Geschafft! Gestern abend habe ich den letzten Film meiner Liste geschaut. „Scary Stories to Tell in the Dark“ habe ich mir extra aufgehoben und davon viel versprochen, aber nun ja, so ganz halten konnte es das nicht. Mehr dazu im Beitrag.
I Am Not a Serial Killer
Antiheld wie er im Buche steht. Der Teenager John Wayne Cleaver (Max Records) steht im ständigen Austausch mit seinem Psychiater – nicht zuletzt weil er kürzlich als Soziopath diagnostiziert wurde. Es ist ihm selbst bewusst, dass er zusätzlich Mordgedanken hegt. Der geborene Serienkiller? Dank seines Psychiaters pflegt er Mechanismen, die ihn davon abhalten sollen diesen Trieb in die Tat umzusetzen. Sein Alltag scheint aber ein Spießrutenlauf aus Versuchung und Bemühung zu sein. Da sind einerseits die Mobber, die ihn schikanieren und die Faszination mit dem Tod, die ihm immer wieder am Arbeitsplatz seiner Mutter vor Augen geführt wird. Denn oh ja: seine Mutter ist Leichenbeschauerin und Bestatterin. Klingt kompliziert? Es wird noch umso komplizierter als ein Killer in Johns beschaulich-tristem Städtchen umgeht. Der natürlich eine ebenso große Faszination auf ihn ausübt.
„I Am Not A Serial Killer – Official Trailer I HD I IFC Midnight“, via IFC Films (Youtube)
Bis jetzt klingt das wie eine 1A Schwarze Komödie, tatsächlich ist es aber ein Stück weit bedrückender. John, hier gespielt von Max Records, nimmt sein Los aber mit soviel Humor und Aberwitzigkeit, dass es schon zu locker und abgeklärt rüberkommt. Die Tristesse der Stadt und seiner familiären Situation beißt sich entsprechend stark mit seiner Konterreaktion. Als John dann den Killer enttarnt, gibt es zwei Twists zum Preis von einem. Ich will nicht zuviel verraten, aber sagen wir mal so: einer davon verschiebt den Film ein Stück weit in Richtung Fantasy. Überraschenderweise! John traut seinen Augen auch nicht so recht und beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel mit dem Killer, das von da an den Film dominiert und sehr spannend ist. Zwar schließt sich einigermaßen der Kreis aus Johns persönlichem Dilemma erzählerisch am Ende (und auch der Fall um den Killer findet zu einem stimmigen Finale), aber Johns Charakterstudie bleibt dazwischen irgendwie auf Strecke. Schwieriger Fall! I Am Not a Serial Killer ist ein interessanter Mix, der unglücklich gewürfelt wurde. Die Nachlese ergab, dass der Film auf einer Romanreihe von Dan Wells beruht und der Verdacht blüht, dass die vielleicht stimmiger ist!? Ich spiele mit dem Gedanken mir die mal zu geben. Ansonsten noch ein Gimmick für Filmfans: Christopher „Doc Brown“ Lloyd spielt hier eine der Hauptrollen.
I Am Not a Serial Killer, Irland/UK, 2016, Billy O’Brien, 103 min, (6/10)
Little Monsters
Müsste ich Little Monsters in einem Satz beschreiben, würde das ungefähr so klingen: Little Monsters ist der einzige Feelgood-Zombiefilm, den ich kenne und auch noch ein witziger dazu. 🙂 Der Film handelt vom Musiker Dave (Alexander England), der nach der Trennung von seiner langjährigen Freundin bei seiner Schwester und seinem Neffen Felix (Diesel La Torraca) unterkommt. Um Felix‘ Kindergärtnerin Audrey (Lupita Nyong’o) zu beeindrucken und eventuell rumzukriegen, meldet er sich freiwillig als Begleitung für eine Klassenfahrt. Der Death-Metaler fühlt sich zwischen der Taylor-Swift-Songs-trällernden Bande aber nicht so besonders gut aufgehoben. Als dann aber das Gelände zu dem der Ausflug führt von einer Horde Zombies überlaufen wird, schon eher … . Dass sich Audrey für die Kinder prügelt, glaubt man ihr sofort. Aber auch Dave erkennt während all dem vielleicht seinen aufkeimenden Familiensinn. Das ganze wird in reichlich schwarzen Humor verpackt und liefert ein paar Motive und Bilder, die ich bisher noch in keinem Zombiefilm gesehen habe und sehr cool fand. Witzig ist auch wie Audrey versucht den Zombie-Outbreak zu „game-ifizieren“. In einer Nebenrolle ist außerdem Josh Gad als Kinder-Entertainer „Teddy McGiggle“ zu sehen und darf einen herrlich abgerissenen Typen spielen. Ein bisschen Atem braucht man aber gleich zu Anfang, wenn sich der Film zuviel Zeit für Daves Trennung und Backgroundstory nimmt.
