The Haunting of Hill House. Weit bin ich noch nicht, aber ich finde es sehr schön schaurig und spannend gemacht. Ob die Formel mit dem Platzieren von Figuren im Hintergrund nochmal aufgeht? Das war ja schon bei Hill House Trumpf und auch hier sollte man wieder gut aufpassen. Allerdings ist man das doch jetzt auch schon von Hill House gewöhnt. 😉 Ich habe eine Menge Theorien und bin wahnsinnig gespannt, ob die sich bestätigen.
Zu den bisherigen Artikeln
Ankündigung und Filmliste
Woche 1 („Cello“, „Escape Room“, „Bite“)
Wie läuft der „Horrorctober“ für euch? Seit ihr noch im Zeitplan? Oder schaut ihr lieber ohne Challenge-Druck? Habt ihr „Bly Manor“ auch entgegen gefiebert und Theorien gesammelt? Kennt ihr vielleicht noch andere Serien mit ähnlicher Stimmung wie Hill House und Bly Manor?
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