Passend zu Halloween suche ich mir jedes Jahr für die Werkschau ein Thema, das Horror nahe kommt. In der Vergangenheit waren das beispielsweise mal Verfilmungen aus Stephen King-Romanen (nicht ausschließlich Horror) oder auch Vampirfilme. Für dieses Jahr habe ich mir etwas ausgesucht bei dem zu erwarten war, dass der Ekelfaktor ziemlich groß ist und auch, dass man nicht allzu großartige Filme erwarten sollte, die aber beim Zuschauer immerhin Horror auslösen können. Es geht um Body Horror Filme. Dieses Subgenre beschäftigt sich mit Filmen in denen die Manipulation von Körpern stattfindet. Jemand mutiert um nur ein gruseliges Beispiel zu nennen. Haltet mich nicht für krank, aber ich finde zumindest den Gedanken an dieses Subgenre ziemlich interessant. Denn das grausige an dem Thema ist, dass wir uns den Schrecken gut vorstellen können. Mehr als so mancher Gore-Film, der den Zuschauer nur abstumpfen lässt. Allerdings enden viele Body-Horror-Filme auch im absurden oder überspannen den Bogen. Wie immer ist die Auswahl bunt gemischt. Also heute: sieben Filme mit dem gemeinsamen Nenner ‚Body Horror‘. Viel Spaß … .
Die Fliege
Seth Brundle (Jeff Goldblum) hat eine Teleportationsmaschine erfunden, die allerdings anfangs nicht in der Lage ist Lebewesen zu teleportieren. Während er die Journalistin Veronica Quaife (Geena Davis) kennenlernt, kommt ihm aber der zündende Gedanke und das Experiment gelingt. Später unterzieht er sich eines Selbstversuchs und bemerkt nicht, dass mit ihm eine Fliege in der Kammer eingeschlossen ist. Aus der anderen Kammer kommt aber nur Brundle. Seine DNA wurde mit der einer Fliege fusioniert. Es ist Veronica die merkt, dass er seltsame Borsten auf dem Rücken hat. Seine Stimmungsschwankungen, Aggressivität und plötzliche Sportlichkeit machen sie misstrauisch, während Brundle noch nicht ahnt, dass sein Experiment einen grausigen Ausgang haben wird.
David Cronenberg gilt dank Die Fliege als der Begründer des Body Horror, wobei er selber den Begriff und die Zuordnung wenig schätzt. Dabei basiert der Film auf einer Kurzgeschichte, die 1958 schon ein Mal verfilmt wurde. Tatsächlich erkennt man in dem Film viele Muster, die spätere Horrorfilme heute noch kopieren. Die anfängliche, schleichende Veränderungen, vielleicht sogar der Enthusiasmus des Veränderten und auch ein wenig das undankbare Spiel mit dem Mitleid gegenüber der ‚Kreatur‘. Die Frustration über unumkehrbare Veränderungen. Und letztendlich vielleicht sogar den Wunsch nach Erlösung. Insbesondere durch die sympathischen Hauptcharaktere wird der Film glaubhaft und vereinnahmend. Was dagegen weniger einleuchtet ist die Sündenbock-Figur Stathis Borans (John Getz), der ein Ex von Veronika ist und eine immens überflüssige Rolle spielt. Eine überstrapazierte Helferlein-Nebenrolle, die man zu oft in Filmen sieht. Ein Charakter, der alles ist. Bösewicht, verschmähter Ex, besorgter Freund, letztendlich ein Retter? Schlecht erzählt. Die Maske des Mutierten Brundle dagegen erfüllt ihre Wirkung. Zwar sieht sie nicht durch und durch echt aus, aber auch nicht so unecht, dass es die Illusion zerstören würde. Es peitscht einen der Ekel zuzusehen wie weit die Transformation Brundles zu dem geht, was er selber später die Brundle-Fly (Brundlefliege) nennen wird. Der Film ist dabei verhältnismäßig gut gealtert, auch wenn wir nun Jahre später auch immer noch nicht teleportieren können. Vielleicht wollen wir das aber nach dem Sichten des Films auch gar nicht mehr.
