Horrorctober 2020 – Woche 2 („The Autopsy of Jane Doe“ & „Die Farbe“)

Bei nur zwei Filmen diese Woche könnte man jetzt denken, dass ich angefangen habe zu schwächeln – mitnichten! 😀 Warum, erfahrt ihr in dem Beitrag. Und wahrscheinlich habe ich den besten Film meiner Horrorctober-Liste diese Woche schon gesehen … . Ohne es zu ahnen, hatte ich übrigens zwei Mal André Øvredal in  der Liste. Bevor ich aber „Scary Stories to Tell in the Dark“ schaue, wurde „The Autopsy of Jane Doe“ nun meine erste Begegnung mit Øvredals Filmografie. Außerdem mit dabei: Lovecraft in Deutschland!

The Autopsy of Jane Doe

Über The Autopsy of Jane Doe habe ich schon viel gutes gehört – und die Vorschusslorbeeren sind höchst verdient! Der Film handelt von einem Vater-Sohn-Gespann (Brian Cox, Emile Hirsch), die ein Leichenschauhaus und Krematorium führen. Eines Tages bittet die Polizei um Obduktion und Ermittlung der Todesursache einer unbekannten Frau, die daher nur „Jane Doe“ (Olwen Catherine Kelly) genannt wird. Als sie mit der Obduktion beginnen, wird schnell klar, dass der Leichnam höchst ungewöhnlich ist. Und während sich die Ungereimtheiten um „Jane Doe“ häufen, so tun das auch die erschreckenden Ereignisse im Leichenschauhaus. Das Drehbuch von Ian B. Goldberg und Richard Naing ist schlau gemacht und schafft es tatsächlich dem Genre noch etwas neues hinzuzufügen. Die vereinnahmenden Charaktere, die Spurensuche an „Jane Doe“ und der smarte Einsatz der stilistischen und erzählerischen Ankerpunkte (Stichwort Glöckchenklingeln, Spiegel) sind schlaue Kniffe. Genre-erprobte Zuschauer ahnen zwar das eine oder andere früh, aber die Atmosphäre tut ihr übriges, dass man gerne dabei bleibt. Schade ist, dass man hin und wieder so stark sieht, dass Jane Doe in einigen Szenen eine Puppe ist. Wiederum schade finde ich, dass ihr ein bestimmter Moment versagt bleibt, auf den ich mich auf morbide Weise gefreut habe – wer den Film gesehen hat, weiß sicherlich, was ich meine.

The Autopsy of Jane Doe, USA, 2016, André Øvredal, 86 min, (9/10)

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„THE AUTOPSY OF JANE DOE Trailer German Deutsch (2017)“, via KinoCheck Horror (Youtube)

Die Farbe

Lovecraft in Deutschland!? Es war da, bevor ich wusste, dass ich das brauche. 🙂 Regisseur Huan Vu hat mit Die Farbe den Lovecraftschen Horror in deutsche Wälder geholt. In dem größtenteils in Schwarzweiß gefilmten Genrestück sucht 1975 Jonathan Davis seinen Vater und reist von Arkham nach Deutschland, wo dieser einst während des zweiten Weltkriegs stationiert war. Dort erfährt er von den mysteriösen Vorgängen, die den Landstrich (und auch seinen Vater?) komplett veränderten, nachdem einst ein Meteorit einschlug. Anfangs weiß man nicht so recht, was man von dem Film halten soll: Trash oder Kunst? Wirklich sehr geniale Kameraeinstellungen neben eher miesen CGI-Greenscreen-Szenen, deren Künstlichkeit einem auf einen Kilometer entgegen lächelt. Letzteres bleibt aber dankbarerweise nicht und die Effekte sind im Nachgang deutlich authentischer.

Zwar bin ich kein Fan der künstlich aussehenden Birnen und einiger anderer Elemente des Films, aber der Rest ist wirklich schöne Arbeit mit genau der Suspense und Note an Wahnsinn, die man sich von einer Lovecraft-Adaption erwartet. Das Schwarzweiß gibt dem Ganzen etwas gesetztes und der „Farbe“ später umso mehr Fokus. Die Darsteller machen einen guten Job – dankbarerweise! Ich denke mit Schrecken zurück an Dagon und seinesgleichen … da war alles gruselig außer die Geschichte. Dass die Handlung in deutsche Dörfchen und Bauernhäuser verlegt wird, ist ein schöner und wenn man Lovecraft hört, unerwarteter Kniff. Obwohl mich persönlich nicht alles an dem Film ansprach, würde ich Die Farbe in jedem Fall weiterempfehlen und Huan Vu sollten wir uns merken. Die Wahl der Farbe in Die Farbe erklärt sich wohl hier (Das Video ist ein Spoiler, falls das ein Geheimnis bleiben soll).

