7ème art: Animationsfilme von Makoto Shinkai

Makoto Shinkai ist sowas wie der ‚Painter of Light‘, was Anime betrifft. Er hat als Autodidakt angefangen und in einer Ein-Mann-Mammutaktion seine ersten kürzeren Anime „Voices of a Distant Star“ und „She and her Cat“ produziert. Das sieht man denen zugegebenermaßen auch deutlich an, sie sind ungeschliffene Roh-Diamanten. Aber um fair zu sein: für eine einzige Person ist das so oder so eine wahnsinnige Leistung. Seine Stoffe und Themen sind meistens schwelgerisch, romantisch, hoffnungslos und manchmal sehr düster unter all den light flares. Vielleicht ist er doch nicht der Painter of Light, sondern der J.J. Abrams der Anime!? Seine gefühlsbetonten Stoffe mit den atemberaubenden Kulissen und lichtdurchfluteten Landschaften haben ihn berühmt gemacht und sein aktuellster Film „Your Name“ besonders, schließlich schlug der an den Kassen ein. Der gemeinsame Nenner der sieben Filme, die ich heute vorstellen möchte ist, dass sie von Makoto Shinkai sind.

She and Her Cat

Als Makoto Shinkai noch in der Computerspiele-Industrie arbeitete, wuchs seine Neugier für das Storytelling von Animationsfilmen und er versuchte sich als Ein-Mann-Produktionsstudio an einem kurzen Animationsfilm. Obwohl der nicht mal ganz fünf Minuten dauert, ist alles daran selber gemacht bis auf die Musik und man kann sich vorstellen wieviel Arbeit den fünf Minuten Schauerlebnis vorangegangen sind. Der Kurzfilm erzählt die Geschichte eines Katers und seiner Besitzerin. Während der Kater aus dem Off von ihr erzählt, sieht man Szenen aus dem Alltag der Beiden. Wie sie sich für die Arbeit zurecht macht, wie sie eines Tages den Kater mit nach Hause brachte und Momentaufnahmen aus ihrer Wohnung. Wie sie eine schwierige und traurige Zeit erlebt und wie sie weitermacht. Dass der melancholische Film in Schwarzweiß gehalten ist, wurde nicht aus kreativen Beweggründen so gewählt, sondern um sowohl Produktionaufwand als auch Speicherplatz gering zu halten. Entscheidungen die man eben trifft, wenn man alles selber mit dem eigenen PC Ende der 90er Jahre macht. Ohne Produktionsstudios und Mäzene. Das sieht man dem Film nicht mal unbedingt an. Anders als bei Voices of a distant Star fühlt sich She and Her Cat auch aufgrund der Abstraktion so an, als könne es mit professionellen Produktionen mithalten, hinter denen ein ganzes Team steht. Nur der Comic Relief bzw. die Zwischensequenz mit der Katze Mimi geht nicht auf und ist ein unnötiges Zwischenspiel zu der Geschichte, die hier erzählt werden soll.


She and Her Cat (OT: 彼女と彼女の猫 „Kanojo to Kanojo no Neko“), Japan, 1999, Makoto Shinkai, 5min, (7/10)

Sternchen-7

„She and Her Cat; Their Standing Points!~“, via Kirstie Lane (Vimeo)

