7ème art: Verfilmungen von Literaturklassikern

Der eine oder andere treue Leser des Blogs hat es schon gemerkt: ich liebe es Filme und ihre Literaturvorlagen zu vergleichen. Was macht der eine besser als der andere. Wo fügt die Adaption dem Stoff etwas wertvolles hinzu … das finde ich spannend. Da sagte die liebe Kathrin vor einer Weile: „Verfilmungen aus Literaturklassikern bietet sich doch mal für eine Werkschau an!?“ Richtig! Und eine mögliche Liste war schnell gefunden. Schließlich hatte ich gerade „Anna Karenina“ ausgelesen, einen vielfach verfilmten Stoff. Da sind wir nun! Der gemeinsame Nenner der heute hier besprochenen sieben Filme ist also, dass sie auf einem Literaturklassiker basieren.

Homo Faber

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Eine solche Werkschau bzw „Filmegucken zu einem Thema“ geht natürlich nicht ohne Volker Schlöndorff, der für seine Literaturadaptionen (u.a. Die Blechtrommel) berühmt-berüchtigt ist. Kurz nach Der Geschichte der Dienerin widmete er sich Max Frischs Homo faber. Als Drehbuch wurde es adaptiert von Rudy Wurlitzer, der mit der „Dienerin“ nichts zutun hatte. Trotzdem haben beide Verfilmungen einen ähnlichen Effekt: sie lassen einen essentiellen Bestandteil der literarischen Vorlage aus. Bei Homo Faber ist der Schaden aber wesentlich geringer als bei der „Dienerin“.

Homo Faber – das ist der Ingenieur Walter Faber (Sam Shepard), ein zutiefst von Rationalität geprägter Mensch. Schicksal und weiche Kenngrößen wie Gefühle sind für ihn kein Maßstab, an dem er sein Leben ausrichtet. Dementsprechend schnell stößt er Menschen vor den Kopf, die emotionale Entscheidungen vor rationale stellen wie einst seine große Liebe Hanna (Barbara Sukowa) oder seine Geliebte Ivy (Deborra-Lee Furness). Selbst als er mit einer Super-Constellation abstürzt und auf dem Platz neben ihm der Bruder seines ehemals besten Freundes sitzt, beginnt Faber noch nicht an das Schicksal zu glauben. Dafür brauch es drei weitere schicksalhafte Begegnungen. Zwei mit dem Tod und eine mit der Liebe. Das Drama Fabers wurde von Schlöndorff atmosphärisch inszeniert. Die vielen Schauplätze des Buches kommen stimmungsvoll rüber – egal ob Melancholie in Paris, Lebenslust und Liebe im sonnigen Griechenland oder das Flair an Bord eines Schiffes, bei dem der Eindruck entsteht, dass die Zeit stehen geblieben wäre. Einzig die Kapitel in Südamerika sind arg gekürzt und verzichten daher auf das fiebrige Flair, das ich im Hörbuch genießen durfte. Sam Shepard und July Delphy als Sabeth geben eine einfühlsame Darstellung ab, die maßgeblich dazu beiträgt, dass sich der Film zu dem bitter-schönen Drama hochschraubt, das Frischs Vorlage ist. Nur warum Wurlitzer und Schlöndorff auf die ultimate letzte Probe Fabers verzichtet haben und ihm ein anderes Ende verpassen, das kann ich mir zwar denken, kann mich aber kaum entscheiden, ob ich das nun besser oder schlechter finde als den Ausgang des Buches.

Homo Faber, Frankreich/Deutschland/Griechenland, 1991, Volker Schlöndorff, 117 min, (7/10)

Sternchen-7

Bloom

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James Joyces Mammutwerk wurde schon mehrfach adaptiert – darunter zwei Mal als Film. Ob neu automatisch immer gut sein muss, darüber kann ich nur urteilen, wenn ich mir die Verfilmung aus dem Jahr 1967 auch gebe. Sean Walshs Film aus dem Jahr 2003 tut jedenfalls einiges, was hilfreich ist, und vieles was wenig hilfreich ist. Und lässt einiges weg, das das Buch ausmacht. Nämlich die verschiedenen Stile, derer sich James Joyce bedient. So wird ein ganzes Kapitel des Buches als Bibelverse zitiert oder im Stile von Zeitungsartikeln mitsamt Überschriften. Es wäre ein schmissiger Kniff gewesen die Stilelemente auf den Film zu übertragen. Bloom geht was das betrifft aber konventionelle Wege und erzählt auf Fernsehfilm-Niveau in einer (fast) geradlinigen Abfolge der Ereignisse von Leopold Bloom (Stephen Rea) und wie er einen Tag seines Lebens (genauer den 16. Juni 1904) in Dublin verbringt.