Die Farbe, Deutschland, 2010, Huan Vu, 85 min, (6/10)

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„Die Farbe – Trailer“, via Huan Vu (Youtube)

Und sonst so?

Zwar nur zwei Filme, aber eigentlich war die Woche aus Horrorctober-Sicht recht produktiv. 😈 So habe ich Slade House zu Ende gelesen und plane auch vielleicht im Lauf der nächsten Woche die Besprechung in die Welt zu schicken, sodass ich mir hier lange Reden spare. 🙂 Nur soviel: es ist ein schönes, atmosphärisches Horrorbuch, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass man damit viel Freude hat, wenn man Die Knochenuhren nicht gelesen hat. Im Moment lese ich Mexican Gothic, ein Geschenk der lieben Sabine über das ich mich sehr gefreut habe! Zu Anfang ist es etwas „slow-burning“, lässt dann aber angenehme Gothic Folktale Stimmung aufkommen. Außerdem habe ich angefangen Mike Flanagans The Haunting of Bly Manor zu schauen, den Nachfolger zu The Haunting of Hill House. Weit bin ich noch nicht, aber ich finde es sehr schön schaurig und spannend gemacht. Ob die Formel mit dem Platzieren von Figuren im Hintergrund nochmal aufgeht? Das war ja schon bei Hill House Trumpf und auch hier sollte man wieder gut aufpassen. Allerdings ist man das doch jetzt auch schon von Hill House gewöhnt. 😉 Ich habe eine Menge Theorien und bin wahnsinnig gespannt, ob die sich bestätigen.

Zu den bisherigen Artikeln

Ankündigung und Filmliste
Woche 1 („Cello“, „Escape Room“, „Bite“)

Wie läuft der „Horrorctober“ für euch? Seit ihr noch im Zeitplan? Oder schaut ihr lieber ohne Challenge-Druck? Habt ihr „Bly Manor“ auch entgegen gefiebert und Theorien gesammelt? Kennt ihr vielleicht noch andere Serien mit ähnlicher Stimmung wie Hill House und Bly Manor?

8 Antworten

  1. Jane Doe fand ich auch klasse! Mein Horroctober beinhaltete diese Woche ein paar Folgen Ratched, ein Horror-Short Film und Hagazussa. Gelesen bzw gerade beendet habe ich einen Krimi über die Ermordung Wolfgang Amadeus Mozarts und ggf schmuggel ich in meine Horroroctober Liste jetzt noch „Amadeus“ hinein, stimmungsmässig würde es sensationell dazu passen 🙂 Insgesamt eine gute Woche.
    PS Freu mich, dass Dir „Mexican Gothic“ bisher gefällt 🙂

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ach, ich hab ja auch mit mir gerungen, ob ich „Ratched“ sehen will. Ich meine … Sarah Paulson! Ein Argument für die Serie. 🙂 Außerdem fand ich den Trailer stark. Aber ich kann mich nicht mehr so besonders an „Einer flog über’s Kuckucksnest“ erinnern und würde das erstmal aufholen wollen … wie findest du „Ratched“ bis jetzt?
      Oh das klingt ja nach einem interessanten Krimi! Ja da passt der Film irre gut dazu. Wobei der schon auch etwas witzig ist.

  2. Jane Doe war wirklich klasse. Ich bin jemand, der vor allem auch die Kulissen betrachtet und die Drehorte. Ich fand beides sehr stimmig und passend. Und mit der Puppe geb ich Dir recht. Das war manchmal wirklich nicht schön anzusehen und holt einen auch wieder runter in die Realität.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Stimmt – der Film hatte wirklich eine sehr stimmungsvolle Kulisse. Wobei ich nicht weiß, was jemanden dazu bringt sein Krematoriums- und Leichenschauhaus-Business unter sein Wohnhaus zu verlegen …

  3. Hab beide Mitchell-Bücher hier liegen, soifz

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Du hast sie aber beide schon gelesen, oder!? Ich hatte nämlich in Erinnerung, dass wir uns über „Slade House“ schon unterhalten haben und darüber, ob man „Die Knochenuhren“ gelesen haben sollte. 🙂

  4. […] auch sehr ans Herz legen. Und auch sehr meine im Horrorctober letztes Jahr gefundenen Favoriten The Autopsy of Jane Doe und Spring. Tja dann … viel Spaß. […]

  5. […] steckt als sie anfangs dachten. Fraglich, ob sie nochmal entkommen können. Ansonsten bleibt wohl The Autopsy of Jane Doe einer meiner liebsten Horrorfilme der letzten Jahre. Was Bücher betrifft, empfehle ich gern Slade […]

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