Die Fliege (OT: The Fly), Kanada/USA, 1986, David Cronenberg, 96 min, (7/10)
Anatomie
Anatomie ist kein klassischer Body-Horror-Film, der auf den ersten Blick eher weniger in das Subgenre eingeordnet werden kann. Sondern er ist eher persönlich für mich ein Body-Horror-Film, geprägt durch den Film-Moment in dem die Studenten ihre Kommilitonen und Freunde plötzlich als präparierte Objekte in der Ausstellung der Universität wiederfinden. Grausig. Sozusagen ‚externer‘ Body Horror. Eben noch lebendig, nun ein totes, zerschnittenes, in eine Pose drapiertes Ausstellungsstück. Das ist der Horror, dem sich Paula Henning (Franka Potente) hier als Medizinstudentin mit ihren Kommilitonen stellen muss. Wer hat ihre Freunde und Mitstudenten auf dem Gewissen? Anatomie erfreute sich als Mischung aus klassischem Whodunit und Psychothriller mit einem Hauch Horror im Jahr 2000 und den Folgejahren großer Beliebtheit. Heute erreicht er beispielsweise bei der IMDB eine fast eher durchschnittliche Punktezahl. Dabei hat der Film Atmosphäre, einige sehr natürliche Charaktere wie Paula Henning, die um Anerkennung kämpft, aber gegen ihren bekannten Namen ankämpfen muss. Dazu kommen die großartig grausigen suspense-schürenden Szenen in den Hallen der Fakultät. Einige Jahre nach dem Hype muss man aber zugeben, dass die Auflösung zu stereotyp und verschwörerisch ist. Liegt es daran, dass ich älter geworden bin? Oder anspruchsvoller was Filme betrifft? Aber auch mich überzeugt die Auflösung nicht mehr eine höhere Punktezahl zu geben. Etwas antiquiert.
Anatomie, Deutschland, 2000, Stefan Ruzowitzky, 103 min, (7/10)
Human Centipede
Schon verrückt wie das manchmal im Leben läuft. Man muss gar nichts großes vollbringen, sondern einfach einen so dermaßen schlechten Film machen, der zudem menschenverachtend und komplett ohne irgendeinen Mehrwert ist, dass sich das rumspricht und das Ding auch noch auf eine zweifelhafte Art berühmt macht. Human Centipede ist selbst für ein Trash-Fest zu schlecht und bekommt von mir als bisher erster Film die Tiefstwertung. D.h. einen von zehn möglichen Punkten. Und sogar das kommt mir noch zuviel vor. Aktuell liegt die IMDB-Durchschnittswertung tatsächlich bei vier Punkten. Wo kommen die her, frage ich mich? Es kann wohl kaum an der cinematografischen Machart liegen und der Idee des Regiesseurs Tom Six gebührt nun wirklich keine Ehre. Der Film handelt von einem deutschen Arzt, der bekannt wurde für das Trennen siamesischer Zwillinge und der den klingenden Namen Josef Heiter (Dieter Laser) trägt. Er hasst allerdings alle Menschen und sein Traum ist es sich ein Haustier zu schaffen, dass er aus mehreren Individuen zusammenstellt wie einen Tausendfüßler. Als die beiden amerikanischen Touristinnen Lindsay (Ashley C. Williams) und Jenny (Ashlynn Yennie) in der Umgebung einen Platten haben und natürlich im strömenden Regen vor seiner Tür landen, ist der Plan perfekt. Fehlt ihm nur noch ein drittes Segment. Das ist schnell im japanischen Touristen Katsuro (Akihiro Kitamura) gefunden. Er unterzieht sie einer Operation, in der er ihre Münder an das Rektum des Vorgängers annäht, sodass sich ein Segment von den Exkrementen des vorherigen ernährt.