Voices of a Distant Star

Voices of a Distant Star beginnt mit Mikako und Noboru, zwei Teenagern, zwischen denen sich gerade eine Beziehung entwickelt. Beide denken zu allererst über Noten und Beziehungen nach, bis Mikako in ein UNO-Programm rekrutiert wird. Der Film spielt in der nicht allzu fernen Zukunft, in der Raumschiffe und Expeditionen ins All nicht unüblich sind, auch wenn man das bei Mikakos und Noborus Alltag anfangs nicht vermutet – zumindest bis sie die Raumschiffe am Himmel beobachten. Als Mikako mit der Crew startet und Noboru zurücklässt, versprechen sich beide sich zu schreiben. Anfangs funktioniert das noch gut, aber desto weiter Mikako mit ihrer Crew in das Weltall vordringt, desto länger brauchen ihre Nachrichten bis zur Erde. Und Noboru wartet. Makoto Shinkais Kurzfilm verbindet sein Lieblingsthema, die Beziehungen der Menschen, mit Science-Fiction und Mechas. So sieht man Mikako mit ihrem Mecha durch das All driften und im Cockpit auf Nachrichten Noborus warten. Das wirkt zwar wie ein wilder Genre-Mix, aber das einzige was zählt und worauf sich auch bald der Zuschauer konzentriert, sind die Nachrichten. Anfangs sind es Tage, dann Monate und letzten Endes Jahre, die die Nachrichten brauchen. Und dann ist da die Ungewissheit, die an Beiden nagt. Denkt der andere noch an mich? Hat er/sie mich längst vergessen? Somit erzählt der Film in nur 25 Minuten eine herzzerreißende und tief beeindruckende Geschichte. Die Animationsqualität unterstreicht das so mehr oder weniger. Die etwas starren Figuren sind alle von Makoto Shinkai gezeichnet, der bei Voices of a Distant Star nicht nur Regie führte, sondern alles selber zeichnete und animierte. Er brauchte dafür ein halbes Jahr und schaffte das auch erst als er seinen Job aufgab. Man merkt aber, dass er schon vor seiner Zeit als Ein-Mann-Produktionsstudio Ahnung von dem hatte, was er tat. Er arbeitete in der Computerspiele-Industrie und das erkennt man auch an den Raumschiffen und Mechas, die ganz klar 3D-modelliert sind. Diese Mammutaufgabe hat Respekt verdient und ist immerhin der Beweis, dass wenn die Zutaten gut sind (einer, der weiß was er tut; ein bisschen Mut und eine wunderbare Idee), das Erfolgsrezept letzten Endes aufgeht. Schließlich wurde was aus ihm und seinen Filmen. Aber verheimlichen sollte man es auch nicht: die Animationen und das Character Design hinken eben nun mal ein bisschen.

Voices of a Distant Star (OT: ほしのこえ „Hoshi no Koe“), Japan, 2002, Makoto Shinkai, 25 min, (7/10)

Sternchen-7

The Place Promised in Our Early Days

The Place Promised in Our Early Days ist der Turm in der nördlichen Hälfte Japans, der zum Versprechen zwischen Sayuri und den Jungen Takuya und Hiroki wird. Sie leben in einer alternativen Geschichtsschreibung, in der Japan in eine nördliche und südliche Hälfte geteilt wurde. Die südliche ist unter amerikanischer Besatzung, in der nördlichen regiert die sogenannte „Union“. Beide Seiten finden kein Übereinkommen. Die Jugendlichen werden in diese Welt hineingeboren, die sie nicht verstehen und sehen nur in der Ferne den gigantischen Turm. Zwischen den Teenagern entsteht eine zarte Dreiecksbeziehung bis Sayuri eines Tages verschwindet. Jahre später bekommen sie einen Hinweis, was mit Sayuri geschehen ist und müssen sich zusammenraufen, obwohl sie inzwischen unterschiedliche Meinungen vertreten was die Zukunft Japans betrifft. Man hört es schon raus: das Szenario des geteilten Japans klingt stark nach der Teilung Deutschlands nach dem zweiten Weltkrieg. Über die Ursachen wird hier allerdings nicht viel geredet, das ist auch gar nicht nötig und würde dem Film wahrscheinlich sogar schaden. Er leidet nämlich unter den immens vielen Motiven, die Shinkai versucht hat hier zu vereinen. Da ist die Vision des geteilten Japans und die politischen Implikationen rund um Militär und Untergrund-Rebellen, da ist das Verschwinden Sayuris und das Leben der beiden nun erwachsenen Männer. Da sind Wissenschaftler, die ominöse Türme errichten, die mit Sayuri indirekt verbunden sind und Sayuris Schlafkrankheit, die sie dazu verdammt in ihren Träumen in einer menschenleeren Welt zu wandern. Nur manchmal sieht sie Hiroki. Das alles in eineinhalb Stunden zu verbinden und dabei in der Gefühlswelt der Jugendlichen zu schwelgen ist eine schwierige Aufgabe, die auch nicht vollends geglückt ist. Während man die Drei unhd ihre Gefühle gut nachvollziehen kann, entgleitet dem Zuschauer was es mit dem Turm, der Politik und Sayuri auf sich hat und wo der Film eigentlich hin will. Die Animationsqualität erinnert in seiner ungeschliffenen Kantigkeit noch an Voices of a distant Star, verblüfft aber auch hier wieder mit der Illustration einer Welt voll wunderbarer Sonnenuntergänge und strahlenden, lichtdurchfluteten Szenen.