Dabei wird der gebürtige Jude mit antisemitischen Anfeindungen und Vorurteilen konfrontiert, an den Verlust seines Vaters und Sohnes erinnert und sieht sich mit dem Umstand konfrontiert, dass seine Frau Molly (Angeline Ball) eine Affäre mit einem Schaumschläger hat. Man kann sagen, dass es „the worst day in the life of Leopold Bloom“ ist. Mit Stephen Dedalus (Hugh O’Conor), der parallel durch Dublin irrt, begegnet er aber bald einem „Sohn-im-Geiste“. Der Film wie auch das Buch handelt, wenn man es irgendwie in einem Satz zusammenfassen muss, von einem „neuen Helden“. Einem sehr menschlichen Protagonisten – oder zweien, wenn man so möchte. Scheinbar normale Männer, die den Pathos früherer Heldenfiguren abgelegt haben. Der Film hat aber wenig dramaturgisches Fingerspitzengefühl. Zwar werden im Voice-Over der Stream of Consciousness aufgegriffen, aber die Geschichte wird in geradliniger Kontinuität erzählt und lediglich mit einigen Einblendungen unterstützt. Es fühlt sich damit wie die verständlichere Light-Version der Literaturvorlage an, die halt einfach nur die Geschehnisse hernimmt und in einen „einfacheren“ Kontext bringt. Das ist aber weitaus weniger als das Buch an Inhalt bietet. Es geht einfach sehr viel vom Feeling und versteckten Anekdoten verloren und wirkt daher um einiges banaler. Eine schöne Note ist, dass Molly den Film einrahmt. Er beginnt mit ihrem Monolog gegen Ende des Buches und endet damit und schließt damit auf fast romantische Weise mit Gedanken an den Beginn ihrer Beziehung zu Leopold.

Bloom, Irland, 2003, Sean Walsh, 113 min, (5/10)

Sternchen-5


„ANNA KARENINA Trailer Deutsch German 2012 HD“, via KinoCheck (Youtube)

Anna Karenina (2012)

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Joe Wright kann historischen Stoffe offensichtlich. In seiner Filmografie finden sich u.a. Abbitte, Stolz und Vorurteil und Darkest Hour. An wunderbaren Bildern, Stimmung und dem Kostümfilm-Flair mangelt es Anna Karenina auch nicht. Besonderer Kniff des Films ist, dass sich die Szenen alle auf einer Theaterbühne abspielen. Wie bei einem „Film im Film“ bzw „Stück im Film“ ist der Zuschauer Zeuge wie die Darsteller von Bühne zu Bühne gehen, auch mal über das Geschehen hinweg laufen, von oben auf die Szene schauen oder auch das Bühnenbild gewechselt wird. Ein spannender Kniff, der das Gefühl Anna Kareninas einfängt von einem Publikum das Öffentlichkeit heißt auf Schritt und Tritt beobachtet und bewertet zu werden. Denn im Russland des 19. Jahrhundert macht Anna etwas, das Männern verziehen wird, Frauen aber nicht: Sie lässt sich auf eine Affäre ein. Das gesellschaftliche Urteil und die eigene Schuld wiegt schwer.