Da muss man schon fast beim lesen kotzen, oder? Und wer das schon widerlich und menschenverachtend findet, sollte sich mal die Zusammenfassung der folgenden zwei Human Centipede Filme durchlesen. Ja – irgendjemand hat Tom Six scheinbar Geld gegeben und mit dem Irrsinn weiterzumachen und das was da drinsteht ist noch krasser. Dann doch lieber Takashi Miike Filme. Tom Six hat eine irre Idee, die leider absolut keine Botschaft vermittelt und sich der einfachsten filmischen Mittel bedient. Als ob die Zuschauer dieses Ekelstreifens alle total hinverbrannt wären, lässt er seine Hauptdarstellerinnen anfangs irgendwie von der Straße abkommen und im Wald rumirren. Er hat sich nicht mal die Mühe gemacht irgendein Horrorfilmklischee auszulassen. Normalerweise kann ein Horrorfilm unsere Grenzen austesten, uns ermahnen, mit thrill spielen. Alles was Human Centipede tut ist das Ekel-Zentrums unseres Hirns anzusprechen. Ein absolut nutzloser Film. Er ist weder gute Satire auf Horrorfilme, noch muss man als Zuschauer nachdenken, noch hat er irgendeine tiefere Botschaft. Er ist einfach und als solches menschenverachtend und dumm. Es macht mir fast Sorgen, dass die Kinder der Generation „Krass-geil“ sich das anguckt und abfeiert und dabei den Sinn dafür verliert, was Moral und guter Geschmack ist, sondern lieber weiter auf die Suche nach dem nächsten menschenverachtenden Streifen geht. Oder naja … die Leute anfangen zu denken, dass alle Deutsche verkappte, perverse, zurückgezogen lebende Chirurgen sind oder perverse Alte, die total verblödet und widerlich nachts Frauen im Wald ansprechen. Filme wie Human Centipede sind pervers und ein Verbrechen an das Filmgenre. Man kann die Filme schon schauen, wenn man Humor einpackt und sich über die Dummheit lustig macht, dass tatsächlich jemand so etwas absurdes und perverses gedreht hat. Aber eigentlich müssten solche Filme damit abgestraft werden, dass sie niemand anschaut. Denn solche perversen Ideen sollten nicht mit Aufmerksamkeit belohnt werden.
Human Centipede – Der menschliche Tausendfüßler (OT: Human Centipede (The First Segment)), Niederlande, 2009, Tom Six, 92 min (1/10)
American Mary
Mary Mason (Katharine Isabelle) beginnt als unkonventionelle Medizinstudentin. Sie ist kein Bonze, dem das Geld zugeflogen kommt und sie muss hart arbeiten. Ab einem gewissen Punkt geht es nicht mehr weiter und sie ist bereit sich ihren Lebensunterhalt und ihr Studium sogar mit abwegigen Jobs zu verdienen. Als sie aber in einem Stripclub anfangen will, geht das ganz unerwartet aus. Der Besitzer bietet ihr Geld an, um einen Typen wieder zusammenzuflicken. Chirurgische Eingriffe außerhalb von Krankenhausmauern sind erstaunlich lukrativ. Vor Allem, wenn man sich erstmal einen Namen gemacht hat. Plötzlich treten Typen an sie heran, die spezielle Piercings haben wollen, aber noch mehr: Stripperinnen, die aufwendige Body-Modification-Eingriffe wollen, die kein Arzt bereit wäre zu machen. Zeitgleich stößt Mary etwas zu, dass ihr Wertesystem über den Haufen wirft und sie ist bereit Dinge zutun, die sie vorher nicht ein Mal in Erwägung gezogen hätte.
Warum heißt der Film American Mary? Vielleicht weil Mary sich ihren Lebensunterhalt sauer verdienen muss. Eine vom Tellerwäscher (bzw. von der Stripperin) zum Millionär-Geschichte wird es allerdings nicht. Der Film ist düster und entführt uns in Subkulturen wie Gothic oder Punk. Mary ist kein Sonnenschein, aber zumindest hat sie gezittert und sich gefürchtet, als sie das erste Mal einen Mann ’schwarz‘ also abseits von öffentlich geregelten Bahnen zusammenflicken muss. Sie stumpft immer weiter ab, insbesondere nachdem sie das Opfer von Willkür wurde. Dahingehend ist der Film eigentlich einer der hier wahrscheinlich interessantesten. Regie führten Jen & Sylvia Soska, die nicht viel in der Liste ihrer Filmografie stehen haben, aber beispielsweise auch einen Part in ABCs of Death 2. Sie leben das Horrorgenre. Und mit Katharine Isabelle haben sie eine Scream Queen an Bord, die im Gegensatz zu manch anderen auch wirklich schauspielern kann. Über die Darstellung von Sex lässt sich streiten. Mancher Zuschauer mag es zuviel und zu klischeehaft finden, wie Sex und Subkulturen hier dargestellt werden. Ein anderer sagt vielleicht ‚passt‘. Von den Geschmacks-Schattierungen abgesehen krankt der Film aufgrund manch anderer schauspielerischer Leistung.