The Place Promised in Our Early Days (OT: 雲のむこう、約束の場所 „Kumo no Mukō, Yakusoku no Basho“), Japan, 2004, Makoto Shinkai, 91 min, (6/10)

Sternchen-6

„5 Centimeters Per Second Trailer HD“, via onikinou (Youtube)

5 Centimeters Per Second

Fünf Zentimeter pro Sekunde ist die Fallgeschwindigkeit von Kirschblüten und gleichzeitig der Name des letzten von drei Segmenten in die der Film geteilt ist. Er beginnt mit dem Segment „Kirschblütenextrakt“, in dem wir die Teenager Takaki und Akari kennen lernen. Beide sind seit der Grundschulzeit miteinander befreundet, da beide damals erst vor Kurzem in die Stadt gezogen sind. Für beide empfindsamen Seelen bricht eine Welt zusammen als Akari wegzieht, aber sie bemühen sich Kontakt zu halten. Auch wenn das bedeutet, dass Takaki stundenlang abends und nachts mit dem Zug zu ihr fährt. Im zweiten Segment „Kosmonaut“ ist Takaki inzwischen auf der Oberschule und noch weiter in den Süden gezogen, sodass beide scheinbar unendlich weit voneinander entfernt sind. Takakis Mitschülerin Kanae ist heimlich in ihn verliebt und ringt mit sich, ob sie es ihm sagen soll. In der dritten und titelgebenden Sequenz erfahren wir wie Takaki und Akari als Erwachsene leben und ob das Schicksal sie wieder zusammengeführt hat. 5 Centimeters Per Second ist ein einfühlsamer Film, der sich voll und ganz auf die Poesie des Moments, unerfüllte Liebe und Beziehungen konzentriert. Still verharrt der Film in einen wenigen Situationen in seiner Laufzeit von knapp über einer Stunde und nimmt sich Zeit, nur um deren Tragweite im letzten Segment zu einem Höhepunkt aus Eindrücken, Situationen und Musik gipfeln zu lassen. Dass der Film Empfindungskino ist, beweist v.A. auch das erste Segment, in dem Takaki mit dem Zug zu Akari fahren will und eine Tour-de-Force der Gefühle erlebt, da sich durch das Wetter ein Zug nach dem anderen verspätet, im Nirgendwo stecken bleibt und der Junge verzweifelt ist, weil nicht klar ist, ob das vereinbarte Treffen stattfindet und seine Akari womöglich denkt, dass er sie vergessen hat. Eine Szene, deren Eindringlichkeit und Verzweiflung insbesondere für einen Teenager wahrscheinlich in der Intensität und Einfühlsamkeit nur Makoto Shinkai inszenieren kann.