Was der Film kann ist Atmosphäre aufbauen und schöne Bilder zeichnen. Die üppige und opulente Ausstattung schafft ein brillantes Kostümfilm-Feeling. Die Szenenwechsel und das theaterhafte vermitteln eine Dynamik, die die über zwei Stunden Spielzeit deutlich auflockern. Aber das ist auch schon alles. Der Russland-Lokalkolorit kommt nur anhand einiger gesummter Liedchen und kyrillischen Namedroppings im Bühnenbild durch. Ansonsten könnte es ein x-beliebiger Kostümfilm sein. Alles was Tolstoi an Botschaft vermitteln wollte, wurde sehr stark reduziert. Das ist kein Wunder, schließlich ist Anna Karenina ein außerordentlich gehaltvoller Türstopper mit x Nebenhandlungen. Leider kommt so die Erzählkunst und viel der Gesellschaftskritik nicht durch. Figuren wie Lewin (gespielt von Domhnall Gleeson) und was ihn bewegt kommen genauso wenig zur Geltung wie die religiöse Verklärtheit. Seine Beziehung zu Kitty (Alicia Vikander) hat Screentime von vielleicht nicht mal 10 Minuten und man fragt sich, warum sie nicht ganz herausgestrichen wurden, da der Gegensatz zu der Beziehung Annas und Wronkis damit eh nicht deutlich wird. Zahlreiche Charaktere wurden freundlicher (Jude Law als Karenin), rechtschaffener und aufopfernder (Wronski) oder intriganter (Ruth Wilson als Gräfin Betsy), auf jeden Fall aber einseitiger angelegt, wodurch die Geschichte oberflächlich und vorhersehbar wirkt. Alles in allem ist der Film ein Kostümfilm mit hübschen Menschen für Leute, die gerne Kostümfilme mit hübschen Menschen sehen. Den Mehrwert und das Herz der Geschichte vermittelt der Stoff aber nur mäßig.

Anna Karenina, Frankreich/UK, 2012, Joe Wright, 130 min, (6/10)

Sternchen-6

Von Mäusen und Menschen

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George Milton (Gary Sinise) und Lennie Small (John Malkovich) sind Wanderarbeiter im Amerika der Weltwirtschaftskrisenjahre. Lennie ist geistig behindert, hat ein sanftes Gemüt, ist aber bärenstark. Die Mischung bringt ihn oft in Schwierigkeiten mit seiner Umwelt und George reist daher mit ihm zusammen von Farm zu Farm und passt auf ihn auf. Beide träumen von einem einfacheren Leben, in dem sie ihr eigener Herr sind. Vielleicht eine eigene Farm haben und nicht mehr früh raus müssen, weil der Chef es verlangt. Der amerikanische Traum der einfachen Leute? Lennie merkt früh, dass es ihm auf der neuen Farm nicht gefällt. Er soll recht behalten. Der streitlustige Sohn des Farmbesitzers Curley (Casey Siemaszko) und dessen Frau (Sherilyn Fenn), die zu oft die Nähe der Farmarbeiter sucht, sind eine gefährliche Mischung für zwei, die eigentlich nur ein ruhiges Leben haben wollen.

Bei Von Mäusen und Menschen führte Gary Sinises selbst Regie. Wer wie ich überrascht ist, wird noch überraschter sein, dass es nicht mal seine erste Regiearbeit ist. Steinbecks Roman wurde schon mehrfach adaptiert und ein Vergleich zu früheren Verfilmungen steht noch aus. Diese hier ist jedenfalls sehr nah an dem Buch. Im Gegensatz zur Vorlage erzählt der Film linear, d.h. er beginnt mit der Flucht der Beiden nachdem Lennie eine Frau verängstigt hat. Der Film lässt offen, was genau passiert ist. Für Buchleser fehlen wohl einige Schlüsselszenen wie die über Candy und das Schicksal seines Hundes, die doch sehr stark das karge Leben auf der Farm und die Gangart zwischen den Arbeitern charakterisieren. Trotzdem merkt man das dem Film wenig an, der funktioniert auch in seiner leicht abgewandelten Form, da er etwas hat, dass das Buch nicht hat: Bilder. Steinbeck hat auf ausschweifende Schilderungen des Farmlebens verzichtet. Sinises Film zeigt aber das mühevolle Leben, wenn auch ohne übermäßige Spannungen und Spitzen. Damit ist Von Mäusen und Menschen eine relativ buchgetreue Inszenierung, die aber sehr im Geiste des Buches funktioniert und berührt. Auf große inszenatorische Rafinessen verzichtet der Film. Er hat seine Darsteller, die den Film tragen. Allen voran Malkovich, der Lennie sehr kindlich spielt und bei dem es einen fast das Herz bricht zu wissen wie der Film ausgeht. Gary Sinise macht seine Doppelrolle als Regisseur und Darsteller gut, wenn auch das Ende etwas mehr Emotion vertragen hätte.