American Mary, Kanada, 2012, Jen & Sylvia Soska, 102 min, (7/10)
Antiviral
Im Bereich Sci-Fi-/Horror/Mystery gibt es sehr viel Zeug unter den Indiefilmen, die eine interessante Prämisse aber grottige Umsetzung haben. Die Gefahr war groß, dass das bei Antiviral auch so ist. Der stammt zudem aus der Feder von Brandon Cronenberg – David Cronenbergs Sohn. Der scheint die Vorliebe seines Vaters für menschliche Abgründe und einen Anflug von Bodyhorror zu teilen. In der Welt in der Antiviral spielt, ist ein gewisser körperlicher Kult um Stars entstanden: fanatische Anhänger können sich die Infekte und Krankheiten ihrer Lieblingsstars kaufen und sich injizieren lassen, um sozusagen einen Teil von ihnen in sich zu haben. In einer der Firmen, die das Material anbieten und injizieren arbeitet Syd March (Caleb Landry Jones, Banshee aus X-Men: First Class). Der verdient sich was dazu, indem er sich selber die Viren spritzt, erntet und auf dem Schwarzmarkt verkauft. Eines Tages wird er gebeten dem Starlet Hannah Geist (Sarah Gadon) wieder eine Blutprobe mitsamt Erregern zu entnehmen und er spritzt es sich selber. Die Anzeichen der Erkrankung lassen nicht lange auf sich warten, treffen ihn aber hart. Er verliert sogar für längere Zeit das Bewusstsein. Übel, als er aufwacht und die Nachrichten schaut: Hannah Geist ist gestorben. Wieviel Zeit bleibt ihm noch?
Bis dahin klingt das auch ziemlich spannend. Leider ist Antiviral aber wieder ein klarer Fall von interessanter (und wortwörtlich ziemlich kranker) Prämisse, aber die Umsetzung bzw. der Rest der Geschichte ist ermüdend, verworren und inkonsequent. Es werden eine ganze Menge abgefahrener Szenarien geschildert, mal von dem Wahnsinn des mutwilligen injizierens von Krankheitserregern abgesehen. Wer wollte nicht schon immer mal den Herpes-Erreger seines Lieblingsstars haben? Es peitscht einen der Ekel. Aber in der dystopischen, verkorksten Vision von Antiviral geht es noch weiter. Es gibt Fleischfarmen, die aus Zellkulturen der Stars Fleisch züchten, dass sie als Steaks und in anderen Formen verkaufen. Syd March stellt im Film auch die Frage, ob das nicht Kannibalismus sei. Ob er das nun verurteilt oder selber ein ‚Superfan‘ ist und vieles weitere an der Erzählung bleibt offen. Alles ist zu verworren. Die sich überlappenden Zeitebenen sind keine Hilfe. Wirkt künstlerisch, dient der Erzählung aber kaum. Es gib noch viele kleinere Wendungen in der Handlung, die jedes Mal die Geschichte in ein neues Bild rücken, aber die bisher erzählte Handlung damit auch ad absurdum führen. Erklärungen sucht man auch vergebens. So muss man beispielsweise einfach hinnehmen wie die tolle Verschlüsselungsmaschine funktioniert, die als Kopierschutz für die Erreger dient. Im Prinzip ist es Antiviral gelungen zu schocken und ein abstoßendes Bild einer Obsessions-Gesellschaft zu zeichnen, die willentlich die eigene Gesundheit für Profit manipuliert. Der Bodyhorror-Aspekt ist hier mal ein ganz anderer und funktioniert auf dieser Ebene für mich als eine Form des Horrorfilms – vielleicht aber nur für Indiefielm-Liebhaber, denn Antiviral versucht zuviel und beantwortet zu wenige Fragen.