5 Centimeters Per Second(OT: 秒速5センチメートル „Byōsoku 5 Senchimētoru“), Japan, 2007, Makoto Shinkai, 63 min, (9/10)

Sternchen-9

„Journey to Agartha Trailer“, via Manga UK (Youtube)

Die Reise nach Agartha

Man könnte sagen, dass Die Reise nach Agartha Shinkais erster Fantasyfilm ist und ein bisschen mehr Geschichte und Action beinhaltet, als Introspektion wie es seine bisherigen Filme taten. Die schwelgen oftmals nur im Innenleben ihrer Charaktere, ihren Lebensentscheidungen und Beziehungen. Aber auch Die Reise nach Agartha hat ein Thema, dass es zu einem Film macht, der nicht bzw. in diesem Fall nicht vorrangig für Kinder und Jugendliche gemacht ist. Es geht um den Tod und wie Hinterbliebene damit umgehen. Und um Todessehnsucht. Das Mädchen Asuna trifft eines Tages den Jungen Shun, der ihr von dem fremden und versteckten Land Agartha erzählt. Shun wird ihr ein guter Freund und gibt ihr den entscheidenden Hinweis darauf, dass Agartha und ihr verstorbener Vater vielleicht in Zusammenhang stehen. Eines Tages wird Shun aber ertrunken aufgefunden. Asuna ist erschüttert. Zuerst ihr Vater, an den sie keine Erinnerung hat, nun auch noch Shun. Ihr Lehrer Ryūji Morisaki spricht oft von einem sagenhaften Land, in dem man Tote wieder lebendig machen kann. Könnte das Agartha sein? Als Shuns jüngerer Bruder auftaucht, scheint das Tor zu Agartha offen zu sein und die Kinder und der Lehrer betreten das sagenumwobene Land, vielleicht um ihre Lieben zurückzubringen.

Die Reise nach Agartha ist wohl Makoto Shinkais Film, der am meisten ghibli-esque ist. Daran erinnert nicht nur das ernsthafte Thema, gekleidet in eine kinderfreundliche Rahmenhandlung; die mutige Protagonistin und ihr tierischer Begleiter Mimi. Auch die Reise an sich durch das fantasievolle Agartha mit vielen Anleihen aus der echten Welt (Quetzalcoatl, Finis Terrae) erinnern an Filme Miyazakis wie Prinzessin Mononoke. Da Shinkai schon immer ein Händchen für das Inszenieren von Landschaften, Natur und Licht hatte, konnte er sich hier richtig austoben und das merkt man. Es gibt zwei Dinge, die mir bei Agartha auch nach Jahren noch in Erinnerung geblieben sind. Das World-Building, die Geschöpfe und Agarthas Landschaften. Zum Anderen aber auch wie schockierend natürlich der Film das Thema Tod behandelt. Denn das ist der Punkt: es sollte nicht schockierend sein, sondern eine Gewissheit. Letztendlich läuft Asuna wie auch ihr Lehrer Gefahr ihren Blick zu sehr in die Vergangenheit zu richten, statt nach vorn.

Die Reise nach Agartha (OT: 星を追う子ども „Hoshi o Ou Kodomo“), Japan, 2011, Makoto Shinkai, 116 min, (8/10)

Sternchen-8

The Garden of Words

Der 15-Jährige Schüler Takao ist in seinem Leben schon einen Schritt weiter. Im Gegensatz zu den meisten seiner Mitschüler weiß er, dass er Schuhmacher werden möchte. Aber bis es soweit ist und er das Geld für die Ausbildung zusammen hat, ist es noch weit. Die Schule wirkt wie eine leidige Etappe, die man irgendwie hinter sich bringen muss. An einem Regentag tragen ihn seine Füße in den Park, er meidet die Schule, schwänzt ein paar Stunden. Im Park trifft er eine junge Frau, die Bier trinkt und Schokolade isst und obwohl sie für die Arbeit gekleidet ist, keine Anstalten macht dorthin zu gehen. Sie wirkt etwas verloren. Beide beginnen zaghaft ein Gespräch. Von da an wird es ein Ritual, dass sie sich an Regentagen dort treffen und Tage ohne Regen werden traurige Tage. Der Grund warum die Frau, Yukari, tagsüber soviel im Park chillt ist kein angenehmer. Shinkais Garden of Words hat viele unausgesprochene Worte. So erfahren wir nur weniger über Yukari, aber immerhin, dass der Grund für ihre Flucht Mobbing und psychischer Druck ist, der die Frau körperlich auch schwer mitgenommen hat. Unter der Haube hat Shinkais Film also einen Hauch Gesellschaftskritik, der v.A. mit japanischen Schulen zusammenhängt. Das wird aber so hauchdünn eingestreut, dass der Film seinen Fokus auf eine zarte Romantik nicht verliert. Takao und Yukari kommen scheinbar aus grundlegend anderen Welten. Während Yukari eigentlich diejenige sein müsste, die mit beiden Beinen im Leben steht, ist es aber Takao, der ihr wieder beibringt wie man durch das Leben geht. Ein wunderbar melancholischer Film, der mit seinen teilweise fotorealistischen Landschaftsaufnahmen und zarten Poesie beeindruckt, auch wenn die Beleuchtung der Figuren mit Umgebungsfarben nicht so geglückt wirkt, obwohl das Verfahren von Shinkai und seinem Team extra entwickelt wurde.