Von Mäusen und Menschen (OT: Of Mice and Men), USA, 1992, Gary Sinise, 115 min, (8/10)

Sternchen-8


„Schulfilm: Of Mice and Men – Von Mäusen und Menschen (DVD / Vorschau)“, via FILMSORTIMENT.de – Schulfilme – Lehrfilme – Unterrichtsfilme (Youtube)

Das Geisterschloss

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Das Geisterschloss ist ein quasi Remake des weitaus älteren Films Bis das Blut gefriert aus dem Jahr 1963. Darüber lässt sich durchaus spekulieren, vor Allem ist es aber eine Adaption von Shirley Jacksons Klassiker Spuk in Hill House. Und soviel nehme ich vorweg: als Gruselfilm ist er ganz ok, als Adaption ganz weit weg vom Buch und zumindest für meinen Geschmack deutlich banaler und weniger psychologisch oder ausgefeilt. Der Film beginnt mit Lili Taylor als Eleanor Vance, die bisher ihre kranke Mutter gepflegt hat und gefühlt noch gar nicht richtig „gelebt“ hat. Da ihre Familie sowieso versucht sie aus der Wohnung der Mutter eben verstorbenen Mutter hinauszukomplimentieren, beschließt sie ganz auszubrechen und meldet sich auf eine Anzeige für eine Studie. Im Zuge derer werden angeblich Schlafstörungen untersucht, wofür man sich in ein abgelegenes Schloss begeben soll. Dem Aufruf von Dr. Marrow (Liam Neeson) folgen auch noch der um keinen Spruch verlegene Luke (Owen Wilson) und die sehr selbstbewusste und schöne Theo (Catherine Zeta-Jones). Was sie und Eleanor nicht wissen: Marrow untersucht eigentlich Ängste und erhofft sich von dem Schloss, dass sie alle sich so richtig gruseln und er das ganz wunderbar beobachten und studieren kann. Dafür platziert er die eine oder andere Horrorgeschichte. Letzten Endes wäre das nicht mal nötig gewesen – „das Geisterschloss“ lehrt sie auch so das Fürchten.

Bis etwa zur Hälfte des Films erzählt dieser in etwa auch die literarische Vorlage nach. Und das in einer sehr beeindruckenden Kulisse, die nicht mit Requisiten geizt. Besonders stechen dabei die großen Skulpturen ins Auge, die Gänge mit der einen oder anderen optischen Illusion und das Spiegelkabinett, das wie ein Karussell funktioniert. Die überbordende, aber eben auch beeindruckende Szenengestaltung ist das Werk Eugenio Zanettis. Aufgepeppt wird hier und da mit einigen Effekten, die anfangs ein großer Pluspunkt sind, aber später zum Nachteil des ganzen Filmes werden. Effekte, v.A. wenn sie auf CGI fußen, altern schlecht. Und so können mit zunehmender Spielzeit immer weniger Szenen begeistern, in denen das Haus wortwörtlich zu Leben erweckt wird. Auch wenn der Grundgedanke nicht schlecht ist. V.A. die auftauchenden Geister sind aus heutiger Sicht eher schlecht gelungen und können nicht mehr überzeugen. Wobei der eine oder andere Effekt hier auch treffsicherer inszeniert werden könnte, wenn die Geister beispielsweise Eleanor wirklich „anschauen“ würden und nicht an ihr vorbei. Davon mal abgesehen wirkt die Geschichte sehr einfach und geradlinig. Eleanor wird mit der Geschichte von Hugh Crain konfrontiert und deckt darin grausame Fakten auf. Im Gegensatz zu dem Buch und den anderen Adaptionen ist sie hier eine selbstlose Erlöserfigur, die gegen den „Spuk in Hill House“ vorgehen will. Damit verschiebt sich die Handlung und das Ziel der Charaktere fast gänzlich. Und macht den Film eben relativ „einfach“. Auch das Ende lässt keinen Raum für Spekulationen. Man merkt: als Adaption kann es wenig. Es fügt der Handlung nur Banalitäten hinzu und beraubt der Geschichte ihres doppelten Bodens. Als Film betrachtet ist er ein solider 90er-Jahre-Gruseler mit besser Ausstattung als Handlung oder Effekten.