Antiviral, Kanada/Frankreich, 2012, Brandon Cronenberg, 108 min, (4/10)
Contracted
Der Regiesseur Erik England sagte, dass sein Grundgedanke hinter Contracted war „tell a story within the virus/infection subgenre like we’ve never seen before“ und „most people can understand and relate to“. Das Endprodukt ist ein Film über einen Virus, der sexuell übertragen wird und damit ein relativ realistisches Szenario schafft und fasst ein Plädoyer für geschützten Geschlechtsverkehr und einen vernünftigen Umgang mit Sexualität ist. Obwohl man in Bezug zu Intimität und Sexualität das Wort Vernunft manchmal gar nicht so gern hören möchte – ist aber wichtig liebe Kinder 😉 . Sonst geht’s vielleicht aus wie in Contracted und das wollen wir definitiv nicht. Im Zentrum des Geschehens steht Samantha (Najarra Townsend), deren Freundin sich gerade von ihr getrennt hat und die deswegen eine schwere Zeit durchmacht. Auf einer Party lässt sie sich gehen, trinkt zuviel und findet sich im Auto eines Fremden wieder, der sich an ihr zu schaffen macht. Am nächsten Tag kann sie sich an kaum etwas erinnern und macht normal weiter. Ganz wohl ist ihr nicht wegen des Blackouts. Aber die Streitereien mit ihrer Mutter, ihre Versuche ihre egoistische Ex Nikki (Katie Stegeman) zurückzugewinnen und Stress auf Arbeit lenken sie ab. Bis die Symptome anfangen. Sie bekommt ihre Regel, undzwar stark. Zu stark. Außerdem Hautausschläge. Sieht nach einer Geschlechtskrankheit aus, aber die Symptome werden schlimmer.
Letzten Endes ist Samantha mehr Zombie als Mensch – man kann also sagen, dass Contracted ziemlich weit geht mit seiner Metapher auf Geschlechtskrankheiten. Dabei ist es eigentlich eine ganz interessante Metapher für den Umgang mit Sexualität. Schließlich soll sich Sex gut anfühlen, etwas mit Intimität zutun haben. Und der unbewusste und gleichgültige Umgang damit kann unschöne Folgen haben und Intimität entgegen wirken. Krankheit wirkt abschreckend, wenn sie über einen Schnupfen hinausgeht und empfindlichste Teile unseres Körpers betrifft. Das ist auch Body Horror. Und was man in Contracted sieht ist ziemlich abschreckend. Allerdings schwingen in dem Film auch einige schwierige Botschaften mit. Zum Einen kann man hier und da im Internet in Zusammenfassungen und auf Filmpostern nachlesen, dass Samantha einen ‚One-Night-Stand mit Folgen‘ hatte, allerdings ist es eine Vergewaltigung. Das als One-Night-Stand zu präsentieren ist bitter und vermittelt eine schlimme Botschaft. Während des ganzen Films hat man außerdem den Eindruck, dass Samantha regelrecht dafür bestraft wird, dass sie sich einst als bisexuell bzw. lesbisch outete. Jeder scheint eine Meinung dazu zu haben und ständig wird es ihr unter die Nase gerieben. Die ungesunde Beziehung zu ihrer Ex ist wirklich nur schwer anzuschauen. Die Menschen in ihrem Umfeld sind keine wirkliche Hilfe und wenn man die Vergewaltigung und andere Motive des Films betrachtet, bekommt man irgendwann sogar den Eindruck, dass sie dafür bestraft wird eine Frau zu sein. Die üblichen Horrorfilm-Fehler werden zum Teil vermieden, zum Teil leider nicht. Immerhin ist sie so schlau mal zum Arzt zu gehen, andererseits nicht zur Polizei. Was bleibt einem übrig zu sagen? Es ist ein interessanter Horrorfilm, es gibt neue Motive und alte Fehler. Eins steht aber genauso fest: direkt nach Schauen des Films möchte man garantiert keinen Sex haben.
Contracted, USA, 2013, Eric England, 78 min, (6/10)
Tusk
Die Geschichte wie der Film entstanden ist, ist letztendlich interessanter als das was dabei rauskam. Regiesseur Kevin Smith (Dogma, Clerks II) scherzte mit einem Kumpel in einem Podcast über eine Anzeige, die er gelesen hatte, die ziemlich absurd klang. Sie überlegten sich eine Geschichte wie es zu der Anzeige kommen konnte und fanden die so verrückt, dass die Idee entstand daraus einen Film zu machen. Darüber ließ Kevin Smith seine Twitter-Follower entscheiden mit dem Hashtag #WalrusYes für die Produktion und #WalrusNo als Hashtag dagegen. Und es ist tatsächlich ein Film zustande gekommen. Und der findet seinen Anfang auch bei einem Podcast. Der Podcaster Wallace Bryton (Justin Long) sucht darin für seine Sendung eine abgedrehte Geschichte und landet irgendwo in Kanada, findet auf einer Toilette eine Anzeige. Ein Mann hat ein Zimmer zu vermieten und verspricht dem potentiellen Mieter ihm interessante Geschichten von seinem Leben auf hoher See zu erzählen. Genau das was Wallace gesucht hat, der sich allerdings in seinem Podcast zusammen mit seinem Kumpel Teddy (Haley Joel Osment) vor Allem über Leute auf derbste lustig macht. Als er den alten Seebären ausfindig macht, wirkt der Abend vielversprechend bis Wallace in Ohnmacht fällt und gefesselt wieder aufwacht. Nach und nach wird klar: Der Alte (Howard Howe) hat den Plan Wallace zu einem Walross umzuoperieren.