The Garden of Words (OT: 言の葉の庭 „Kotonoha no Niwa“), Japan, 2013, Makoto Shinkai, 46 min, (8/10)

Sternchen-8

Your Name. – Gestern, heute und für immer

Man will immer das, was man nicht hat. Mitsuha lebt auf dem Land und wurde in eine Familie geboren, die sowohl mit dem lokalen Tempel als auch der Lokalpolitik eng verwoben ist. Jeder kennt sie, jeder hat Erwartungen, aber Zerstreuung gibt es wenig. Es gibt im Dorf ja nicht mal ein Café, klagt sie. Kaum, dass sie es sich gewünscht hat in einer Stadt wie Tokyo zu leben, erfüllt sich ihr Wunsch. Sie wacht im Körper von Taki auf, einem Jungen in Tokyo, der in etwa in ihrem Alter ist. Und andersrum. So bringt Taki in Mituhas Körper einiges durcheinander, genauso wie Mitsuha in Gestalt von Taki. Während für die Schüler im Alter der schwirrenden Hormone v.A. interessant/erschreckend ist, welche Körperteile sie nun mit sich rumtragen, helfen sie sich gegenseitig auf die Sprünge und lernen sich kennen ohne sich begegnet zu sein. Dann passiert etwas unvorhergesehenes, das alles verändert.

Wer anfangs dachte, dass das eine einfache Coming-of-Age-Körpertausch-Geschichte ist, der hat sich getäuscht. Makoto Shinkais Sensationserfolg kann noch viel mehr. Das Thema Körpertausch ist sogar relativ schnell zugunsten eines noch viel größeren und v.A. eines gewichtigeren Themas wieder abgefrühstückt. Es ist eine angenehme Geschwindigkeit mit der Mitsuha und Taki anfangs noch langsam merken, das etwas faul ist. Dann wird sehr schnell und irre witzig der vertauschte Alltag der Beiden behandelt und dann gibt es den eben besagten großen Knall, bei dem man im Kinosaal die Stecknadel hätte fallen hören können. Plötzlich ist die leichte Komödie eine um Leben und Tod und eine, die uns ganz andere Themen wie Vergänglichkeit und verpasste Chancen vor Augen hält, vor Allem aber auch ein nicht rein für das japanische Publikum wichtige, fatale Thema der Umweltkatatrophen. Ganz nebenbei erzählt der Film neben den großen Motiven auch davon wie sich das Leben in Tokyo anfühlt und wie in einer ländlichen Gegend Japans. Und zeigt uns: wir sind alle unterschiedlich und doch alle ein bisschen gleich. Der Film hat sich das Attribut vereinnahmend verdient. Makoto Shinkai hat dafür außerdem sein Painter-of-Light-mäßigen Einsatz von Naturphänomenen, Licht und Flares etwas heruntergeschraubt. Er verblüfft damit wie er die Schönheit der Natur einfängt und auch ihre rohe Gewalt, aber in einem Maß, dass uns bezaubert und in Ehrfurcht versetzt. Nicht blendet. Es ist so als ob er bei allem den richtigen Ton getroffen hätte. Somit ist Your Name wahrscheinlich der Wohlfühlfilm aus dem Jahr 2016, der uns mit großer Verspätung erreichte.