Das Geisterschloss (OT: The Haunting), USA, 1999, Jan de Bont, 113 min, (6/10)

Sternchen-6

Der Herr der Ringe: Die zwei Türme

Wie fasst man auch nur einen einzigen der Herr der Ringe Filme in wenigen Sätzen zusammen? Es geht fast gar nicht. Ich versuche es trotzdem. Im zweiten Teil der Trilogie haben sich die Wege der „Gefährten“ getrennt. Der Ringträger Frodo (Elijah Wood) und sein treuer Freund Sam (Sean Astin) suchen den Weg nach Mordor und bemerken währenddessen ihren Verfolger. Sie stellen Gollum (Andy Serkis) und setzen widerwillig die Reise zu dritt fort, da er angeblich den Weg nach Mordor kennt. Obwohl beiden Hobbits bewusst ist, dass auch er hinter dem Ring her ist, empfindet Frodo zunehmend Mitleid mit der Kreatur. Aragorn (Viggo Mortensen), Legolas (Orlando Bloom) und Gimli (John Rhys-Davies) versuchen derweil die Spur der Hobbits zu verfolgen und zu ihren Freunden aufzuschließen. Währenddessen treffen sie einen alten Bekannten wieder und beschließen den Herrscher von Rohan, König Théoden (Bernard Hill), aufzusuchen und als Verbündeten zu gewinnen. Das Aufeinandertreffen zieht aber große und gefährliche Konflikte nach sich. Währenddessen können Merry (Dominic Monaghan) und Pippin (Billy Boyd) den Truppen entkommen, die sie verschleppt haben – nur um vom Regen in die Traufe zu geraten?


„Herr der Ringe Die zwei Türme – Trailer HD deutsch/german“, via eckladen (Youtube)

Leider kann ich keinen Vergleich zur Literaturvorlage verlinken, da ich hier bisher noch gar nicht über die Bücher geschrieben habe. Und tatsächlich ist es schon über zehn Jahre her, dass ich sie zuletzt gelesen habe. Vielleicht steht mal ein Reread an 🙂 In jedem Fall sind die Unterschiede einige und man kann sie zahlreich in den Untiefen des www recherchieren. Das liegt aber vermutlich in der Natur der Dinge bei einer Vorlage dieses Umfangs und dieser Komplexität. Außerdem denke ich, dass die „Herr der Ringe“-Filme schon immer ein exzellentes Beispiel für Verfilmungen waren, die vielleicht nicht 1:1 den Büchern entspringen, aber großartige Adaptionen im Sinne ihrer Vorlage sind. Immer wieder positiv überraschend ist wie verhältnismäßig gut die Filme gealtert sind, was natürlich zum großen Teil an der fantastischen Ausstattung, den Kulissen und Drehorten liegt und dem verhältnismäßig sparsamen Einsatz von CGI. Letzterer ist deutlich stärker sichtbar und öfter verwendet worden als im ersten Teil. Aber mit seinen 17 Jahren auf dem Buckel ist der Fantasy-Epos immer noch ein schmuckes Ding, der sogar die Hürden eines „klassischen zweiten Films“ einer Trilogie meistert, indem er nach und nach den Fortschritt der meisten Charaktere vertieft aber auch eine übergreifende, dramatische Handlung zu erzählen weiß. Frodo spürt mehr und mehr die Bürde des Ringträgers und sein Charakter wird vom Wesen des Rings befallen. Viele der Gefährten werden zudem in Konflikte verwickelt, die Sauron und Saruman beeinflussen und die viele Leben fordern. Wer es bis jetzt noch nicht gemerkt hat, wird hier merken, dass der Einfluss Saurons und Sarumans ganze Völker ruinieren und vernichten kann. Als Teenager empfand ich es schwierig bei solchen komplexen und globaleren Handlungen zu folgen und habe oftmals den Faden verloren warum oder wie genau jetzt Aragorn & Co. in den Krieg zwischen Rohan und den Uruk-hai stolperten. Das ist bei solchen komplexen Epen sicherlich immer eine Schwierigkeit. Als Erwachsener Zuschauer habe ich damit kein Problem mehr. Stattdessen tue ich mich jetzt mit der Glaubwürdigkeit einiger Actionszenen und Kämpfe schwer. Interessanter Nebeneffekt: Die Schlacht von Winterfell wirkt stark von der Schlacht um Helms Klamm abgekupfert … .