Little Monsters, Australien/UK/USA, 2019, Abe Forsythe, 94 min, (7/10)
Leider nimmt der Trailer massiv viele gute Gags vorweg …
„LITTLE MONSTERS Trailer German Deutsch (2019)“, via KinoCheck (Youtube)
Scary Stories to Tell in the Dark
Denjenigen, die sich schon vor der Veröffentlichung von Scary Stories to Tell in the Dark enttäuscht darüber zeigten, dass ein Film statt einer Serie daraus geworden ist, muss ich leider Recht geben. Basierend auf einer Kinderbuchreihe von Alvin Schwartz versucht der Film sowohl eine übergreifende Handlung zu zeigen, als auch episodische Horrorgeschichten darin einzuweben. Der Film handelt von einer Gruppe von Freunden um Stella (Zoe Colletti), die ein mysteriöses Buch voller Horrorgeschichten finden. Zu ihrem Grauen müssen sie feststellen, dass sie selber in den Geschichten auftreten und einer nach dem anderen verschwindet. Die Verbliebenen gehen der Ursache nach. Sowohl die übergreifende Geschichte als auch die einzelnen Horrorepisoden sind eigentlich spannend und sorgen wirklich für Gänsehaut. Aber gerade die Episoden und ihre creepy Geister und Monster kommen einfach viel zu kurz. Man kommt gerade mal dazu ein paar Sätze aus den Geschichten zu hören, das Monster zu sehen, dann ist es meistens schon vorbei. Als Serie hätte das sicherlich besser funktioniert. Sehr schade!
Scary Stories to Tell in the Dark, USA, 2019, André Øvredal, 107 min, (7/10)
„SCARY STORIES TO TELL IN THE DARK – Official Trailer – HD“, via CBS Films (Youtube)
Fazit
Dieses Jahr hat es einen großen Unterschied gemacht, ob man unter dem Hashtag #Horrorctober oder #Horrorctober2020 getweetet hat. Anfangs habe ich noch unter beiden getweetet und dann wie meistens bei den Challenges selber fast gar nicht mehr. Und auch die Tweets der anderen aus den Augen verloren. Aber auch ohne meine Ermüdungserscheinungen hatte ich den Eindruck, dass etwas weniger Teilnehmer dabei sind und der Dialog etwas zu kurz kommt. Vielleicht mache ich da nächstes Jahr einfach den Anfang und tweete selber mehr … . Ermüdungserscheinungen hatte ich aber keineswegs wenn es um das Filme schauen oder Schauerromane lesen geht. Das hat mir von Anfang bis Ende viel Spaß gemacht. Meine Favoriten unter den Filmen sind ganz klar The Autopsy of Jane Doe und Spring. Beide haben überraschende Ansätze und schöne Schockmomente. Auch sehr unterhaltsam war Die Farbe aus dem All von Richard Stanley und die Schauwerte sind echt toll, aber als gute Adaption des Stoffs würde ich es nicht bezeichnen. Little Monsters war auch eine klasse Horrorkomödie und verdient mehr Aufmerksamkeit.
Die Farbe ist für mich tatsächlich die bessere Adaption des Lovecraft-Stoffes. Oder sagen wir mal: es handelt mehr im Sinne der Vorlage. Aber es fehlt hier an den Mitteln. Escape Room war eigentlich auch sehr geil, aber die Auflösung am Ende zu hanebüchen und zu ausufernd. I Am Not a Serial Killer war interessant, macht mich aber vorrangig neugierig auf die Bücher. Hagazussa – Der Hexenfluch hatte tolle Bilder, war mir aber etwas zu hermetisch. An Bite geht definitiv der Platz für den meisten Ekel, ansonsten war da nicht viel. Cello, The Wind und John dies at the end war nix für mich. Und ich behaupte Cello ist für niemanden was. Ansonsten habe ich noch einige gute Schauerliteratur gelesen: Slade House, Mexican Gothic, Uzumaki und Das Böse kommt auf leisen Sohlen haben für angenehmste Halloween-Unterhaltung gesorgt. Der Unsichtbare habe ich leider nicht geschafft und nehme es mir vielleicht für nächstes Jahr vor. 🙂
Zu den bisherigen Artikeln
Ankündigung und Filmliste
Woche 1 („Cello“, „Escape Room“, „Bite“)
Woche 2 („The Autopsy of Jane Doe“ & „Die Farbe“)
Woche 3 („The Wind“ & „Spring“)
Woche 4 („Hagazussa“, „John Dies at the End“ & „Die Farbe aus dem All“)
Wie war euer „Horrorctober“? Habt ihr die dreizehn Filme geschafft? Und habt ihr noch Lust auf Horrorfilme oder ist jetzt auch mal wieder gut? 😉 Ich bin Horrorfilmen ja nie abgeneigt, aber freue mich doch jetzt mal wieder was anderes zu schauen.
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