Your Name. – Gestern, heute und für immer (OT: 君の名は。“Kimi no na wa“), Japan, 2016, Makoto Shinkai, 107 min, (9/10)

Sternchen-9

„Your Name Trailer German Deutsch (2018)“, via Moviepilot Trailer (Youtube)

Seit dem Erfolg von „Your Name“, der Hayao Miyazakis Chihiros Reise ins Zauberland als erfolgreichster japanischer Film ablöste, wird gerne behauptet, dass Makoto Shinkai der neue Miyazaki ist. Nun, zum einen hält er das laut Quellen selber für eine Übertreibung. Man kann in Shinkais Filmen eine Steigerung von melancholischen Stoffen hin zu fröhlichen Wohlfühl-Filmen beobachten, die mit „Your Name“ ihren Höhepunkt fanden.  Makoto Shinkai bedient sich von Haus aus nicht ganz den optimistischen und humanistisch aufgeschlossenen neugierigen Blicken in die Zukunft wie das Filme von Miyazaki bzw. des Studios Ghibli tun. Seine Animationsfilme sind introspektiver Natur. Es geht um Gefühle, das Innenleben, die unergründlichen Wege die das Leben manchmal geht und Beziehungen. Und vor Allem um Distanz. Die Protagonisten seiner Filme wollen immer zueinander, sind aber stets getrennt. Durch geografische Entfernung, Leben und Tod, durch Zeit, durch ihren gesellschaftlichen Status oder auch durch ihre Standpunkte und Leben selbst. Er ist vielleicht nicht Miyazaki, aber definitiv einer mit einer Agenda, Themen, einem eigenen Stil – diesen Makoto Shinkai sollten wir beobachten. Meinen vollen Respekt hat Shinkai aber alleine schon deswegen weil er Autodidakt ist und als Ein-Mann-Produktionsteam komplett alle Schritte der Erstellung mehrerer Anime übernahm (siehe dazu auch diesen Artikel über Shinkais frühe Arbeit auf crunchyroll.com). Man stelle sich vor wie sich das anfühlt jeden Frame selber zu zeichnen, zu kolorieren, zu animieren, anschließend zu synchronisieren. Übrigens lohnt es sich seine Filme sehr aufmerksam zu schauen, es gibt hin und wieder eine Überschneidung. Besonders aufpassen sollte man bei „Voices of a Distant Star“. Einer der Planeten zu dem Mikako reist heißt „Agartha“.

„7ème art“ (Sprich: septième art) heißt „siebte Kunst“. Gemäß der Klassifikation der Künste handelt es sich hierbei um das Kino. In dieser Kategorie meines Blogs widme ich mich also Filmen – evtl. dehne ich den Begriff dabei etwas. Regulär stelle ich zwischen dem 1. und 5. jeden Monats jeweils 7 Filme in kurzen Reviews vor.

3 Antworten

  1. So viele Titel, die schon länger auf meiner Must-See-Liste stehen und von denen mir gar nicht bewusst war, dass sie denselben Schöpfer haben. Ich hab’s einfach nicht so mit Namen von Regisseuren, Produzenten und Drehbuchautoren (was nicht an der Leistung liegt, sonder wohl eher daran, dass sie weniger präsent als die Schauspieler sind bzw. mir oft einfach ein Gesicht zu einem Namen fehlt). Daher einfach mal Danke fürs Bewusstmachen. 🙂

  2. […] bei Episode IV zu schauen. Das ist zumindest ein schönes Wiedersehen. Genauso wie die Makoto-Shinkai-Werkschau. Eher ziemlicher Müll waren Flypaper und Ghost Rider: Spirit of Vegeance (nicht fragen, ich habe […]

  3. […] Februar begann mit einer Werkschau der Animationsfilme von Makoto Shinkai, der zu dem Zeitpunkt aufgrund des Erfolgs von Your Name in aller Munde war und rückblickend […]

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