Der Herr der Ringe: Die zwei Türme (OT: The Lord of the Rings: The Two Towers), USA/Neuseeland, 2002, Peter Jackson, 172 min, (9/10)

Sternchen-9

Fahrenheit 451

– zur Literaturbesprechung

Im Grunde ist Fahrenheit 451 ein passabler Thriller, der einen kritischen Blick auf eine medienbesessene Gesellschaft wirft. Eine Gesellschaft, die sich nur über inhaltsleere Gesten, Emojis, Youtube und soziale Netze austauscht. Die daher auch all ihr Wissen aus diesen Quellen ziehen muss, was Tür und Tor für Gedankenkontrolle und Meinungsmache öffnet. Wäre das alles, dann wäre Ramin Bahranis Film gut. Er hätte nur eben keine allzu neuen Inhalte und keine besonders neuen Impulse in der grundsätzlichen Handlung. Die schöne Optik ist Trumpf: beispielsweise die coole Darstellung eben dieser omnipräsenten sozialen Netze. Auch die Impulse durch Fake-News und die Trump-Ära tragen einiges dazu bei, dass man in der Handlung aktuelles Zeitgeschehen wiederfindet. Dann aber ist da der Fluch der Literaturadaption. Denn dummerweise geht es in der Literaturvorlage von Ray Bradbury noch um viel mehr. Und das liegt in diesem Fall wie ein Schatten über dem Film.

Im Buch geht es um eine Feuerwehr, die sich mit Feuer wehrt. Undzwar gegen Bücher. Jegliches Gedankengut, dass die Menschen rührt und aufwühlt wurde irgendwann verboten. Die Verbote wurden ausgeweitet bis in der Geschichte von Fahrenheit 451 letztendlich alle Bücher verboten wurden und verbleibende Exemplare und die bibliophilen Rebellen werden verbrannt. Smells like tears and kerosene. Michael B. Jordan spielt in dem Film den Feuerwehrmann Guy Montag, der durch die Bekanntschaft mit der unkonventionellen Clarisse McClellan (Sofia Boutella) seine Einsätze hinterfragt und es wagt Bücher in die Hand zu nehmen. Während Montag aber in der Literaturvorlage von der büchereigenen Magie überwältigt und angezogen wird, ist davon im Film wenig zu merken. Die Adaption (übrigens aus Bahrani und Amir Naderis Feder) ist gut darin viele bedeutungsvolle Bücher aus aller Herren Länder zu zeigen, aber viel gelesen oder rezitiert wird nicht. Der Militarismus und Druck der Vorgesetzten dominiert. Und das leider so stark, dass man sich bis zum Schluss nicht die Mühe gibt zu erklären, warum Montags Chef Captain Beatty (Michael Shannon) selber so gewissenhaft an seiner Aufgabe festhält, obwohl er selber oftmals einige sogar sehr lyrische Zeilen verfasst. Und aus der bezaubernden andersdenkenden Clarisse aus dem Buch, die zugegebenermaßen etwas wenig Profil hatte, wurde im Film eine Rebellin wie man sie schon in verhältnismäßig vielen Filmen gesehen hat und die damit auch wenig Profil hat. Da bleibt trotz guter Zutaten und sicherlich einem großen Willen erschreckend wenig hängen.