Und hier beginnt die Absurdität der Geschichte. Angefangen bei der Begründung des alten, warum es ein Walross sein muss. Sowie seine versponnenen Geschichten und Monologe, die ein Klischee ans nächste reihen. Dann der Gleichklang von Wallace und Walross. Dann die ungeschickten schauspielerischen Leistungen der Nebendarsteller. Inklusive eines extremen Gastauftritts eines namhaften Stars, der hier wirkt, als wäre er auf Drogen und so schlecht inszeniert ist, dass man denkt, dass Kevin Smith seinen eigenen Film nicht ernst nimmt. Eine halbe Katastrophe. Dabei macht Tusk eines richtig. Es spielt ganz gut mit den Gefühlen der Zuschauer. Anfangs wünscht man Wallace, dass er mal so richtig auf die Nase fällt, weil er ein mieses Arschloch ist, seine Freundin betrügt und im Internet aufs übelste über Menschen herzieht. Dann aber ist der Punkt erreicht wo seine fortschreitende Operation den Horror beim Zuschauer auslöst. Dieser klassische Punkt bei Body-Horror-Movies wo man sich fragen muss: was ist das für ein Leben, dass er jetzt noch führen kann, nach all dem was passiert ist? Keins. Und man beginnt Mitleid mit ihm zu haben. Aber die absurde und schlecht konstruierte Handlung zerstört die selbstironischen Momente und auch das Mitleid. Der Horror wiederum, der anfangs ganz gut inszeniert ist, wird letztendlich durch low-budget-Kostüme und Maske vernichtet. Da bleibt nicht viel übrig, wenn man es in Punkten ausdrücken will.
Tusk, USA, 2014, Kevin Smith, 102 min, (2/10)
Bei manchen der Filmen hier scheint es einen gemeinsamen Nenner zu geben: Kanada. Manchmal habe ich den Eindruck, dass Kanada einiges an Trash produziert, insbesondere das worum die USA einen Bogen machen möchte. Oder täuscht der Eindruck? Ansonsten gibt es im Bereich Body Horror sicherlich noch einiges abzudecken, obwohl ich mich bemüht habe eine abwechslungsreiche Liste zusammenzustellen. Da sind verschiedene Produktionsländer und bei der Qualität gibt es alles von der Tiefstwertung bis hin zu ‚kann man schauen‘. Müsste ich einen Lieblingsfilm nennen, dann würde ich fast ‚American Mary‘ sagen. Der wahrscheinlich ekligste ist allerdings ‚Die Fliege‘. Von den großen, bekannten Body-Horror-Filmen fehlt mir noch eine Sichtung von ‚The Thing‘ und von ‚Slither‘ – allerdings bin ich nicht zwingend ein Ekel-Fan und habe (noch) nicht so wahnsinnig viel Lust auf die Filme. Mich reizen mehr diese abwegigen Ideen wie in ‚Antiviral‘ oder das Thema Body Modification. Bis jetzt. Aber so richtig gut bewertete Body-Horror-Filme scheint es insgesamt nicht zu geben. Warum? Driftet sie zu sehr in Subkulturen ab, sind zu menschenverachtend und over-the-top und trashig wie ‚Human Centipede‘? Driften die Filme zwangsläufig in eine Richtung ab, die nur als vermeintlich schlechter Film enden können? Was denkt ihr?
„7ème art“ (Sprich: septième art) heißt „siebte Kunst“. Gemäß der Klassifikation der Künste handelt es sich hierbei um das Kino. In dieser Kategorie meines Blogs widme ich mich also Filmen zu meinem bestimmten Thema – eine Mini-Werkschau. Regulär stelle ich zwischen dem 1. und 5. jeden Monats jeweils 7 Filme in kurzen Reviews vor.
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