Fahrenheit 451, USA, 2018, Ramin Bahrani, 101 min, (6/10)

Sternchen-6

Da dürfte so ziemlich alles dabei sein – von gelungenen Adaptionen, die das Buch quasi 1:1 nacherzählen; über Adaptionen die auf gelungene Weise abweichen bis hin zu Adaptionen, in denen das Buch kaum noch erkennbar ist. Dass die Frage, was besser ist – „Buch oder Film?“ die Gemüter sehr erregt, zeigt auch die von mir vor einer Weile ins Leben gerufene Blogparade. Daraus ging aber v.A. hervor, dass es ist nicht immer automatisch das Buch ist, was besser ist. 😉 Adaptionen können auch was und bringen oftmals neue Impulse ins Spiel. Wie haben euch die hier besprochenen Literaturklassiker und ihre Verfilmungen gefallen? Welche Beispiele fallen euch ein? Und wo hat es die Adaption besser gemacht? Wo hätte man es mit dem adaptieren besser gelassen? Und was seht ihr als besondere Herausforderung von Verfilmungen aus Literaturklassikern? Abbilden des historischen Kontexts, „relevant machen“ der Handlung, …?

„7ème art“ (Sprich: septième art) heißt „siebte Kunst“. Gemäß der Klassifikation der Künste handelt es sich hierbei um das Kino. In dieser Kategorie meines Blogs widme ich mich also Filmen – evtl. dehne ich den Begriff dabei etwas. Regulär stelle ich zwischen dem 1. und 5. jeden Monats jeweils 7 Filme in kurzen Reviews vor.

4 Antworten

  1. Ein schönes Special (auch wenn ich gar nicht mehr in Erinnerung hatte, dass ich das mal angeregt hatte … aber ja, irgendwann hatten wir uns dazu mal auf Twitter – meine ich – ausgetauscht).

    Und du hast sogar schon „Of Mice And Men“ drin! 😀 Den hab ich ja leider noch nicht gesehen, aber deine Beschreibung klingt vielversprechend – obwohl ich es extrem schade finde, dass sie die Szene mit Candys Hunde gestrichen habe, da sich aus der Stelle so viel für spätere Handlungen und für das Denken und Handeln der Arbeiter ableiten lässt.

    Fahrenheit habe ich bisher weder gelesen noch gesehen.

    HdR zähle ich grundsätzlich auch mit zu den besten Verfilmungen überhaupt. Die Filme haben es einfach wunderbar geschafft, Mittelerde zum Leben zu erwecken, erfahrbar zu machen und die ganze Atmosphäre der drei Bücher einzufangen.

    Was Anna Karenina angeht, musste ich gerade grinsen, weil du so auf den Punkt bringst, wie der Film ist: hübsch anzusehen, aber inhaltlich dünn. Kitty und Lewin kamen mir auch viel zu kurz, wobei ich mal gelesen habe, dass die bisher in keiner Verfilmung auch nur annähernd genug Raum bekamen (z.T. wurde ihre Geschichte ganz gestrichen).

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ja eigentlich wollte ich zu „Of Mice and Men“ einen extra Beitrag schreiben, aber soviele Unterschiede gibt das gar nicht her, deswegen habe ich es dann gelassen 🙂 Also die Szene mit dem Hund ist so halb drin – als halt angedeutet wird, was sie mit dem Hund machen wollen. Nur die eigentliche Szene bleibt einem erspart. Irgendwie schaffen sie es aber im Film trotzdem auf andere Weise zu zeigen wie karg oder zumindest anstrengend das Leben der Arbeiter ist.

      Woah … Kitty und Lewin ganz gestrichen?? Da müsste sich eigentlich der Tolstoi im Grabe rumdrehen … o_O Sehr sehr schade. Tatsächlich habe ich versucht noch ein paar andere Verfilmungen ranzuschaffen, aber dann irgendwie aufgegeben. Die mit Sean Bean hätte ich gern gesehen 😀 … den kann ich ehrlich gesagt aber auch kaum anschauen ohne an HdR zu denken …

  2. Zu „Anna Karenina“: Es gibt doch eigentlich nur einen Grund den Film zu schauen… Keira Knightley. 😉

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